Wir geben nicht auf, und schauen immer mal wieder, wie gut Handys schon als HD-Camcorder-Ersatz funktionieren können. Das neue Sony Ericsson Vivaz verspricht ja immerhin 720p, was für uns Grund genug war, es einmal kurz unter die Lupe zu nehmen.
Äußeres und Inneres
Schön ist es schon sowie klein und schlank (107x52x12.5mm). Auch das Gewicht merkt man fast nicht. Gerade mal 97 Gramm sind wirklich auffällig wenig für ein aktuelles Smartphone. Also kein Grund das „Camcorder-Handy“ nicht immer bei sich zu tragen. Das 3,2-Zoll-Display nimmt dabei fast die gesamte Frontseite ein. Einzig der dünne Plastikschalen-Rückendeckel stört etwas das Bild der ansonsten guten Verarbeitung des Gerätes.

Neben Wlan gibt es natürlich UMTS/GSM-Datenübertragung um mobil zu surfen oder seine Emails abzurufen. Auch ein direkter Upload auf diverse Videoportale darf natürlich nicht fehlen. Ein entsprechender Datentarif ist fast obligatorisch, da das Handy dauernd online gehen will. Ohne eingeschobene SIM-Karte lässt sich das Gerät auch erst gar nicht betreiben.
Das Symbian S60 5th Edition System reagiert grundsätzlich flott, jedoch kommt es immer wieder zu kleinen Rucklern. Apple stellt hier nach wie vor die Flüssigkeits-Referenz in der Bedienung dar. Uns interessierten für diesen Test jedoch in erster Linie die Videofunktionen, und die sind sehr minimalistisch gehalten:
Bedienung
Es gibt eine externe Taste um den Videokamera-Modus direkt zu aktivieren. In der Folge hat der Anwender die Wahl zwischen Vollautomatik-Modus oder ein paar wenigen manuellen Eingriffsmöglichkeiten:
Der Weissabgleich kann nur automatisch oder per Presets erfolgen, einen manuellen Abgleich auf ein Motiv oder eine Weisskarte ist nicht möglich. Die Belichtung lässt sich per EV +/-2 in nicht näher definierte Werten korrigieren, wobei hierbei wohl ausschließlich die elektronische Verstärkung geregelt wird. Eine echte Blende besitzt das Handy offensichtlich nicht.
Der Fokus ist zwischen Autofokus und unendlich umschaltbar. Und obwohl man alle Funktionen über den Touchscreen regelt, ist ein Touchfokus nicht möglich. Als letztes Element gibt es noch eine Lowlight-Option, die das Bildrauschen verstärkt und das wars dann auch schon mit möglichen Eingriffen.
Bildstabilisator bemüht sich redlich, aber es ist praktisch unmöglich das Handy verwackungsfrei beim Filmen zu halten. Da natürlich auch kein Stativanschluss vorhanden ist, gelingen wirklich nur wackelige Schnappschüsse aus der Hand. Mangels Masse ist eine stabilisierende Haltung einfach unmöglich. Noch dazu besitzt es keine vernünftige Kante, um es auf einem Tisch oder ähnlichem zum Filmen abzustellen.
Erschwerend bleibt auch ein deutlicher Rolling Shutter nicht aus, der aufgrund der unruhigen Aufnahmen besonders auffällt. Hier fällt exemplarisch ins Auge, was moderne AVCHD-Camcorder mittlerweile alles automatisch korrigieren können.
Der Zoom ist schlicht eine Vergrößerung des Bildauschnittes ohne (!!) merkliche Interpolation. So werden bereits bei geringen Zoomstufen deutliche Pixelkanten sichtbar, also lieber erst gar nicht benutzen.
Messergebnisse
Der Kurzbesuch im Messlabor brachte dann doch einige Tücken mit sich, da wir weder eine Möglichkeit hatten, den korrekten Bildauschnitt über einen externen Monitor zu bestimmen, noch das Handy auf einem Stativ befestigen konnten: Naja, mit viel Geduld gings dann doch:
Bei der gemessenen Schärfe liegt das Handy knapp über einer guten SD-Videoauflösung: Das ist schon mal deutlich besser als das Samsung Omnia HDI8910, aber von FullHD natürlich noch weit entfernt.

Beim Blick auf das ISO-Testchart zeigt jedoch, dass mit einer starken künstlichen Nachtschärfung gearbeitet wird, die in feinen Mustern für Chromawolken sorgt. Hier sieht das Samsung einfach natürlicher aus.

Die Farbauflösung ist das Handy gar nicht mal schlecht: Für 720p geht die Differenzierung sehr weit, jedoch sind die Farben auch sehr stark eingestellt. Klar, wer hiermit filmt wird wohl kaum etwas nachbearbeiten wollen:

Positives gibt es bei der Verzeichnung zu bemerken. Die Handyoptik liefert praktisch fast keine Kissenverzerrung.

Für gute Lichtverhältnisse sind die Farben der Kamera sehr kontrastreich eingestellt und neigen zu leichten Ausfransungen.

Bei 12 Lux fällt die Bildqualität dagegen in den Keller. Vielleicht ändert sich hier etwas beim neuen Modell Vivaz Plus, das immerhin statt des 8 MP-Sensors nun sinnvollerweise nur einen 5 MP-Sensor verbaut hat.

Fazit
Im Vergleich zum ersten HD-Handy von Samsung I8910 steht das Sony Ericsson Vivaz deutlich besser da. Die Schärfe liegt bereits über SD-Camcorder-Niveau und auch der subjektive Bildeindruck ist runder als bei den günstigen HD-Cams von Aiptek, Kodak und Konsorten. Aufgrund der geringen Größe und des geringen Gewichtes geraten die Aufnahmen aus der Hand allerdings immer wackelig. Wer gerade ein Handy mit Camcorder-Funktionen sucht, findet dennoch momentan nichts besseres. Dazu lockt der Internet-Straßenpreis ohne Vertrag, der bereits vor Verfügbarkeit bei ca. 350 Euro liegt. Wer allerdings gute Videoqualität sucht, findet bei echten AVCHD-Camcordern auch unter 500 Euro nach wie vor eine deutlich bessere Bild- und Bedienungsqualität.