James Cameron hat vor kurzem drei seiner populärsten Filmklassiker (The Abyss (1989), Aliens (1986) und True Lies (1994) in neuer UltraHD 4K-Qualität auf Blu-ray herausgebracht. Doch anstatt den bewährten Weg zu gehen, die Original-Negative der Filme neu in 4K zu scannen und dieses Material dann digital zu restaurieren, entschied sich Cameron dafür, bereits in geringerer Auflösung digitalisiertes Filmmaterial per KI nach 4K hochskalieren und auch bereinigen zu lassen.

Cameron nutzte für diesen Prozess einen von Peter Jacksons Park Road Post Production speziell für diesen Zweck entwickelten DeepLearning-Algorithmus, welcher schon bei Jacksons eigenen Dokumentationen "The Beatles: Get Back" und "They Shall Not Grow Old" zum Einsatz kam, um altes Filmmaterial zu "modernisieren". Doch auf manche Betrachter wirken die neuen KI-4K-Versionen von Camerons alten Klassikern sehr befremdlich: zwar sind sie extrem scharf, doch gerade Gesichter schauen oft seltsam aus.

Besonders im Blickpunkt der Kritik steht "True Lies" mit Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis - der YouTuber Nerrel etwa beschreibt Nahaufnahmen von Schwarzeneggers Gesicht als eine "Menagerie von Parasiten, Brandnarben und Porzellanrissen", dessen Falten einmal überscharf sind, was seine Gesichtshaut wie zerknittertes Leder aussehen läßt, und ein anderes Mal unnatürlich weichgezeichnet. Zudem haben die von der KI ergänzten (falschen) Details keine zeitliche Konsistenz, d.h. sie ändern sich alle paar Frames. Bei schlechter Lichtsituation passieren noch seltsamere Dinge mit Gesichern.
Hier Nerrels sehr unterhaltsame Kritik der neuen Cameron 4K-Versionen mit vielen Beispielen von KI-Fehlern:
Und hier ein Vergleich der neuen 4K UHD Blu-ray mit der D-Theater D-VHS
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Aber woran liegen diese Fehler? Ziemlich eindeutig am verwendeten KI-Algorithmus zum Upscaling und zur Filmrestauration, welcher - systembedingt - erraten muss, welche Bilddetails beim Erhöhen der Auflösung ergänzt werden müssen. Nicht mit willkürlichen Bildinformationen, sondern - abhängig vom Trainingsmaterial - mit wahrscheinlichen solchen. So entstehen Bildfehler - ganz analog zu den Halluzinationen (oder besser dem Bullshitting von Text-KIs wie ChatGPT. Da dieser Ratevorgang von Einstellung zu Einstellung neu erfolgt, kommt es außerdem zu Inkonsistenzen der Darstellung in längeren Sequenzen - die (anscheinend schon etwas ältere) KI von Park Road Production erkennt nicht, dass es sich bei unterschiedlichen Abbildungen von Schwarzeneggers Gesicht immer um ein und dasselbe Gesicht handelt.

Warum hat Cameron KI zur Restaurierung seiner Filme gewählt und nicht die klassische Methode? Waren die hohen Kosten der traditionellen Filmrestaurierung das ausschlaggebende Argument? Hat Cameron sich täuschen lassen von den Versprechungen von KI? Die Gefahr besteht, dass in Zukunft viele Filmklassiker in 4K-Versionen auf Blu-ray veröffentlicht werden, die ebenfalls nur per KI "verbessert" werden und nicht auf das Originalfilmmaterial zurückgreifen, welches - digital bereinigt - eine hervorragende Qualität auch in 4K liefern würde. (Danke an Cantsin)