Dieser Review stellt eine kleine Premiere auf slashCAM dar -- noch nie hat sich ein günstigerer Camcorder für einen Test in die Redaktion gewagt: Die Z700 ist bereits für unter 200 Euro zu haben. Sonderlich viele HD-Modelle in diesem Preisbereich sind in Deutschland nebenbei bemerkt gar nicht erhältlich, die Discounter-Modelle einmal ausgenommen. (Die Kodak Zx1 etwa, die Flip Mino HD oder auch der Webbie von Sony werden in Deutschland derzeit nicht angeboten.)
Zwar mußte die Aiptek in Sachen Testbilder den gleichen Parcours durchlaufen wie alle anderen Modelle auch, jedoch liegt auf der Hand, daß die Anforderungen an eine Kamera aus dem unteren LowBudget-Bereich nicht ganz dieselben sein können wie bei teureren Camcordern. Ganz unvoreingenommen haben wir uns daher vor diesem Test überlegt, was man denn von einer solchen HD-Kamera erwarten darf, und was nicht.
Was darf man von einem billigen HD-Camcorder erwarten?
Der durchschnittliche Hobbyfilmer, und an diese Zielgruppe richtet sich die Kamera, möchte (angeblich) nicht mit zu vielen Optionen überfordert werden, sondern einfach nur aufs Knöpfchen drücken und Video aufnehmen. Daher ist in diesem Marktsegment nicht mit vielen Einstellungsmöglichkeiten zu rechnen. Und nachdem kaum etwas manuell eingestellt werden kann, braucht man im Grunde weder ein scharfes Display zur Beurteilung, noch externe Controls (deren Fehlen wir sonst bei unseren Tests ja gerne bemängeln..). Auch ist unwahrscheinch, daß jemand in der Zielgruppe ein externes Mikro anschließen oder den Ton pegeln möchte. Dafür müssen die Automatiken anständig arbeiten (man ist ja auf sie angewiesen) und die Bildqualität passabel sein. Wobei passabel natürlich eine Definitionssache ist; sagen wir: ohne auffällige Macken und besser als bei SD-Modellen. Das Handling muß selbsterklärend sein, und schön wäre es, wenn Fokus und Belichtung zumindest etwas reguliert bzw. korrigiert werden können (über eine Lock-Funktion beispielsweise).
Ok, damit wären unsere Ansprüche geklärt -- mal sehen, wie die Aiptek Z700 im Vergleich dazu dasteht.
Ausstattung und Allgemeines

Die Z700 kommt klein und etwas ergonomisch angehaucht im Hochkantformat daher und ist mit ihren ca. 200 Gramm sehr leicht. Sie zeichnet HD-Video mit einer maximalen Auflösung von 1440x1080 im Format AVC H.264 (*.mov) auf eine SD/SDHC/MMC-Karte (nicht im Lieferumfang enthalten). Ein interner Speicher ist zwar vorhanden, mit seinen 128 MB, wovon nur 80 bespielt werden können, jedoch in Handumdrehen voll. Aufgezeichnet wird progressiv bei 30 Bildern pro Sekunde (eine nachwievor eher ungünstige Bildrate hierzulande), im 720p-Modus ist auch eine Bildwiederholrate von 60 möglich. In diesen Aufnahmen sind allerdings Interlace-Streifen im Bild zu erkennen. Wir vermuten daher, daß der Sensor, ein 5 Megapixel 1/2.5"-CMOS, interlaced arbeitet und die Bilder dann auf progressiv umrechnet.
Das 3" LC-Display mit seinen ca. 230.000 Pixeln ist im 4:3-Format angelegt, daher werden die Videos mit schwarzen Balken angezeigt (wie früher üblich). Der optische Zoom ist 5-fach, zum Weitwinkel gibt es keine Herstellerangabe, er ist jedoch -- wie bei den meisten Videokameras -- absolut ungenügend. Positiv überrascht haben uns dagegen die verfügbaren Mikrofon- und Kopfhörereingänge (Miniklinke, s. mehr dazu unten). An Schnittstellen finden sich ferner USB 2.0, Komponenten (Out) sowie Audio/Video. Letztere wird in den Spezifiktionen als nur-Out aufgeführt, ist laut Handbuch jedoch auch für In freigeschaltet. Schließt man die Z700 also an einen TV-Tuner oder DVD-Player an, so sollen sich entsprechende Inhalte im Format 480p aufzeichnen lassen. Heutzutage kein schlagendes Verkaufsargument mehr (daher auch nicht getestet), aber trotzdem prinzipiell cool.

Die elektronische Bildstabilisation steht nur im 720p60 Modus zur Verfügung (sowie bei Aufnahmen in Standardauflösung / WVGA). Dies ist weniger tragisch als man zunächst erwarten mag: sie bringt nämlich kaum etwas -- was allerdings durchaus ein Manko darstellt, zumal die Kamera schätzungsweise hauptsächlich freihändig genutzt werden dürfte. Aber gut, mit einer sauberen Stabilisation in dieser Preisklasse hatten wir auch nicht ernsthaft gerechnet...
Erwähnenswert wären dann noch die Fernbedienung sowie der Makromodus. Der Li-Ion-Akku wird übrigens an der Kamera aufgeladen (wahlweise auch über USB).
Handling und Bildkontrolle
Wie anfangs erwähnt haben wir uns von der Aiptek nicht sonderlich viele Einstellungsmöglichkeiten erwartet, nachdem ja selbst bei teueren Cams an diesem Punkt gegeizt wird. Und viel findet sich in der Tat auch nicht: direkt manuell läßt sich überhaupt nichts einstellen. Jedoch kann der Autofokus arretiert werden, indem der Joystick kurz nach rechts bewegt wird: schon mal nicht schlecht. (Da dachten wir sogar schon, eine Fokusverlagerung ließe sich machen, doch während laufender Aufnahme lässt er sich nicht wieder entriegeln..). Über den Menü-Punkt EV kann die Belichtung schrittweise etwas justiert werden, und für den Weißabgleich gibt es neben dem Automodus noch einige klassische Presets, die über fünf Klicks im Menü zu erreichen sind. Ganz nett in dem Zusammenhang: das Menü merkt sich, wo man es zuvor verlassen hat. Navigiert wird per Joystick.

Mit dem Joystick wird auch zwischen den verschiedenen Aufnahmeformaten (1080p / 720p30 / 720p60 / WVGA) umgeschaltet, von einem zum nächsten, immer jeweils mit einem Klick nach unten. Das ist unserer Meinung nach nicht sehr sinnvoll, denn so oft wird man sein Format nicht ändern wollen, außerdem führte es zumindest bei uns zu gelegentlichem "Verklicken".
Gezoomt wird wie so oft bei den Hochkant-Minis mit dem Daumen, was bei freihändigem Filmen leicht zu Verwacklern führen kann (während der Aufnahme sollte aber natürlich eh nicht gezoomt werden). Apropos Zoom: Mit dem Objektiv im Telebereich hat der Autofokus Mühe, auf näher gelegene Bildbereiche scharfzustellen.

Bildqualität
In unserem Testlabor hat sich die Aiptek bis auf die Low-Light Performance sowie einer Rotschwäche richtig gut geschlagen:






Bei Aufnahmen unter Realbedingungen wird deutlich, daß der Codec, der bei 1080p mit einer Datenrate von nur zwischen 10 bis 12 MBit/s rechnet, bei sich bewegenden, feineren Strukturen schnell Schwierigkeiten bekommt -- hier fehlt es dann doch an Schärfe und Detail. Hier noch ein ausgespieltes Standbild aus einem Clip in voller Auflösung.

Auch fallen dem geübten Auge gelegentlich kleine chromatische Aberrationen auf (wir haben da aber schon deutlich schlimmere gesehen), und natürlich tanzen vertikale Linien bei schnellen Bewegungen den Rolling Shutter-bedingten Limbo -- letzteres hat man ja immer bei Camcordern mit CMOS-Chips, jedoch nicht immer so ausgeprägt wie hier.

… und ein paar Worte zum Ton
Das eingebaute Mikro befindet sich auf der Außenseite des Displays. Da erwartungsgemäß kein Sucher an Bord ist, ist dieses beim Filmen immer aufgeklappt, und das Mikro zeigt somit meist einigermaßen in die richtige Richtung. Es rauscht jedoch recht hörbar (siehe Grafik unten). Um so schöner, dass ein Eingang für ein externes Mikrofon vorhanden ist (Miniklinke), sogar ein Kopfhörer kann gleichzeitig angeschlossen werden (längst nicht mehr selbstverständlich!). Sie sind mit an Bord, damit die Z700 auch als Audioaufnahmegerät dienen kann. Die Möglichkeit, den Ton auszupegeln, wurde jedoch leider eingespart. Auch eine Befestigungsmöglichkeit für ein externes Mikro fehlt.

Fazit
Das Preis-Leistungsverhältnis ist was die Bildqualität angeht ausgesprochen gut, die Aiptek Z700 kann durchaus mit etwas teureren Modellen mithalten. Sie ist somit empfehlenswert für Käufer mit sehr schmalem Budget, die bereit sind, ihre Ansprüche ebenfalls schmal zu halten. Denn der Codec kommt absolut gesehen doch recht schnell an seine Grenzen. Und wer eine Abneigung gegen Rolling-Shutter hat, auch bei wenig Licht filmen möchte oder auf eine Bildstabilisation Wert legt, wird sein Budget aufstocken müssen.