Hier unser Test der Nikon D4s – dem aktuellen DSLR-Schlachtschiff von Nikon für Profifotografen. Vor fast genau 2 Jahren hatten wir den Vorgänger – die Nikon D4 in der Redaktion zum Test gehabt. Seitdem hat sich viel im Video-DSLR Segment getan. Kann die Nikon D4s mit aktuellen Video-DSLRs mithalten?

Nikon D4s
Betrachtet man den Body der Nikon D4s scheint sich nicht viel im Vergleich zum Vorgänger Nikon D4 geändert zu haben. Das erstaunt nicht weiter, bedeutet doch das „s“ in der Nikon Nomenklatura „nur“ ein erweiterter Funktionsumfang im Vergleich zum Vorgängermodell und keine komplett neue Kameraentwicklung mit neuem Sensor etc. ( „H“ steht meistens für höhere Geschwindigkeit und „X“ für eine höhere Auflösung.) Der Produktzyklus im Profisegment unterscheidet sich (noch) wohltuend vom Konsumerbereich: Die Nikon D1 erblickte 1999 erstmalig das Licht der Welt, die Nikon D2 folgte in 2003, die Nikon D3 in 2007 und die Nikon D4 in 2012. Vier Jahre sind ein guter Schnitt mit jeweiligen kleineren Model-Updates alle 2 Jahre: wie nun auch die Nikon D4s mit ihrem Fullframe (Nikon FX) CMOS Sensor mit 36,0 x 23,9 mm (s. Sensorgrößen im interaktiven Vergleich hier im slashCAM Sensorgrößen Tool.
Zentrales Unterscheidungsmerkmal zum Vorgänger Nikon D4 dürfte bei der Nikon D4s der neue Expeed 4 Bildprozessor sein. Aus ihm heraus lassen sich viele Vorteile gegenüber der Nikon D4 erklären: Höhere Serienbildgeschwindigkeit (11 B/s mit Autofokus und Belichtungsmessung), verbesserte Autofokusverarbeitung, deutlich verbesserter HDMI-Output und – für unseren Bereich von besonderem Interesse: 1080/50 und 60p HD-Formate.

Zwar hatten wir im Vorfeld der Nikon D4s Vorstellung auch in Richtung 4K spekuliert aber dafür scheint ein anderer Sensor von Nöten zu sein. Nikon spricht zwar von einem Sensor-Update – eine Neuentwicklung dürfte hiermit jedoch nicht gemeint sein. Also diesmal noch keine 4K Videoauflösung an Bord der Nikon D4s.
Das Handling-Kapitel kürzen wir diesmal ab, da sich der Body und das Schalterlayout kaum im Vergleich zu Nikon D4 verändert hat und damit auf gleichem, hohen Niveau liegt, wie bei der Nikon D4. Das gleiche gilt für die Verarbeitung des extrem robusten Magnesiumbodys der über jeden Zweifel erhaben ist.

In Sachen Videofunktionen hätten wir jedoch gerne noch ein Paar weitere Neuerungen gesehen, die mittlerweile von anderen Video-DSLRs geboten werden. Hierzu zählt eine prozentweise einstellbare Zebra-Anzeige als Overlay im Display, eine einfache Weißabgleichfunktion für die Videoaufnahme, ein weicher einsetzender Autofokus im Videomodus (zwar noch am ehesten vernachlässigbar aber trotzdem woanders verfügbar) und farbiges Peaking. Nikon müsste hier nachlegen, wenn man mit dem Niveau der videoafineren Konkurrenz im Systemkamerabereich gleichziehen wollte. (Wir fürchten nur, dass dies Nikon - zumindest für sein Flaggschiff-Segment – nicht ganz so wichtig ist wie uns …;)

Doch die Nikon D4s hat dafür in anderen auch videorelevanten Bereichen - zumindest im Vergleich zum Vorgänger - deutlich zugelegt. Am effektivsten in Sachen HDMI-Output und Videoformaten.
Wer sich einmal die HDMI-Output-Tabelle zu Gemüte führt, die wir seinerzeit noch für die Nikon D4 angelegt hatten, erhält eine Vorstellung davon, wie sich die Zeiten in Sachen HDMI-Output Funktion ändern: Bei der neuen Nikon D4s wird ganz einfach das eingestellte Videoformat 1:1 und ohne Overlays nach außen geführt – egal ob zeitgleich intern auf Karte aufgezeichnet wird oder nicht. Das bedeutet, dass parallel mit 1080/50p, 60p, 25p oder 24p intern wie extern aufgezeichnet werden kann.
Die neuen Videoformate – Expeed 4 sei Dank – wurden bereits erwähnt. Die Nikon D4s stellt die gesamte Palette an progressiven HD 50 und 60p Formaten zur Verfügung sowie natürlich 25 und 24p. Damit schließt die Nikon D4s zu den aktuellen Videoformaten auch im eigenen Haus auf (s.a. unser Test der Nikon D5300 sowie der Nikon D3300 - beide ebenfalls mit Expeed 4 Bildprozessor).
Beim genutzten Encodingprofil für H.264 wurde dem neuen 50p-Encoding Rechnung getragen. Das Profil wird nun mit High@L4.2 angegeben. Beim Vorgänger Nikon D4 war es noch High@L4.0 gewesen. Die maximale Datenrate der Nikon D4s wuchs dementsprechend auch auf jetzt ca. 38 Mbit/s (zuvor ca 20 Mbit/s).
Beim Audiorecording ist hingegen alles beim Alten geblieben. Hier findet sich nach wie vor 16 Bit Linear PCM Audio mit 48 KHz.
Testlabor
Bei Ausnutzung der gesamten Sensorfläche gelingt der D4s die Sensorskalierung auf FullHD nur äußerst weich. Das bedeutet wenig Schärfe, aber immerhin auch keine Moirés:

Im Crop-Modus steigt die Schärfe deutlich an, selbst im empfehlenswerten neutralen Bildmodus mit heruntergedrehter Schärfe. Allerdings sorgt das 1:1-Pixel Debayering hier auch für leichte Falschmuster in den Kreisen sowie für leichte Moire-Bildung in den Sweeps:

Nutzt man hier das Standard-Profil, welches per default künstlich nachschärft, so treten diese Bildfehler deutlich zutage:

Bei den Farben liefert die Kamera bei genügend Licht wie zu erwarten ein äußerst ausgewogenes Bild ab.

Bei wenig Licht (ca. 12 LUX) versucht der Weißabgleich keine neutrale Farbabstimmung zu erzwingen. Das Rauschen ist wie zu erwarten bei ISO 800, Blende 1,4 und 1/50s noch sehr gering und die Kamera verliert gegenüber der 1200LUX-Aufzeichnung relativ wenig an Schärfe. Wenn man die Schärfebene trifft ;)

Praxis Test

Alle Außenaufnahmen wurden mit dem Zeiss Compact Prime CP.2 25 mm/T2.1 bei Blende T11 und 1/50 Sekunde gemacht.
Hier unser Tageslichtschwenk in 1080/24p:
Nach den sehr guten HD-Ergebnissen, die wir in den letzten Wochen durch herunterskaliertes 4K Material erhalten haben, hat es das HD-Bild der Nikon D4s natürlich besonders schwer. Es reiht sich letztlich im Mittelfeld aller von uns getesteten Video-DSLRs ein und wird damit von der Consumer-Klasse des eigenen Hauses in Form der Nikon D5200/D5300 übertroffen. Man merkt der Nikon D4s an, dass ihr Sensor nicht in erster Linie auf Videofunktionen hin entworfen wurde. Ein Profifotograf, der hingegen nur gelegentlich mit Video zu tun hat, dürfte trotzdem mit der gebotenen Videoqualität gut klarkommen.
Deutlich mehr Auflösungsvermögen bringt der HD-Sensorcrop Modus. Dies ist eigentlich die HD-Qualität, die wir uns für eine Nikon D4s im Normalbetrieb wünschen würden – allerdings ohne den Cropfaktor von 2.7:
Doch hier wird man auf Full-Sensor Readouts der nächsten Generation oder eben auf 4K>HD Skalierungen warten müssen.
Bei den Picture-Profiles hingegen ein positives Bild. Kaum ein anderer Hersteller in diesem Segment hält so viel Gestaltungsspielraum bei den Bildprofilen bereit. Bereits die standardmäßig festgelegten unterscheiden sich stark voneinander und geben einen guten Eindruck von dem, was mit der Nikon D4s an Bildkontrolle möglich ist:
Schließen wollen wir das Praxiskapitel zur Nikon D4s mit einem Schwenk in 1080/50p – dem neuen hinzugekommenen Videoformat der Nikon D4s – die Expeed 4 Bildengine macht`s möglich:
Fazit
Die Nikon D4s bleibt bei der Videoqualität im Großen und Ganzen auf dem Niveau des D4 Vorgängers. Im aktuellen von 4K geprägten Umfeld empfinden wir das als etwas zu wenig für eine Flaggschiff DSLR auch wenn es technisch gesehen verständlich ist und es der andere, große DSLR Hersteller derzeit auch nicht anders hält. Bewegung dürfte hier erst zur Photokina reinkommen und dann wie gewohnt nicht zuerst im Top-Segment – aber wir lassen uns gerne überraschen.
Im bisherigen Video-DSLR-Umfeld liegt die Videoqualität der Nikon D4s nur knapp oberhalb des Niveaus einer Nikon D5300 (oder eine Canon 5D Mark III) und das besagt eigentlich schon alles.
Für einen deutlichen Sprung in der Bewegtbildqualität gegenüber der Nikon D4 hätte es eines komplett neuen Sensors bedurft und der wird erst bei der Nikon D5 zum Zuge kommen.
Für Profifotografen mögen die Neuerungen der Nikon D4s das Upgrade auf die D4s rechtfertigen (neues AF-Modul, höhere ISOs, schnellere Bildverarbeitung, Gigabit-Ethernet etc.) - für Videografen bleiben unter dem Strich ein deutlich verbesserter HDMI-Output und die1080/50 bzw. 60p Aufnahme.
Damit ist unsere Empfehlung klar: Wer im Hause Nikon sehr gute HD-Qualität zu einem konkurrenzfähigen Preis sucht, sollte sich die Nikon D5300 oder die Nikon D7100 näher anschauen.
Niemand dürfte sich eine Nikon D4s nur um Videos zu produzieren zulegen - Profifotografen, die nur gelegentlich mal filmen, finden zu Ihrer Beruhigung die Videoqualtität der Nikon D4s auf Klassenniveau wenn nicht gar minimal besser.
Für den Rest von uns gibt es mittlerweile einfach zu viele preis-/leistungstechnisch attraktivere Alternativen im Markt.