Test Nikon D7000 – Nikons bester Videowurf

Nikon D7000 – Nikons bester Videowurf

Ironie der Video-DSLR-Gesichte. Mit der Nikon D90 führte Nikon erstmalig überhaupt Videofunktionen bei DSLRs ein. Doch anstatt sich an die Spitze der Entwicklung zu setzen, wird man von der nachfolgenden (Canon) Konkurrenz in Sachen DSLR-Videofunktionen prompt überrollt. Doch mit der Nikon D7000 hat Nikon in der Videoabteilung sehr viel richtig und damit gehörig Boden gut gemacht – wie viel, das will unser Test klären...

// 20:03 Sa, 8. Jan 2011von

Ironie der Video-DSLR-Gesichte. Mit der Nikon D90 führte Nikon erstmalig überhaupt Videofunktionen bei DSLRs ein. Doch anstatt sich an die Spitze der Entwicklung zu setzen, wird man von der nachfolgenden (Canon) Konkurrenz in Sachen DSLR-Videofunktionen prompt überrollt. Doch mit der Nikon D7000 hat Nikon in der Videoabteilung sehr viel richtig und damit gehörig Boden gut gemacht – wie viel, das will unser Test klären...



Nikon D7000
Nikon D7000


Betrachtet man flüchtig den Funktionsumfang sowie den Preis könnte die Nikon D7000 (UVP.: 1.189,-) als leicht höherwertiger Nachfolger der Nikon D90 (UVP.: 969,-) durchgehen. Doch dies trifft nicht zu. Anstatt die Nikon D90 zu ersetzen, bleibt diese weiterhin im Programm. Es wird also eine weitere Produktebene zwischen Consumer und Prosumer oder anders ausgedrückt: zwischen Nikon D90 und Nikon D300 eingeführt. Doch ganz abgesehen davon, welche Überlegungen von Nikon hier dahinter stecken, hat die Nikon D7000 locker das Zeug, die Nikon D90 in den Schatten zu stellen – sogar die Nikon D300 muss sich der Nikon D7000 zumindest bei den Videofunktionen geschlagen geben – und dies hat vor allem seinen Grund in Nikons Paradigmenwechsel beim Videocodec – doch dazu später mehr …



Anbei auch hier nochmal kurz die technischen Daten zur Nikon D7000. Sie verfügt über einen CMOS Sensor mit einer effektiven Auflösung von 16,2 MP (und löst damit höher auf als Nikons Profi-Bolide D3s – bei natürlich weniger gutem Lowlightverhalten im Vergleich). Die Bildrate liegt bei maximalen 6 Bildern pro Sekunde, der ISO-Bereich lässt sich bis auf 25.600 hochschrauben und aufgezeichnet wird auf duale SD-Speicherkarten. Die Nikon D7000 Gehäuseabmessungen liegen bei (BxHxT) 132 × 105 × 77 mm bei einem Gewicht von 755g ink. Akku.



Wer an einem Vergleich zum entsprechenden Canon-Model (EOS 60D) interessiert ist, dürfte hier die passende Lektüre finden.



Wer mehr technische Daten zur Nikon D7000 benötigt, findet diese auf den Seiten des Herstellers






Handling

Im Vergleich zu seinen bisherigen Consumer-DSLRs vom Schlage einer Nikon D90 hat Nikon einige wesentlichen Neuerungen in die Nikon D7000 integriert: stabileres Metallgehäuse aus einer Magnesiumlegierung, schnellerer Liveview-Autofokus, U1 / U2 individuelle Programmtasten, neue Fokusprogrammtaste sowie einen effizienteren Videocodec mit H.264 Encoding in einen QuickTime Container. Doch der Reihe nach …



Nikon D7000 - Schalterlayout auf gewohnt gutem Niveau
Nikon D7000 - Schalterlayout auf gewohnt gutem Niveau




Von der Ergonomie her ist Nikon seiner bisherigen Philosophie bei der Nikon D7000 weitgehend treu geblieben: Will heissen: Klassische Daumen- und Zeigefingerrad Bedienung für Verschlußzeiten und Blendenwahl sowie Daumencontroller für die manuelle AF-Meßfeldanwahl. Auch das Programmwahlrad befindet sich klassisch auf der linken, oberen Gehäuseseite. Neu hinzugekommen sind hier jedoch die bereits erwähnten U1 und U2 individuell programmierbaren Programmschalter, die gerade im Konsumersegment einen gewaltigen Fortschritt bei der individuellen Anpassung der Kamera an die Bedürfnisse des Nutzers darstellen.



Nikon D7000 Individual-Programmschalter U1 und U2
Nikon D7000 Individual-Programmschalter U1 und U2


Mit ihnen lassen sich zwei von einander getrennte, komplette Kameraprofile abspeichern, bzw. aufrufen. Hierbei lassen sich nahezu alle Kamerafunktionen individuell konfigurieren. Wer beispielsweise einen Portraitmodus mit Belichtungskorrektur und bestimmter Licht-Farbtemperatur einerseits und einen Sport- oder Landschaftsmodus mit anderer Bildgröße, anderem Auto-ISO etc. konfigurieren möchte, hat nun mit einem Dreh am Programmrad eine komplett andere Kamera in der Hand (i. Ggs. zu den entweder gar nicht vorhanden oder nur kaum individualisierbaren und kompliziert aufrufbaren Image-Banks vergangener Tage).



Die Nikon D7000 liegt satt und robust in der Hand, was wir auf das Metallgehäuse zurückführen, welches bislang dem Profi-Segment vorbehalten war.



Nikon D7000 – Nikons bester Videowurf : NikonD7000 metal 600


Zwar reicht die Handausformung unserer Meinung nach nicht ganz an die Top-Ergonomie von Canons Handauflagen heran, doch dies ist wie stets ein subjektiver Punkt: Andere Hände – anderes Handgefühl.



(Was wir weder bei Canon noch bei Nikon oder irgendeinem anderen DSLR-Hersteller verstehen, ist das völlige Fehlen von größeren Kameragehäusen für größere Hände im Consumerbereich. Zurecht darf hier ketzerisch die Frage gestellt werden, ob Profis größere Hände als Anfänger besitzen ? Aber wie dem auch sei – mit dem Ruf nach möglichst großen Kameragehäusen sind wir wohl ziemlich allein auf weiter Flur … )



Da die Nikon D7000 über mini-minimal größere Abmessungen (etwas höher) als die Nikon D90 verfügt, ist dies zumindest ein Schritt in die richtige Richtung und damit Nikons derzeit gelungenstes Consumer-Gehäuse.



Neu dürfte für eingefleischte Nikon-Nutzer die Wahl des Autofokussystems sein. Dieses lässt sich über einen nicht beschrifteten und perfekt versteckten Druckknopf in der Mitte des Fokus-Umschalthebels (M/AF) auf der Frontseite der Kamera ändern.



versteckter Druckknopf für die AF-Modus Auswahl
versteckter Druckknopf für die AF-Modus Auswahl




Hält man diesen Knopf gedrückt, lässt sich via Zeigefingerrad die AF-Meßfeldanwahl auswählen (Alle, Einzel, 3D etc.) und mit dem Daumenrad die Art des Fokussiersystems (kontinuierlich, Einzel-AF, etc..)



Der Clou hierbei liegt darin, dass alle Autofokus-Info-Daten in den Sucher übertragen werden und damit kein Absetzen der Kamera wie bei vorherigen Modellen notwendig wird.



Doch genug mit unseren Anmerkungen zu den Fotofunktionen – auch der Videobereich wurde bei der Nikon D7000 auf ein komplett neues Fundament gestellt. Hauptsächlich verantwortlich hierfür sind einer der derzeit besten Liveview Autofokussysteme seiner Klasse (nur der Autokus der neuen slashCAM Referenz Panasonic GH2 gefällt uns derzeit noch besser) sowie die Etablierung eines effizienteren Videocodecs.



Sicher ist der Liveview Autofokus beim Filmen noch mit allerlei Widrigkeiten durchsetzt (lautes Fokussiergeräusch, abrupte Fokuswechsel, nicht auf Film ausgelegte Funktionsweisen) – trotzdem stellt das Liveview Autofokussystem der Nikon D7000 das beste aller bislang von uns getesteten im DSLR-Segment dar. (Ausnahme GH2 s.o.). Mit genügend Übung und Kenntnis seiner Stärken und Schwächen lassen sich halbwegs passable Autofokus-Sequenzen mit ihm bewerkstelligen. Trotzdem gilt nach wie vor: Wer kontrolliert szenisch filmen möchte, nutzt manuelle Fokussierung – auch mit der Nikon D7000. Punkt.



Wichtiger noch als das stark verbesserte Liveview Autofokussystem dürfte für alle Video-DSLR Nutzer der in der Nikon D7000 (und Nikon D3100) neu verfügbare H.264 Codec im QuickTime Container sein. Dies bedeutet eine Abkehr von der bisherigen MotionJPEG Implementierung, die mit einer höheren Datenrate hätte betrieben werden müssen, um an die gleiche Qualität wie H.264 Codecs bsp. in Canon Video-DSLRs heranzukommen. Nun hat also auch Nikon H.264 im Programm und dies gleich noch in einer effizienteren Version als die Canon-Konkurrenz. Während Canon auf ein Baseline Level 5 Profil setzt, werkelt in der Nikon D7000 ein High Profil Level 4, das bei geringerer Datenrate ein Paar mehr Enkodierungstricks als das Baseline-Profil beherrscht. Somit ist es Nikon nun endlich möglich, bei geringerer Videodatenrate trotzdem auf dem gleichen Niveau wie die Canon-Konkurrenz zu spielen. Lange genug hat es ja gedauert ...



Wie wir bereits in unserem Nikon D7000 vs Canon EOS 60D Vergleich festgestellt haben, empfinden wir den manuellen Video-Modus bei der Nikon D7000 als etwas halbherzig umgesetzt. Wir erlauben uns hier mal selbst zu zitieren: „Mit ihm (dem manuellen Videomodus) lassen sich zwar ISO, Blende und Verschlußzeit für die Videoaufnahme festlegen – jedoch muss man zum Verstellen der Blende aus der Live-View heraus und nach dem Festlegen des neuen Blendenwertes wieder in die Live-View zurück. Der einzige Weg an dieser umständlichen und fast schon video-feindlichen Bedienung vorbei ist der Verwendung von Objektiven mit manuellen Blendenringen (keine Nikkor G-Objektive).“



Auch wenn Nikon bei der Videoqualität mächtig aufgeholt hat, bleiben also noch andere Felder bei der Videofunktionalität, wo es einen Rückstand aufzuholen gilt. Komfortablere, komplett manuelle Videoeinstellungen sind eine solche Baustelle. Betrachtet man andererseits Nikons Produktpolitik in Sachen Video, fällt auf, dass man bereits bei der Nikon D3s die Blende auch während der Videoaufnahme mit G-Optiken manuell verstellen konnte. Wenn dies kein Zufall gewesen sein soll, dann liesse sich hieraus ableiten, dass Nikon entsprechende Funktionen für die zukünftige Profi-Reihe (Nachfolger von D300s, D700, D3s, D3X) reserviert. Dies wäre allerdings gemessen an der derzeitigen Konkurrenzsituation ein eher fragliches Vorgehen. Lassen wir uns überraschen ...



Auch in Sachen Ton würden wir uns bei der Nikon D7000 beim nächsten Update etwas mehr Funktionalität wünschen. Die technischen Daten befinden sich zwar auf gutem Niveau: 2Kanal-Ton, 16 Bit bei 48 kHz. Doch lassen sich Tonpegel während der Aufnahme nicht anzeigen und das Aussteuern beschränkt sich auf 3 Voreinstellungen im Menü (Low, Mid, High) sowie einen Automatikmodus. Zwar verweisen wir an dieser Stelle stets darauf, dass Ton für ambitioniertere Video-DSLR-Projekte stets extern aufgezeichnet und gepegelt werden sollte - da jedoch die Konkurrenz in Sachen Ton derzeit mehr bietet, erscheint es uns gerechtfertigt, hier darauf aufmerksam zu machen.



Vorbildlich dualer SD Card Slot der Nikon D7000
Vorbildlich dualer SD Card Slot der Nikon D7000


Gut hingegen (und im Consumer Segment ansonsten kaum vorhanden) hat uns der duale SD-Card-Slot der Nikon D7000 gefallen. Hier läßt sich ein Slot spezifisch für Videoaufnahmen zuweisen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Backup- und Schreib-Optionen für den dualen Betrieb angeboten. Compact Flash Cards wären uns zwar noch lieber als SD Cards gewesen aber die scheinen bei allen Herstellern (wenn überhaupt) nur noch den Profi-Systemen vorbehalten zu sein.



Kein 1:1 HD Output via HDMI
Kein 1:1 HD Output via HDMI




Ähnlich wie bei der Canon EOS 60D gibt die Nikon D7000 am HDMI Ausgang leider kein pixelnatives HD-Signal aus. Wer hier auf ein 1:1 Monitoring oder gar eine Capture-Lösung unter Umgehung des H.264 Codecs gehofft hatte, wird leider enttäuscht.






Aus dem Messlabor

Die Nikon D7000 liegt bei der gemessenen Auflösung im Bereich typischer DSLRs.



Luminanz-Auflösung
Luminanz-Auflösung



Die Moires im ISO-Testbild fallen für eine DSLR in der Werkseinstellung eher gering aus, zeigen aber leichte Chroma-Veränderungen, die wohl auch von der Skalierung herrühren.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Die Farbauflösung der D7000 liegt auf ziemlich gutem Niveau. Auch sehr gute 4:2:0-Camcorder kommen kaum besser weg.



Platzhalter
Farbauflösung


Das getestete Kit-Objektiv neigt im maximalen Weitwinkel zu einer sichtbaren Tonnenverzeichnung, was jedoch bei dem gebotenen Weitwinkel praktisch als normal zu werten ist.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung


In der Werkseinstellung liefert die Nikon bereits sehr saubere und gut differenzierte Farben ab.



1200 Lux Testbild
1200 Lux Testbild




Die Nikon D7000 zeigte mit Blende 4 und 1/30 Sekunde Belichtungszeit bei 12 Lux ein ähnliches Verhalten wie vergleichbare Canon Modelle (D550/D50). Farben und Details bleiben bei relativ wenig Rauschen schön erhalten. (ISO6400).



12 Lux Testbild. Belichtungszeit 1/30 Sekunde bei Blende 4 und ISO6400.
12 Lux Testbild. Belichtungszeit 1/30 Sekunde bei Blende 4 und ISO6400.





Reallive Aufnahmen

Nikon D7000 – Nikons bester Videowurf : NikonD7000 600


Unseren Tageslichtschwenk und das Beispiel für den Liveview-Autofokus der Nikon D7000 hatten wir bereits bei unserem Canon EOS 60D versus Nikon D7000 Vergleich präsentiert. Neu hinzugekommen hier ist nun der traditionelle Nachtshot vom Potsdamer Platz mit der Nikon D7000. Auch hier haben wir die Schärfe und den Kontrast runtergeregelt, um ein möglichst unverfälschtes Bild mit bestmöglichem Tonwertumfang zu erhalten.



Die Nikon D7000 liefert bei der Nachtaufahme ein sehr gutes Ergebnis ab – in etwa auf dem gleichen Niveau wie die Canon EOS 60D. Mit höheren Kontrastwerten lässt sich das Bildrauschen der Nikon D7000 bei höheren ISOs deutlich reduzieren:




°VF=NikonD7000ISOs#600#337

Alle Aufnahmen wurden mit dem Nikon D7000 Kit-Objektiv, dem AF-S DX Nikkor 3,5-5,6/18-105 mm G ED, gemacht. Hier nochmal unser Tageslicht-Schwenk mit der D7000:




°VF=NikonD7000Schwenk#600#337

Und hier die Nikon D7000 mit kontinuierlichem Live-View-Autofokus:




°VF=NikonD700AF#600#337






Fazit

Die Nikon D7000 stellt derzeit Nikons beste videofähige DSLR dar. Für die Videofunktionen sprechen der verbesserte Codec und der für Video-DSLRs erfreulich gute Live-View-Autofokus. Die Fotofunktionen profitieren massiv von den neuen U1 und U2 Individualspeicherplätzen.



Weniger gefallen hat uns Nikons halbherzige Umsetzung der manuellen Videoeinstellungen, sowie der fehlende Full HD HDMI Output - hier ist noch Potential für Verbesserungen.



Die große Neuigkeit der Nikon D7000 besteht darin, dass man nun endlich qualitativ auf dem Videoniveau der Konkurrenz angekommen ist. Wer bereits in ein Nikon-System investiert hat, macht mit der Nikon D7000 sicherlich nichts falsch – zumal sie neben der stark verbesserten Videofunktionalität eine exzellente Fotokamera darstellt, die in vielerlei Hinsicht sogar die Nikon D300s in den Schatten stellt. Wer jedoch bestmögliche Videoqualität und -bedienung im DSLR-Segment sucht, dürfte woanders fündiger werden oder sollte zumindest das nächste Update im Profi-Segment von Nikon abwarten ...


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