SONY V1E: Der CMOS-Dreichipper
Bei der Vorstellung der Sony HVR-V1E herrschte zunächst etwas Verwirrung, waren viele doch der Meinung, dass dies das Nachfolge-Model der Z1 sei - doch weit gefehlt. Die V1e ist als Ergänzung des Angebots an Pro HDV Camcordern im aktuellen Sony Line-Up gedacht und stellt damit vielmehr die Pro-Variante der FX7 dar und in der Tat: Die V1E unterscheidet sich in einer ganzen Reihe von Features von der Z1 und ebenfalls in einigen (wenigen) von der FX7. Betrachten wir zunächst den Vergleich zur Z1 – also Pro an Pro: Da wäre an zentraler Stelle mal der Bildwandler, der bei der V1 die neueren CMOS Chips von Sony einsetzt und ebenfalls im Drei-Chip-Verfahren arbeitet.

Am auffälligsten dürfte jedoch der veränderte Formfaktor gegenüber der Z1 sein, fällt die V1 doch um einiges kompakter aus. Sie ist ein halbes Kilo leichter, hat mit 62 mm einen geringeren Filterdurchmesser und das Klapp-Display ist nicht am Tragegriff sondern an der rechten Kameraseite angebracht, wie man es von älteren DV-Cams von Sony à la PD150/170 her kennt. War die Z1 vom Look&Feel eine komplett neue Camcorder-Kategorie so schliessen die V1 E (FX7) an die bewährte Tradition der Prosumer DV Cams von Sony an. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Unterscheidung zur zweiten Pro HDV-CAM von Sony liegt bei den Anschlüssen: Die V1 verfügt über einen HDMI-Out, der mit entsprechenden Capturekarten ein hochwertiges Live-Signal liefert, bzw. über entsprechende TFTs ausgelesen werden kann. Letztlich punktet die V1 in Sachen Schnittstellen neben dem Firewire-Port mit einem USB 2.0 Anschluss, über den die Z1 nicht verfügt. Die Unterschiede zur FX7 fallen moderater aus und dürften nicht wesentlich die Bildqualität in Sachen Abbildungsleistung und Schärfe betreffen. Hier sind vor allem die XLR-Anschlüsse inkl. manuellen Pegelrädern der V1 zu nennen, die Zertifizierung für das DVCAM Format, mehr Möglichkeiten der Bildeinstellungen sowie der 25p Modus.
Technik
Zentral bei der V1E ist, wie bereits erwähnt, ihr Bildwandler mit einer Drei-Chip CMOS-Einheit. Es lohnt sich an dieser Stelle nochmal kurz auf die Unterschiede zwischen dem traditionellen CCD (Charge Coppled Device) und der CMOS (Complimentary Metal-Oxide Semiconductor) Technologie einzugehen. Der größte Unterschied besteht in der Anordnung der Transistoren, die beim CMOS Chip 1 Transistor pro Pixel jedem einzelnen Pixel zugeordnet sind und dessen Input abnehmen/verstärken, während das Signal bei CCD Chips zunächst an eine Stelle an dessen Rand transportiert werden muss, wo es abgelesen wird. Der CCD Chip muss also aus einer selbstleitenden Struktur bestehen, während beim CMOS Chip eine direktere (althergebrachte) Transistor-Verkabelung erfolgen kann. Dies bringt Vor- und Nachteile mit sich. Die Hauptvorteile der CMOS-Technik dürften in ihrer sehr viel geringeren Stromaufnahme (bis zu 100fach im Vergleich zu CCD), in den geringeren Produktionskosten und in der wesentlich flexibleren Auslesemöglichkeit pro Pixel liegen. Die Nachteile lagen in der schwieriger beherrschbaren Rauschunterdrückung und damit einhergehenden schwächeren Low-Light-Leistung. Die Nachteile hat man mittlerweile weitestgehend in den Griff bekommen, während die Vorteile geblieben sind. Dank der CMOS Technologie verfügt die Sony V1E damit als erste 3Chip-Cam von Sony über einen 25p Modus - die flexiblere Auslesung des Chips macht`s möglich. Auch Zeitlupen bilden somit ein neues Feature für Sony in dieser Klasse, die dem neuen Chip geschuldet sind. Im Handling machte sich der CMOS-Chip ebenfalls positiv mit seiner langen Batterieleistung bemerkbar.
Zu den Technik-Highlights der Sony V1E zählt das gut verarbeitete Objektiv der V1E das von Carl Zeiss gerechnet wurde und eine ausgezeichnete Schärfe bietet - mehr dazu im Kapitel Bildqualität. Leider ist das Weitwinkel mit 37,5 mm gerechnet auf 35 mm Kleinbild bei 16:9 recht moderat ausgefallen - dafür punktet die CAM mit einem 20fach Zoom - also eher ein Tele- denn ein Weitwinkel-Spezialist. Auch in Sachen Tiefenschärfe muss klar auf das kleinere Chip-Design hingewiesen werden. Ein 1/4 Zoll Chip wie hier bei der V1 produziert eine höhere Tiefenschärfe als ein 1/3 Zoll Chip. Nicht unbedingt ein Effekt, der uns dem Filmlook näher bringt.
Erfreulich hingegen, dass Sony weiterhin seinem integrierten Objektiv-Schutz in der Sonnenblende treu bleibt - verlorene Objektivdeckel gehören ein für allemal der Vergangenheit an.
Ein Kompliment muss man Sony für das sehr gute Sucher-Display mit seinen 252.000 Bildpunkten machen, das auch bei Sonnenschein gut ablesbar bleibt und dessen brilliante Darstellung die Arbeit am Bild mit übersichtlich und gut strukturierten Status- und Menueinfos optimal unterstützt.
Bedienung
Die Sony V1E liegt sehr gut in der Hand. In Sachen Ergonomie zeigt sich bei Sony die lange Erfahrung mit der "Henkel-Cam"-Bauform und dies macht sich im Handling positiv bemerkbar. Bislang nur selten erwähnt wurde das im Vergleich mit den Pro-CAMs anderer Hersteller sehr geringe Gewicht der Sony V1. Mit 1430 g bzw.1600 g mit Akku ist die V1 fast schon ein Fliegengewicht im Reigen der Prosumer Cams: 0,5 bis 1 Kg Gewichtsunterschied machen sich beim Frei-Hand-Arbeiten bereits nach 10 min bemerkbar - glücklich wer da weniger zu tragen hat.
Die Menueführung sowie die Auswahl über Dreh-Klick-Wheel auf der Rückseite der Cam stellt eine traditionelle Stärke von Sony dar. Schnelle sichere Menuewahl wird bei dieser Cam gross geschrieben. Dies gilt ebenso für alle Bedienelemente die manuellen Einstellungen betreffend: Gain, Shutter und Iris lassen sich nach kurzer Eingewöhnung auch bei totaler Dunkelheit sicher finden. Vorbildlich.

Zu den guten manuellen Einstellmöglichkeiten gehören ebenfalls die frei programmierbaren Funktionstasten, sowie die Fokussierhilfe via Peaking. Das Sony Peaking gehört subjektiv empfunden zu den besten seiner Klasse. Man vertraut sich hier gerne auch bei manueller Schärfe der Peaking-Info im Sucher an.
Immer wieder seltsam fühlen sich die endlos Drehringe für Zoom und Schärfe an. Hier wünscht man sich von der Haptik her einen Anschlag - aber dieses Manko teilt die Sony leider mit vielen anderen Cams dieser Klasse.
Einzig wirklicher Kritikpunkt bei der ansonsten absolut vorbildlichen Bedienung ist die Anordnung der Zoom-Wippe auf dem Klapp-Mechanismus der Casseten-Fachs. Hier knarrzte das Fach gelegentlich bei der Betätigung der Zoom-Wippe. Da sich das Haupt-Mikro bei professionellem Arbeiten im Regelfall nicht an der Cam direkt befindet sicherlich kein grösseres Problem aber dennoch irritierend.
Alles in Allem gibt es an der Bedienung der V1 kaum etwas zu mäkeln. Die Cam hinterlässt trotz ihrer Kompaktheit einen insgesamt wertigen Eindruck.
Bildqualität
Eine weiterführende Beurteilung der Bildqualität erfolgt mit unserer Labormessung, die der Camcorder-Datenbank sowie hier im Test zur Verfügung gestellt werden, sobald diese Vorliegen – diese sollte sich jedoch nicht wesentlich von der FX7 unterscheiden. Vorerst also hier der subjektive Bildeindruck wie zuvor bei der HVX200 vom Außendreh:
Schärfe
Im Handlingtest offenbarte die Bildqualität der V1 beim Außendreh keine Schwächen. Wie bereits im direkten Vergleich mit der HVX 200 von Panasonic erwähnt, zeichnet sich das Bild der Sony durch einen Tick mehr Schärfe und Detailzeichnung aus, hat dafür jedoch stärker mit leichtem Rauschen zu kämpfen, dass entweder auf MPEG-Artefakte von HDV oder den CMOS Chip zurückzuführen ist - dieses ist jedoch nur bei extremer Vergrösserung zu sehen und für eine Datenrate von 25 Mbit/s (DVCPRO HD hat 100 Mbit/s) gut.


Die automatische Belichtung funktioniert sehr sicher und lichtet ein ausgewogenes Bild ab.

Vom ersten Eindruck auf dem Monitor ist das Bild der V1E nicht schlechter als das der Z1.
25p
Wie bereits kurz erwähnt ermöglicht der CMOS Chip der Sony V1E ebenfalls das Auslesen von progressivem Bildmaterial. Allerdings sah die 25p Footage merklich stotterig aus. Vielleicht lassen sich die Bewegungen mit spezieller Nachbearbeitung per Software weicher Rechnen, das Original-Material konnte jedenfalls nicht so recht überzeugen. Es ist an dieser Stelle also nur fair darauf hinzuweisen, da wir bereits mehrfach die V1E mit der HVX200 verglichen haben, die wir am gleichen Tag zu Außenaufnahmen dabei hatten, dass in Sachen Bildqualität bei anderen Frameraten als dem Standard von 1080, die HVX 200 klar die flüssigere Bewegungsauflösung produziert - hier muss die V1 noch etwas nachlegen.
Chromatische Aberration
Chromatische Aberration ist nahe der Auflösungsgrenze in feinen Bildstrukturen bei vielfacher Vergrösserung sichtbar aber vernachlässigbar.
Fazit V1E
Die HVR-V1E produziert für eine CMOS-Cam ein erstaunlich scharfes Bild und stellt somit eine interessante Ergänzung der Pro-HDV-Cams von Sony dar. Da die Strassenpreise von V1 und Z1 fast auf gleichem Niveau knapp unter 5.000,- Euro liegen, sollte bei der Wahl einer entsprechenden Cam die jeweiligen Spezialfeatures und Stärken berücksichtigt werden. Die Stärken der V1 liegen aus diesem Test heraus betrachtet in erster Linie in der kompakten und leichtgewichtigen Bauweise, dem sehr guten Layout, sowie im HDMI-Out für höherwertiges Material, weniger im 25p Modus. Für die Z1 spricht hingegen bei subjektiv gleicher Bildqualität vor allem das grössere Weitwinkel. Entlang dieser Faktoren sollte man sich also bei einer Entscheidung zwischen Z1 und V1 bewegen.
Im zweiten Teil des Sony V1E Tests werden wir uns die optionale Harddiskrecording-Einheit HVR-DR60 genauer betrachten – eine für die V1E interessante Recording- und Backup-Option ... stay tuned ...
zur Übersicht der technischen Daten der Sony HVR-V1E
Vergleich der Sony HVR-V1 mit der Sony Z1