Von außen betrachtet geht die Canon EOS 7D glatt als Update der Canon 5D MKII durch: Verbesserte Ergonomie, dedizierter Movie-Button, 100% Sucher, 8 B/s Fotoaufnahmen, 24 und 25 B/s für FullHD-Videoaufnahmen – alles „besser“ als bei der Canon 5D MKII. Zwar besitzt sie keinen Full-Frame-Sensor, sondern ist mit APS-C ausgestattet - aber APS-C bringt es mehr oder weniger auf Super35-Negativgröße – also absolut „spielfilmtaugliches Bokeh“. Außerdem ist sie mit einem UVP von 1.649,- über 1000,- Euro günstiger als die MKII. Wir haben sie getestet …

Unser Canon EOS 7D Test wird in zwei aufeinander folgenden Teilen veröffentlicht. In diesem ersten Teil geht es um das allgemeine Handling der Canon EOS 7D und um das spezifische beim Videofilmen. Außerdem wollen wir einen Blick auf die Sensorgröße werfen und haben uns Gedanken über das Objektiv-Angebot an EF-S Optiken im Canon Repertoire gemacht:
Handling Allgemein
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die eine große Wirkung entfalten - dies gilt besonders für das Handling der Canon EOS 7D. Eine gegenüber der 5DMKII verbesserte Ergonomie sowie das deutlich flexiblere Gesamt-Bedienkonzept der Canon EOS 7D bilden hierfür gute Beispiele. Bereits beim ersten Hands-On im Sommer auf der IFA war uns aufgefallen, dass die Canon EOS 7D „irgendwie“ besser in der Hand liegt als die 5D MKII. Vergleicht man die äußeren Abmessungen der 5D MKII mit der Canon EOS 7D scheint es sich mehr oder weniger um den gleichen Body zu handeln: EOS 7D = 148.2 x 110.7 x 73.5mm bei 820g, EOS 5DMKII = 152 x 113.5 x 75mm bei 810g. Allerdings verfügt die Canon EOS 7D über eine stärker ausgeformte Daumenauflage. Diese minimale Veränderung ergibt ein plötzlich sehr viel satteres In-der-Hand-Liegen. Ebenfalls minimal verändert scheint uns das Daumenrad, das profilierter zu greifen scheint. Doch damit nicht genug. Gegenüber der Canon EOS 5D MKII neu und besser platziert wurde der On/Off Schalter. Dieser befindet sich nun nicht mehr unter dem Daumenrad, was wir in unserem ersten 5D MKII Review kritisiert hatten, sondern ist nun auf die Gehäuse-Oberseite geschützt unterhalb des Betriebsarten-Drehknopfs gewandert, wo er beim freien, ungeschützten Tragen der Kamera am Körper nicht mehr unbeabsichtigt aktiviert werden kann. Dafür wurde das Daumenrad mit einem Lock-Schalter versehen, so dass es jetzt z.B. nicht mehr zu unbeabsichtigtem Verstellen der Blende (oder anderer über das Daumenrad anwählbaren Funktionen kommen kann).

Doch all dies sind tatsächlich minimale Veränderungen, deren Bewertung in hohem Maße persönliche Präferenzen zu Grunde liegen. Zu den auf den ersten Blick kenntlichen und tatsächlich gewichtigen Änderungen im Handling der Canon EOS 7D gehört der neu hinzugekommene dedizierte Movie-Schalter inkl. Start/Stop Button. Dieser befindet sich genau dort, wo er sein soll, nämlich optimal platziert für den Daumen der rechten Hand rechts vom Okular und zweifach sehr schnell bedienbar: 1. Live-View -Schaltung, 2. Movie-Recording. Wirklich ein sehr gelungenes neues Feature von Canon in Sachen Video-Funktionalität. Die zweite gewichtige Neuerung der Canon EOS 7D nennt sich „Custom-Steuerung“. Hiermit lassen sich beinahe allen Schaltern und Knöpfen andere Funktionen zuweisen. Wer z.B. im manuellen Modus die Blende lieber über das sog. Hauptwahlrad (Zeigefinger) bedient – hier dürften sich vor allem Nikon-User angesprochen fühlen – kann via Custom-Steuerung die Blende hierauf legen und die Verschlusszeiten auf das Daumenrad setzen. Die Custom-Steuerung macht das persönliche Setup durch schematische Zeichnungen der Lage der Bedienfunktionen grafisch ansprechend und damit auch sehr einfach. Lob an Canon für diese größtmögliche Personalisierbarkeit der Canon EOS 7D.

Das LCD Display mit seinen 920.000 Bildpunkten ist tadellos verarbeitet und liess sich auch bei hellerem Umgebungslicht ausreichend gut ablesen. Spiegeln tut es – wie fast alle glänzenden Displays – trotzdem. Hier dürfen keine Wunder erwartet werden. Die zuschaltbare Helligkeitsautomatik dürfte in erster Linie für einen verbesserten Stromverbrauch verantwortlich zeigen. Subjektiv betrachtet hält eine Akku-Ladung ewig. Ein voller Tag mit diversen HD-Videoaufnahmen, vielen Standbildern und ausführlicher Betrachtung über das LCD-Display schluckte nicht einmal die Hälfte der Batterie-Ladung. Beeindruckend.
Handling Video
Einige der Neuerungen, die dem Videofilmen mir der Canon EOS 7D zu Gute kommen, sind bereits im Kapitel „Allgemeines Handling“ angesprochen worden. Bei aller Begeisterung für videofähige DSLRs sollte jedoch nicht vergessen werden, dass DSLRs nicht primär fürs Filmen entworfen wurden. Man merkt es an vielen Punkten und dies gilt ganz unabhängig vom hier besprochenen Model. Zu den gewichtigsten grundsätzlichen Einschränkungen für den Videobetrieb von DSLRs zählen: Kein Auto-Fokus während des Filmens, keine Peaking-Funktion, eingeschränkte Audio-Aussteuerung und Anschlüsse, begrenzte Aufnahmedauer von hier 4GB pro Shot (entspricht ca. 12 Min Full HD-Video), Rolling Shutter und ein Videocodec, der sich erst nach Transkodierung zum Schnitt eignet. Dem gegenüber stehen im Grunde drei große Vorteile: Die Bildqualität in Sachen Film-Look. Das Repertoire an Wechseloptiken und die starke Lowlight-Leistung. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Video-DSLR sollte man sich der Vor- und Nachteile eines Video-DSLR-Systems genau bewußt sein, da es sich in erster Linie einer szenischen Arbeitsweise andient und weniger für Video-Schnappschüsse, Familien/Urlaubsvideos etc. zu gebrauchen ist. Dies nur kurz vorweg für all diejenigen, die sich noch nicht näher mit dem Thema Video-DSLR befaßt haben.
Doch jetzt zum Handling der Canon EOS 7D bei Videoaufnahmen

Der kombinierte Movie-Button der Canon EOS 7D vereinfacht das Videohandling der Canon EOS 7D noch einmal um einen entscheidenden Schritt, da nun die Videoaufnahme/Live-Viewschaltung sehr viel einfacher und damit auch schneller aktiviert wird.
In Sachen Schärfe-Beurteilung lässt sich mit etwas Sorgfalt sehr genau die Schärfe sowohl manuell (was wir für den Videobetrieb stets empfehlen) aber auch automatisch bestimmen. Schauen wir uns kurz das manuelle Scharfstellen an:
Hierfür wird der Schieberegler am Autofokus-Objektiv auf manuell geschaltet und danach über das Live-View-Bild die Schärfe manuell am Fokus-Ring des Objektves bestimmt. Über die ebenfalls perfekt platzierte Live-Bild-Vergrösserungs-Taste lässt sich in mehrfachen Schritten das Bild bis zu 10fach vergrössern. Hiermit ist auch ohne einen externen Monitor die Beurteilung der Schärfe vor der Videoaufnahme ausreichend genau möglich. Soll während der Videoaufnahme kontinuierlich von Hand manuell scharf gestellt werden, ist ein wenig mehr Aufwand von Nöten. Hier sollte dann in eine Schärfezieheinrichtung und ein externes HDMI-Mini-Display investiert werden. Der Ausbau zu einem entsprechenden Kamera-Rigg kommt der kontrollierten Bestimmung von Ausschnitt und Schärfe noch einmal deutlich zu Gute. Diverse Dritt-Hersteller bieten hierfür Optionen an.
Wer sich hingegen nicht auf die manuelle Schärfe verlassen möchte, kann auch mit der Autofokus-Funktion im Live-Bild-Modus arbeiten. Hierbei lässt sich per Kursor-Taste das Autofokus-Meßfeld dort platzieren, wo die Schärfe abgenommen werden soll. Die Kamera ruckelt dann über mehrere Sekunden die Schärfe zurecht. Solange genügend Kontrast im Motiv existiert, ist auch dies eine gangbare Methode – wir empfinden jedoch das manuelle Fokussieren als sowohl schneller, sicherer und natürlicher. Während der Videoaufnahme sollte man auf jeden Fall die Finger vom Autofokus lassen – er ist im LiveView-Modus einfach zu langsam.

Da wir hier bereits das Arbeiten mit externem HDMI-Monitor angesprochen hatten: Erfreulich, dass es keine Probleme beim Erkennen externer HDMI-Geräte bei unserem Test gab. Was wir jedoch noch als kleines Manko sehen, ist die Tatsache, dass nicht die volle HD-Auflösung von 1920x1080 1:1 via HDMI nach draußen gereicht wird. Trotzdem lässt sich mit externen HDMI-Monitoren die Schärfe einwandfrei bestimmen. Und wo wir gerade bei Verbesserungsvorschlägen sind: Ein nach links ausklappbares Display würde, (wie bei den meisten Video-DSLRs) das Handling bei der freihändigen Videoaufnahme deutlich verbessern – aber wie gesagt: Wer ernsthafter mit der Canon EOS 7D filmen möchte, wird sich sowieso ein externes HDMI-Mini-Display gönnen und kann sich damit seine Bildkontrolle persönlich konfigurieren.
Ein hervorragendes Hilfsmittel für ein schnelles Leveln der Kamera wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen: Die digitale Wasserwaage. die über die Info-Taste eingeblendet werden kann. Wer keine Möglichkeit hat, die Kamera über Wasserlibellen am Stativ zu leveln, erhält hier also ein rudimentäres Bordmittel an die Hand. Der Clou an dieser digitalen Wasserwaage besteht darin, dass sowohl horizontale als auch vertikale Verschwenkungen angezeigt werden. Ein cooles Gimmick, dass unter schwierigen Umständen recht nützlich sein kann.
Gerne gesehen hätten wir eine integrierte Timer-Funktion bei der Canon EOS 7D, um Zeitraffer-Aufnahmen zu erstellen. Hier ist man leider auf einen zusätzlichen, externen Timer angewiesen.
Unterm Strich bleibt ein äußerst positives Handlings-Fazit festzuhalten: Die Canon EOS 7D stellt unserer Meinung nach - mit deutlichem Abstand zur Konkurrenz - die derzeit am besten zu bedienende Video-DSLR dar.
Sensor/Filmgrößen im Vergleich

Ein kurzer Blick auf die Sensorgröße der Canon EOS 7D zeigt, dass sie sich mit ihrem APS-C Sensor mit der Abmessung 22.3 x 14.9mm sehr nah am klassischen 35mm Filmformat aufhält. Wir sind der Meinung, dass dies mit lichtstarken Objektiven mit einer maximalen Blenden-Öffnung zwischen 1.4 oder 2.8 selbst für anspruchsvollen Filmlook völlig ausreicht. Klar bietet ein Full-Frame-Sensor nochmals mehr Gestaltungsspielraum bei der Schärfentiefe. Für einen (mehr oder weniger) „klassischen Filmlook“ reichen 22.3 x 14.9 mm Sensorfläche jedoch völlig aus.
Canon Objektive
Wir hatten es bereits im Abschnitt über Sensorgrößen gesagt. Für größtmöglichen Gestaltungsspielraum bei der Staffelung der Schärfentiefe empfehlen wir Objektive mit einer maximalen Blendenöffnung zwischen 1.4 bis maximal 2.8. Auf Grund des APS-C Sensors kommt bei der Canon EOS 7D eine Brennweiten-Verlängerung um den Faktor 1.6x hinzu.

Ideal wären also Optiken, die bereits für APS-C angepasst sind. Bei Canon nennt sich diese Objektiv-Familie EF-S. Leider bietet Canon derzeit noch recht wenige EF-S Optiken mit einer größeren Blenden-Öffnung als 3.5 an. Derzeit nur ein Macro, das EF-S 60mm 1:2,8 Makro USM und das Zoom EF-S 17-55mm 1:2,8 IS USM.
Wer darüber hinaus lichtstarke Objektive nutzen will, muss entweder auf die EF Full-Frame Optiken von Canon zurückgreifen, die im Gegensatz zu APS-C Optiken deutlich teurer sind (um den Faktor 2-4) oder Optiken von Fremdherstellern nutzen und diese dann ggf. mit einem Objektiv-Adapter betreiben. Angenommen man möchte eine für Film klassische 50mm, lichtstarke Normaloptik an der Canon EOS 7D betreiben. Inklusive der Brennweiten-Verlängerung landet man also bei einer ca. 30mm Full-Frame Optik. Soll diese möglichst lichtstark sein, stehen von Canon zwei Full-Frame-Optiken zur Verfügung: Entweder das EF 28mm 1:1.8 USM oder das EF 35mm 1:1.4L USM. Letzteres schlägt mit einer UVP von 1.379,- Euro zu Buche, das 28mm Weitwinkel mit 516,- Euro.
Würde es entsprechende APS-C angepasste lichtstarke Optiken von Canon geben, wären diese bedeutend günstiger. Also aufgepasst bei der Wahl der Optiken. Alte, manuell fokussierbare Optiken oder entsprechende Alternativen von Drittherstellern mögen für das Einsatzgebiet Film für den einen oder anderen die sinnvollere Investition darstellen. Aber gerade bei letztgenannter Alternative gilt: Genau vor dem Kauf informieren, welche Kamera-Funktionen unterstützt werden und welche nicht.
Soweit erstmal der erste Teil unseres Canon EOS 7D Tests. Weiter geht es hier zum im zweiten Teil mit den Kapiteln Testlabor-Messungen, Real-Life-Footage und unserem abschließenden Fazi. Eine kleine Überraschung hält die Canon EOS 7D bei der Schärfemessung parat ...