Wir hatten zwischenzeitlich auch den Video Assist 4K von Blackmagic Design zum Test in der Redaktion. Wie positioniert sich der neue 4K-fähige Monitor-Recorder im aktuellen 4K-Umfeld? Unter anderem haben wir uns die Batterieleistung, die HDMI, SDI und XLR-Audio Funktionen angeschaut und den Video Assist kurz mit dem Atomos Ninja Flame verglichen.
Gehäuse / Ausstattung / Aufnahmeformate
Der Video Assist 4K von Blackmagic Design kommt in dem gleichen hochwertigen Gehäuse wie schon sein kleinerer HD-fähiger Bruder, der einfach nur "Video Assist" heisst und den wir hier bereits getestet hatten.

Hochwertig bedeutet auch beim 7" Video Assist ein Gehäuse aus stabilem Aluminium, einem leicht zurückgesetztem Display, so dass der Rahmen bei Stürzen das Display schützt und ganze 6 Gewindebohrungen (1/4“ - drei oben und drei unten) für flexible Montagemöglichkeiten.
Gerade die Kombination aus stabilem Metallrahmen und Gewindebohrungen bedeutet für uns, dass der Video Assist 4K im Gegensatz zu anderen Monitor/Recorder Lösungen keinen extra Cache benötigt, um stabile und flexible Riggingoptionen zu ermöglichen.
Die Stärke des Blackmagic Video Assist 4K liegt klar bei den zur Verfügung gestellten Schnittstellen, die kaum Wünsche offen lassen und ihn erneut zu einem ziemlichen Preiskracher werden lassen. Zur Verfügung stehen: Duale UHS-II SD Card Slots mit max UHD 30p Recording, SDI IN und Out, HDMI 2.0 In und Out, 2x Mini-XLR In / federgesichert (inkl. Phantomspeisung), 1x 3,5mm Kopfhörer Out, 1 x 2.5mm LANC (Rec Start/Stp) sowie ein USB 2.0 Port für Firmware- und Systemsetups.

An Aufnahmeformaten stehen Apple ProRes 422 HQ, ProRes 422, ProRes LT, ProRes Proxy, Avid DNxHD und DNxHR zur Verfügung. Im dualen Kartenbetrieb werden die Karten seriell beschrieben, wodurch erneut Hotswap-Fähigkeit und Non-Stop Betrieb möglich sind. Sowohl die HDMI als auch die SDI-Schnittstellen sind auf Auto-Trigger Betrieb ausgerichtet. In HD sind maximale 50/60p möglich in UHD 30p.

Im Gegensatz zum Card-Slot des 5“ Video Assist sind die dualen Card Slots der 7“ Video Assist 4K mit einer Feder gesichert.
Batteriemanagement, Laufzeiten
Wie der 5“ Video Assist verfügt der 7“ Video Assist über zwei Batterieaufnahmen für Canon LP-E6. Das interne Batteriemanagement greift zunächst auf den Akku mit der geringeren Ladung zurück bis dieser leer ist und wechselt dann auf den Akku mit der höheren Ladung. Dadurch kann der zuerst entladene Akku neu aufgeladen bzw. im laufenden Betrieb mit einem frischen Akku für bestmöglich effektive Akkulaufzeiten ersetzt werden.

Was uns in Sachen Akkumanagement bei den Video Assists von Blackmagic Design besonders gut gefällt ist ihre Fähigkeit, die Akkus im Monitor/Recorder selbst zu laden (auch im laufenden Betrieb). Hier werden die Akkus dann parallel geladen (i. Ggs. zum seriellen Entladen). Gerade auf Reisen mit kleinem Setup ist man über jedes gesparte Zusatzgepäck dankbar, und sei es auch nur ein Ladegerät. Zur Orientierung: Unsere beiden komplett entladenen Canon LP-E6 Akkus waren nach 1,5 Stunden Ladezeit im Video Assist (ohne gleichzeitigen Betrieb) wieder komplett geladen – ein sehr guter Wert.
Im Vergleich zu seinem kleinen 5“ Bruder benötigt der 7“ Video Assist im 4K Betrieb mehr Strom. Bei Displaywerten (Kontrast, Helligkeit etc.) von 50% kamen wir bei einem 1600 mAh Akku bei 4K ProRes LT Aufzeichnung auf 32 Minuten – bei zwei Akkus kann man entsprechend mit etwas über 1 Stunde Non-Stop Aufnahmebetrieb rechnen. Kurz nochmal zur Erinnerung: Beim 5“ Video Assist waren wir bei den gleichen Akkus beim HD ProRes 1080/50p Recording auf etwas unter 3 Stunden gekommen.
Bei der LP-E6 Akkulösung von Canon existieren keine Akkus mit höheren Ladungen (i Ggs. bsp. zur Sony NP-F-Serie). Hier heisst es also für längeren Betrieb entweder via Hot Swap genügend LP-E6 Akkus dabei haben oder bei größeren Kamera-Rigs via D-Tap an die V-Mounts oder andere Akkus anzudocken (allerdings sollte man hierbei zuvor checken, dass nicht mehr als 12 V anliegen – der D-Tap Out also reguliert ist). Wer mit höheren Spannungen unterwegs ist, findet bei Zubehörherstellern auch entsprechende Adapterkabel von D-Tap auf Canon LP-E6 Dummies.
Bedienung / Auto Trigger
Die Monitoring-Anzeigen des Video Assist 4K bieten den gleichen Umfang wie die seines kleinen Bruders. Hierzu zählen Zebra (40-100%), Histogram, Peaking, Audio-In und Kopfhörer-Pegel. Wer sein Material nachträglich auf andere Formate wie bsp. Widescreen croppen / konvertieren möchte, kann sich bei der Aufnahme entsprechende Guides ( 4:3, HDTV, 2.4:1 etc.) einblenden lassen.

Die Touchscreenbedienung sowie die gesamte Statuszeigenanordnung halten wir für ziemlich gut gelungen bei den Video Assists von Blackmagic Design. Viele wichtigen Statusparameter (Format, FPS, Codec, Timecode, Trigger Rec, Source, Aufnahmekapazität, Akkustatus) befinden sich vorbildlich außerhalb des Videobildes – zusätzliche Infos (Histogramm, Audiopegel, Playbuttons) lassen sich unten als Overlay ein- und ausblenden.
Die Trigger-Funktion haben wir im Zusammenspiel mit der Panasonic GH4 ausprobiert und hatten hier keine Probleme. Für eine korrekte Übernahme der Start/Stop Signale sollte der Timecode der GH4 auf RecRun gesetzt werden. Sowohl UHD/24p als auch herunterkonvertiertes HD wurden korrekt im Video Assist getriggert. Beachten sollte man hierbei, dass der Video Assist (im Gegensatz zur GH4) kein 4K Cine / 4096x2160 sondern maximal die UHD-Variante aufzeichnet.
XLR-Audio
Eines der Hauptfeatures des Video Assist 4K besteht in seinen seitlich verbauten gesicherten Mini-XLR Buchsen inkl. interner Preamps. Letztere arbeiten auf überraschend hohem Niveau. (Bei kurzen Vergleichsaufnahmen von uns mindestens auf dem Niveau eines externen Recorders wie Zoom H5n) Wer also die Audioabteilung seiner Kamera extern aufwerten möchte, findet hier eine rauscharme, hochwertige Audio-Option, die durch hochauflösende Audiopegel mit Hold-Funktion, individuell zuschaltbaren PADs und optionaler Phantomspannung ergänzt wird: Eine feine Sache und in dieser Qualität in der Preisklasse ziemlich ungewöhnlich.

Bei der Nutzung der XLR-Abteilung des Video Assist sollte man allerdings entsprechende Kabel parat haben und je nach Kamera-Audio-Setup – wie bei jedem externen Recorder - auch das Thema Video-Audio-Latenz im Auge behalten:
Da der Video Assist 4K weibliche Mini XLR-Eingänge nutzt, bedarf es für den Betrieb von XLR-Mikros entsprechender Adapter Kabel (von normal Mama auf Mini-XLR Papa). Entsprechende Adapater Kabel waren gar nicht so leicht aufzutreiben – mittlerweile bietet sie der deutsche Blackmagic Distributor NMAV an.
Zum anderen sollte man – je nach Setup und genutzter Kamera – eine Strategie für Audio-Videolatenzen parat haben. Dies gilt vor allem, wenn das Audio via externem XLR-Mikro direkt in den Video Assist eingespeist wird und mit einem HDMI Video-Signal von einer Kamera zusammen aufgenommen werden soll. Hier können sich je nach Kamera beachtliche Latenzen zwischen Video und Audiosignal ergeben. Einen manuell einstellbaren Frameversatz würden wir daher beim nächsten Firmwareupdate des Video Assist 4K begrüssen zumal dies das qualitativ hochwertige Audiorecording noch breiter einsetzbar machen würde.
Wohlgemerkt: Die Latenz ist nicht die Schuld des Videoassists, sondern der Verzögerung des HDMI-Out Signals der meisten Kameras geschuldetet. (Wir haben auch mal via SDI das Signal eine ARRI AMIRA an den Video Assist gehängt und hatten hier geringere aber immer noch merkliche Latenzen). Den Video-Audioversatz kann man auch in der Post korrigieren, aber das bedeutet meist mehr Hassle (aber wohl auch einen genaueren Match als „nur“ die Eingabe eines Frameversatzes). Wir empfehlen – sofern 1 hochwertiger Channel ausreicht – auf dem zweiten Channel für´s einfache Synchronisieren die Audio-Spur des HDMI- oder SDI-Videos mit aufzunehmen. Ein externer Audiorecorder muss dann nur noch bei Bedarf von mehr Audiospuren oder als Backup eigesteckt werden.
Darüberhinaus sollte man beim Einsatz eines externen XLR-Mikros darauf achten, dieses nicht direkt am Video Assist 4K zu befestigen, da es unter Umständen das Lüftergeräusch mit aufnehmen könnte.
Zum Schluß sei noch in Sachen Audio erwähnt, dass der Video Assist 4K im Gegensatz zu anderen Monitor/Recordern auch über einen internen Lautsprecher verfügt. Wir verbuchen das unter „nicht essentiell aber Nice to Have“.
Peaking / Focus Assist
Das Peaking der Video Assist Reihe arbeitet auf vorbildlich hohem Niveau. Es zählt tatsächlich mit zu den besten uns bekannten implementierten Peakingfunktionen: Fein dosiert, empfindlich und gut ablesbar.
Für uns in der Praxis bereits beim 5“ Video Assist mit eine der gut umgesetzten Funktionen für den Monitorbetrieb und hier macht der 4K Video Assist keine Ausnahme. Wer den Video Assist 4K als zusätzlichen Monitor nutzen will, erhält im Verbund Peaking, 7“ Display und Fokus Assist Funktion (mittige Vergrösserung auf 1:1 Pixel) ein brauchbares Tool.
Auf der Wunschliste für zukünftige Updates würden bei uns lediglich noch Falsecolor und eine frei platzierbare Fokusvergrösserung landen. Waveform-Monitoring, LUTs und programmierbare Action-Keys scheinen derzeit höheren Preisbereichen vorbehalten zu sein.
Monitorfarben und Helligkeit
Nach dem 2.1 Update haben sich die Farben des Video Assist 4K verbessert, es bleibt zwar noch ein minimaler Gelbstich – aber die Farbwiedergabe erscheint uns insgesamt höherwertiger als die seines kleineren Bruders.
Wie wir bereits beim Video Assist 5“ Test erwähnt haben: Wir erwarten in diesem Preissegment keine hochqualitativen Monitore, mit denen farbgenaues Arbeiten vor Ort möglich ist. Trotzdem schön zu sehen, dass beim Video Assist 4K mit seinem größeren 7“ Monitor auch mehr Augenmerk auf eine verbesserte Farbwiedergabe gelegt wird (an die Farbdarstellung der neuen Atomos Flame Monitor-Recorder, die allerdings auch in einer anderen Preisregion agieren, reicht das Display des Video Assist 4K nicht heran.)
Hier ein Vergleich mit dem neuen Ninja Flame – Farben sind auf solchen Bildern eher schwierig zu beurteilen, aber man kann erahnen, dass der Video Assist hier in der Qualität zugelegt hat. Beide Displays arbeiten mit 50% Helligkeit, Kontrast und Farbe – hier arbeitet der Flame deutlich heller:

Fazit
Zu den Highlights des Video Assist 4K von Blackmagic Design zählt für uns neben dem durchdachten und robusten Design klar die beeindruckende Anzahl an professionellen Schnittstellen. Hierzu gehören die Mini-XLR-Ins mit ihren sehr ordentlichen internen Preamps sowie die loop-through fähigen SDI und HDMI In und Outs. Gut gefallen haben uns auch die clever dual (hot-swap) ausgelegten Akku- und SD-Cardslots.
Zusammen mit dem kostenschonenden 4K-Recording auf SD-Karten erhält man hier eine günstige 4K 10 Bit Aufzeichnungs- und Monitoringoption, die vor allem im Indie-, Education- und Industriebereich die Herzen höher schlagen lassen dürfte. Auch im Verbund mit der Micro Cinema und der Micro Studio Camera 4K von BMD dürfte der Video Assist 4K eine gute Figur machen.
Im Hinterkopf sollte man beim Video Assist 4K behalten, dass weiterreichende Softwarefunktionalitäten wie LUTs / HDR, False Color, Waveform etc, (zumindest derzeit) in diesem Preissegment nicht machbar scheinen. Auch bei der Stromversorgung mit den Canon LP-E6 heisst es beim 7“ Video Assist 4K etwas vorausschauender planen als beim 5“ Video Assist.
Unterm Strich bietet der Video Assist 4K von Blackmagic Design mit seiner UVP von 979,- Euro viel Funktionalität zum kleinen Preis.