Frage von ArnAuge:Zu Analogzeiten gab es Filme mit ISO 25 und weniger. Die waren besonders feinkörnig. Übertragen auf Digitaltechnik müsste man hier doch besonders rauscharm arbeiten können - denke ich als technischer Laie.
Ein ND-Filter ist immer ein blöder Kompromiss, denn jedes zusätzliche Glas im Strahlengang wirkt qualitätsmindernd. Wenn dann die Kameras in der Klasse ab 500 Euro wenigstens standardmäßig einen zuschaltbaren ND-Filter hätten! Ich weiß nicht, wie das in einer Kamera wie beispielsweise der Sony RX 10 realisiert wird, aber ein Umschalten auf ISO 25 oder noch weniger müsste doch technisch die un-aufwendigste Lösung sein - für mich als Laien jedenfalls.
Jetzt meine Frage: Warum geht das offensichtlich nicht? Oder warum wird das nicht gemacht?
Antwort von beiti:
Ich kenne die Problematik von DSLRs im Fotobereich. Die Sensoren werden ja eigens auf Lichtempfindlichkeit getrimmt, etwa mit Hilfe von Microlinsen auf den einzelnen Pixeln. Im DSLR-Bereich beträgt die Grundempfindlichkeit mancher Modelle schon ISO200. Wenn man sie mittels Spezialfunktion doch unter die technisch gegebene Grundempfindlichkeit schaltet, geht das nur "softwaremäßig" und mit Verlust von Zeichnung in den Lichtern - genauso, als hätte man überbelichtet und gleicht das nun per Einstellung im RAW-Konverter aus. Ab einer gewissen Lichtmenge "läuft der Sensor über" und verkraftet nicht mehr Licht.
Nun würde man erwarten, dass die Grundempfindlichkeit sinkt, wenn man einen kleineren Sensor mit entsprechend kleineren Pixeln benutzt. Dasselbe müsste passieren, wenn eine DSLR im Videomodus nur jeder zweite oder dritte Zeile ausliest (Lineskipping); man merkt ja auch am Rauschverhalten, dass DSLRs im Videomodus nicht genauso lichtempfindlich sind wie im Foto-Modus. Warum das nicht passiert und man die Kameras im Videomodus dennoch nicht entsprechend runterschalten kann, bleibt das Geheimnis der Hersteller; vielleicht wollen sie einfach nur das Lineskipping vertuschen - denn wenn der ISO-Bereich im Videomodus statt 200-12800 plötzlich auf 50-3200 sinken würde, kämen viele Kunden erst dahinter, dass da technisch ein Unterschied besteht.
Antwort von Adam:
Der User WoWu kann das ganz wunderbar erklären!
Was mir jetzt so spontan aus seinen Erklärungen einfällt:
- ISO lässt sich nicht wie ASA 1:1 vergleichen
- Jeder Hersteller kocht da sein eigenes Süppchen
- ISO-Werte sind zwar für den Anwender eine Angabe 'wie hell' und 'wie rauschend' das Bild wird, aber ansonsten weder richtig aussagekräftig, noch vergleichbar, noch linear ab- bzw. ansteigend
- Es gibt mehrere (5, oder 7?) 'Rauscharten'
- Viele Kameras (alle?) rauschen nicht bei den kleinesten ISO-Werten am wenigsten, sondern bei etwas höheren
- Es gibt ein Grundrauschen, das nicht 'unterboten' werden kann.
- Es gibt einen Punkt bei dem die verschiedenen Rauscharten und andere negative Effekte in ihrer Summe die geringste unerwünschte Auswirkung haben. Und das ist idR nicht bei ISO 100 sondern bei höheren Werten.
Hier sind die Erklärungen von WoWu:
viewtopic.php?t=113543?start=0&postdays ... highlight=
Antwort von Jalue:
Mal abseits rein technischer Gründe liegt die Antwort für DSLR’s auf der Hand, auch wenn es hier bei Slashcam an Ketzerei grenzt, sie offen auszusprechen: Es sind und bleiben eben FOTOapparate! Als Fotograf habe ich ja auch noch die Belichtungszeit als Regulativ und bin nicht (weitgehend) auf 1/50 S festgetackert. Jede halbwegs brauchbare Videokamera verfügt ja über eingebaute ND Filter.
Antwort von ArnAuge:
Dank an alle - vor allem für den Link zu WoWus Erklärung! Das bringt schon etwas Licht ins Rauschen...
Da es für die Kamerahersteller immer schwieriger wird, sich von der Konkurrenz abzuheben - denn richtig schlechte Produkte gibt es ja kaum noch - kann man ja hoffen, dass zumindest im Prosumer-Bereich der Einbau von zuschaltbaren ND-Filtern eine Selbstverständlichkeit wird.
Antwort von WoWu:
Deine Frage nach dem ND ist schnell beantwortet:
Ein ND vermindert die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft, um die FullWell Situation zu verändern.
ISO wirkt aber nur auf den Prozessweg, also die elektrische Verarbeitung. Es verhindert also nicht, dass der Sensor in die Sättigung fährt sondern macht das Bild nur heller oder dunkler, inclusive des gesättigten Bereiches.
ISO wirkt (im Wesentlichen) auf den Analogverstärker vor den D/A Wandler und ist daher als ND-Ersatz nicht zu gebrauchen.
Antwort von ArnAuge:
Danke WoWu, zu deiner Verdeutlichung!
Was mir zu dem Thema schon ewig durch den Kopf geistert: Auf dem Display eines Taschenrechners verändern die Ziffern ja ihre Farbe/Dunkelheit mit der Spannungsstärke. Bei fast leeren Batterien sind sie nur noch grau statt schwarz. Diese Technik müsste sich doch grundsätzlich nutzen lassen, um vor dem Sensor einen variablen Graufilter zu installieren. Natürlich dürfen dann keine Leiterbahnen oder sonstige Zwischenschichten den Strahlengang behindern.
Auf diese Art ließen sich sogar Teile des Sensors maskieren bzw. könnte ein Logo oder Wasserzeichen mit einbelichtet werden. Das sind natürlich Dinge, die sich heute in der PostPro bequemer machen lassen. Aber meine Idee stammt noch aus der Analogzeit, als ich mit 4x5-inch-Planfilm arbeitete und da für Mehrfachbelichtungen im Kompendium vor dem Objektiv ganz schön mit der Maske zu fummeln hatte.
Antwort von WoWu:
Tja, das könnte man alles machen, wenn wir es nicht 'echten" Grössen zu tun hätten und nicht mit Sensoren, auf denen auf wenigen Quadratmillimetern Millionen von Bilddetails scharf abgebildet werden sollen.
Die Verkleinerung ist das Problem. Beim Taschenrechner spielt sich alles in "realer Grösse" ab, beim Sensor hingegen sind auch schon geringste Unebenheiten von wenigen µ hinterher bereits sichtbar.
Wenn das Airy-Scheibchen einer einzigen Lichtwelle, beispielsweise von Grün und einer Blende von 2.8 (bei einem perfekten Objektiv) bereits Ausmasse von 1,75 µ hat und bei Blende 16 bereits fast 10 µ, das Sensorpixel aber lediglich 1,4 µ, dann fragt man sich, wo da noch Raum für zusätzliche Elemente zu finden sind.
Ausserdem führt jedes Element im optischen Weg zu Lichtverlust, selbst hochwertiges, einfaches Glas führt dazu.
All das taugt nicht für derartig sensible optische Einheiten.
Aber ist ja auch nicht besonders schlimm ... geht ja auch so sehr gut.
Antwort von ArnAuge:
Danke! Hab mir schon gedacht, dass bei meiner Idee ein Haken ist. Sonst hätte sie bestimmt schon jemand umgesetzt. ;-)