Obwohl Nikons Einstieg in die 4K-Welt verspätet wirkt, handelt es sich bei der D7500 dennoch um die erste 4K-fähige Spiegelreflexkamera unter 1.500 Euro. Spiegellose Hybrid-Kameras sind dagegen bereits in fast allen Preisklassen von diversen Herstellern erhältlich. Beim direkten DSLR-Konkurrenten Canon gibt es 4K dagegen aktuell sogar erst ab der EOS 5D Mark 4 (UVP ca. 4.000 Euro), während Nikon 4K schon seit ein paar Monaten im gehobenen DSLR-Markt mit der D500 (UVP ca. 2.300 Euro) anbietet. In der DSLR-Profiklasse über 5.000 Euro (Canon 1DX sowie Nikon D5) ist 4K ebenfalls bereits angekommen.

Cropped 4K
Sowohl Canon als auch Nikon bieten bei bei ihrer 4K-DSLR-Ausstattung nur das Auslesen gecroppter Sensorbereiche. Hierbei wird einfach ein “4K-Fenster” aus der gesamten Sensorfläche aufgezeichnet, die meist deutlich mehr Pixel für den Fotomodus bereithält.
In der Folge kann bei 4K-Aufnahmen nur ein Bildausschnitt genutzt werden und die effektive Brennweite der Optik wird deutlich eingeschränkt. Bei Kleinbild-Vollformat-Modellen wie der Nikons D5 (für UVP ca. 6900 Euro) oder der Canon 5D Mark 4 (UVP ca. 4.000 Euro) liegt man mit dem 4K Fenster immer noch in Regionen eines analogen Super35mm Filmauschnitts. Bei APS-C-Modellen landet der Ausschnitt des 4K-Fensters dagegen meistens zwischen der Größe eines MFT- und eines 1-Zoll-Sensors. 4K Kameras mit derart kleinen Sensorflächen sind in der Regel jedoch als spiegellose Modelle deutlich günstiger zu erstehen.
Mehr 4K-Features bei der Konkurrenz
Der Königsweg ist folglich das Auslesen aller Sensorpixel eines Großflächensensors und danach die Zusammenlegung dieser Werte zu einem 4K-Bild. Dieser Prozess wird Over- oder auch Downsampling bezeichnet und sorgt (wenn er sorgfältig berechnet wird) für sehr saubere Detailschärfe und Farbtrennung bei voller Ausnutzung der Sensorfläche. Im Konkurrenzumfeld beherrschen dies aktuell alle neuen Sony APS-C-Kameras (a6300 und a6500) sowie die nicht mehr erhältliche Samsung NX1. Auch die Panasonic GH5 berechnet ihr 4K-Bild aus der (fast) vollen Sensor-Fläche.
Wer auf den Spiegel in der Kamera verzichtet bekommt bei den Konkurrenten in dieser Preisklasse neben Oversampling zudem zusätzliche Features wie bewegte Sensoren oder 10 Bit Aufzeichnung. So gesehen ist 4K in der D7500 in erster Linie für Anwender interessant, denen ein Spiegel bzw. optischer Sucher für die Fotoaufnahmen unentbehrlich erscheint oder die bereits einen großen Fundus an Nikon Optiken besitzen. Denn mit Erscheinen (Juni 2017) ist die Nikon D7500 für ca. 1.500 Euro aktuell die günstigste 4K-fähige Spiegelreflex-Kamera.
Haptik und Bedienung typisch DSLR
Der Body der D7500 wirkt markant massiv und gegenüber modernen, spiegellosen Kameras etwas bullig. Dank bewährter ergonomischer Form, bei der die rechte Hand den typischen DSLR-Handgriff umschließt, hat man sofort das Gefühl ein solides Werkzeug in der Hand zu haben. Im Griff findet der mitgelieferte EN-EL15a Akku platz, der bei Filmaufnhamen ca. 90 Minuten durchhält.

Immer wieder (gegenüber früheren Consumer-Camcordern) schön anzumerken ist, dass man für Blende, ISO und Belichtungszeit im manuellen Modus niemals ins Menü oder zum Touchscreen greifen muss. Der Kamerabody stellt hierfür eigene Drehräder und Schalter zur Verfügung. Die Blende ist übrigens bei der D7500 auch in der Liveview verstellbar, was bei früheren Nikon Modellen lange Zeit nicht möglich war. Ein kleines LC-Display an der Oberseite des Gehäuses informiert zudem über wichtige Parameter wie Blende oder Verschlusszeit, weshalb man diese nicht im Display suchen muss.

Seltsam finden wir die Einsparung des zweiten SD-Karten-Slots gegenüber dem Vorgängermodell D7200. Natürlich wäre dann vielleicht der Unterschied zur teureren D500 nicht so deutlich. Umgekehrt setzt sich damit die D7500 auch weniger von der D5xxx und der D3xxx-Serie ab.
Display und Sucher
Der ausziehbare und kippbare Touchscreen funktioniert zum Fokussieren im Live-View-Modus gut.

Die Displayvergrößerung funktioniert sehr zuverlässig und stellt jedes 4K-Detail auf Wunsch auch stark vergrößert dar. (Was man von den meisten aktuellen Sony Kameras nicht behaupten kann). Allerdings haben wir eine Peaking-Funktion vermisst.
Der optische Sucher kann prinzipbedingt nicht zum Filmen benutzt werden, da bei der Aufnahme der Spiegel den Strahlengang verdeckt. Der Autofokus ist für 4K-Filmer nicht in jeder Situation hilfreich, weil er bei der Einstellung an einem Objekt um den optimalen Schärfepunkt herum sucht, was bei Bewegtbild nicht sonderlich schön anzusehen ist. Sanfte Objektverfolgung wie bei Canons DualPixel-AF ist leider (noch?) nicht Nikons Sache.
4K-Messinstrumente
Besonders praktisch, aber vielen Nikon-Filmern unbekannt: In der Wiedergabeansicht gibt es auch bei Videos ein RGB Histogramm. Dies gibt zuverlässige Informationen zum Clipping in einzelnen RGB-Farbkanälen, was gerade bei der 8 Bit-Aufzeichnung relevant sein kann. Hierfür muss man allerdings vor jeder Aufnahme einen kurzen Test Clip aufzeichnen um daran dann in der Wiedergabeansicht das RGB-Histogramm abzulesen. Während der Aufnahme lässt sich im Display ein Luminanz-Histogramm sowie eine Zebra-Anzeige einblenden, deren Schwellenwert jedoch nicht weiter einstellbar ist.
Aus dem Messlabor - Sensorverhalten und Bildqualität
Die D7500 nutzt zur 4K-Aufzeichnung einen 1:1 Sensorreadout, was bei 3840 x 2160 Pixeln einer Fläche von 16,2 x 9,1mm entspricht. Der horizontale Crop-Faktor liegt somit in 4K bei 2,22 und noch unter der Sensorfläche von typischen Micro Four Third Sensoren. Da die Nikon D7500 den Sensor 1:1 ausliest, sind die einzelnen Sensel der D7500 mit 4,22 µm dennoch relativ groß.
Vergleichbare Oversampling-Kameras besitzen dagegen meist kleinere Sensor-Pixel, wie z.B. die Panasonic GH5 (3.34µm) oder die Alpha6300/6500 (3.92µm). Gerade gegenüber der GH5 zeigt sich dann auch eine geringfügig bessere Dynamik, gegenüber den Sony Alpha6xxx ist der Unterschied dagegen ohne Messung kaum auszumachen.
In 4K (UHD) beherrscht die Kamera nur 24, 25 und 30 fps MOV-Aufzeichung (mit bis zu 144 Mbps bei H.264 4:2:0 8 Bit-Encoding) wobei sich das Sensorausleseverhalten in den verschiedenen Modi nicht ändert:

Typisch für einen 1:1-Sensor-Readout werden die feinsten Details von Zipper- und Aliasing-Artefakten überlagert. Die künstliche Schärfe lässt sich dabei auch im Flat-Modus nicht komplett zurückdrehen. Insgesamt ist das Debayering aber auch nicht schlechter als bei 1:1-Modellen von Canon oder beispielsweise Sonys FS7.
In FullHD kann die Kamera bis zu 60 fps aufzeichnen, mehr Slow Motion ist jedoch auch in dieser Auflösung nicht drin. Die Aufzeichnung kann bei FullHD auch mit voller Sensorauslesung erfolgen, fällt jedoch von 24-60fps sogar noch weicher aus, als bei vielen früheren FullHD-Kameras von Nikon:
Hier einmal mit 60p bei “normalem” Flat-Profil in HD:

und hier noch einmal mit heruntergeregelter Schärfe:

Es ist daher offensichtlich empfehlenswert grundsätzlich in 4K zu filmen und das Bild lieber in der Post zu skalieren, als die FullHD-Aufzeichnung in der Kamera zu nutzen. Rolling Shutter Effekte sind in 4K deutlich sichtbar, wir schätzen die Auslesezeit in der Region von ca. 30 ms. Die minimale Belichtungszeit im Videomodus beträgt übrigens 1/25s. Beim Filmen im 24p-Modus stehen keine 1/24s oder 1/48s als optionale Belichtungszeiten zur Verfügung.
1200 Lux und 12 Lux Lowlight
Bei ausreichend Licht kann die D7500 mit einem schönen 4K-Bild bestechen:

Im Flat Profile verteilt sich das Motiv sehr breit über das Histogramm und wird nicht mit übertriebenen Farben dargestellt. Einzig der automatische Weißabgleich gerät bei unserem Testbild (auch Nikon-typisch) einen Tick zu warm.
Bei 12 Lux haben wir zuerst unsere Standard-Parameter von 1/25s, F2.8 bei ISO 6400 gewählt, um zu sehen, wie der Sensor bei etwas größerer Verstärkung performt:

Der manuelle Weißabgleich kommt hier nicht unter 2500K, weshalb das Bild besonders warm ausfällt. Ansonsten gelingt der LowLight-Eindruck ausgezeichnet: Das Rauschen hält sich trotz ISO6400 noch dezent zurück und erhält einzig relativ dezente Codec-Muster.
Ein Vorteil der Wechsel-Mount liegt natürlich im Einsatz von lichtstarken Festbrennweiten, weshalb man mit der D7500 auch mit deutlich extremeren Parametern wie 1/50s, ISO800 und F1.4 noch bei 12 LUX arbeiten kann:

Selbst hier gibt es noch erstaunliche Reserven für einen manuellen Weißabgleich in der Post, der beispielsweise diesen Bildeindruck liefern kann:

Unseres Wissens gibt es übrigens nach wie vor von Nikon keine LUT für das flache Bildprofil die man in einem genormten Post-Produktions Workflow nutzen könnte. Auch hier sammeln Firmen wie Sony, Canon und Panasonic bei Filmern mit geeigneten LUTs mittlerweile Zusatzpunkte.
Fazit
Kurz könnte man sagen: Wenn man eine Spiegelreflexkamera sucht, die auch 4K kann, so bietet Nikon mit der D7500 nun den mit Abstand günstigsten Einstieg in diese spezielle Gerätekategorie. Wer dagegen auf den Spiegel beim Fotografieren verzichten kann, bekommt bei der spiegellosen Konkurrenz in diesem Preisbereich deutlich mehr 4K-Videofunktionen.
In unseren Augen besitzt die D7500 dabei zwei Hauptschwächen gegenüber direkten Konkurrenten aus dem spiegellosen Bereich. Einmal ist der sich herantastende Autofokus für Filmer nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Konkurrenz bietet hier schon gut funktionierende Objektverfolgung ohne Schärfepumpen, die man durchaus kreativ nutzen kann.
Die andere Schwäche ist der geringe Cropfaktor im 4K/UHD-Modus, der die effektiv genutzte Sensorgröße noch unter MicroFourThirds platziert. Denn einen 1:1 4K-Sensorreadout bei ähnlicher Fläche bieten schon die günstigsten MFT-Kameras von Panasonic, die nur ein Drittel der D7500 kosten und in der Senselgröße nur wenig zurückstehen.
Schade ist jedoch vor allem, dass Nikon in diesem Marktumfeld nicht innovativer mit mehr Videofunktionen gegenüber Canon auftritt. Eine Ausgabe/Aufzeichnung in 10 Bit/RAW oder ein FullSensor-Readout würden sicher viele Film-Interessenten anlocken. So bleibt nun einzig der 4K-Vorteil für System-Besitzer die bereits bereits in Nikon-Objektive investiert haben. Und Neueinsteiger könnten bislang allenfalls von der sehr angenehmen Nikon Color Science ins Boot gelockt werden. Denn die Farben der Nikon gelingen in der Regel sehr angenehm.
Dennoch hinterlässt die D7500 insgesamt einen runden Eindruck, besonders wenn man als Filmer bereits gute 4K-Ergebnisse ohne große Nachbearbeitung erwartet. Wir sind aber vor allem gespannt, ob Nikon (wie vormals bei HD) die neuen 4K-Funktionen auch fast uneingeschränkt an kleinere DSLRs der D5xxx- und D3xxx-Serie durchreichen wird. Denn hier könnte Nikon dann auch preislich attraktiver mit spiegellosen Angeboten bezüglich 4K-Video konkurrieren.