Die Sanyo Xacti HD1010 stellt insofern eine interessante Gerätegattung dar, weil sie zwischen absoluten Billig-Camcordern und Kameras der renommierten Hersteller angesiedelt ist. Da wollten wir doch wissen, was man hier an Qualität erwarten darf.
Nach dem Auspacken macht die Kamera zuerst einmal einen ziemlich soliden Eindruck. Allerdings besitzt sie keinen automatischen Objektiv-Verschluss. Für einen kompakten Camcorder, den man immer schnell „schussbereit“ haben will, sollte dies eigentlich obligatorisch sein, jedoch hätte dies wohl das Gerät noch einmal etwas bulliger gemacht.

Üppig ist das zur Kamera gelieferte Zubehör: Neben einem vollständigen Kabelset inklusive HDMI(!) und diversen Adaptern gibt es einen gepolsterten Kamerabeutel, eine Dockstation und eine Fernbedienung. Eine gedruckte Anleitung lag unserem Testmodell nur in englischer Sprache bei. Dafür gibt es auf der mitgelieferten CD eine ausführliche Beschreibung der Kamerafunktionen in deutscher Sprache – als PDF-Dokument, das man bei Bedarf auch selbst ausdrucken kann (251 Seiten).
Technik
Das Kameraobjektiv ist mit 50 mm (Kleinbild) extrem engstirnig und hat einen 10-fachen optischen Brennweitenbereich. Der 1/2,5 Zoll große True-HD-CMOS-Bildwandler arbeitet mit 4 Megapixeln (3,56 effektiv bei Video) und speichert die aufgenommenen Inhalte auf einer SD(HC)-Karte ab. Der zuschaltbare Bildstabilisator ist leider nur elektronischer Natur und wird seiner Aufgabe in den meisten Fällen nicht sonderlich befriedigend gerecht. Die HD1010 zeichnet Filme in maximal in Full HD-Qualität (1.920 x 1.080 Pixel) auf und besitzt neben einen 1080i-Modus (60 Halbbilder) auch einen 1.080p-Modus für Aufnahmen von bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde. Darüber hinaus stehen zwei 720er-Auflösungen mit 60 Halb- oder 30 Vollbildern sowie vier SD-Auflösungen mit maximal 640 x 480 Bildpunkten zur Verfügung, die bei der Ausgabe als PAL-Signal in das 576i-Fomat konvertiert werden sollen.
60 Hz-Problem
Bei der Signalausgabe über HDMI gab es keinerlei Auffälligkeiten. Schließlich kommt jedes moderne LCD- oder Plasma-Display auch mit den hierzulande nicht so typischen 60 Hz der Kamera zurecht. Bei der internen SD-Konvertierung kam es dann allerdings zu (erwarteten) Problemen: Denn ein normales PAL-Fernsehgerät kann mit den 30 Voll- bzw. 60 Halbbildern herzlich wenig anfangen. Zwar bietet die Kamera eine PAL-Ausgabemöglichkeit, jedoch blieb ein von uns angeschlossener Testfernseher von Sony dabei schwarz. Wer also seine Videos vorerst noch auf seinem nicht HD-fähigen Fernseher betrachten will, sollte ein Gerät besitzen, dass sich auch auf die NTSC-Wiedergabe mit 60Hz versteht. Sonst gibt es nichts zu sehen.
AVCHD - Nee
HD-Video zeichnet die Kamera im MPEG-4 AVC/H.264-Format mit einer Datenrate bis zu 14 Mbps auf, was für allerhöchste Ansprüche bei komplexem Bildmaterial durchaus einen Tick zu wenig sein kann. Die obligatorische Zeitlupen-Funktion schafft bis zu 300 Bilder pro Sekunde in reduzierter Bildgröße von 448 x 336 Pixel. Offiziell AVCHD-Kompatibel ist die Kamera nicht, dennoch gelang es uns problemlos die Dateien in Applikationen wie Vegas oder Premiere (Elements) zu öffnen.
Außerdem liefert Sanyo für die anschließende Bild- und Filmbearbeitung die Software Nero 8 Essential mit. Wer es besonders eilig hat, kann auch im Camcorder selbst seine Filme bearbeiten, schneiden und einzelne Szenen aneinanderfügen. Dies ist mitunter sogar notwendig, um mehrere Clips hintereinander ruckelfrei aus der Kamera auszuspielen.
Äußerst innovativ ist dabei die Xacti-Library-Funktion: Hierbei lassen USB-Festplatten direkt an die Kamera anschließen und von dort aus wie interner Speicher verwalten. Dadurch kann man Clips auf der externen Platte archivieren, aber auch direkt von dort über die Kamera auf dem Fernseher anzeigen.
Audio
In der Audio-Abteilung gibt es eine wirkliche Innovation: So kann die Kamera auch Audio ohne Videodaten aufzeichnen und somit als Diktiergerät oder Flash-Audio-Recorder Verwendung finden.
Dass sowohl ein Mikrofoneingang als auch ein Kopfhörerausgang vorhanden sind ist in dieser Preisklasse nicht unbedingt selbstverständlich. Die Ausführung der Mikrofonbuche ist für hiesiges Zubehör allerdings nicht ausgerichtet. Deswegen liefert Sanyo ein Adapterkabel von 2,5 mm auf 3,5 mm mit. Der Kopfhöreranschluss muss nicht adaptiert werden. Für die Mikrofonaussteuerung bietet das Menü eine 5-stufige Lautstärkeanpassung. Eine Tonpegelanzeige mit Display gibt es nicht.
Praxisbeobachtungen
Wie ein Revolver gehalten erfolgt praktisch die gesamte Bedienung mit dem Daumen. Am Monitorrand gibt es noch einen Umschalter für den „Normal“-Modus auf den „Simple“-Modus”. Letzterer bietet nur die fundamentalen Funktionen, die zur Bedienung der Kamera erforderlich sind. Doch in diesem Automatik-Modus springt die Verschlusszeit munter hin uns her und gelangt dabei auch gerne unter 30 Bilder pro Sekunde, wodurch es in der Aufnahme (besonders bei wechselnden Lichtverhältnissen) immer wieder zu Rucklern kommt. Einzige Möglichkeit, dies zu unterbinden war eine manuelle Fixierung der Belichtungszeit. Neben dem mäßigen Bildstabilisator wissen auch die sonstigen Automatiken nicht sonderlich zu überzeugen. Kurz gesagt: Wer ohne Stativ filmt und sich beim Filmen gerne auf Automatiken verlässt, wird mit dieser Kamera nicht glücklich werden.
Manuelle Filmer finden dagegen im „Normal“-Modus erstaunlich viele manuelle Funktionen im (ziemlich unübersichtlich sortierten) Menü. Ebenfalls ein Novum ist dabei die Einstellmöglichkeit von ISO-Werten beim Bewegtbild. Gerade wer von der Fotografie kommt, kann mit diesen Werten deutlich mehr anfangen als mit den üblichen Gainstufen, die bei der Konkurrenz ohne definierten Basiswert in dB angezeigt werden (wenn überhaupt). Zusätzlich kann man alle vier Bewegungsrichtungen des Joysticks mit Funktionen frei belegen. Sozusagen Custom-Keys, wie man sie eigentlich nur von weitaus teureren Kameras kennt. Allerdings funktioniert das ganze in der Praxis nur recht hakelig. Das Fokussieren über den Joystick gelingt nur in sehr groben Schritten und auch bei anderen Funktionen verklickt man sich mit dem kleinen Stick doch recht häufig. Schade, aber grundsätzlich ein toller Ansatz.
Aus dem Messlabor
Auffällig bei der Bildqualität: Die vertikale Auflösung ist sehr gering. In der Horizontalen zeigt die Kamera dagegen Mittelmaß. Wohlgemerkt messen wir aus Gründen der allgemeinen Vergleichbarkeit unsere Testreihen im 1080i -Standard. Schaltet man die Kamera in den 30P-Modus um, so wird die vertikale Auflösung spürbar besser. Das hilft natürlich auch der gesamten Bildqualität die dann auf ein gesundes HD-Niveau steigt.







Fazit
So viele innovative Ideen haben wir schon lange bei keiner Kamera mehr erlebt: Die reine Audio-Aufnahme, die Xacti-Library-Funktion oder die ISO-Einstellungen sucht man bei den etablierten Konkurrenten vergeblich. Hinzu kommen enorme manuelle Einstellmöglichkeiten kombiniert mit der Anzeige relevanter Parameter wie Fokus-Entfernung oder Belichtungszeit. Sogar das Low-Light-Verhalten der Kamera ist in dieser Preisklasse bemerkenswert. Dennoch weist die Kamera in der praktischen Umsetzung leider auch viele Schwächen auf: Das beginnt bei schon bei der fehlenden Unterstützung für den europäischen 50 HZ-Standard. Anfänger bekommen dazu mit dem unruhigen Bildstabilisator und den schlechten Automatiken keine einfache Urlaubskamera in die Hand. Ambitionierte Filmer werden dagegen die manuellen Möglichkeiten aufgrund der umständlichen Bedienungsmöglichkeiten nicht ausspielen können und sich über den arg engen Weitwinkelbereich ärgern. Bei der Schärfeleistung ist die Kamera gegenüber der Konkurrenz dazu nur im 30P-Modus konkurrenzfähig.
Hier die technischen Daten und alle Testbilder der Sanyo Xacti HD1010 in unserer Camcorder-Datenbank.