Das Vertrauen zur Regie ist essentiell

Ich fand meinen Abstand, ging hin und schon sprachen wir über die gemeinsame Frustration. Nur besser hat es das für mich auch nicht gemacht. Der Makel blieb ja, ich hatte versagt. Jedenfalls in meinen Augen. Gleichzeitig kam ich mir albern und hysterisch vor. Aber ich wollte es doch nur gut machen. Ein weiterer Aspekt, der anders ist auf dieser Seite. Während hinter der Kamera, auch wenn es schändlich ist, schon mal die Haltung von „versendet sich“ auftauchen kann, ist das vor der Kamera kaum denkbar. Dafür ist der Druck zu groß.



Oder wollte er mir gerade genau das sagen, das sich es nicht zu ernst nehmen soll? Aber was hätte das bedeutet? Dass er seinen Film nicht ernst nimmt, und damit uns Schauspieler auch nicht? Wofür also verausgaben wir uns hier, emotional? Nein. Er fing es einigermassen auf, warb um mein Vertrauen und konnte es zurückgewinnen.



Ein weiterer, wenn nicht überhaupt der essentielleste Aspekt: das Vertrauen zur Regie. Ohne das geht gar nichts. Jedenfalls nicht bei mir. Und wie im richtigen Leben, nur irgendwie in Zeitraffer, ist das kein statischer Deal, einmal gemacht, sondern ein permanentes Ringen und Kämpfen.



Dabei lernte ich auch, wenngleich ich das erst später formulieren konnte, dass es als Schauspieler, der vor die Kamera tritt, für den, zugespitzt gesagt, alle anderen arbeiten, meine Verantwortung ist, alles für die bestmöglichen Bedingungen meiner Arbeit zu tun aber eben auch einzufordern. Dieses "Sich-Wichtig-Nehmen" als Arbeitender, bei dem eben nichts sich versendet oder irgendwie nachträglich dran drehen lässt, war für mich wirklich eine neue Erfahrung. Dienen, in dem man sich maximal wichtig nimmt, so wenig Kompromisse wie möglich macht, das ist eine grundlegende Differenz zur anderen Seite. Und auch sie befeuert natürlich das Klischee, Diva, etc.



Foto Claudia Kantner
Foto Claudia Kantner


Dabei zugleich die Grenze zwischen Arbeit, also Figur, und Privatem, also Schauspieler, nicht aus dem Blick zu verlieren, stelle ich mir als große Herausforderung vor, wenn man diesen Beruf länger ausübt. Und vor diesem Hintergrund machten für mich auf einmal auch die ganzen Diskussionen oder Bemühungen um Techniken des Schauspiels Sinn. Wie erzeuge ich wahrhaftige Emotionen, ohne nachher darauf hängenzubleiben? Früher, so habe ich kürzlich erfahren, wurden Schauspieler gesetzlich zwei Stunden vor und bis zwei Stunden nach ihrer Aufführung als nicht zurechnungsfähig betrachtet. Der Paragraph soll abgeschafft worden sein. Das halte ich für einen Fehler.






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