Ratgeber Videobearbeitung unter Linux 2018

Videobearbeitung unter Linux 2018

Wir haben in letzter Zeit immer seltener einen Blick auf die Videobearbeitung unter Linux geworfen, was unterschiedliche Gründe hat...

// 14:54 Di, 27. Feb 2018von

Linux wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch 2018 nicht auf dem Desktop durchsetzen. Die meisten Anwender sind Gewohnheitstiere und sowohl Windows als auch OS X sind mittlerweile kaum instabiler als das alternative Betriebssystem mit dem Pinguin Logo. Auch die Preise für ein Betriebssystem sind mittlerweile praktisch zu vernachlässigen, wenn man nicht gerade eine Workstation Farm neu ausstatten will.



OS X bzw. dessen Upgrades sind schon seit geraumer Zeit ohne Bezahlung zu haben und Windows 10 konnte sich in den letzten Jahren ebenfalls fast jeder Anwender kostenlos besorgen, der noch irgendeine Windows 7 oder 8 Lizenz vorweisen konnte. Über Ebay oder andere Börsen lassen sich ansonsten Windows-Lizenzen legal für wenige Euro beschaffen. Dazu unterbindet Microsoft nicht einmal mehr den unaktivierten Einsatz des Betriebssystems. Die in fast jeder Hinsicht freie Lizenzpolitik von Linux ist zwar extrem bemerkenswert, jedoch den meisten Anwendern auch herzlich egal.



Die Installation von Linux ist zwar schon lange kein Hexenwerk mehr, jedoch lässt sich Windows in der Regel auf praktisch jeder PC Hardware meistens problemlos installieren, während bei Linux im Problemfall meist längeres Stöbern im Internet erforderlich ist.



OS X ist auf Mac-Hardware ebenfalls blind zu installieren und instand zu halten. Allerdings kann es hier schon passieren, dass die Original Apple Hardware länger hält als die Update Unterstützung durch den Hersteller. Ein Hackintosh ist dagegen wirklich nur etwas für Anwender, die gerne viel Zeit mit dem Aufsetzen von Betriebssystemen verbringen.



Wenn man als Heimanwender für die Installation von Linux ein Argument sucht, so lässt sich anführen, dass das Betriebssystem auch sehr alte Hardware noch mit etwas Frickelei sinnvoll am Leben erhalten kann. Und auch bei der Sicherheit (Stichwort Bankgeschäfte) ist Linux definitiv eine gute Wahl. Für eine hardware-hungrige Workstation sind solche Argumente jedoch eher nebensächlich.




Speziell für die Videobearbeitung?

Es gibt mittlerweile viele relevante Bewegtbild-Applikationen für die gängigsten drei BS-Plattformen (Windows, OS X und Linux). Wer mit diesen Programmen arbeitet, dem kann das darunterliegende Betriebssystem in der Regel komplett egal sein. Denn bis auf ein paar Dateioperationen hat man bei der Videobearbeitung in der Regel mit dem Betriebssystem gar nichts am Hut. Da kommt es schon eher darauf an, wie problemlos sich neue Hardware (z.B. GPUs, Videoschnittkarten oder Audio-Hardware) installieren lassen. Und in diesem Bereich hat Windows definitiv aktuell die Nase vorne.



Wer bei der Videobearbeitung auf Linux setzt, muss daher schon sehr spezielle Gründe haben. War es früher ironischerweise die spezielle Software-Auswahl im professionellen UNIX-Workstation Umfeld, so zieht das Argument immer seltener. Im Top-Professionellen Studio-Bereich ist Linux nach wie vor sehr häufig anzutreffen. Jedoch sind die größten aktuellen Compositing-Programme wie Nuke, Fusion, Mistika oder Natron mittlerweile plattformunabhängig.



Im Bereich Schnittsoftware hat Blackmagic seit einiger Zeit das Zepter unter Linux in die Hand genommen. Bereits die kostenlose Version von DaVinci Resolve deckt bereits mehr Schnitt-Funktionen ab als alle Open Source Vertreter die unter Linux teilweise seit Jahrzehnten existieren: Pitivi, Shotcut, Kdenlive, Flowblade oder OpenShot werden dennoch regelmäßig aktualisiert und sogar ganz alte Klassiker wie Lumiera oder Cinelerra zeigen im Jahr 2018 noch Lebenszeichen. Jedoch bieten diese Programme außer dem freien Sourcecode in der Regel kaum einen funktionalen Mehrwert gegenüber Resolve.





Besondere Linux-Programme

Positiv betrachtet ist in diesem Jahr damit endlich unter Linux Videobearbeitung für jedermann kein problematisches Thema mehr. Und als Anwender die freie Wahl beim eigenen Betriebssystem zu haben ist auch nicht verkehrt. Wer es also versuchen will, dem seien die Vorzüge von den aktivsten Open Source Linux-Schnittprogrammen noch kurz vorgestellt:







Pitivi

Pitivi besitzt eine sehr einfach zu durchschauende Oberfläche und ist daher gerade für Einsteiger eine gute Wahl. Eine Besonderheit ist die sehr frameakkurate Timeline die eine Genauigkeit im Nanosekundenbereich verspricht. Passend dazu ist die Timeline Frameraten-agnostisch.



Videobearbeitung unter Linux 2018 : pitivi


Man kann einfach alles in die Timeline legen, ohne sich um die Frameraten zu kümmern, was gerade für Einsteiger den Umgang mit Fremdmaterial aus dem Internet besonders unkompliziert macht.





Shotcut

Das besondere an Shotcut? Es stammt direkt von Dan Dennedy, dem Entwickler der MLT-Engine, die unter vielen Linux-Schnittprogrammen im Hintergrund werkelt. Dieser passt schon seit Jahrzehnten diese Engine unter anderem für Fernsehsender an und gilt als Enthusiast für sehr stabilen Code.



Videobearbeitung unter Linux 2018 : Shotcut


Die Bedienung des Programms ist ziemlich selbsterklärend und es wird neben Blackmagic Hardware auch JACK Transport Sync unterstützt, was eine gute Anbindung an andere Linux Audio Tools garantiert.





Kdenlive

Auch Kdenlive ist ein alter Bekannter und wird schon seit 2003 entwickelt. Es basiert ebenfalls auf MLT und fällt unter anderem durch seine detaillierten Scopes auf.



Videobearbeitung unter Linux 2018 : kdenlive


Das automatische Erstellen von Proxies in der Timeline verhilft gerade schwachen Systemen zu einem flüssigen Schnitt.





OpenShot

Wer wirklich einen leichten Einstieg sucht, kann sich sicherlich für OpenShot begeistern. Die Oberfläche ist extrem simpel gehalten und nett animiert.



Videobearbeitung unter Linux 2018 : OpenShot




OpenShot will offensichtlich ein besonders einfaches Schnittprogramm unter Linux sein, was sich auch in einem mehrsprachigen, sehr detaillierten Webauftritt widerspiegelt





Flowblade

Flowblade ist ein relativ junges Linux-Schnittprogramm und erinnert im Timeline-Aufbau am ehesten an Avid-Schnittsysteme:



Videobearbeitung unter Linux 2018 : Flowblade


Avid Cutter werden sich deswegen vielleicht hiermit unter Linux besonders wohl fühlen.





Zusammenfassend…

Wenn es nicht gerade Open Source sein muss (was die hier eben kurz angerissenen Programme alle sind) würden wir unter Linux blind zu Resolve greifen. Der Funktionsumfang ist gegenüber den Linux-Platzhirschen erschlagend und wird durch die parallele Entwicklung für Windows und Mac auch bis auf weiteres noch weiter anwachsen. Wer wirklich Kosten sparen muss und nicht einen Cent für ein Betriebssystem ausgeben will, dürfte mit der Kombination aus Resolve und Linux eine Lösung finden, die für die meisten Bearbeitungsaufgaben völlig ausreicht. Zum Composting kann sich dann auch noch Natron oder die kostenlose Version von Blackmagics Fusion dazugesellen. Aber wie bereits erwähnt, ist der Einsatz von Linux mit diesen Programmen keine zwingende Bedingung, sonders es geht mindestens genauso gut unter Windows oder Mac OS X...



Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Welche Streaming-Dienste nutzt Du?













    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash