Test Sony Alpha 6500 - Bewegendes Update?

Sony Alpha 6500 - Bewegendes Update?

Ist die Alpha 6500 nun eine Alpha 6300 auf Speed oder nur ein kleines Update mit großem Aufpreis? Das kommt in erster Linie auf den Einsatzzweck an...

// 10:54 Mi, 11. Jan 2017von

Die Sony Alpha darf man getrost als Überraschungscoup von Sony bezeichnen. Überraschend vor allem deswegen, weil Anwender zunächst eine gefühlte Ewigkeit auf die Sony Alpha 6300 gewartet haben, die erstmals einen APS-C-Sensor mitbrachte, der auch 4K-Videos aufzeichnen konnte. Viele dieser Anwender erwarteten eigentlich einen bewegten Sensor wie bei den zweiten Modellen der Alpha 7R/S Serie und griffen dennoch zu. Dass Sony schon 6 Monate später ein weiteres, sehr ähnliches Modell mit bewegtem Sensor auf den Markt wirft, hat dann viele Anwender überrascht. Und sicher nicht viele Alpha 6300 positiv.



Die Sony Alpha 6500
Die Sony Alpha 6500


Die meisten Veränderungen gegenüber der Alpha 6300 halten sich Grenzen, was uns jedoch nicht davon abgehalten nochmal genauer hinzusehen. Der nun beweglich gelagerte APS-C Sensor gleicht dem Vorgängermodell stark: Auch hier wurde ein Front End LSI-Modell mit 24 Megapixeln verbaut, das eine gute Lichtausbeute verspricht. Der Autofokus arbeitet wieder auf hohem Niveau und lässt sich durch den Touchscreen bequem steuern. Sogar während man durch den Sucher blickt. Auch der Stabilisator ist im Zusammenspiel mit der Schärfeverfolgung sehr interessant. Wir haben diesen speziellen Funktionen der Kamera deswegen sogar noch einen eigenen Artikel gegönnt.





Bildstabilisator

Bei analogen, adaptierten Objektiven sowie Sony Objektiven ohne „Optical SteadyShot“ (wozu auch die A Mount Objektive zählen) wird ausschließlich die interne Bildstabilisierung genutzt. Schon dies funktioniert erstaunlich gut. Bei E-Mount Objektiven mit integrierter Bildstabilisierung, wie beispielsweise ein testweise genutztes SEL35F18 gleicht der bewegte Sensor nur die horizontalen, vertikalen und kippenden Bewegungen aus und verlässt sich beim Rest auf das Objektiv. Wird der Auslöser halb durchgedrückt, lässt sich der Effekt der Bildstabilisierung auch im Sucher/Display begutachten.



Der Sensor der Sony Alpha 6500 ist jetzt beweglich gelagert
Der Sensor der Sony Alpha 6500 ist jetzt beweglich gelagert


Leider hat die A6500 die mäßige Sucherlupe ihrer Geschwister im Videomodus geerbt. Auch in der höchsten Lupenvorschau lassen sich im Videomodus die feinsten Testlinien unseres Messbildes nicht mehr auf Display auseinanderhalten, was eine korrekte 4K-Schärfe bei manueller Einstellung zum Ratespiel macht. Das optionale Fokus Peaking überlagert dabei die feinen Muster so stark, dass es auf subtile Schärfeverlagerung gar nicht anspringt. Uns wundert, dass dieses Problem in anderen Testberichten selten Erwähnung findet, da es in unseren Augen einen der größten Minuspunkte des Sony-Systems darstellt. Als Workaround kann man bei analogen Optiken in den Fotomodus ausweichen, jedoch unterbricht dies in der Regel den eigenen Arbeitsfluss deutlich.







Aus dem Messlabor

Das verwundert auch deswegen, weil die Kamera den vollen Sensor ja bis zu 30p (nach interner Umstellung auf NTSC) für die 4K-Aufnahmen nutzen kann. Ohne Lineskipping wird hier das Bild aus fast 6K Auflösung sehr sauber nach 4K herunterskaliert. Das gilt leider nicht für die Modi mit höheren Bildraten: Schon bei 50 fps werden in HD Zeilen ausgelassen und Spalten offensichtlich grob zusammengefasst:



Sony Alpha 6500 - Bewegendes Update? : 50HZ HD


Bei 100 HZ sieht die Sache erwartungsgemäß auch nicht besser aus:



Sony Alpha 6500 - Bewegendes Update? : 100HZ-HD


Eine saubere Slow-Motion über 30 fps bleibt somit eine Domäne größerer Kameras, in 4K sowieso.



In 4K/UHD wird intern weiterhin mit maximal 100 Mbit bei 3840 x 2160 Pixeln mit 4:2:0 Farbauflösung aufgezeichnet. Extern sind via Micro HDMI maximal 8 Bit 4:2:2 möglich. Für Zeitlupen können in HD 100 fps mit bis zu 100 Mbps gespeichert werden.



Auch die Alpha 6500 beherrscht wieder S-Log 2 und S-Log 3, wobei uns S-Log 2 prinzipiell an der Alpha 6500 besser gefällt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Alpha 6500 (wie auch schon die A6300) in S-Log 3 seltsame Sprungstellen in den Schwarzwerten aufweist. Hier einmal unser 4K-Ausschnitt in S-Log 2:



S-Log 2
S-Log 2


Wie man sieht gelingt auch der Alpha 6500 in S-Log 2 ein nahezu perfektes Debayering aufgrund des Sensor-Oversamplings. In S-Log 3 wird die Sache jedoch ein weiteres mal hässlich:



S-Log 3
S-Log 3


Hier kommt es wieder zu seltsamen Schwarzsprüngen und Chroma-Verschiebungen in den Schatten. Schon aus diesem Grund würden wir S-Log 2 als Preset der Wahl sehen, wenn man mit Log-Profilen filmen will.



Die minimalen ISO-Werte gehen übrigens bei der Log-Aufzeichnung nun auf ISO800 herunter, was weitaus pragmatischer einsetzbar ist, als die ISO3200 der ersten Sony A7s in S-Log 2.







Low Light

Bei wenig Licht liefert der Sensor der Alpha 6500 wohl auch dank des LSI-Aufbaus mit flacher Kupferverdrahtung sehr saubere Ergebnisse: Hier einmal ein Shot mit ISO3200, Blende 2 und 1/25s Belichtungszeit in S-Log 2:



Die Sony Alpha 6500 bei ISO3200, F2 und 1/25s Belichtungszeit in S-Log 2
Die Sony Alpha 6500 bei ISO3200, F2 und 1/25s Belichtungszeit in S-Log 2


Selbst bei ISO6400 bleibt das Ergebnis mehr als brauchbar, jetzt mit Blende 2,8 zur Kompensation bei gleichen 1/25s Belichtungszeit:



Die Sony Alpha 6500 bei ISO6400, F2 und 1/25s Belichtungszeit in S-Log 2
Die Sony Alpha 6500 bei ISO6400, F2 und 1/25s Belichtungszeit in S-Log 2


Bei mehr Licht (1200LUX) erzielt man in S-Log 2 ein angenehm durchzeichnetes Bild (das mit 1/50s, F5,6 bei ISO800 entstand):



Die Sony Alpha 6500 bei ISO800, F5,6 und 1/50s Belichtungszeit in S-Log 2
Die Sony Alpha 6500 bei ISO800, F5,6 und 1/50s Belichtungszeit in S-Log 2


Die Farben bleiben Sony-typisch Geschmackssache. Mit normierter S-Log 2 Entzerrung knallt das Bild mit für unseren Geschmack zu satten Farben. Aber es spricht ja wenig gegen eine individuelle Entsättigung. Die hierbei entstehenden Hauttöne werden von vielen Anwendern in der Regel noch einmal separat korrigiert.





Rolling Shutter und Hitze

Zwei große Problembereiche bestimmten Anfang des Jahres die Diskussion um die Alpha 6300. Einmal der Rolling Shutter und einmal die Hitzeentwicklung bei der internen 4K-Aufzeichnung. Beim Rolling Shutter hat sicher leider wenig getan. Die Auslesezeiten des Sensors im 4K Modus liegen weiterhin deutlich über 30ms. Allerdings kann hiergegen jetzt der bewegte Sensor einiges ausrichten.



Bei aktiviertem Steady Shot sind die Wobble-Effekte aus der Hand deutlich weniger wahrnehmbar als bei der A6300 oder bei deaktiviertem Bildstablilisator. Gegen Objekte die sich jedoch schnell vor der Kamera bewegen hilft hingegen auch kein bewegt gelagerter Sensor. Diese erscheinen bei der Sony nach wie vor schräger als bei allen Konkurrenten.



Positives gibt es dagegen bei der Hitzeentwicklung zu berichten. Nun war es bei diesen Jahreszeiten schwer eine fordernde Außentemperatur zu erreichen, aber wir erlebten immerhin bei der Aufzeichnung in warmen Räumen kein einziges Mal einen Abbruch wegen Überhitzung, auch wenn die Kamera lange durchlief. Auch viele Anwender-Berichte im Netz deuten darauf hin, dass die A6500 hier deutlich verhaltensunauffälliger agiert. Allerdings hatte sie in Europa wohl auch auch noch niemand bei extremen Temperaturen im Einsatz.







Ausstattung und Bedienung

Die üppigen Menü-Einstellungen bleiben auch bei dieser Kamera Freund und Feind des Besitzers. Die Kamera lässt sich wirklich in einer erstaunlichen Tiefe feintunen, jedoch versperrt die Ansicht auf die zahlreichen Unterpunkte in der Menüstruktur auch oft den Blick auf die wesentlichen Dinge. Und die “neue” Menüstruktur macht in unseren Augen wenig besser. Es gibt zwar nun eine farbliche Codierung und manche Funktionen eines Themenbereichs sind tatsächlich etwas näher aneinander zu finden. Mittlerweile haben sich jedoch zahlreiche Sony Anwender wahrscheinlich schon an wichtigen Wege im alten Menü gewöhnt, weshalb eine bloße Umsortierung hier kaum grundsätzliche Besserung verspricht.



Fest steht jedoch auch, dass man sich die Kamera mit den drei frei belegbaren externen c1-3 Knöpfen sicherlich für die eigenen Anforderungen schon einmal recht passend konfigurieren kann. Leider kann man nach wie vor nicht die Funktionstasten für den Foto- und Videomodus unterschiedlich belegen. Und wenn man im speziellen Fall eben dann doch den Softskin-Filter einschalten will, muss man eben nach wie vor wissen, in welchem Untermenü er sich versteckt.





Sonstiges

Das Display scheint in der Auflösung gleich geblieben zu sein, jedoch ist es nun als Touch-Version ausgeführt, was (nicht nur) für die Bedienung beim Einsatz des Autofokus einen Quantensprung bedeutet.



Sony Alpha 6500 - Bewegendes Update? : Wischfokus


Dazu bleibt die Kamera immer noch bemerkenswert leicht, auch wenn der bewegliche Sensor für eine deutliche Gewichtszunahme sorgt. So wiegt die Alpha 6500 jetzt 453 Gramm netto, während die A6300 noch 361 Gramm auf die Waage brachte.





Fazit

Der spürbare Aufpreis gegenüber der Alpha 6500 bringt auch tatsächlich ein paar angenehme Features mit sich. Der bewegte Sensor sowie der Touchscreen machen die Kamera für schnelle Einsätze aus der Hand deutlich besser geeignet. Die Dynamik und die Bildqualität bleiben dabei abseits von Geschmacksfragen sehr gut, solange man die Finger von S-Log 3 lässt. Doch leider sind auch unsere größten Kritikpunkte an der Alpha 6300 weiter vorhanden, nämlich das schlechte Rolling Shutter Verhalten sowie die unscharfe Display-Vergrößerung. Die Überhitzungsprobleme scheinen dagegen der Vergangenheit anzugehören (und der A6300 vorbehalten zu bleiben).



Mit dem Erscheinen der Alpha 6500 ist die Alpha 6300 jedoch auch erstmalig seit Einführung spürbar unter 1000 Euro zu haben. Teilweise sah man vor Weihnachten 2016 kurzfristig Gehäusepreise von 899 Euro, die sich gegenüber aktuellen Internetpreisen von über 1.500 Euro für die Alpha 6500 beinahe wie ein Schnäppchen anfühlen. Denn für szenisches Arbeiten mit Stativ, evtl. Speed-Booster und analogen Optiken ist die A6300 kaum schlechter geeignet und bietet nun fast den interessanteren Gegenwert für 4K-Filmer.



Spannend ist sicherlich auch der Vergleich der Sony Alpha 6500 mit der Panasonic GH5. Letztere wird in einer ähnlichen Preisregion noch deutlich mehr Features für 4K-Filmer bieten (u.a. 10 Bit 4K, Waveform-Anzeige oder Fokus-Transition) dürfte jedoch bei der Dynamik etwas zurückstecken. Aber wer weiß? Bis März 2017 hat Sony vielleicht schon eine weitere Alpha 6700 nachgereicht, um sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen...


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