Von außen betrachtet hat sich nicht viel getan bei der neuen Generation Sony Actioncams, doch der Anblick täuscht, denn die X1000 kann – wie die Hero 4 von GoPro – Videos in 4K/UHD-Auflösung aufzeichnen. Wie das im Vergleich aussieht, haben wir uns natürlich einmal näher angesehen.
Kamera-Features - hohe Datenraten und mehr
Bis auf die höhere Auflösung ist der Funktionsumfang und die Bedienung weitgehend von der AS100 übernommen. Die Kamera zeichnet nach wie vor wahlweise in MP4 oder XAVC S auf, letzteres mit einer großzügigen Datenrate von bis zu 100 Mbit/s. Allerdings steht diese Option nur in 4K sowie bei der Full HD Zeitlupe (120p) zur Verfügung, und auch nur, wenn eine nicht ganz günstige 64GB UHS-3 Micro-SDXC Karte im Slot steckt. Sonst ist bei 60 Mbit/s Schluss (ähnlich wie bei der GoPro), Full HD wird mit ca. 50 Mbit/s aufgenommen.

Ein Pendant zu GoPros Protune, also ein flaches Bildprofil mit reduzierten Farben ist (wie schon bei der AS100) auch bei der X1000 an Bord, zu finden unter dem Menüpunkt Color –> neutral. Zeitlupen schafft die Kamera im Full HD-Modus mit bis zu 120fps (sprich vierfach), jedoch nicht ohne einhergehendem Qualitätsverlust (Stichwort wie immer Lineskipping, also reduzierte vertikale Auflösung).
Während man bei der Hero4 BE immer noch eine höhere Auswahl an verschiedenen Auflösungen bekommt, und dort im Protune-Modus an fast allen Bildparametern schrauben kann (bei der Sony nur Weißabgleich und Belichtungskorrektur), wartet auch die X1000 mit Funktionen auf, die wiederum bei GoPro fehlen. Darunter eine elektronische Stabilisierung, GPS, Live-Streaming- und Timecode-Optionen sowie Loop Recording. Ein weiteres kleines Plus ist das Gewinde unten am Kameragehäuse, so läßt sich die Sony auch mal ohne Schutzgehäuse verwenden.
Für einen Aufpreis von 100 Euro ist auch bei dieser Kamera wieder eine Fernbedienung mit kleinem Vorschaubild im Lieferumfang enthalten; diese ist durchaus praktisch (wir haben ausschließlich mit ihr gearbeitet), macht die Anschaffung aber spürbar teurer.
Bildqualität - Notizen aus dem Testlabor
Nachdem Sony mit der AS100 in Sachen Bildqualität und Schärfe mindestens gleichauf mit GoPro war, waren wir gespannt zu sehen, wie sich nun diese 4K-Actioncam gegenüber der Hero 4 BE schlägt – werfen wir also einen Blick auf unser übliches ISO Schärfechart, abgefilmt in UHD-Auflösung (gemessen haben wir die X1000 übrigens durchweg im XAVC S Modus bei 30 fps):

Deutliche Moiréfehler im Kreis und eine nicht sehr verzagte Nachschärfung sind hier zwar zu sehen, dennoch gelingt die Wiedergabe eindeutig besser als bei der Hero 4 im normalen 4K-Modus:

Auch im Chromakanal arbeitet die X1000 erstaunlich sauber.
In Full HD sieht das Chart zwar ebenfalls nachgeschärft, aber ansonsten richtig clean aus, im Grunde verrät nur die Weitwinkel-bedingte Verzerrung, daß das Bild von einer Actioncam stammt:

Auch hier nochmal der direkte Vergleich zur Hero4; die Schärfeleistung der Sony würden wir als marginal besser einordnen, allerdings ist nicht ganz auszuschließen, daß sie von der genauer gelungenen Bildeinrichtung leicht begünstigt wird.

Farben und Lowlight
Nicht unwichtig – aber meist wenig beeindruckend – ist bei Actioncams das Lowlight-Verhalten. Die Aufnahmen werden bei wenig Licht in der Regel schnell unscharf und verrauscht. Auch die X1000 ist keine Schwachlichkönigin, liefert jedoch etwas schärfere Bilder als das Vormodell. Bei 12 Lux haben wir unser Testmotiv in beiden Farbeinstellungen abgefilmt (neutral sowie vivid), zunächst in 4K...:




… sowie in Full HD:




Zwar sind – wie bei der Hero4 – im „normalen“ 4K-Modus ordentliches Rauschen sowie leichte Blockstrukturen (auf einem HD-Monitor) zu erkennen, aber bei weitem nicht so stark; das nachträglich von 4K auf HD herunterskalierte Lowlight-Bild bekommt folglich weniger Bildfehler als wir es im Vergleich bei der Hero4 gesehen hatten – nativ in HD aufgenommen zeichnet die Kamera dennoch etwas sauberer auf (s.o.).

Dafür fehlt bei Sony die Möglichkeit, die ISO-Werte zur Reduktion des Rauschverhaltens manuell einzustellen, welche uns bei der GoPro positiv aufgefallen war.
Bei 1200 Lux haben wir uns die Full HD-Aufnahme gespart; gut zu sehen (vor allem an der Puppe) ist die völlig übertriebene Farbabbildung im Vivid-Modus aufgrund des hohen Kontrasts. Das flachere Farbprofil wirkt deutlich natürlicher.




Außenaufnahmen
Da die Kamera im Testlabor stillhalten muß, stellen die dort erzeugten Bildeindrücke einerseits immer das Bestmögliche dar (keine Bewegungsunschärfen), andererseits „versendet“ sich wiederum vieles bei realen Motiven (etwa Anflüge von Moirés uä.). Daher wie immer auch ein Blick auf einige repräsentative Aufnahmesituationen, welche leider (ebenfalls wie immer) nicht zu einem direkten Vergleich zur Hero 4 herangezogen werden können. Gedreht haben wir durchgehend mit neutraler Farbeinstellung.
Ob die erhöhte Datenrate von 60 auf 100 Mbit/s im 4K-Modus auch einen tatsächlich sichtbaren Qualitätssprung mit sich bringt (oder lediglich noch unhandlichere Dateigrößen), ist hierbei sicherlich die spannendste Frage. Das Mehr an verfügbaren Daten müsste optimalerweise zu einer genaueren bzw. schärferen Wiedergabe von Details führen, da die Komprimierung weniger herzhaft zugreifen muß. Dazu zwei pixelnative Crops im Vergleich – welches Bild aus welchem Modus stammt, lösen wir im nächsten Absatz auf, damit sich jeder ein eigenes, unvoreingenommenes Urteil bilden kann:

( hier nochmal ein größerer Bildausschnitt)

( hier nochmal ein größerer Bildausschnitt)
Wie beispielsweise am entfernt liegendem Hausdach zu erkennen ist, bleiben in Bild B (aufgenommen mit 100Mbit/s) in der Tat mehr Einzelhalten erhalten. In Bild A (60Mbit/s) verschwimmen dagegen die Ziegel. Bei einem abspielenden Video wird man auf solche Feinheiten wohl nicht unbedingt achten (können) – zumal die Ansicht ständig wechselt –, außerdem ist dies wie gesagt ein kleiner Ausschnitt aus dem 4K-Bild: aus dieser Nähe werden die Bilder quasi nie betrachtet. Dennoch: wem es um das letzte Stück Bildqualität gelegen ist, der sollte also im 100 Mbit-Modus aufzeichnen.
Ansonsten fällt generell auf, daß die Schärfeleistung an den Bildrändern deutlich abfällt, vor allem bei entfernten Motiven. Damit haben jedoch alle Actioncams aufgrund ihrer kleinen, aber extremen Weitwinkellinse zu kämpfen, ähnlich verhält es sich mit chromatischen Aberrationen. Diese treten gelegentlich auch bei der Sony auf.
Im Full HD-Modus bietet die Kamera mehr Aufnahme-Optionen als in UHD. So läßt sich sowohl die elektronische Bildstabilisation hinzuschalten, wobei wie stets der Aufnahmewinkel beschnitten wird, als auch mit einer höheren Bildwiederholrate von 60 BpS filmen. Beides kann den Aufnahmen zugute kommen (ruhigere Kameraführung bzw. weniger Bewegungsunschärfe, wobei ersteres auch nachträglich durch eine Stabilisierung mit entsprechender Software erzielt werden kann), sodaß man jeweils abwägen muß, wie wichtig eine höhere Bildauflösung im Vergleich ist.
Einen kurzen Bewegtbildeindruck gibt folgender Clip in Full HD 60p, einmal ohne und einmal mit zugeschalteter elektronischer Bildstabilisation. Aufgenommen in XAVC S, neutrales Farbprofil (ohne nachträgliche Farbkorrektur). Wie das Bild aussieht, bevor die Youtube-Komprimierung zuschlägt, zeigt dieser Framegrab.
Fazit
In Sachen 4K-Bildqualität ist es Sony mit der X1000 klar gelungen, Marktführer GoPro auf den zweiten Platz zu verweisen – die saubere Sensorauslesung resultiert in einem schärferen Bild und Dank einer optional hohen Datenrate bleiben bei der Kompression auch mehr Details erhalten. Im Full HD Modus sehen wir die beiden Kameras etwa gleichauf.
Sogar günstiger ist die X1000 zu haben, nämlich aktuell ab ca. 400 Euro (ohne Fernbedienung). Aber ob es Sony etwas nutzt, ist eine andere Frage, denn das „coolere“ Gadget wird die GoPro allemal in der allgemeinen Wahrnehmung bleiben; die Marke ist ja quasi synonym mit der Gattung Actioncam.