Wir sind zurück mit jeder Menge Eindrücken vom Praxistest des neuen DJI RS 3 Pro Gimbals inkl. Lidar-System am Zeiss-Cine Prime. Wir haben in Kombination mit der Panasonic S1H den Lidar basierten AF und das Active Track System an manuellen Zeiss Cine-Primes mit beeindruckenden Ergebnissen getestet.

Nach unserem ersten Vorab-Test mit dem DJI RS3 Pro folgt hier nun unser Praxistest mit dem neuen DJI Gimbal-System, bei dem wir den Fokus – im wahrsten Sinne des Wortes - vor allem auf die neuen DJI-LIDAR Funktionen legen.
Vorab hier unser Testclip mit Caro an einem Sommertag in Berlin, bei dem wir bei einigen Tracking und AF-Shots das iPhone haben mitlaufen lassen, um euch einen kleinen „Behind the Scene“ und Setup Eindruck zu ermöglich:
Zm Einsatz kam folgendes Equipment: Panasonic S1H, DJI RS3 Pro, DJI LiDAR RS, DJI Transmission inkl. High-Bright Monitor + Ronin 4D Handgriffe, Zeiss Cp 35, Zeiss Cp 85mm, Sigma Mount Converter MC-21 (EF-L), Sachtler Flowtech 100, Sachtler FSB 10, 8Sinn Cage für Panasonic S1H sowie als Speichermedium eine Panasonic V90 SDXCII 64 GB Karte.
Aufgenommen haben wir ausschließlich in Panasonic 10 Bit V-Log 50p. Schnitt und Farbkorrektur erfolgten auf dem Redaktions-MacBook Pro mit DaVinci Resolve 18 Beta.
Lidar-AF am Zeiss Cp 35mm, 85mm
Die Montage und die Kalibrierung des DJI Lidar-Systems im Verbund mit manuellen Cine-Objektiven hatten wir ja bereits beim unserem Vorab-Test des DJI RS 3 Pro beschrieben.

Im Gegensatz zum Vorab-Test hatten wir diesmal jedoch das professionellere DJI (Video) Transmission Paket bestehend aus DJI Transmission Videosender und High-Bright Monitor im Einsatz. Der Sender wird - wie das Raven-Eye System - auf der Unterseite des Gimbal-Kamera-Arms montiert und strahlt beim ersten in die Hand Nehmen angenehm hohe Solidität aus. Hierzu tragen vor allem sein robustes Metalgehäuse inkl. „amtlicher“ SDI In/Outs, großem HDMI-In und gesichertem LEMO Stromkabel bei.

Das Gewicht ist allerdings ebenfalls entsprechend „Pro“: Der Sender kommt inkl. Antennen (von uns gewogen) auf 526g. Mit DJI-Akku sind es dann knapp 700g, die zusätzlich unterhalb der Kamera m RS3 Pro hängen.
Dank insgesamt größeren Gimbalarmen funktioniert dies jedoch recht gut. Wir würden beim Betrieb des DJI Videosenders stets zum extra DJI Akku raten, da der Stromversorgung über den internen Gimbal-Handgriff-Akku zeitlich schnell Grenzen gezogen werden.
Für den Testdreh mit Caro in Berlin haben wir diverse Cine-Profile am RS3Pro LiDar System mit entsprechenden Fokus-Distanzen und Lensmotor-Stops eingerichtet. Hierbei haben wir das recht saubere 1080p Videosignal via DJI Transmission zum 7“ DJI High-Bright Monitor zu schätzen gelernt, mit dem sich Dank Fokus-Peaking recht akkurat die 1m und 4m LiDar AF-Objektiv-Kalibrierung durchführen liess. Vor dem Einsatz der jeweiligen Optik haben wir dann nur nochmal eine Motorkalibrierung durchgeführt.

Bei der Blende sind wir mit einer ca. T2.5 fast komplett offenblendig unterwegs gewesen, um dem LiDar-System etwas zum Arbeiten zu geben. Und das DJI LiDAR im Verbund mit den DJI Fokusmotoren und dem RS3 Pro hat hier tatsächlich einen recht beeindruckenden Job gemacht – allerdings mit leichten Schwankungen beim Autofokus.
Die verlässlichste Schärfe hatten wir bei der Eröffnungssequenz, bei der wir den Gimbal handgeführt haben bei aktiviertem Active Track und Autofokus auf Caros Kopf.

Bemerkenswert war hierbei vor allem die Intelligenz des Fokus-Trackings, das sich auch nicht durch unsere Halbkreisbewegung um Caro herum aus dem Tritt bringen liess.
Hierbei haben wir das Tracking auf Caros Hinterkopf gestartet und haben dann langsam Caro überholt bis hin zu einem fast frontalen Shot. Bei all diesen Bewegungen haben sich sowohl ständig die Motiventfernung als auch das Tracking-Motiv selbst verändert.

Ziemlich beeindruckend, was DJI hier an AF-Tracking in unserem Setup mit der manuellen Cine Optik Zeiss CP 35mm abliefert. Das AF-Tracking-Niveau kann sich hier durchaus mit modernen Tracking-Systemen von AF-DSLM-Systemen messen.
Beim zweiten AF-Tracking Test haben wir das DJI RS3 Pro System auf ein Stativ montiert und gleichzeitig das Tracking mit dem Handy gefilmt. Hierbei legt Caro jetzt größere Distanzen deutlich schneller zurück. Für das AF System bedeutet das deutlich mehr Stress. Insgesamt liefert das DJI-Tracking auch hierbei im Verbund mit dem manuellen Zeiss eine ziemlich beachtliche Leistung ab.

Wenn man genauer hinschaut, sieht man hier und da allerdings kleine Unschärfen, bei denen das System nicht schnell genug arbeitet oder bei der Distanz nicht ganz 100% liegt. Allerdings ist dies bei dem Take in unseren Augen kein „Dealbreaker“.
Mit dem Wechsel auf das Zeiss 85mm (bei ca. T 3.5) generiert der S35 Crop der Panasonic S1H bei 10 Bit 4K 50p einen sehr engen Ausschnitt der auf Vollformat gerechnet fast bei 130mm landet: Nicht unbedingt eine Brennweite, die man häufig auf einem Gimbal nutzen würde. Auch bei diesem stark telelastigen Setup macht das LiDAR AF-System einen erstaunlich guten Job.

Da die Schärfeebene hier sehr gering ausfällt, müssen die LiDAR gesteuerten Fokusmotoren hierbei deutlich schneller arbeiten. Bei Bewegungen von Caro auf die Kamera zu haben bei einigen Szenen die Default-Einstellungen der AF-Geschwindigkeit nicht mehr ausgereicht. Hier tut sich ein weites Feld für zukünftiges Experimentieren mit der Fokusgeschwindigkeit auf.
Zudem hatten wir bei dem Tele-Setup gelegentlich mit leichten Rucklern im System zu kämpfen, die durchaus auch mit dem auffrischenden Wind in Verbindung stehen könnten.
Im Hinterkopf sollte man bei Setups mit stärkeren Tele-Brennweiten haben, dass das Lidar-AF-System hier deutlich mehr Arbeit verrichten muss und der Gimbal störanfälliger für Einfüsse von Außen wird. Bei unserem Testdreh mit dem 85er Zeiss Cp bedeutete dies, dass man sich eher darauf einstellen sollte, kürzere Sequenzen aus dem Take zu nehmen. Insbesondere die Stativ-Befestigung sollte entsprechend bedacht werden. Wir empfehlen hier in einen Ronin Universal-Mount mit entsprechender, externer Energieversorgung zu investieren, der auf Stativ oder Kransystemen eine deutlich höhere Stabilität gewährleistet als der hier genutzte Akku-Handgriff.
Und apropos Stabilität: Gut gefallen hat uns diesem Zusammenhang der Sigma Mount Converter MC-21 (EF-L). Mit den vergleichsweise schweren, von uns genutzten Cine-Objektive mit Gewichten zwischen ca. 900 – 1.500 g hatte der Sigma Mount Converter während des gesamten Drehs keine Probleme: Wir konnten weder Spiel noch Flex am Adapter feststellen: Chapeau an Sigma für die hier gezeigte, hohe mechanische Qualität.
Unter dem Strich hat uns DJIs LiDar basierte AF-System im Verbund mit manuellen Cine-Objektiven ziemlich beeindruckt. Ein Fokuspuller dürfte in vielen Fällen zwar immer noch die besser Wahl sein aber für Solo-Shooter, die die Möglichkeit haben, ein zweites System automatisch mitlaufen zu lassen, ergibt sich hier eine recht hochwertige, zweite (Cine)-Kamera-Perspektive.
Lidar ActiveTrack
Das ebenfalls im LiDar im Verbund mit dem RS 3 Pro integrierte Tracking-System hat uns vielleicht noch etwas mehr beeindruckt als die LiDar AF-Performance. Vor allem beim Intro Shot zeigt sich recht gut die aktuelle Performance des LiDar basierten und von den DJI-Drohnen bekannten Active-Track Systems. Obwohl wir den Tracking-Punkt auf Caros Hinterkopf gesetzt haben, war das Tracking-System intelligent genug, um Caro sowohl vor der Seite als auch schräg von Vorne zu folgen.

Ähnlich souverän verhielt sich das Active Track System beim zweiten Tracking-Test, bei dem wir den Gimbal stationär auf einem Stativ montiert hatten und Caro sich mit variierenden Abständen vor der Kamera – vor allem auch seitwärts – bewegt hat.
Bemerkenswert empfanden wir hierbei, wie geschmeidig der RS 3 Pro die Seitwärtsbewegung von Caro getrackt hat. Insbesondere das An-fahren und Stoppen des Schwenks hat der Algorithmus des Active Track LiDar RS 3 Pro Systems bemerkenswert gut im Griff. Bei der seitlichen Bewegung wandert Caro – zumindest bei der 35mm Brennweite - auch nicht zu stark aus dem Framing heraus:

Ganz an eine manuell geführte Kamera kommt zwar auch hier das Active Track System des RS 3 Pro nicht heran aber das liegt in der Natur der Sache. Wieviel Lead Room man beispielsweise der Protagonistin zubilligt ist eine kreative Entscheidung und abhängig von Bewegung, Blickwinkel und der zu erzählenden Geschichte. Das kann – zumindest momentan – keine Robotik oder KI besser als wir entscheiden.
Anders sieht es beim 85mm-Framing via Active Track aus. Zwar haben wir auch hier bemerkenswert geschmeidige Start/Stops der Schwenks doch beim seitlichen Tracking gerät Caro bei diesem Portrait-Framing bei Seitwärtsbewegungen recht deutlich an den Rand.

Zwar bleibt meistens noch ein Auge im Frame aber das Tracking gerät an erste Grenzen. Entsprechend tut sich also auch hier ein Feld zum Experimentieren mit der Tracking-Geschwindigkeit auf.
Abschließend gilt für unseren Tracking Test mit dem DJI RS 3 Pro Lidar-System: Man merkt dem DJI Active Track System an, über wieviel Erfahrung DJI mittlerweile im Bereich Object-Tracking verfügt. Das lasergestützte LiDar Tracking kann für einige Shots einen Operator durchaus ersetzen – zumindest jedoch unterstützen.
DJI Transmission und Remote FollowFokus
Ebenfalls kurz angesehen haben wir uns – wie auch im Testclip mit Caro zu sehen – das neue DJI Transmission System in der vollen Ausbaustufe bestehend aus: Videosender, High-Bright Monitor und Ronin 4D Fokuswheels.

Da sich LiDar und das Transmission System aktuell den gleichen USB-C Anschluss teilen, lassen sich keine LiDar-Funktionen auf den High-Bright Monitor legen. Man kann also entweder die Fokuswheels und die Gimbalsteuerung des Monitors nutzen oder die LiDar Funktionen am Gimbal oder eine Mischung aus Lidar-AF und Fokustracking am Gimbal und ein Videosignal am Monitor – aber dann ohne Gimalsteuerungs- oder remote Lidar-Funktionen am Monitor.
Hier hat DJI noch etwas Softwareanpassung vor sich - denn für viele dürfte der Gimbal-Lidar-Betrieb mit entsprechender Pointcloud am Monitor als Funkschärfe recht attraktiv sein. Diese Kombination stellt aktuell nur das Ronin 4D System mit dem High-Bright Monitor und den Fokuswheels zur Verfügung.
Somit haben wir bei unserem RS 3 Pro Test mit Caro den HighBright-Monitor vor allem als remote Kontrollmonitor genutzt. Ebenfalls vermisst (und/oder noch nicht implementier) haben wir eine Suchervergrösserung und auch entsprechende Button-Funktionen an den Fokuswheels standen bei unserem Test noch nicht zu Verfügung.
Was hingegen bereits funktionierte war der Remote Follow-Fokus und das Peaking. Und beides hat uns sehr gut gefallen. Der Follow-Fokus arbeitet mit vergleichsweise geringen Latenzen und das Peaking löst angenehm hoch auf.
Im Hinterkopf sollte man beim Betrieb des High-Bright Monitors behalten, dass in hellem Umgebungslicht einiges an Reflektionen wiedergegeben werden.

DJI packt hierfür eine entsprechende Sunhood zu Monitor hinzu, zu deren Gebrauch wir bei Tageslicht auf jeden Fall raten.
Exkurs: Sigma Cinezoom 24-35mm T2,2 FF am DJI RS 3 Pro Gimbal
Leider fehlte beim Dreh zum Schluß mal wieder etwas die Zeit, um alle Optiken am LiDar-System auszuprobieren... Weil im slashCAM Forum auch immer mal nach Gimbal-Setups mit schwereren Objektiven und damit stärker frontlastigen Systemen gefragt wird, wollen wir mit euch hier auch kurz unsere Setup-Infos mit dem hochkarätigen Sigma Cinezoom 24-35mm T2,2 FF im Verbund mit der Panasonic S1H und dem DJI RS 3 Pro Gimbal teilen.

Mit 1,4kg Gewicht und einer Länge von Rund 12 cm ist es deutlich massiver als die im Vergleich schon fast zierlichen Zeiss Compact Primes. Die optische Qualität des Sigma 24-35 agiert bekanntlich auf sehr hohem Niveau doch hier wollen wir kurz die Frage klären, wie sich entsprechend Cine-Gewichte und Abmessungen auf dem neuen DJI RS3 Pro mit Entry-Level Cine-Kameras wie der Panasonic S1H darstellen:

Die Antwort hierauf lautet: Auch mit deutlich frontlastigeren Systemen hat der DJI RS 3 Pro keine Probleme. Zusätzlich zum Objektiv brachte der DJI Fokusmotor noch zusätzliches Gewicht nach vorne und mit dem Lidar-Modul hat sich die Kamera auch noch in der Höhe verändert (was häufig für instabilere Gesamtsysteme sorgt.

Wir haben dieses Setup mit Sigma Cine Objektiv sowohl mit als auch ohne DJI Transmission Modul unterhalb der Kamera ausprobiert und beide Male hatten wir keine Probleme mit der Gimbalbalance oder mit zu wenig Spielraum für die Tarierung.

Verantwortlich hierfür dürfte der (nach unseren Messungen) nochmals um ca. 2cm gewachsene Gimbalarm sein, mit dem jetzt merklich mehr Platz für die Tarierung auf der Z-Achse zur Verfügung steht. Entsprechend gab es auch keine Probleme als wir die Kamera inkl. LiDar Aufsatz komplett nach oben gerichtet haben.
Fazit
Mit dem LiDar-System verwandelt der DJI RS 3 Pro sich in ein AF und Tracking-System für Kamera-Setups mit manuellen (Cine) Objektiven. Die Autofokus und Trackingleistung bewegt sich bei unseren Testshots auf beeindruckend hohem Niveau.
Wer als Solohooter eine zweite Kameraperspektive oder für AF- und Tracking-Shots mit manuellen Objektiven Unterstützung benötigt, dürfte mit dem DJI RS 3 Pro Portfolio das avancierteste System am Markt finden. Besonders beeindruckt hat uns bei unseren Tageslichtaufnahmen mit der S1H mit Cine-Objektiven das LiDar gestützte Objekttracking des DJI Ronin RS 3 Pro – vor allem bei handgehaltenen Aufnahmen. Das DJI-System kann zwar auf professionellem Niveau noch nicht DOP und Fokus-Puller ersetzen aber es bietet eine starke Support-Option.
Dank längerem Gimbal-Arm lassen sich entsprechend kopflastigere Setups mit manuellen Cine-Objektiven problemnlos auf dem Dji RS 3 Pro tarieren.
Ausbaufähig sind aktuell noch der parallele Betrieb von LiDar und DJI Transmission-System, was in unseren Augen via Softwareanpassung zu lösen sein könnte.