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Frage von GaToR-BN:


Hallo Filmemacher,

langsam kommt der Zeitpunkt, dass ich über einen längeren Zeitpunkt "mein Projekt und Thema" in einem Film festhalten möchte.

Mein Thema ist "Männer auf der Suche". Dabei möchte ich 3 - 5 Männer über einen Zeitraum von 1 - 2 Jahren begleiten und deren Momente der Entwicklung, Rückschläge und Erfolge festhalten. Dabei möchte ich mehr Zeuge sein, als Bewerter und trotzdem durch Storytelling eine Verdichtung hinbekommen.

Es soll also persönlich werden. Von Stil in der Richtung vom Sendeformat von 37°. Ich bin in diesen Kreisen seit mehreren Jahren unterwegs und denke, dass ich das Vertrauen aufbauen kann.

Meine Fragen an euch ist: Wie motiviere ich Protagonisten, an einem solchen Projekt teilzunehmen und langfristig dabei zu bleiben? Sie investieren im ersten Schritt Zeit und evtl. wird es dazu kommen, dass der eine oder andere das Ganze abbrechen wird, weil sich seine Situation verändert hat.

Ist es sinnvoll, den Personen von Anfang an eine Summe oder Beteiligung bei dem Verkauf und einer Veröffentlichung anzubieten (Vereinbarung vorher) oder beginnt man mit 6 - 7 Personen und hofft am Ende, dass man bei 2 - 3 Personen sich eine gute Geschichte entwickelt und zum Ende eine vollständige Freigabe von Ihnen bekommt?

Freue mich über euere Erfahrungen bei dem Thema Dokumentationen mit Menschen. Ich hätte wirklich Lust darauf, auch wenn ich befürchte von meinen eigenen Ansprüchen zu scheitern. Trotzdem möchte ich diese Reise gerne beginnen...

Grüße aus Bonn,

Martin

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Antwort von pillepalle:

Rechtliches immer vorab (möglichst schriftlich) klären und offen sein. Im Nachhinein Freigaben zu bekommen ist oft schwierig und im schlimmsten Fall war Deine Arbeit dann umsonst.

Man ist dabei immer auch einer gewissen Ethik verpflichtet. Ich würde z. B. nichts veröffentlichen was jemand nicht möchte, selbst wenn ich eine Freigabe dafür hätte.

VG

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Antwort von Pianist:

GaToR-BN hat geschrieben:
Mein Thema ist "Männer auf der Suche".
Hochspannendes Thema! Allerdings fürchte ich, dass man damit echt keinen Blumentopf gewinnen kann. Das ist ein Thema, was in den Medien konsequent ignoriert wird, obwohl da vermutlich extrem viele Männer betroffen sind. Wer heute nicht homo, trans, inter oder sonstwas ist, sondern als ganz normaler Mann eine ganz normale Frau sucht, der hat praktisch die A-Karte gezogen. Dein Film würde vermutlich auch nur dann funktionieren, wenn auch die Frauen nach einem Date zu Worte kommen würden, und das werden die meisten nicht wollen. So bleiben dann nur die Kerle übrig, die sich selbst einen Reim darauf machen müssen, warum sie von den Frauen abgelehnt werden. Da kann aus meiner Sicht kein attraktiver Film rauskommen. Was soll denn die Botschaft sein? Dass Frauen auch mal denen eine Chance geben sollen, die nicht ganz oben auf ihrer Liste stehen? Oder dass die Männer zufrieden sein sollen, wenn sie überhaupt mal eine abkriegen, auch wenn die vielleicht strunzdoof und extrem übergewichtig ist?

Meine Vermutung: Du hast vor, einen Film zu drehen, der eigentlich dringend gedreht werden müsste, den man aber vermutlich nicht drehen kann.

Matthias (war auch sehr lange auf der Suche)

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Antwort von GaToR-BN:

Hallo Matthias,

danke für dein Feedback und Offenheit. Tatsächlich erkenne ich, dass es eigentlich häufig mehr, um die inneren Probleme gibt, wenn man in Kreisläufen oder seiner Entwicklung festhängt.

Dritte Personen würde dann nur am Rande eine Rolle spielen. Das macht den Film wahrscheinlich für den "normalen" Zuschauer noch uninteressanter.

Ich möchte versuchen, den Menschen hinter der Fassade sichtbar zu machen. Als Anreiz für andere Männer, die sich noch nicht auf "den Weg" gemacht haben.

Mein Investment ohne Zeit würde bei 10 - 15K (Fahrten, 2 bessere Kameras) liegen. Wirtschaftlich bin ich soweit abgesichert.

Eine Alternative wäre es, sich eine vorhandene Mediengeschichte rauszusuchen und hier sich auf Spurensuche zu machen. In dem Männerumfeld habe ich halt 6 Jahre Erfahrung und kennen einige Prozesse & Kreise.

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Antwort von dosaris:

unabhängig vom Inhalt sehe ich bei derartigen Langzeit-Projekte eine große Gefahr des Scheiterns.

Man kann da ne Unmenge Aufwand u Kosten versenken.

Wenn man's dennoch durchziehen will sollte dies immer nur ein beiläufiges Projekt sein.

Wirklich dicke Meriten würde ich da nicht erwarten.

Auch wenn's noch so interessant für einen kleineren Rezipientenkreis sein mag.

Anders wäre es, wenn es keine festen Protagonisten gibt und man ggf aus Nebenbereichen auswählen kann

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Antwort von Pianist:

Es ist ja auch die Frage, wie man sich das Ende vorstellt. Haben die Kerle dann immer noch keine Frau? Das lässt die Zuschauer ziemlich unbefriedigt zurück, und die Protagonisten haben das Gefühl, dass ihr Problem nicht lösbar ist. Wenn einer von denen dann doch mal Glück hat, muss man aufpassen, die anderen nicht als Verlierer dastehen zu lassen. Und kurz nach Fertigstellung des Projektes kann die Lage schon wieder ganz anders aussehen. So wie bei "First Dates", wo dann am Ende erwähnt wird, dass es im Alltag dann doch nicht so gepasst hat.

Ich meine, da muss vorab noch einiges an redaktionellen Vorüberlegungen stattfinden. Ansonsten halst er sich da ein Projekt auf, was ihn in den Wahnsinn treibt...

Matthias

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Antwort von Drushba:

Langzeit-Projekte sind spannend und haben einen stabilen Festivalmarkt, wenn sie gut gemacht sind. Allerdings nicht im 37° Format, denn das ist - sorry to say - wertlose und poesiefreie TV-Consumer Kacke.)) Bei Dokfilm wird prinzipiell NIE bezahlt. Man dokumentiert und das muss auf einer freien Vereinbarung beruhen. Natürlich hilft man Protagonisten anders, vor allem im Nachgang (so habe ich einer russischen Protagonistin gerade geholfen die Stromrechnung zu bezahlen, obwohl der Dreh drei Jahre zurückliegt). Dadurch entstehen auch keine Verbindlichkeiten. Der gesamte Doku-Fake-Bereich ist natürlich bezahlt, darum verhalten sich die Darsteller auch gescripted, darin liegt auch der Unterschied zwischen autenthischem, festivalaffinen bzw. beobachtenden Dokfilm und TV-Gebrauchsvideo ("Doku"). ;-)

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Antwort von Pianist:

Drushba hat geschrieben:
Bei Dokfilm wird prinzipiell NIE bezahlt.
Was ja im Prinzip auch richtig ist. Schon um sicherzustellen, dass durch eine zu zahlende Gage nicht ein bestimmtes erwünschtes Verhalten praktiziert wird, welches nicht authentisch ist. Allerdings könnten die Protagonisten natürlich auch auf die Idee kommen, dass der Filmemacher ja damit viel Geld verdienen könnte, wenn er sie mit ihrem Schicksal begleitet. Also ein gewisses Konfliktpotenzial besteht da schon.

Ich habe vor rund 20 Jahren mal einen 45-Minüter über einen Verein gedreht, der sich mit historischen Schiffen beschäftigt. Da hat der Vorsitzende ganz klar gesagt, dass es schon sehr schön wäre, wenn ich dem Verein dann eine Spende überweisen würde, damit der Verein neben Publicity auch noch was davon hat und Kohle für die Dampfschiffe kaufen kann. Da das ein normal bezahlter TV-Auftrag war, hatte ich natürlich kein Problem damit, dem Verein 5.000 DM gegen Spendenbescheinigung rüberzuschieben.

Matthias

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Antwort von GaToR-BN:

Vielen Dank. Das sind gute Hinweise.

Wahrscheinlich wirklich ein Randthema, was man schwer unterbringen kann. Mir geht es nicht um Geld. Wäre nur schön, wenn das Projekt im Abschluss mal einen Platz fern von Youtube finden würde. Festivals finde ich selbst nicht so spannend und vielleicht wäre das ein gutes Lernfeld.

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Antwort von Frank Glencairn:

Drushba hat geschrieben:
Bei Dokfilm wird prinzipiell NIE bezahlt.
LOL- wieder eine deiner Maximal-Dogmen, mit denen du anderen irgendwelche künstlichen Korsetts überzustülpen versuchst.

Ob jemand seine Protagonisten bezahlt oder nicht, das ist jedem selbst überlassen - ich frage mich wirklich, warum du hier ständig irgendwelche Phantasie-Regeln für's Filmen aufstellen willst.

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Antwort von acrossthewire:

Auch wenn Matthias das versucht hartnäckig zu implizieren, geht es bei dem Thema tatsächlich um Partnersuche oder ist es allgemeiner gedacht?

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Antwort von Pianist:

Also für mich lag das total auf der Hand, wonach sollten die auch sonst auf der Suche sein. Und er hat ja auch nicht widersprochen. Vielleicht sind sie ja auch nur auf der Suche nach sich selbst...

Matthias

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Antwort von pillepalle:

Für mich war das nicht so klar, dass es dabei nur um die Partnersuche gehen sollte. Man kann ja nach allem möglichen suchen - dem Sinn des Lebens, Inspiration, einer Aufgabe/ Hobby usw.
Bei Dokfilm wird prinzipiell NIE bezahlt.

Deshalb nennt man es ja auch brotlose Kunst :) Aber mal Spaß beiseite. Ich finde schon das man seine Mitwirkenden für ihre Mühen entlohnen sollte. Schließlich opfern sie ihre Zeit und geben etwas von sich preis. Für die Krämerseelen die ihre Akteure umsonst vor der Kamera arbeiten lassen habe ich wenig Sympathien. Und das bedeutet auch nicht zwangläufig das man demjenigen vorgibt was er tun oder sagen soll. Und dann ist es im Zweifel eben kein Dok-Film, wenn das eine der Prämissen sein sollte.

VG

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Antwort von robbie:

Ob gezahlt wird oder nicht - ich habe schon beides erlebt. Es kommt meiner Meinung nach sehr auf das Zielformat bzw. das Zielmedium an. Ich meine damit, ob vielleicht eine Doku/Reportage schon einen Abnehmer hat. So wie Matthias geschrieben hat, 5000M für Kohlen rüberschieben - warum nicht.
Habe schon einiges erlebt. Bezahlte Interviews,...

Muss aber sagen, in den letzten 4 Jahren absolut kein einziger bezahlter Protagonist. Auch bei Themen rund um Corona, Impfen,... Hier ist es strickt verpönt von der Produktion, Protagonisten auch nur einen Cent zu zahlen. Nur zB Anreisekosten vom Protagonisten werden übernommen.

Ich empfinde das Format Doku oder Reportage soll eine wahre Begebenheit portraitieren. Schon alleine ein Filmteam ist hier ein Einfluss von außen. Deshalb wäre meine Meinung im Fall des Threaderstellers: Nein, für deine Reportage, zahle nicht. Warum? Der Protagonist bleibt seiner Geschichte treu. Du kommst nie dazu zu denken, er hat etwas nur gesagt/getan, weil er ja Geld dafür bekommt. Das selbe denkt sich sonst der Zuseher. Ich erwarte mir bei zB bei einer 3Sat Reportage, dass hier kein Geld geflossen ist. Ich erwarte es hingeben bei einer RTL-Reportage.

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Antwort von Bluboy:

Wenn sich die Doku verkaufen läßt und der Pianist den Protagonisten ein Schärflein abgibt, darf er auch wiederkommen.
So Einfach ist es.

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Antwort von pillepalle:

Bluboy hat geschrieben:
Wenn sich die Doku verkaufen läßt und der Pianist den Protagonisten ein Schärflein abgibt, darf er auch wiederkommen.
So Einfach ist es.
Eine Erfolgsbeteiligung ist aber keine angemessene Entlohnung, sondern ein Kuhhandel. Das unternehmerische Risiko trägt der Filmemacher/Produktion, nicht die Mitarbeiter oder Mitwirkenden. Auch wenn das in der Branche weit verbreitet scheint. Wo verläßt man sich sonst auf Versprechen? Ich versuche das mal bei der Bank... wenn es gut läuft, bekommen Sie ihr Geld wieder :)

VG

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Antwort von Frank Glencairn:

robbie hat geschrieben:


Muss aber sagen, in den letzten 4 Jahren absolut kein einziger bezahlter Protagonist. Auch bei Themen rund um Corona, Impfen,... Hier ist es strickt verpönt von der Produktion, Protagonisten auch nur einen Cent zu zahlen. Nur zB Anreisekosten vom Protagonisten werden übernommen.
So eine Piraten-Haltung finde ich ehrlich gesagt unter aller Kanone.

Womöglich bin ich da ja old school, aber wenn schon jemand einen Teil seiner Lebenszeit für mich und "mein Projekt" opfert, und seinen Kopf dafür die Kamera hält, ist es doch das mindeste Gebot des Anstandes, sich entsprechend erkenntlich zu zeigen - hat ja auch was mit Wertschätzung zu tun.

So einen menschlichen Mindeststandard als "strickt verpönt" anzusehen, und die Leute die was für mich machen dermaßen schamlos auszubeuten, halte ich für völlig indiskutabel.

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Antwort von pillepalle:

Es gibt schon Ausnahmen, z.B. im Journalismus, oder bei Nachrichten. Bei redaktionellen Beiträgen sind die Leute auch oft froh vor die Kamera zu dürfen, oder ihre Haltung und ihr Unternehmen darzustellen. Ich habe früher öfter mal Sachen für das Handelsblatt gemacht und da hat natürlich keiner der Manager irgendwie Geld bekommen.

Aber hier geht's ja um etwas ganz anderes. Bei einem Film steht es jedem frei auch kostenlos mitzuwirken, aber das zur Methode zu machen und andere Leute für die eigene Sache/Interessen auszunutzen ist eben nicht richtig.

VG

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Antwort von Frank Glencairn:

Schon klar, aber so wie ich es verstanden habe ging's um Dokus, nicht um EB.

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Antwort von Sammy D:

Ihr müsst schon "Dok-Film" sagen, sonst nimmt Euch keiner ernst! :P

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Antwort von cantsin:

Wenn der Dokumentarfilm ein journalistisches Format ist, sind (über Unkosten hinaus) bezahlte Protagonisten Scheckbuchjournalismus und daher keine saubere journalistisch-dokumentarische Praxis.

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Antwort von srone:

ich würde ein "wir versuchen es" vorausschicken, dann hast du auch die richtigen protagonisten und später, wenn möglich, grosszügig und unerwartet entlohnen...;-)

lg

srone

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Antwort von Bluboy:

Ganz Nebenbei
Jost Vacano kassiert 500000 Euro

https://www.abendzeitung-muenchen.de/mu ... art-794814

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Antwort von pillepalle:

cantsin hat geschrieben:
Wenn der Dokumentarfilm ein journalistisches Format ist, sind (über Unkosten hinaus) bezahlte Protagonisten Scheckbuchjournalismus und daher keine saubere journalistisch-dokumentarische Praxis.
Das erinnert mich ein wenig an den Dok-Naturfilm aus dem Nachbarthread :) Journalismus ist eine Berichterstattung, im Wort selber steckt sogar das Wort 'täglich', auch wenn damit ganz allgemein eine periodisch publizistische Arbeit gemeint ist. Mit periodisch hat ein Dokumentarfilm aber nichts zu tun. Deshalb ist es auch kein Journalismus im weiteren Sinne.

Ich kann Drushbas Aversion gegen viele Fernsehformate schon verstehen, aber prinzipiell geht es ihm bei seinem Dok-Ansatz ja in erster Linie um Neutralität. Die ist aber auch nicht gegeben, wenn ich die Leute nicht bezahle und nur 'beobachte'. Denn schon alleine durch die Art der Beobachtung, kann ich Meinungen beeinflussen und selektieren. Und das auf jeder Ebene des Filmemachens, bis hin zum Schnitt. Ein Film ist immer eine subjektive Sicht der Dinge. Das liegt in seiner Natur. Diesem Dilemma kann man versuchen durch Neutralität und indem man sich der 'Ehrlichkeit' und einem bestimmten Verhaltenskodex verpflichtet möglichst entgegen zu wirken. Aber ganz gelingen wird es einem nie.

Und genauso ist der Umkehrschluß falsch, dass man Leute bezahlt um deren Meinung zu beeinflussen. Man bezaht sie für ihre Mühe, nicht für ihre Meinung. Aber natürlich kann man auch Geld mißbräuchlich einsetzen.

VG

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Antwort von Pianist:

Ihr seht - die Ursprungsfrage war gar nicht schlecht, und es gibt viele Aspekte, die man dabei berücksichtigen muss. Möglicherweise untersagt der Auftraggeber auch irgendwelche Zahlungen, oder im umgekehrten Fall plant er sie vielleicht sogar ausdrücklich ein. Innerhalb dieses Dreiecksverhältnisses zwischen Auftraggeber, Filmemacher und Protagonisten muss man eben eine gangbare Lösung finden. Die absolute Grenzüberschreitung wäre es, wenn mit einer Geldzahlung eine bestimmte Äußerung oder ein bestimmtes Verhalten erkauft werden soll. Dann sind wir in einem fiktionalen Format angekommen, das wäre eine ganz andere Baustelle.

Es sollte daher über eine Aufwandsentschädigung nicht hinausgehen.

Matthias Köhler

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Antwort von Darth Schneider:

Das muss jeder Auftraggeber selber wissen.
Ich für meinen Teil wenn ich schon kein Geld habe, oder niemanden bezahlen darf, gebe ich wenigstens sonst was zurück, wenn jemand etwas macht für mich.
Einladen zum Mittag oder Abendessen oder ein paar Kinogutscheine, Pralinen, einfach Irgendwas..
Sollte doch eigentlich selbstverständlich sein.

Und das jetzt Meinungen von Menschen ständig gekauft werden sieht man ja auch ganz deutlich in der Politik und in der Wirtschaft…
Warum soll das jetzt bei den Medien und auch bei Dokumentationen gross anders sein ?

Es ist ja nicht so das all die Doku Filmemacher jetzt dem Jedi Orden angehören oder streng gläubige Buddhisten sind, und niemals Lügen verbreiten würden um selber ein wenig reicher und erfolgreicher zu werden ?
Ausgenommen solche wie Master Frank, der Pianist und Onkel Kluster natürlich…..;)
Gruss Boris

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Antwort von Frank Glencairn:

Allein schon die reflexartige automatische Gleichsetzung von Bezahlung = Manipulation/Lüge, zeigt schon was in den Gehirnen von solchen Leuten vorgeht. Der naheliegende Ansatz: Bezahlung = Anstand kommt da erst gar nicht ins Spiel.

Das man auch Dokus drehen kann und seine Leute dabei entschädigen, ohne ihnen deshalb gleich irgend ne Agenda unterzujubeln scheint denen völlig unmöglich.

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Antwort von Pianist:

Es geht doch darum, wie es nach außen wirkt. "Nach außen" kann auch schon je nach Konstellation der Auftraggeber sein. Was soll der denn davon halten, wenn beispielsweise ein investigatives Filmteam Leuten Geld bieten muss, damit die was sagen? Damit entsteht doch sofort das Risiko, dass die Leute alles Mögliche behaupten, um sich interessant zu machen.

Matthias

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Antwort von Bluboy:

Das Thema spiel dabei auch eine große Rolle

Ansonsten schreibt heute T-Online treffend

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Antwort von pillepalle:

@ Pianist

Eine Doku ist aber normalerweise nicht investigativ. Du redest jetzt wieder von Journalismus. Und wenn man investigativ arbeitet geht man ohnehin nicht neutral vor, sondern hat bereits einen Anfangsverdacht dem man nachgeht und bestätigen möchte, oder nicht. Auch handelt man dabei in der Regel gegen den Willen der Beteiligten und muss verdeckt arbeiten. Auch sind politische Themen selten neutral. Bei solchen Dingen sind die Voraussetzungen von Anfang an suboptimal.

Der Großteil der Dokumentarfilme muss aber nichts aufdecken, oder enthüllen. Er soll etwas dokumentieren.

VG

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Antwort von Pianist:

Der Anspruch ist aber der gleiche: Die Leute sollen authentisch sein und nicht zu irgendwas überredet werden. Von daher: Eine Aufwandsentschädigung (sofern ein klar bezifferbarer Aufwand entstanden ist) dürfte in Ordnung gehen, mehr jedoch nicht. An sich muss zwischen den Leuten vor und hinter der Kamera eine chinesische Mauer verlaufen.

Matthias

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Antwort von Frank Glencairn:

Pianist hat geschrieben:
Der Anspruch ist aber der gleiche: Die Leute sollen authentisch sein und nicht zu irgendwas überredet werden.
Wie ich oben schon sagte, echt gruslig was da in manchen Gehirnen so als Reflex abläuft.

Wieso glaubst du, daß wenn ich mich erkenntlich zeige dafür, daß jemanden seine Freizeit, die er ja immerhin für mich und mein Projekt verplempert, das dann automatisch bedeutet, daß ich ihn zu "irgendwas überrede"?

Man kann auch einfach anständig sein und die Leute nicht gnadenlos ausbeuten und ausnutzen.

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Antwort von pillepalle:

@ Pianist

Natürlich sollen die Leute authentisch sein. Das möchte im Prinzip doch jeder, von schwarzen Schafen mal abgesehen. Aber in erster Linie hast Du selber ersteinmal Interesse daran, dass die Leute etwas vor Deiner Kamera erzählen, bzw. sich filmen lassen. Und Du bist auch der 'Profiteur' des ganzen, indem Du eine authentische und interessante Geschichte präsentieren kannst.

Man kann, wenn man es denn möchte, auch beides in Einklang bringen. Eine gute Bezahlung (nicht nur Fahrtkosten und ein Butterbrot) und Authentizität.

VG

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Antwort von GaToR-BN:

Ich finde die Diskussion spannend und hilfreich.

Tatsächlich geht mir darum, den Entwicklungsprozess von Männern zu begleiten. Es geht nicht darum, die "richtige" Frau zu finden.

Ich habe diese Seminarreihe von 15 Monaten selbst mitgemacht und war danach Begleiter in einer neuen Gruppe. Ich würde aber nicht das Seminar zeigen wollen, sondern den Prozess der persönlichen Veränderung und den veränderten Umgang mit einem Selbst.

Häufig kommt der Impuls aus einer Krise (Job, Beziehung, Gesundheit, Tod der Eltern...). Vor einigen Jahren hätte ich damit aber auch nichts anfangen können. Wahrscheinlich deswegen wirklich Nischenthema.

Das Geld sollte nicht die Motivation für eine Teilnahme sein. Sonst wird es wirklich schräg. Mein Risiko ist, dass ich dann extrem viele Interviews mache und den roten Faden des Films verliere.

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Antwort von miscetc:

"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Pianist hat geschrieben:
Der Anspruch ist aber der gleiche: Die Leute sollen authentisch sein und nicht zu irgendwas überredet werden.
Wie ich oben schon sagte, echt gruslig was da in manchen Gehirnen so als Reflex abläuft.
Man kann auch einfach anständig sein und die Leute nicht gnadenlos ausbeuten und ausnutzen.
Meine Güte, ganz großes Kino.

Inwiefern werden Protagonisten "gnadenlos ausgebeutet" wenn sie freiwillig an einer Doku teilnehmen? Das musst du näher erklären. Ist ja nicht so dass man sie zwingt für 10 Cent in Xinjang 7 Tage die Woche Laptops zusammenzuschrauben. Dass manch einer vielleicht froh ist dadurch seine Geschichte/Erlebnisse mit einem Publikum teilen zu können oder auf etwas aufmerksam zu machen, scheint dir nicht in den Sinn zu kommen. Auf Arte ist momentan z.B. eine sehr gute Doku zu Wirecard abrufbar, in der der ehemalige Mitarbeiter und Whistleblower davon erzählt wie er und seine Mutter mehrere Monate unter Todesangst lebten weil klar wurde dass Marsalek und Kumpanen ihn beseitigen wollten.

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Antwort von robbie:

cantsin hat geschrieben:
Wenn der Dokumentarfilm ein journalistisches Format ist, sind (über Unkosten hinaus) bezahlte Protagonisten Scheckbuchjournalismus und daher keine saubere journalistisch-dokumentarische Praxis.
Ich hab mich oben vielleicht nicht klar ausgedrückt -journalistische Reportage. genau.

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Antwort von pillepalle:

@ miscetc

Es geht auch nicht darum dass immer Geld fließen muss, sondern darum es kategorisch auszuschließen. Genauso wie die Unwissenheit der Leute auszunutzen und sie mit Nüssen zu bezahlen. Wenn ein Chinese vor die Kamera tritt, zahle ich ihm auch nicht chinesische Hungerlöhne. Das ist eine Frage des Anstands. Hier wird einfach ein Fehlverhalten zur Maxime erklärt.

VG

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Antwort von robbie:

Ich glaube hier prallen gerade zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite die journalistische - mit dem Ansatz, dass Protagonisten in einer reportagigen Umgebung nicht bezahlt werden sollen - aus journalistischen Gründen. Die zweite Welt ist die dokumentarFILM-Welt - hier wird der Protagonist eher als Mitwirkender gesehen, der genauso seine Entlohnung am künstlerischen Werk bekommen soll wie der Mensch hinter der Kamera.
Diese beiden Welten und Ansätze sollte man trennen und auch verschieden vorgehen.
Wenn ich den Almöhi drei Tage begleite für meinen Dokumentarfilm - dann soll er seinen Aufwand, seine Zeit, auch in Form einer Gage abgegolten bekommen.
Wenn ich die Mittvierzigerin, die sich über ihr Leben zwischen Schule-Kochen usw. beschwert und ich sie hier begleite, für einen Teil einer TV-Reportage, dann sollte sie ihren Aufwand ersetzt bekommen, aber keine zusätzliche Gage.

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Antwort von pillepalle:

Selbst die Mitvierzigerin könnte man bezahlen, es sei denn sie verzichtet darauf. Oft lockt man die Leute ja damit ins 'Fernsehn' zu kommen und in unserer medialen Welt ist Aufmerksamkeit ein wichtiges Gut geworden.

Das Problem ist einfach erklärt. Man kann immer manipulieren wenn man möchte, mit oder ohne Bezahlung.

VG

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Antwort von miscetc:

Gut, von Maximen halte ich da auch nichts. Gleichwohl sehe ich die Problematik, dass sich die Motivation für Teilnehmer einer Doku ändert, wenn sie dafür entlohnt werden.

In der Regel richtet sich der Dokumentarfilmer ja auch ganz nach der Befindlichkeit und Verfügbarkeit der Teilnehmer, und weiß nicht unbedingt ob diese Investition nachher Material für den Film oder eine Geschichte liefert. Dieses Risiko wird vom OP ja auch angesprochen. Wenn mir im Gegenzug für die Teilnahme an einer Doku 1000 Euro geboten wird, dann ist doch klar dass von mir erwartet wird etwas "zu liefern", was der Authentitzität wahrscheinlich zu wider läuft.

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Antwort von pillepalle:

Das Geld darf eben nicht zur Motivation zum mitmachen werden. Und der Mitwirkende braucht dabei auch in dem Sinne nicht 'liefern'. Er erklärt sich lediglich dazu bereit gefilmt zu werden. Wenn es sich nachträglich als uninteressant heraus stellt, ist es das Risiko der Produktion/Filmemachers. Hängt ja auch immer ein wenig davon ab, was man macht.

VG

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Antwort von Bluboy:

Eine NDR-Dokumentation blickt hinter die Kulissen der gestellten TV-Wahrheiten und zeigt, wie nachgeholfen wird, wenn das echte Leben mal wieder nicht schrill genug ist.

https://www.spiegel.de/kultur/tv/ndr-do ... 60585.html

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Antwort von Frank Glencairn:

robbie hat geschrieben:

Wenn ich die Mittvierzigerin, die sich über ihr Leben zwischen Schule-Kochen usw. beschwert und ich sie hier begleite, für einen Teil einer TV-Reportage, dann sollte sie ihren Aufwand ersetzt bekommen, aber keine zusätzliche Gage.
Und warum sollte diese Mittvierzigerin dir dann helfen?
Du erwartest allen ernstes, daß ein wildfremder Mensch dich völlig kostenlos bei deinen Projekten unterstützt?

Und nochmal: wir reden hier nicht von Scripted-Reality Trash für's Unterschichten TV.

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Antwort von robbie:

"Frank Glencairn" hat geschrieben:
robbie hat geschrieben:

Wenn ich die Mittvierzigerin, die sich über ihr Leben zwischen Schule-Kochen usw. beschwert und ich sie hier begleite, für einen Teil einer TV-Reportage, dann sollte sie ihren Aufwand ersetzt bekommen, aber keine zusätzliche Gage.
Und warum sollte diese Mittvierzigerin dir dann helfen?
Du erwartest allen ernstes, daß ein wildfremder Mensch dich völlig kostenlos bei deinen Projekten unterstützt?

Und nochmal: wir reden hier nicht von Scripted-Reality Trash für's Unterschichten TV.
Es sind ja nicht meine Projekte, sondern die eines TV-Senders - sie erzählt ihre Geschichte - sie muss nicht und kann auch jederzeit nein sagen. Bisher hat es auch nie die Frage nach Geld gegeben.

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Antwort von Jalue:

In der Tat ein spannendes Thema. Habe noch mal im "Pressekodex" nachgeschaut, der für die allermeisten Redaktionen (mit gewissen Nuancen) verbindlich ist. Eine Vergütung von Protagonisten wird darin zwar nicht explizit ausgeschlossen, ergibt sich aber implizit:

"Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden."

Nun kann man durchaus annehmen, dass bezahlte Protagonisten aus rein "geschäftlichen Interessen" geneigt sein könnten, Regieanweisungen zu befolgen - was bei vielen Docutainment-Formaten ja auch den Hauptgrund für eine Honorierung darstellt.

Schmerzensgeld für Doku-Trash, damit habe ich kein Problem, unerträglich wird es meiner Meinung nach dann, wenn schon für die Mitwirkung an rein journalistischen Beiträgen Geld verlangt oder geboten wird: Sollte sich Scheckbuch-Journalismus durchsetzen, kommen bald nur noch finanzkräftige Medien zum Zuge, während alle anderen in die Röhre schauen. Ein "rein marktförmig" geprägter Journalismus würde dessen ohnehin schon aufgeweichte Funktion als Kontrollinstanz in unserer Gesellschaft gefährden.

Nun gibt es aber auch Grauzonen und eine Doku wie die des TO gehört m.E. dazu. Darin geht es ja nicht um Informationsvermittlung im streng-journalistischen Sinne, vielmehr um eine Art "Lebenswelt-Film", in dem sich Menschen erstens über lange Zeit und zweitens auf intime Art und Weise öffnen, wodurch sie sich angreifbar machen.

Deshalb erscheint mir hier eine kleine Anerkennung, und sei sie auch nur symbolhafter Natur, durchaus angemessen. Das könnte z.B. eine Rückstellklausel im Mitwirkungsvertrag sein – und den wird der TO ohnehin mit jedem Prota abschließen müssen, um bei der Verwertung auf der sicheren Seite zu sein. Alternativ könnte man vereinbaren, dass X Prozent vom möglichen Gewinn für einen "guten Zweck" im Sinne der Protas gestiftet werden.

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Antwort von Frank Glencairn:

Jalue hat geschrieben:

„Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden.“
Wenn's danach ginge (und wenn das einer ernst nehmen würde), müßtest du mindestens 95% aller Medien dicht machen.

Insgesamt gehst du dabei auch noch von 2 sehr gewagten Prämissen aus:

1. Wer seinen Protagonisten anständig entschädigt will immer manipulieren - sprich Entschädigung wird zunächst mal, automatisch als Bestechung gesehen.
2. Jemand der umsonst für einen Sender arbeitet, ist immun gegen jegliche manipulation.

Beides hält näherer Betrachtung nicht stand.
Seit dem Milgram Experiment wissen wir, daß 80% der Bevölkerung keine Resistenz gegenüber Autoritäten haben.
D.h. wenn z.B. ein Regisseur manipulieren will, wird er höchstwahrscheinlich erfolgreich sein - egal ob bezahlt oder nicht.

Daß jemand einen Fremden entschädigt, der seine Zeit für mich (oder meinetwegen den Sender) verplempert, und trotzdem dabei nicht die geringste Manipulationsabsicht hat, kommt hier offensichtlich keinem in den Sinn.

Daß man die Leute die einem helfen, nicht eiskalt für seine eigenen kommerziellen Zwecke ausnutzt, und dann mit einem warmen Händedruck abspeißt, sehe anscheinend nur ich so.



Jalue hat geschrieben:
. Ein "rein marktförmig“ geprägter Journalismus würde dessen ohnehin schon aufgeweichte Funktion als Kontrollinstanz in unserer Gesellschaft gefährden.
...und der Zug ist seit Jahrzehnten abgefahren - das ist alles längst der Normalzustand.

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Antwort von TomStg:

Jalue hat geschrieben:
„Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden.“
Dass dabei politische und ideologische Interessen nicht genannt sind, dürfte der Grund sein, dass in Deutschland seit Jahrzehnten und seit ca 5 Jahren massiv die ernsthafte Medienlandschaft zur Volkserziehung verkommen ist.

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Antwort von dosaris:

"Frank Glencairn" hat geschrieben:
...
Daß man die Leute die einem helfen, nicht eiskalt für seine eigenen kommerziellen Zwecke ausnutzt, und dann mit einem warmen Händedruck abspeißt, sehe anscheinend nur ich so.
Jalue hat geschrieben:
. Ein "rein marktförmig“ geprägter Journalismus würde dessen ohnehin schon aufgeweichte Funktion als Kontrollinstanz in unserer Gesellschaft gefährden.
...und der Zug ist seit Jahrzehnten abgefahren - das ist alles längst der Normalzustand.
wieso kommerziell?
War hier doch gar nicht genannt.

Wahrscheinlich kommt daher dies polarisierende Missverständnis:
Natürlich gibt es Kommerz-TV und dessen Protagonisten (Lobbyisten) setzen alles daran, eine engagierte demokratische Kontrollinstanz abzuwürgen,
zB durch finanzielle Austrocknung, damit sie dann behaupten können, die Qualität der ÖR sei doch so schlecht geworden.

Ich sehe aber durchaus noch engagierte Filmemacher, die ihre Arbeit lieben und dafür brennen.
Sogar dann noch, wenn sie bei den Kommerziellen das 10fache verdienen könnten,
sie selber aber bisweilen draufzahlen.

Natürlich ist das im Laufe der Jahre nicht einfacher geworden.
Aber tot sehe ich den Bereich noch nicht.

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Antwort von Frank Glencairn:

Das eine hat mit dem anderen nix zu tun.

Natürlich können sich Leute die hobbymäßig irgendwelche Dokus drehen mit ihren Gesprächspartnern darauf einigen, das ganze gratis durchzuziehen.
Das können sogar Leute, die das beruflich machen - warum nicht, wenn man sich einig ist.

Worum es hier ging ist, jegliche Entschädigung von vorne herein kategorisch auszuschließen, weil das sonst angeblich automatisch auf eine Bestechung heraus läuft.

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Antwort von Jalue:

"Frank Glencairn" hat geschrieben:

Insgesamt gehst du dabei auch noch von 2 sehr gewagten Prämissen aus:

1. Wer seinen Protagonisten anständig entschädigt will immer manipulieren - sprich Entschädigung wird zunächst mal, automatisch als Bestechung gesehen.
2. Jemand der umsonst für einen Sender arbeitet, ist immun gegen jegliche manipulation.

Beides hält näherer Betrachtung nicht stand (...)

Daß jemand einen Fremden entschädigt, der seine Zeit für mich (oder meinetwegen den Sender) verplempert, und trotzdem dabei nicht die geringste Manipulationsabsicht hat, kommt hier offensichtlich keinem in den Sinn.

Daß man die Leute die einem helfen, nicht eiskalt für seine eigenen kommerziellen Zwecke ausnutzt, und dann mit einem warmen Händedruck abspeißt, sehe anscheinend nur ich so

(...)und der Zug ist seit Jahrzehnten abgefahren - das ist alles längst der Normalzustand.
Nochmal, ich finde man muss differenzieren zwischen Journalismus und sonstigen Formaten (mit teil-journalistischen Elementen). Ich bin sicher der Letzte, der etwas gegen anständige Honorare sagt und das Wort "Bestechung" habe ich nicht benutzt. Wenn ich allerdings einen Firmensprecher/Gewerkschafter/Demonstranten/Wissenschaftler interviewe, sehe ich keinen Grund, dem ein Honorar zu zahlen. Ich berichte, der darf seinen Standpunkt darlegen, quit pro quo. Bei Scripted-Kram, bzw. in den Grauzonen sieht es wie gesagt anders aus, da ist das eine Einzelfallentscheidung.

Dass der "Zug seit Jahren abgefahren" sei, ist mir zu pauschal. Natürlich hat sich der Journalismus kommerzialisiert, hinzu kommt eine ungute Tendenz zur Belehrung - was für mich aber nicht bedeutet, jeden ethischen Anspruch aufzugeben. In Grundzügen, sogar bei Boulevardmedien, ist der durchaus noch vorhanden, fast immer musst du sogar einen entspr. Code of Ethics unterschreiben, bevor du überhaupt für die tätig sein darfst.

Kann man als Symbolpolitik abtun, trägt aber dazu bei, die schlimmsten Auswüchse zu begrenzen. Letztlich reden wir hier von einem Ideal, das, ähnlich wie in der Rechtsprechung, nur angestrebt, aber nie völlig erreicht werden kann. Mal klappt es besser, mal schlechter.

Geht ehrlicher? Alles über das Scheckheft regeln, Moral ist für Pussys "and the winner takes it all?". Tja, auch nicht so der Bringer, wie wir spätestens seit Lehman wissen.

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