Mit der DMC-FZ2000 hat Panasonic eine ziemlich interessante 1" 4K-Hybrid-Bridgekamera mit großem Zoombereich entwickelt, die in ihrem kompakten Gehäuse einiges verbirgt und gleichzeitig viele Funktionen der GH4 geerbt hat...
Der Markt
Sensorgrößen unter einem Zoll (wie sie in klassischen HD-Camcordern meist vorzufinden waren) sind in 4K-Geräten nur noch selten anzutreffen. Wenn es um hochqualitative 4K-Aufnahmen in einem relativ kompakten Gehäuse geht, hat sich in den letzten Quartalen eine Sensorgröße von einem Zoll durchgesetzt. Nicht nur Sony nutzt in seinen 4K-fähigen Premium Modellen RX10 und RX100 dieses Sensorformat, sondern auch Canon hat sich in seinem sehr speziellen 4K-Hybrid-Modell XC10/15 auf diese Sensorgröße festgelegt. Sogar bei reinen 4K-Camcordern findet man diese Bildwandler -welche ungefähr dem analogen Super16mm Film entsprechen- immer öfter. Beispiele hierfür sind nicht nur Sonys FDR-AX100 sondern auch die HC-UX180 aus Panasonics eigenem Haus.
Einzoll-Bildwandler haben den Vorteil einerseits bei der Ästhetik schon in Richtung Großsensor zu gehen, andererseits aber noch klein genug zu sein, um richtige Zoomobjektive (also 10fach oder mehr) in relativ kompakten Abmessungen unterzubringen. Auffallend ist dabei, dass es kein bislang kein Hersteller geschafft hat, Anfangsblenden unter 2.4 in seinen 1-Zoll Geräten mit Zoomoptik zu ermöglichen. Von durchgehenden Blendenwerten darf man dabei ebenfalls bislang nur träumen, weshalb man bei höheren Brennweiten schnell im Anfangs-Blendenbereich von 4 landet.
Bokeh- und Tiefenunschärfe-Fetischisten meiden daher eher die 1-Zoll-Zoom-Hybriden, da hiermit eine deutlich Schärfestaffelung des Motivs wenn dann überhaupt nur aus größerer Entfernung gelingt. Wer dagegen die klassischen Anwendungsfälle einer Camcorder-Nutzung im Auge hat, fühlt sich bei den 1-Zoll-Hybrid-4K-Zoom-Kameras in der Regel gut aufgehoben.

Die Panasonic FZ2000 bringt dabei einiges mit, jedoch ist die Konkurrenz -wie erwähnt- auch schon gut vertreten. Größter Konkurrent dürfte die Sony DMC-RX10 Mk3 sein, wobei auch Canons XC10/15 ähnliche Anwender ansprechen dürfte. Beide Konkurrenten unterbietet die FZ2000 jedoch mit einem Listenpreis von 1.249 Euro deutlich.
Mehr Funktionen in FullHD
Ein Kernstück der Kamera ist der 20 Megapixel BSI-Sensor, der von den technischen Daten her dem Vorgänger - der FZ1000 - gleicht. Tatsächlich erbt die FZ2000 damit auch das größte Manko der FZ1000, nämlich das gecroppte Auslesen des 4K-Fensters. Beim Filmen in 4K reduziert sich die minimale Kleinbild-äquivalente Brennweite von 25 auf 36mm. In Crop-Faktoren ausgedrückt besitzt die Kamera bei der FullHD-Aufzeichnung einen KB-Crop-Faktor von ca. 2,8, der bei 4K-Aufzeichnung ungefähr auf einen Wert um die 4 fällt. Offensichtlich findet in der Kamera im 4K-Modus kein Downsampling, sondern nur ein 1:1 Pixel Readout des Sensors statt. Darauf deuten auch unsere Messergebnisse hin.
Das verbaute 20fach-Zoomobjektiv LEICA DC VARIO-ELMARIT kann auch deswegen nur im FullHD-Modus als wirklich universell betrachtet werden. Denn die äquivalenten 24-480mm werden im 4K-Modus zu 36-720mm, was keine echten Weitwinkelaufnahmen mehr ermöglicht. Tierfilmer dürften sich über das “erweiterte Ende der Brennweite” jedoch umso mehr freuen.
Der Bildstabilisator (Hybrid O.I.S+) arbeitet ebenfalls nur bei einer FullHD-Aufzeichnung im hybriden Modus (elektronisch + optisch). Bei der 4K-Aufnahme werden leider nicht die übrigen Pixel neben dem Crop-Fenster zur Stabilisierung genutzt, sondern es greift nur die optische Bewegungskorrektur der Linsen. Doch selbst diese ist bemerkenswert gut. Vor allem in den starken Telebereichen greift sie erstaunlich fest und selbstsicher zu.
Form und Funktion
Der vergleichsweise große Sensor fordert bei einem derart großen Zoombereich seinen Tribut an die Gehäuse- und Optikkonstruktion. Schon vor dem Einschalten hat man eine imponierende Masse Kamera in der Hand, die mit fast einem Kilogramm Gewicht kaum noch an eine typische Kompaktkamera erinnert. Im Betrieb kann die Optik dann noch einmal auf fast die doppelte Gehäusetiefe herausfahren. Die Ergonomie der Kamera empfanden wir dennoch als gelungen, mit den besten Ideen aus der DSLR- und Camcorderwelt kombiniert. Die Zoomwippe um den Auslöser gefiel uns beispielsweise sehr gut. Das Gehäusematerial aus Kunststoff vermittelt dagegen nicht den Wert einer 1.300 Euro Kamera.
Komplett neu und ebenfalls sehr praxisnah gelöst wurde die Schalteranordnung an der linken Objektivseite. Das neue Modell besitzt nun zwei statt bisher einem Objektivring. Beide Ringe vermitteln ein griffiges Drehgefühl und sie sind mit linkem Daumen, Zeige- und Ringfinger gut zu kontrollieren.

Durch Zurücksetzen des linken Daumens findet man auch gleich den neuen dreistufigen ND-Filter im Direktzugriff, sowie drei weitere, frei definierbare Funktionstasten. Die hiermit mögliche externe Bedienbarkeit sehen wir nahe am Optimum für eine Hybridkamera. Der rechte Daumen teilt sich dagegen nicht nur zwei Drehrädchen (meist für Blende und Belichtungszeit) mit dem rechten Zeigefinger auf der rechten (Ober-)Seite...

...sondern er findet auch die typischen (teilweise ebenfalls frei belegbaren) Funktionselemente auf der Rückseite, die sehr ähnlich wie bei einer GH4 angeordnet sind:

Wer sich hier etwas Zeit nimmt und die FZ2000 nach den eigenen Drehbedürfnissen konfiguriert, dürfte hiermit in der Regel kaum langsamer agieren, als mit professionellem Equipment. Gerade für kontrolliertes RunAndGun-Filmen aus der Hand lässt sich die Kamera sicherlich gut nutzen.
Display und Sucher
Das 7,5 cm/3-Zoll Display ist nicht nur tilt- sondern auch komplett ausdrehbar, weshalb für fast jede denkbare Drehsituation ein entsprechender Sichtwinkel einstellbar ist.

Es lässt sich dazu auch mit der sichtbaren Seite nach außen im Gehäuse versenken. Mit ca. 1,04 Millionen Bildpunkten liegt die Vorschau-Auflösung bei Video in 16:9 bei ca. 800 x 450 RGB-Pixeln. Und somit noch deutlich unter HD. Der OLED-Sucher liefert mit seinen fast 2,4 Millionen Bildpunkten rund die doppelte Auflösung.
Das Display ist als Touchscreen ausgelegt und wirkt dabei auf den ersten Blick unnötig überladen. Es ist jedoch weitgehend konfigurierbar, welche Informationen man ständig im Bild kontrollieren will. Hierzu gehören neben den typischen Parametern wie Blende, ISO Belichtungszeit auch ein Histogramm oder ein künstlicher Horizont. Weiters lassen auch noch auf dem Display weitere virtuelle Funktionstasten frei belegen.
Ausstattung wie GH4?
Wenn man durch die Menüs der FZ2000 wandert, versteht man schnell warum ein Vergleich zur GH4 nicht fern liegt. Zahlreiche professionelle Funktionen wurden hier übernommen, die man bei kleineren MFT-Lumix Wechseloptikkameras eben nicht findet. Das beginnt bei der Aufnahmemöglichkeit im C4K-Format mit 4096 Horizontalpixeln und geht über frei definierbare Luminanzbereiche (0-255, 16-235, 16-255) bis zu Timecodefunktionen (RecRun, FreeRun). Dazu gibt es kein 30 Minuten Aufnahmelimit sowie eine echte 10 Bit 4:2:2 HDMI-Signalausgabe für externe Recorder.
Weitere Features wie Dolly Zoom, VFR (Variable Bildrate), Zeitraffer und Stop-Motion-Animation wurden ebenfalls in die Featureliste der DMC-FZ2000 übernommen. Sogar das V-Log L Profil kann man optional per Freischaltschlüssel für die DMC-FZ2000 erwerben. Nachdem der 1-Zoll-Sensor mit seinen relativ kleinen Senseln in 4K schätzungsweise eher 10 statt 12 Blendenstufen liefern dürfte, stellt sich allerdings die Frage, wer hierfür 10 Bit oder oder eine Log-Bearbeitung benötigt. Aber vielleicht will Panasonic hier auch nur gegenüber Sony die eigenen Feature-Liste vollständiger aussehen lassen. Denn beim Konkurrenten werden seit geraumer Zeit auch kleinere Kameramodelle mit normierten und kostenlosen S-Log 2 oder 3 Bildprofilen ausgeliefert. Panasonic hat der FZ2000 zwar auch kostenlos Cinelike-Profile spendiert, jedoch sind für diese nirgendwo genormte LUTs erhältlich.
Und noch eine weitere schöne Eigenschaft hat die FZ2000 von der GH4 geerbt. Der mitgelieferte Akku (DMW-BLC12E) hielt im gemischten Einsatz aus Filmen und Funktionsprüfung bei dauerhaft eingeschalteter Kamera locker über 3 Stunden durch.
Audio
Die Audioabteilung bietet zwar keine XLR-Anschlüsse, hat aber dennoch einiges über ihre Miniklinken für Mikrofon und Kopfhörer zu bieten. Neben einer manuellen Pegelkontrolle gibt es die Möglichkeit, den aufgenommen Kopfhörer Ton live zu kontrollieren, um keine störende Audioverzögerung zu erleben. Leider lässt sich nur die die Kopfhörerlautstärke, jedoch nicht die manuelle Mikrofon-Aussteuerung auf eine Funktionstaste legen.
Sonstiges
Der Rolling Shutter agiert auf durchschnittlichem Niveau, die typischen Artefakte lassen sich mit starken Kamerabewegungen provozieren.
Für die drahtlose Anbindung der Kamera besitzt die FZ2000 ein integriertes WiFi-Modul.
Bei den möglichen Formaten zeigt sich die FZ2000 kosmopolitisch. Durch drei intern wechselbare Systemfrequenzen (24.00Hz, 50.00Hz sowie 59.94 Hz) sind Aufzeichnungsframeraten von 24- 60 fps möglich, was die Kamera auch für den internationalen Einsatz auszeichnet. In 4K liegt die maximale Bildrate allerdings bei 30fps.
Für Profis oder nicht?
Interessanterweise stellt die Panasonic FZ2000 technisch gesehen einen Zwitter aus der UX90 und der UX180 im Profi-Lineup des Herstellers dar. Das Objektiv besitzt dabei praktisch die gleichen optischen Eigenschaften wie die Optik der AG-UX180 (8,8-176mm, 1:2,8-4,5) und der 20 Mpix-Sensor scheint wiederum dem der UX90 sehr ähnlich, die ebenfalls 4K nur in einem kleinen Crop-Ausschnitt mit maximal 30 fps “schafft”.
Dabei tut sich nun auch Panasonic offensichtlich etwas schwer, die Consumer-Geräte für die Profi-Schiene möglichst uninteressant zu machen. So können weder die UX90 noch die UX180 ein V-Log Profil nachrüsten und der HDMI-Output bleibt dort auf 8 Bit beschränkt. Diese FZ2000-Spezialitäten gibt es somit im Panasonic-Profibereich mit 1 Zoll-Sensor nicht, sondern erst mit der DVX200. Auch dass die FZ2000 intern die Timecode-Funktionen freigeschaltet hat, wundert bei der Positionierung der Kamera etwas. Aber kann professionelle Anwender natürlich freuen.
Aus dem Messlabor
Der Blick auf unser Schärfechart zeigt keine Überraschungen: Da der Sensor im Cropped-Modus 1:1 ausgelesen wird, können die feinsten 4K-Strukturen unseres Testbildes nicht hundertprozentig korrekt wiedergegeben werden.

Im FullHD-Modus wird das Bild dagegen komplett artefaktfrei wiedergegeben:

Bei FHD-Slowmotion, wie hier hier mit 100 fps, kann der Sensor offensichtlich nicht mehr komplett ausgelesen werden und es kommt zu deutlichen Artefakten:

Auch bei wenig Licht machen sich gerade im 4K die kleinen Sensel auf der geringen Sensorfläche bemerkbar. Das Bild ist merklich verrauscht, was wiederum den Codec auch deutlich stresst:

Bei viel Licht (1200LUX) gibt es dann allerdings knackige Schärfe und satte Farben bis zum abwinken (hier in der Werkseinstellung/Standardprofil):

Wer es etwas gedämpfter haben will - hier noch der Vollständigkeit halber 1200 LUX im etwas entsättigten Cinelike D-Profil

Fazit
Die universellen Talente der Panasonic DMC-FZ2000 glänzen vor allem bei der FullHD-Aufnahme. Nur hier kommen das extrem universelle Objektiv, die kombinierte Bildstabilisierung und der 200 Mbits-Codec voll zur Geltung. Ohne Zoom-Objektiv bekommt man -auch bei Panasonic selbst- schon weitaus kompaktere Kameras mit größeren Sensoren, wie beispielsweise die LX100 mit MFT-Sensor. Die FZ2000 ist somit in erster Linie für 4K-Filmer interessant, die vor allem den gebotenen Zoombereich nutzen wollen.
Größter Konkurrent der FZ2000 ist (im November 2016) die Sony RX10 III, deren Brennweitenbereich noch etwas ausgedehnter ist und die in der Basis-Lichtstärke rund 1/3 Blendenstufen mehr bietet (24-600mm bei kb-äqivalenten F2.4-4.0). Dazu bietet die Sony-Kamera fast keine Sensorbeschneidung beim Filmen in 4K, sehr mächtige Slowmotion-Möglichkeiten und kostenfreies S-Log2. Auf der exklusiven Habenseite der Panasonic stehen dagegen der integrierte ND-Filter, die 10 Bit-HDMI-Ausgabe, das fehlende 30 Min-Aufnahmelimit sowie der ein Drittel günstigere Listenpreis.