Eigentlich sollte ja jeder PC-Monitor über HDMI auch einen passablen Vorschaumonitor abgeben. Doch oftmals kommt es zum sogenannten Mikroruckeln, was ein gar nicht triviales Problem zum Vorschein bringt.
Nachdem mal wieder in unserem Forum ein entsprechender Hilferuf antwortlos verhallte, denken wir, dass es mal an der Zeit ist, einen kleinen Artikel zu einem grundsätzlichen Problem bei der Auswahl eines Preview-Monitors zu verfassen. Denn offensichtlich gibt es hier bei den Anwendern und Herstellern (!!) eine Menge Halb- und Unwissen. Während viele "Profis" hier oft in erster Linie auf die Farben sehen (die man mit entsprechenden Kalibrierungstools oft gut in den Griff bekommen kann), liegt das größte Problem unserer Meinung nach in der korrekten Darstellung der Framerate. Denn da trennt sich die die Spreu vom Weizen drastisch.
Das grundsätzliche Problem liegt im Videomaterial, das in einer Fülle von Formaten angeliefert werden kann. Die Auflösung sei für unsere Betrachtungen einmal nebensächlich, wichtig ist in erster Linie die Framerate: Hier sind die üblichen Verdächtigen: 24 FPS, 25 FPS, 30 FPS, 50 FPS und 60 FPS. FPS steht dabei für Frames pro Sekunde, also Bilder die pro Sekunde bei der Wiedergabe dargestellt werden.
Am Ende der Kette steht der Monitor, der heutzutage in 99 Prozent aller Fälle ein digitaler Flachbildschirm ist. Diese Displays arbeiteten seit ihrer Einführung als Standard mit 60 Hz, d.h. das Bild wird ebenfalls 60 mal in der Sekunde neu aufgebaut (der sogenannte Refresh des Bildschirms). Man könnte also sagen, dass ein normales Computer Display auch nativ mit 60 FPS arbeitet.
Füttert man nun so einen Monitor mit 60FPS, so ist alles in Butter. Jeder Refresh des Monitors erhält vom Videostrom genau ein Bild. Nichts ruckelt, alles paletti. Ebenso, wenn man ein Videofile mit 30 FPS abspielt: Hier wird einfach jedes Bild doppelt dargestellt. Es ist vielleicht ein Ruckeln wahrnehmbar, aber das ist dann der Format-Ästetik geschuldet.
Doch was passiert in den anderen Fällen? Wie soll man 24 oder 25 Bilder auf 60 Refreshzyklen pro Sekunde verteilen?
PC-Monitor als Preview-Monitor
99 Prozent aller PC-Displays die bis 2009 im Handel waren können ihr Panel nur mit 60 Hz bzw. 59,94 Hz ansteuern. Letzeres ist bereits ein Zugeständis an das amerikanische NTSC-Videosystem, das Videos eben nicht mit genau 60 Hz, sondern mit etwas krummerer Framerate wiedergibt. Somit eignen sich diese Displays auch schon immer, amerikanische und japanische Videoformate ruckelfrei wiederzugeben.
Nachdem sich in Europa jedoch 50 Halbbilder (auch aufgrund der Stromnetzfrequenz von 50HZ) durchgesetzt hatten, haben wir von je her ein Problem mit den Displays. Beim normalen Arbeiten am PC stören die 60 Hz Refreshfrequenz nicht, jedoch bei einer Videowiedergabe in PAL oder eben beispielsweise 1080i50 müssen die 50 Halbbilder auf 60 Vollbilder verteilt werden. Und genau bei dieser Umwandlung gibt es Probleme. Denn wie gibt man sauber 50 Bilder pro Sekunde mit 60 Bildern pro Sekunde wieder?
Die Antwort: Sauber gehts nicht.
Entweder man zeigt jedes fünfte Bild zweimal, dann ruckelt es. Oder man blendet die einzelnen Bilder leicht ineinander, dann wird es unscharf. Es gibt sogar noch dreckigere Methoden, namentlich das Ignorieren des Vertikal Sync, doch die lassen wir mal außen vor.
All das haben auch die Display-Hersteller gesehen. Was bei Fernsehern schon länger üblich (weil schlichtweg als TV-Gerät unzumutbar) war, erhielt daraufhin auch Einzug in PC-Monitore: Immer mehr Modelle können seit kurzem auch 50 Hz (zumindest über HDMI) entgegennehmen. Doch das ist in der Regel auch nur die halbe Miete: Denn die meisten Monitore ändern an ihrem 60 Hz Refresh nichts, sondern wandeln nur bei der der Wiedergabe die 50 Hz in 60 Hz intern um. Und das meistens mehr schlecht als recht. Und nicht nur das, viele PC-Monitore schalten dazu bei einem 50 Hz-Signal über HDMI auch noch einen (oft nicht abschaltbaren) Overscan ein, der das Bild unnötig beschneidet.
Die saubere Lösung wäre dagegen, das Panel mit einem echten Refresh von 50 Hz zu betreiben. Doch leider gelingt dies nach vor den wenigsten Herstellern. Und wer es macht, weiß oft nichts davon. Aus den Datenblättern der Hersteller geht praktisch nie hervor, ob ein Monitor auch 50 Hz über HDMI entgegennehmen kann, geschweige denn, ob das Panel auch einen nativen 50 Hz-Refresh unterstützt. Noch gravierender wirkt sich das ganze übrigens aus, wenn man sich 24P ansieht. Denn hier kommen noch krummere Bildumverteilungen ins Spiel.
Die aktuellen Lösung(en)
Uns sind neben professionellen Studio-Monitoren nur Eizo-Monitore bekannt, die einen echten Refresh mit 24 , 25, 30, 50 und 60 Hz (sowie den zugehörigen krummen NTSC-Frequenzen) beherrschen. Allerdings liegen diese auch im 1.000 Euro Preisbereich.
Röhrenmonitore kennen die Probleme übrigens nicht. Bessere Modelle waren hier schon seit jeher mit flexiblen Refresh-Raten ansteuerbar, jedoch gibt es es diese nicht in FullHD.
Da Spielfilme meistens in 24P wiedergegeben werden und auch BluRay-Laufwerke diese 24P immer öfter nativ über HDMI ausgeben können werden immer mehr Anwender auf die Problematik aufmerksam. Und so werden immer mehr Displays auch nativ 24P-fähig. Es ist also wahrscheinlich abzusehen, dass in Zukunft mehr Displays nativen 24/48P-Refresh unterstützen werden. Ebenso ist für 3D-Wiedergabe auch ein Refresh bis zu 120 Hz wichtig. Wir denken daher, dass viele Monitore in Zukunft überhaupt flexibler bei den Refresh-Möglichkeiten werden.
Wer nicht solange warten will, für den empfiehlt sich natürlich auch noch ein TV als Vorschaumonitor. Bessere Modelle können auf dem Papier allesamt 50 Hz und 24P-Input verarbeiten. Inwieweit jedoch das Panel tatsächlich einen nativen Refresh macht und keine Umverteilung der Frames stattfindet, kann auch hier kein Hersteller hundertprozentig beantworten.
Wir werden auf jeden Fall mal etwas herumsuchen und euch zeitnah auf dem laufenden halten, was wir an aktuellen, günstigen Preview-Möglichkeiten für 24/25P/50i-Material finden können, die bei der Preview wenig Kompromisse bedeuten.