Mit dem neuen Production Studio liefert Adobe eine Vielzahl von Programm-Updates mit. Für die meisten Programme bedeutet dies einen Sprung auf Version 2.0. Hierzu gehören Premiere Pro 2.0 , Encore 2.0 sowie Audition 2.0. After Effects hingegen als Platzhirsch unter den Motiondesign-Programmen wartet mit einer runden 7.0 auf. Hier unser Test zur neuen After Effects Professional Version.
Neue Benutzeroberfläche
Die wohl augenscheinlichste Neuerung betrifft die Benutzeroberfläche. Hier wurde die neue Pro-Optik, wie sie bereits vom Premiere Pro bekannt ist übernommen. Doch nicht nur die reine Optik hat sich verändert. Auch das Arbeiten mit der neuen Oberfläche, die ich für durchaus gelungen halte, bringt einiges an Neuerungen mit sich. Adobe spricht von unified interface oder auch einheitliche Benutzeroberfäche. Dies bedeutet, dass die Oberfläche nun zusammenhängt und je nach Gesamtgröße mit all ihren Paletten und Arbeitsflächen proportional skaliert. Selbstverständlich lassen sich die Paletten auch "entdocken" und als frei schwebend, wie zuvor, gebrauchen. Wer auf mehreren Bildschirmen mit verteilten Paletten arbeitet wird eher zum entdocken neigen. Wer jedoch auf einem Bildschirm arbeitet, für den wird sich eine sehr viel aufgeräumtere Arbeitsumgebung zeigen. Die einheitliche Benutzeroberfläche erinnert in ihrem skalierten Verhalten an das Cinema4D-Interface mit dem sich bekanntlich sehr effizient arbeiten lässt. (Vor allem Mac User, die bislang auf ihren Schreibtischhintergrund in After Effects geblickt haben, was je nach Hintergrundsbild oder anderen offenen Progammen durchaus verwirrend sein konnte, haben nun mehr Ruhe im Blickfeld.) Die zusammenhängende Skalierbarkeit der neuen Arbeitsoberfläche bringt jedoch noch weitere Vorteile mit sich. So sind nun die Ansichtsgrößen der Komp frei wählen. Der geneigte Motion Designer ist also nicht mehr auf die starren Vergrößerungseinstellungen der Vorgängerversionen (100 % , 50 %, 25 % etc.. ) angewiesen. Es lassen sich nun Werte wie 89%, 46% etc. einstellen. Die neue Benutzeroberfläche ist zudem ein wenig kontextsensitiver geworden.

Der Diagrammeditor
Bei der Arbeit mit Keyframes stechen die neuen Kurven ins Auge. Die Kurvenparameter in der 6.5 Version waren eher Illustrationen des Keyframe-Verhaltens. Zwar liessen sich auch mit diesen Interpolationen bewerkstelligen, aber es war doch ganz schöne Frickelarbeit und musste häufig nachjustiert werden. Die neuen Kurven sind sehr viel reaktiver, größer, lassen sich an jeder beliebigen Stelle mit Bezierhandles versehen und ermöglichen somit sehr viel intuitiveres Arbeiten. Die Übersicht beim Arbeiten mit den Kurven wird zusätzlich durch unterschiedliche Farbmarkierungen unterstützt. Jeder Parameter erhält durch After Effects eine andere Farbe zugewiesen. Optional lassen sich einzelne Kurven im Diagrammeditor ein- und ausblenden, so dass bei komplexen Animationen kein Wirrwarr entsteht. Die Kurven lassen sich mit den gewohnten Bezier-Werkzeugen, wie sie bisher für Masken zur Verfügung standen, bearbeiten und verhalten sich äußerst reaktiv. Ein nächster Schritt wäre hier die Bearbeitung im Loop zuzulassen, wie man es von anderen Animationssystemen her kennt. Da auch Adobe in wachsenden Maß Render-Power auf Grafikkarten auslagert, wäre dies ein konsequenter Schritt: Bezier-Kurven manipulieren und einen konstant upgedateten Animationsloop zu erhalten. Leider gibt es diese Funktion noch nicht. So muss nach jeder Keyframe- oder Kurvenänderung der Renderprozess neu gestartet werden - vielleicht ein Feature für die nächste Version ... Der Diagrammeditor ist aber such so ein mächtiges neues Werkzeug, das stark zur Vereinfachung von nicht-linearen Parametern beiträgt.

32-Bit-Farbe HDR (High Dynamic Range)
Mit der Möglichkeit, After Effects Berechnungen im 32-Bit-Farbraum durchführen zu lassen, erhalten Farben im Grenzbereich eine realistischere Auflösung. Wir haben die Probe ebenfalls aufs Exempel gemacht, entsprechende Tests werden in Kürze veröffentlicht.
Animationsvorgaben und Projektvorlagen
Bei den Animationsvorgaben hat sich ebenfalls ein bißchen was getan. Die Qualität der Vorgaben ist deutlch gestiegen und orientiert sich näher am OnAirDesign als die der VorgängerVersion. Im HelpCenter vom Adobe lassen sich wie bisher auch Previews der Animationsvorgaben betrachten, so dass schnell ausgewählt werden kann. Auch wenn entsprechende Vorgaben stets mit Vorsicht zu geniessen sind - wer will schon einen Einheitslook kreieren - so lassen sie sich sehr gut als Lernhilfe einsetzen, da man hier genau nachvollziehen kann, wie einzelne Effekte kreiert werden. Wer die Vorgaben in diesem Sinne als Einstiegshilfe in After Effetcs 7 betrachtet, erhält eine gute erste Orientierung. Wie bisher lassen sich natürlich auch eigene Presets speichern, so dass man schnell einen individuellen Setzkasten an häufig gebrauchten Effekt-Kombinationen zusammenstellen kann.

OpenGL 2.0 Unterstützung
Bisher wurde Open GL in der Version 1.2 unterstützt, Mit After Effects 7.0 wird nun auch die 2.0 Version voll unterstützt. Erste Rendertests legen einen Geschwindigkeitszuwachs auf G5 Mac-Systemen um bis zu 20% nahe, was beachtlich wäre. Dem Thema Rednergeschwindigkeit werden wir in naher Zukunft eine eigene kleine Rubrik auf slashCAM widmen. Vorerst reicht es hier festzustellen, dass je nach benutzter Grafikkarte und Effektkombination die neue Version von After Effects schneller zu rendern versteht ... mehr dazu in Kürze. Hier eine Übersicht der von Adobe After Effects unterstützten OpenGL-Karten .

Adobe Bridge
Mit Adobe Bridge liefert Adobe ein Organisationstool für das Production Studio mit. Hier lassen sich Vorlagen per Vorschau auswählen, Materialsammlungen sichten und Projekte neu ordnen und zusammenfassen durch das Anlegen von Ordnern und Filtern. Teilweise finden sich hier Funktionen wieder, die man von der Ordner-Verwaltung innerhalb von Mac Os X kennt. Inwieweit Bridge in der Lage ist, den Finder, bzw. den Explorer zu verdrängen hängt von der persönlichen Arbeitsweise ab. Eine Funktion, eigene Regeln für das Sortieren der Files zu entwerfen habe ich nicht finden können. Positiv ist auf jeden Fall die Möglichkeit, Meta-Daten anhängen und ersetzen zu können.

Unterstützung neuer Formate
Die Zeichen der Zeit stehen auf HD(V) und dies ist natürlich auch Adobe nicht verborgen geblieben - lässt sich doch in Premiere Pro 2.0 durch die neue HDV-Eingine nun HDV auch geschmeidiger als zuvor bearbeiten. After Effects 7.0 bietet entsprechend nun auch HDV-Unterstützung an. Ein Blick auf das neue Menue "neue Komp" zeigt die neue HDV-Seligkeit an. Sowohl 720er als auch 1080er HDV-Flavors werden unterstützt. Doch auch DVCPROHD findet sich bemerkenswerter Weise in 720 und 1080 bereits unterstützt. Damit dürfte der schönen neuen HDV-Welt auch von Seiten After Effects her nichts mehr im Weg stehen. Zwar liess sich HDV bereits mit entsprechend installierten Codecs auch in der 6.5er Version bearbeiten, aber die Unterstützung auf Programmebene war bislang noch nicht gegeben. Ein gutes neues Feature.

Was bislang nicht möglich gewesen war, ist der Export von FLV-Video für Flash. Hier hat Adobe sicherlich auch im Zuge des Erwerbs von Macromedia noch einmal nachgelegt und bietet FLV-Export nun auch als Export-Funktion an.
Ebenfalls neu ist die Unterstützung von RAW-Dateien aus Digital-Kameras. Eine sinnvolle Erweiterung, gerade auch dann, wenn mit hochauflösenden Videoformaten oder gar mit Spezialauflösungen für Mehrfach-Beamer-Projektionen gearbeitet wird.
Verbesserte Integration per Dynamic Link
Mit dem Dynamic Link lassen sich nun After Effects Kompositionen direkt in Premiere oder Encore öffnen. Voraussetzung ist allerdings die Verwendung der Programme innerhalb des Adobe Production Studios. Sobald per Dynamic Link eine After Effects Komposition in Premiere oder Encor importiert wurde, werden nun Änderungen die in After Effects vorgenommen werden, live in dem verlinktem Programm upgedated. Dies kann viel Zeit sparen bei aufwendigen Projekten, wo eigentlich immer nochmal nachjustiert werden muss. Hierbei wird auch deutlich, wann und wo ein zweiter Prozessor sowie ordentlich Arbeitsspeicher Sinn machen: Zwei parallel geöffnete Programme in denen mehr oder weniger synchron gearbeitet wird. Das fordert Hardware-Resourcen - spart jedoch auch Zeit und Nerven. Zum Thema Dynamic Link und wie man damit arbeitet, wird es übrigens bald auch ein Videotutorial umsonst von der slashCAM Academy angeboten geben - also stay tuned ...

Ebenfalls eine Neuerung in Sachen Integration ist die Möglichkeit, nun via Premiere Pro für After Effects zu Capturen. Wählt man den Menuepunkt Import / In Adobe Premiere erfassen / so öffnet sich das Capture-Fenster von Premiere. Die Files stehen nach dem Capturen automatisch für After Effects zur Verfügung. Ebenfalls eine durchaus gelungene Integration. Zwar wird wohl in den meisten Fällen Video erstmal in Premiere zumindest in eine Rohschnittfassung gebracht werden - aber ein nice to have ist die Capture-Funktion allemal.
Integrierter Skripteditor
Wer in die Gefilde des After Effects Skripting einsteigen möchte, der hat nun eine weitere Hilfe von Adobe erhalten, die allerdings der Pro-Version von After Efects 7.0 vorbehalten ist: Den Skript-Editor. Hier findet sich die gesamte Expression-Grammatik, eine Logik-Prüfung und vieles mehr. Für Hardcore-Skripter áber auch um einfach mal reinzuschnuppern, wie man Arbeitsabläufe automatisieren kann ein sinnvolles und zugleich mächtiges Tool, das jetzt einfach mal fällig war.

Automatisches Speichern
Eigentlich unvorstellbar, aber wahr. Bislang gab es keine Auto-Save-Funktion in After Effects. Dies wurde nun nachgeholt und stattet AfterEffects, das bislang zwar auch recht stabil gelaufen ist, mit zusätzlicher Sicherheit aus. Neben dem Speicher-Interval lässt sich ebenfalls die Anzahl von Projektversionen einstellen, nach denen alte Versionen überschrieben werden. Stellt man also einen Wert von 5 ein, beginnt After Effects nach dem 5. automatischen Speichervorgang das älteste Projekt mit der neuesten Version zu überschreiben.

Timewarp
In Bezug auf die althergebrachte Time-Remapping-Funktion, die für viele User recht verwirrend gestaltet war, hat Adobe nun nachgebessert und einen Extra-Time-Warp-Effekt dazugepackt, mit dem alle für Warping wichtigen Parameter zusammengefasst wurden: Geschwindigkeit, Bewegungsunschärfe, u.v.m. Vor allem wenn man sich die einzelnen Werte in den Diagramm-Editor packt eine wahre Freude. Das alte Time-Remapping bleibt für die, die es liebgewonnen haben, erhalten, für alle anderen gilt: Endlich eine grafisch nachvollziehbare Remapp-Funktion !

Fazit
Zugegeben: der große Wow-Effekt, wie bei der Einführung des 3D-Raums fehlt bei diesem Versionssprung und nachwievor vermisse ich die Möglichkeit individuelle EffektPinsel in After Effects (wie in Photoshop) nutzen zu können. Alles in allem sind die Neuerungen jedoch gut überlegt und wer mit der 7er Verion gearbeitet hat, wird die 6.5er Version plötzlich ziemlich veraltet finden. Es steckt Sucht in der 7er - Adobe muss einiges richtig gemacht haben. Für mich die besten Neurungen sind eindeutig der Diagramm-Editor und die skalierende Benutzeroberfläche. Ersten Tests nach hat sich auch etwas an der Rendergeschwindigkeit mit dem Upgrade auf OpenGL 2.0 getan (mehr dazu bald...). Mehr Gründe für das Upgrade brauch ich nicht. After Effects 7.0 bleibt die Nr. 1 unter den Motion-Design-Werkzeugen und bildet nachwievor das Maß der Dinge.