Test JVC GZ-HD7

JVC GZ-HD7

Auf den ersten Blick sieht die GZ-HD7 wie der Traum ambitionierter Videofilmer aus: Direkte MPEG2-Aufzeichnung, wahlweise in FullHD oder HDV-kompatibel. Als Speichermedium steht eine Festplatte und optional eine SD-Karte zur Verfügung. Und sogar bei der Ausgabe hat man die Wahl zwischen USB und Firewire. Dazu gibt es einen echten Fokusring und zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten. Doch der Teufel hat sich mal wieder im Detail eingeschlichen...

// 16:30 Do, 30. Aug 2007von

Auf den ersten Blick sieht die GZ-HD7 wie der Traum ambitionierter Videofilmer aus: Direkte MPEG2-Aufzeichnung, wahlweise in FullHD oder HDV-kompatibel. Als Speichermedium steht eine Festplatte und optional eine SD-Karte zur Verfügung. Und sogar bei der Ausgabe hat man die Wahl zwischen USB und Firewire. Dazu gibt es einen echten Fokusring und zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten. Doch der Teufel hat sich mal wieder im Detail eingeschlichen...






JVC GZ-HD7 : camjvc


Sieht man sich die Gesamtkonzeption der GZ-HD7 an, so muss man JVC hohen Tribut zollen. Diese Firma scheint momentan als einzige auf die Wünsche der zahlreichen semiprofessionellen Anwender einzugehen. So werden in diesem Modell die Vorzüge der relativ niedrigen Kompression von HDV mit bandlosen Aufzeichnungsmedien (Festplatte und SD-Karte) kombiniert. Doch nur auf der Festplatte können FullHD-Clips oder HDV-kompatible Datenströme landen. Die SD-Karte unterstützt ausschließlich den SP-Modus, bei dem 1440 x 1080 Pixel mit einer variablen Datenrate von durchschnittlich 19 Mbit/s geschrieben werden (max. 22 Mbit). Leider traut JVC den SD/SDHC-Karten die 27 Mbit konstante Datenrate des HDV-kompatiblen 1440CBR-Modus nicht zu. Schade.





Import-Fragen

Wer nicht im HDV-Modus filmt, kann seine Daten auch nicht über Firewire HDV-kompatibel in ein Schnittsystem capturen. Dafür wird die Kamera über USB als normale externe Festplatte, bzw externer SD-Kartenleser erkannt, wodurch man (theoretisch) sogar direkt von der Festplatte oder SD-Karte losschneiden kann. Eigentlich optimal, doch JVC verpasst die Möglichkeit die Daten in einem gängigen AVI- oder Quicktime-Container auf die Festplatte zu schreiben. Die Clips landen auch nicht als m2ts- oder mp(e)g-Transportstrom, den ja ebenfalls viele Programme direkt einlesen könnten auf der Platte, sondern als *.tod-Files, die wahrlich kein gängiges Schnittprogramm kennt.


Für Mac-Anwender ist das ganze ausnahmsweise kaum ein Problem, denn hier werden entsprechende Quicktime-Erweiterungen einfach mitgeliefert. PC-Anwender können dagegen die Dateien umbenennen, wobei je nach Anwendung mal .mpg, .m2ts und mal sogar .avi zum Ziel führt. Das sollte man jedoch natürlich keinesfalls mit den Original-Daten in der Kamera machen, sondern diese zuerst auf die Festplatte des Schnittsystems kopieren. Somit wird hier durch die proprietäre Dateiendung ein manchmal völlig unnötiger Kopiervorgang erzwungen.




Stichprobe - Wer mit wem?

Vegas 7 importiert die umbenannten Clips sowohl als .mpg als auch avi, wobei .avi nur ruckelnd wiedergegeben wird und die selbe Datei als .mpg flüssig läuft. Premiere Pro 2 dagegen versteht sich nur mit der avi-Datei (ebenfalls ruckeld), die mpg-Unbenennung liefert nach dem Import nur grünen Pixel-Müll.


Mit etwas Probieren und evtl. einer Transcodierung sollte man daher mit jedem Schnittprogramm irgendwie ans Ziel kommen zu können. Nur ein vordefinierter Standard (hierfür gäbe es auch genormte m2ts-Ströme mit 1920 Pixeln) oder zumindest eine bekannte Dateiendung wie .mpg wäre hier doch nicht zu viel verlangt gewesen.


Im jetzigen Zustand müssen Anwender dagegen entweder die mitgelieferte Cyberlink-Software einsetzen, die sicherlich nicht Jedermanns Geschmack ist, oder immer von Hand umbenennen. Wer letzteres bevorzugt, sollte sich im Internet nach einem Renaming-Tool umsehen, um die zeitraubend Umbenennung nicht immer von Hand machen zu müssen.







Bedienung

Die Kamera selbst liegt sehr massiv in der Hand und vermittelt einen soliden Eindruck. Besonders der Schärfering um das Objektiv und der direkte Zugriff auf Blende, Belichtungszeit und Belichtungsautomatik verstehen in dieser Preisklasse zu begeistern und zeigen der Konkurrenz, was sich Filmer wirklich wünschen. Gerade die ausgezeichnete Focus-Assist-Funktion im Zusammenspiel mit dem Focus-Ring sind in dieser Preisklasse eine Wohltat. Wer sich an dieser Stelle beginnt, in die Kamera zu verlieben, erlebt in der Audio-Abteilung eine herbe Enttäuschung. Kein Kopfhörer-Ausgang und keine manuelle Tonsaussteuerung. Weniger bietet in dieser Preisklasse niemand fürs Geld. Die angepeilte Zielgruppe der Kamera scheint allerdings auch für JVC schwer zu definieren. Denn so findet man in der Bedienungsanleitung auf Seite 5 den folgenden Hinweis:


„Der Gebrauch für kommerzielle Zwecke ist ohne ausdrückliche Genehmigung untersagt.“. Inwieweit man diesen Hinweis ernst nimmt, muss jeder Nutzer selbst entscheiden. JVC scheint jedoch Semiprofis nicht zu den potentiellen Kunden zählen zu wollen. Schließlich ist der Tatbestand eines kommerziellen Einsatzes schnell erfüllt.



Beim optischen Bildstabilisator scheint irgendetwas von der Ursprungsidee des Konzepts verloren gegangen zu sein. Zumindest bei uns zeigte er kein sonderlich arttypisches Verhalten, sondern wirkte eher etwas gelähmt. Auch die übrigen Automatiken wirken etwas träger als gewohnt, jedoch kann sicherlich so mancher Anwender einer etwas langsameren Belichtungs- oder Weißabgleichsautomatik sogar etwas abgewinnen. Denn eine langsame Veränderung bei einem Motivwechsel fällt manchmal nicht so stark auf, wie eine schnell zupackende Korrektur. Allerdings wäre es noch schöner, wenn der Filmer über die Geschwindigkeit eigene Entscheidungsgewalt hätte.





Bildqualität

Der Teufel steckt auch bei der Bildqualität im „Detail“. Nicht nur, dass die 1920 FullHD-Speicherung keinen Deut besser ist, als die 1440 Pixel in den kleineren Modi, bei der Bildschärfe steht die Kamera in jedem Modus hinter vielen, auch deutlich günstigeren HDV-Kameras zurück. Hinzu kommt eine (für unseren Geschmack) zu starke künstliche Nachschärfung in der Werkseinstellungen. Und auch beim Low-Light gibt es trotz drei CCDs keinen echten Lichtblick. Bei einer Chipfläche von gerade einmal 1/5-Zoll haben wir allerdings auch nicht mehr erwartet.


Die Schärfe lässt zum Bildrand hin etwas nach und neigt sogar -trotz relativ geringem Weitwinkel- zu leichten chromatischen Aberrationen. Alles in allem ist die Bildqualität somit allenfalls durchschnittlich einzustufen. Wirklich schade, bei der umgebenden guten Hülle.






Fazit

Die JVC GZ-HD7 bietet ein vorbildliches Bedienkonzept für semiprofessionelle Anwender mit vielen Alleinstellungsmerkmalen in dieser Preisklasse getrübt durch wenig Weitwinkel, geringe Low-Light-Fähigkeiten, sonst gerade mal durchschnittliche Bildqualität und ärgerliche „Detaillösungen“.


Wer die Qualität und den Schnittkomfort von HDV ohne Band haben will, hat momentan in diesem Preisbereich allerdings keine echten Alternativen. Denn ein externes Firestore-Gerät mit 60 GB kostet schon fast so viel, wie die gesamte JVC-Kamera. Wer gute Bildqualität mit Band sucht kommt bei der Konkurrenz günstiger und besser weg.



Zu den Testbildern und technischen Daten der JVC GZ-HD7 in unserer Camcorder Datenbank


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