
Von der Videowelt fast unbemerkt hat Nikon im November 2012 die Nikon D5200 mit APS-C Sensor auf den Markt gebracht. Nun stellt sich heraus: Die Videoqualität der Mittelklasse Nikon D5200 bringt die Platzhirsche im Video-DSLR-Segment in Bedrängnis: Panasonic GH2, GH3 und sogar die Canon MKIII müssen sich warm anziehen und auch Nikons eigenes High-End VideoDSLR Portfolio mit der Nikon D600 bis zur D800 gerät kräftig unter Druck – was ist passiert?
Nikon D5200 und Video
Der Hauptgrund für die erstaunlich gute Videoperformance der Nikon D5200 dürfte in dem gelungenen Zusammenspiel von dem von Nikon verbauten Sensor mit der Bildprocessingeinheit liegen. Der Sensor stammt erstmalig von Toshiba (der Nikon D3200 Sensor stammt von Nikon selbst, der Sensor der Nikon D600 stammt von Sony …), einem Unternehmen, das bisher bei der Fertigung von Sensoren in APS-C Größe noch nicht weiter in Erscheinung getreten war.

Der neue 24 MP Sensor von Toshiba wird als einer der wenigen Sensoren im APS-C Segment im modernen sogenannten CU-Fab Verfahren hergestellt, also mit Kupfer als Material für die Pixel Metallisierung im Gegensatz zum bisher genutzten Aluminium. Ob dies der Grund für die gute Videoperformance ist, vermögen wir nicht zu sagen, bemerkenswert ist jedenfalls die durch persönliche oder frei verfügbare Bildprofile nutzbare Dynamik des Sensors der Nikon D5200. Doch bevor wir zur Bildqualität der Nikon D5200 kommen, erstmals Kudos an Andrew Reid von EOSHD.com, dem unserer Recherche nach als ersten die bemerkenswerte Videoqualität der Nikon D5200 aufgefallen ist, sowie auch ein Paar Worte zur Ergonomie und Bedienung der Nikon D5200, deren Layout in etwas merkwürdger Diskrepanz zu ihren sehr guten Videowerten steht.
Die Nikon D5200 wurde von der Ergonomie und Funktionalität von Nikon genau in jene Produktkategorie geschneidert, für die sie entworfen wurde: Das Mittelklasse APS-C Segment. Dies lässt sich an einer Vielzahl von Funktionen erkennen: So zeichnet sich die Nikon D5200 durch einen relativ kompakten, leichten Kunststoff-Body aus, dessen Qualität völlig in Ordnung geht, jedoch ein recht plast-lastiges Gefühl hinterlässt.

Auch die Griffausformung folgt der Nikon-Tradition der eher kleinen Hände unterhalb des professionellen Segments und auch im Schalterlayout herrscht im Vergleich zum höherwertigen Segment eher vornehme Zurückhaltung. Die praktischen U1/U2 Schalter der Nikon D600 bzw. Nikon D7000 fehlen ebenso an der Nikon D5200 wie ein eigenes Rad für die Blendenwahl (Zeigefingerrad). Die Blende wird bei der Nikon D5200 im manuellen Modus mit gedrücktem Belichtungskorrekturbutton über das Daumenrad eingestellt, das ansonsten für das Einstellen der Belichtungszeit zuständig ist.
Apropos Wahl der Blende: Im für die Videoaufnahme essentiellen Liveview-Betrieb lässt sich die Blende Nikon-typisch nicht verstellen, sofern man mit Optiken mit eingebauten Chip bzw. mit modernen Nikkoroptiken ohne Blendenring arbeiten möchte. Hierfür muss die Liveview verlassen werden, die Blende eingestellt und dann die Liveview erneut aktiviert werden. Dieses umständliche Verfahren gilt jedoch nicht für den Betrieb mit Optiken die über eine rein mechanische Blende verfügen. Für den Filmbetrieb an der Nikon D5200 (wie an nahezu allen Video-DSLRs) empfehlen wir ausdrücklich komplett manuelle Optiken, da diese nicht nur die gewünschte manuelle Blendeneinstellung zulassen, sondern darüber hinaus auch über eine gedämpfte Fokussierung via Schneckengang verfügen, die für das kontrollierte Ziehen der Schärfe weitaus brauchbarer ist als die quasi reibungsfreie manuelle Fokussierung von AF-Optiken.

Für den Videobetrieb hingegen wie geschaffen ist das Klappdisplay der Nikon D5200, das ergonomisch sinnvolles Arbeiten im Videobetrieb ermöglicht und mit einer Auflösung von 921.000 Bildpunkten und einer 100% Bildfeldabdeckung auch auf der Höhe der Zeit agiert. Darüber hinaus hat Nikon unserer Meinung nach ziemlich clever das fehlende Top-LCD durch entsprechende Statusinformationen auf dem Klappdisplay ersetzt.

Drückt man im Normalbetrieb beispielsweise die Info- oder die Belichtungskorrekturtaste erscheint auf dem Display eine stilisierte und zugleich übersichtliche Darstellung von Verschlußzeit, Blende und ISO sowie ein Belichtungsbalken und der Status der wichtigsten Bildparameter, zu denen Bildqualität, Weissabgleich, Bildprofil, Bildfolge, Belichtungskorrektur u.v.m. zählen. Sehr gelungene Umsetzung hier von Nikon.
Verschlußzeit und ISO können im manuellen Modus im Liveview-Betrieb im Gegensatz zur Blende nach Belieben verstellt werden mit sofortiger Auswirkung auf die Belichtung.
Allerdings muss man sich bei dem einzigen frei definierbaren Fn-Button auf der Vorderseite des Gehäuses entscheiden, ob man diesen sinnvollerweise mit White Balance oder mit ISO belegt. Beides lässt sich zwar auch über das Info-Quickmenü aufrufen – allerdings lässt sich die Auswahl hier nicht über eine direkte Änderung der Liveview überprüfen. Dies ist nur über die Direktauswahl via FN-Button möglich. Es fehlt also definitiv noch mindestens ein Fn Button an der Nikon D5200.

An Videoformaten stehen in maximaler 1080er Auflösung im Interlacedbereich 50i und 60i und im progressiven Modus 24, 25 und 30p zur Verfügung. Enkodiert wird - wie bei Nikon üblich - in einen QuickTime Container hinein mit H.264/MPEG-4 Advanced Video Coding mit maximalen 24 Mbit/s unter Verwendung des High@L4.1 Profils. Audio wird als uncompressed PCM mit 16 Bit bei 48 Khz ausgezeichnet. Für die Aussteuerung des Audiopegels stehen ein Automatik-Modus oder eine manuelle Aussteuerung in 20 Stufen zur Verfügung.

Der Pegel lässt sich während der Aufnahme auf dem Klappdisplay als Overlay anzeigen, jedoch nicht live pegeln. Dies muss vor der Aufnahme im entsprechenden Menü geschehen. Auch einen Kopfhörerausgang haben wir in diesem Zusammenhang vermisst. Hingegen vorhanden ist ein 3,5mm Klinkenstecker Audioeingang zum Anschluss eines externen Mikrofons.