Auf der NAB2024 stellte Blackmagic sein neues "Micro Color Panel" als bislang günstigstes Bedienpult für DaVinci Resolve vor. Gerade einmal rund 500 Euro soll das neue Panel kosten, was zugleich für garantierte Verwirrung im Handel sorgen dürfte. Denn das bisher günstigste, ältere Micro Panel hieß sehr ähnlich (nur ohne das Suffix "Color"), kostete jedoch ursprünglich rund das Doppelte. Letzteres überzeugte uns beim slashCAM-Test vor allem durch seine extrem solide Anmutung. Allerdings wollte sein Gewicht von 3,5 kg seinerzeit kaum zum Namen "Micro" passen.
Kleiner und besser?
Das jetzt vorgestellte neue "Micro Color Panel" fügt sich dagegen schon bedeutend besser in die eigene Namensgebung. Nach dem Öffnen des Kartons ist das Pult sogar noch kleiner, als man aufgrund der Bilder im Netz erwarten würde und auch das Gewicht liegt mit 1,18 kg nur noch bei einem Drittel seines Vorgängers. Eine der auffälligsten Neuerungen ist die Integration eines iPad-Ständers. Durch seine Bluetooth-Funktionalität und den internen Akku kann das Panel auch kabellos mit einem iPad oder einem Desktop-Computer verbunden werden, was die mobilen Einsatzmöglichkeiten steigert. Doch auch für den typischen "stationären" Einsatz ist das Pult natürlich gut geeignet.
Dass die massive Haptik des früheren Modells nun auf der Strecke bleiben musste, war zu erwarten. Schlecht oder billig fühlt sich das neue Micro trotzdem nicht an. Allerdings fehlt dem einen oder anderen Anwender vielleicht das "ernsthafte Studio-Gefühl" massiver Regler und Bälle, welches man weiterhin bei teureren Modellen vorfindet.

Als echter Vorteil erweist sich im Gegenzug, dass die verminderte Größe (jetzt 36 x 18 statt 43 x 27 cm) deutlich weniger mit der Tastatur und der Maus um wertvolle Schreibtischfläche konkurriert. Denn sobald man trotz Pult gelegentlich zu Maus und/oder Tastatur greifen muss, sind die kürzeren Distanzen ziemlich praktisch.
Installation und Ausstattung
Nach dem Einstecken oder dem Pairing per Bluetooth braucht man sich um nichts weiter zu kümmern, als die aktuelle Version von DaVinci Resolve zu starten. Ohne weitere Treiberinstallation ist das Pult sofort nach dem Aufruf von Resolve 19 einsatzbereit. Die Bedienelemente sind logisch und intuitiv angeordnet - was die Lernkurve für neue Nutzer erheblich reduziert und alte Hasen sofort loslegen lässt.
Seine Betriebsbereitschaft signalisiert das Pult mit seinen weiß beleuchteten Tasten - die teilweise (je nach Belegung) auch rot oder grün leuchten können, wenn eine Funktion aktiv ist. Alle Knöpfe besitzen einen eher subtilen Druckpunkt und die Bälle mit den umliegenden Ringen sind leichtgängiger als bei den größeren Pulten, aber dennoch gut definiert zu bewegen.
Blackmagic hat sich beim Update nicht lumpen lassen und ließ noch mehr Funktionalität von den weitaus teureren Pulten in die Einstiegsklasse fließen. Im Vergleich zum Micro-Vorgänger bietet das neue Panel weitaus mehr Tasten, die durch zwei Shift-Tasten sogar noch weitere zusätzliche Funktionen übernehmen können.
Jetzt auch für sekundäre Farbkorrektur
Gegenüber dem alten Micro Panel, lassen sich auf dem neuen Micro Color Panel nicht nur Aktionen für die primäre Farbkorrektur, sondern auch "sekundäre" Aktionen ausführen ohne zu Maus oder Tastatur greifen zu müssen: Masken und Nodes lassen sich nun direkt vom Pult aus anlegen und modifizieren, wobei man am Pult gegenüber dem Desktop trotzdem immer ein paar Funktionen einbüßt. So kann das Pult beispielsweise nur quadratische oder runde Masken erzeugen. Über die Ringe und Shift-Tasten lassen sich diese dann allerdings gut verformen und drehen. Sogar der Feather Rahmen lässt sich bequem justieren. Und es gibt eine Cursor-Funktion, um Farbwirkungs-Bereiche auszuwählen, innerhalb derer die sekundäre Korrektur wirken soll.

Blackmagic hat hier sichtlich versucht, die meist genutzten Funktionen auf die verfügbaren Bedienelemente eines Pult sinnvoll zu verteilen. Dies ist gerade bei repetitiven Tasks sinnvoll und produktivitätssteigernd. Letztlich geht es ja immer darum, dass man den Blick nicht vom Vorschaubild wegbewegen muss, um einzelne Parameter zu verändern. Bei der Arbeit mit nur einem Display (oder mit dem iPad) ist ein Pult deswegen besonders effektiv, weil man viele Korrekturen direkt in der Vollbildvorschau von Resolve durchführen kann, ohne die Oberfläche von Resolve nutzen zu müssen.
Hierfür gibt es auf dem Micro Color Panel auch einen eigenen "Viever"-Button, um schnell zwischen Vollbild-Vorschau und Oberfläche zu wechseln.
Erfahrung macht den (Grading-)Meister
Nach unserer Erfahrung, bleibt eine offene Desktop-Oberfläche beim Graden dennoch sehr hilfreich. Und diese ist fast ebenso wichtig wie der Blick auf die aktiven Resolve-Messinstrumente. Richtig effektiv arbeitet es sich letztendlich sowieso erst mit drei Monitoren (1 x Vollbild-Vorschau, 1 x Oberfläche, 1 x Messinstrumente).
Apropos Oberfläche: Wirft man in Resolve einen Blick auf die dort symbolisierten Kreise der primären Farbkorrektur, so sieht man, dass es eigentlich vier Trackbälle geben müsste (Lift, Gamma, Gain + Offset). Nur das große Advanced Panel von Blackmagic bietet allerdings diese 4-Kugel-Anordnung (für 30.000 Dollar!). Wer mit den günstigeren Panels Zugriff auf die Offset-Werte haben will, kann die rechte Kugel per Offset-Taste temporär umwidmen, wobei die Ringe der beiden linken Kugeln daneben dann dem Weißabgleich in Kelvin + Tint dienen.
Für die weiteren "globalen Bildeinstellungen" der primären Farbkorrektur dienen 12 Drehregler an der Oberseite des Pultes, deren Beschriftung leider unter den Reglern liegt und nicht beleuchtet ist, was in typischer, eher dunkler Umgebung zu schlechter Lesbarkeit führt.
Als sehr praktisch empfinden wir im Gegenzug, dass die Drehregler durch einfaches Drücken einen Reset des zugehörigen Parameters erlauben. Es gibt dazu auch drei spezielle Tasten für einen dedizierten Reset von Lift, Gamma und Gain. Hilfreich sind zudem ein globaler Node Reset, ein Node-Bypass und ein Button zum Deaktivieren des aktiven Nodes. Neben den üblichen Steuerungstasten, lässt sich nun auch zwischen Stills, Keyframes, Clips, Frames und Nodes steppen. Ebenfalls relevant sind die zwei neuen Shift Tasten, mit denen sich auf einigen Tasten noch alternative Funktionen nutzen lassen.
Praxis mit dem iPad Pro M4
Wir hatten beim Test sogar die Möglichkeit das Pult mit dem neuesten M4-iPad Pro auszuprobieren, welches durch den integrierten Ständer ja für ein Zusammenspiel prädestiniert zu sein scheint. Grundsätzlich funktioniert auch hier das Pairing problemlos und die M4-Performance unter Resolve ist für die meisten Projekt-Anwendungsfälle auch schnell genug. Nicht zuletzt ist die Qualität der Vollbild-Vorschau exzellent, da das iPad ja mit seinem speziellen Ultra Retina Tandem OLED Display eine besonders hohe Farbtreue aufweist. So empfiehlt ja sogar Netflix einige iPad Pro Modelle explizit als Grading-Monitore.

Dennoch empfinden wir das iPad "solo" im Panel-Stander nur als Notlösung für besonders mobile Einsatzzwecke. Denn ganz ohne Zugriff auf die Programmoberfläche funktioniert das Grading trotzdem niemals - und so ist man immer wieder genötigt, mit dem Stift (oder schlechtenfalls sogar mit dem Finger) auf dem Touchscreen seines "Grading Monitors" herumzudrücken. Jeder halbwegs vernünftige Nutzer wird sich deswegen auch für den iPad-Einsatz mindestens eine Bluetooth Tastatur/Maus Kombination zulegen. Und sehr wahrscheinlich auch einen zweiten Monitor, der es erlaubt, die hochqualitative Vollbild-Vorschau am iPad permanent geöffnet zu lassen.
Zugleich sollte das iPad bei längeren Sessions natürlich auch idealerweise mit Strom versorgt werden, damit man zum Laden eine Grading-Session nicht zwangsweise unterbrechen muss. D.h. man muss sich eine Lösung einfallen lassen, wie man Monitor und Stromversorgung an der einen USB-C-Buchse des iPads managed, an der zusätzlich meistens auch noch mindestens eine SSD mit Rohmaterial Anschluss fordert. Und während man all dies ausbaldowert, könnte einem dann auffallen, dass man diese Probleme mit einem viel günstigeren Mac Mini erst gar nicht hätte. Allerdings hätte man dann auch kein kleines, flaches Spitzendisplay, das sich ins Blackmagic Micro Color Panel schieben lässt.
Da man beim Vorschaumonitor zudem in der Regel gerne auch Blickwinkel und Monitorabstand für lange Sessions bewusst optimiert, halten wir die feste Integration eines iPad-Standers in das Micro Color Panel eher für eine Design-Spielerei, für die man allenfalls in hoch mobilen Grading Einsätzen sinnvolle Verwendung finden kann.
Fazit
Der haptische Zugriff auf die wichtigsten Farbkorrektur-Funktionen von DaVinci Resolve öffnet durch den alternativen Zugang tatsächlich ein Tor in eine andere Grading-Welt. Allerdings macht die Nutzung des Micro Color Panels nur Sinn, wenn man auch bereit ist, entsprechend Zeit und Fleiß in die "blinde" Panel-Bedienung zu investieren. Das Panel alleine macht einen nicht automatisch zu einem besseren Coloristen.
Wer allerdings in die Welt des Gradings eintauchen will, findet mit dem Blackmagic Micro Color Panel nun einen ernstzunehmenden Einstieg, den es bisher noch nie so günstig gab. Und sollte dieser gelingen, gibt es weiterhin einen klaren Hardware-Update Pfad "nach oben" für die nächsten Karriereschritte. Denn nicht zuletzt lässt sich mit diesem "kleinen" Pult auch schon sehr gut für die größere Pulte trainieren.