Wir hatten vorab Gelegenheit, die Panasonic S5 II und ihren erstmalig eingeführten Hybrid-Phasen Autofokus mit 779 Phasen-AF Sensoren ausführlich zu testen. Zum Einsatz kamen hierbei - jeweils auch mit komplett geöffneter Blende: das Panasonic S-Pro 50mm F1.4, das Sigma EF 18-35mm f1.8 (mit MC-21 Adapter), das Panasonic S 24-105 f4 sowie das Sigma 24-70 F2.8. Neben vielen (bemerkenswerten!) AF-Tests haben wir auch die Sensorstabilisierung, das allgemeine Kamerahandling, Hauttöne im V-Log Betrieb und vieles mehr getestet - hat Panasonic also mit der S5 II den neuen Überflieger in der 2.000 Euro Klasse geschaffen ...?
Vorab unser Testclip mit Caro und der Panasonic S5 II bei dem wir uns den neuen Hybrid-Phasen-AF mit diversen Objektiven bei komplett offener Blende (LUMIX S PRO 50mm F1.4, Sigma 18-35mm F1,8 DC HSM Art EF + MC-21 Adapter, Sigma 24–70mm F2,8 DG DN Art), die Stabilisierungsleistung, 180 fps und vieles mehr anschauen:
Ergonomie, Handling und Specs
Wie kaum bei einem anderen Hersteller, stehen bei den Hybrid-DSLMs von Panasonic die Bewegtbildfunktionen im Vordergrund und dies schlägt sich spürbar positiv auf das Handling im Videobetrieb nieder.

So findet sich bei der Panasonic S5 II – wie schon beim Vorgänger – ein exzellentes Button- und Räder-Layout für den Videobetrieb mit: Verschlusszeit/Shutterwinkel auf dem Daumenrad, Blende auf dem Zeigefingerrad, ISO, Weißabgleich und Belichtungskorrektur auf leicht zugänglichen (und auch blind bedienbaren) Buttons auf der Gehäuseoberseite gefolgt von AF-Modus, Klickjoystick, AF-On, Quickmenü, vierfach programmierbares Multi-Funktions/Menürad, sowie Display, LVF, und diversen Funktionsbuttons.
Insgesamt haben wir 8 individuell programmierbare Shortcut-Buttons gezählt, zu denen die ISO, WB, +/-, AF-On, Fokus-Modus Buttons mit ihren fixen, externen Funktionen noch hinzukommen. Die Panasonic S5 II ist damit bemerkenswert individualisierbar und Dank Panasonics bekannter, sehr guter Programmier-Funktion (via längerem Druck auf den zu programmierenden Button) sehr schnell mit einem eigenen Layout versehen.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Gehäuse der Panasonic S5 II kaum von dem des Vorgängers. Bei den Abmessungen (jetzt 134.3 x 102.3 x 90.1 mm – zuvor 132.6 x 97.1 x 81.9 mm) und beim Gewicht (jetzt 740g inkl. Akku – zuvor 714g) hat es kleinere Veränderungen gegeben, die wir vor allem auf das neue, aktive Lüftungssystem zurückführen. So finden sich jetzt kleine Lüftungsschlitze an den Seiten des Suchers.

Wir haben den Lüfter bei unseren Tests zwar kaum zu Gehör bekommen (ausser bei unserem Nonstop-Recording-Test), aber Dank der aktiven Lüftung konnte Panasonic vermutlich das vorherige 30-Minuten Limit (im 10 Bit Betrieb) weglassen, so dass die S5 II jetzt über alle Aufnahmeformate hinweg unbegrenzt aufzeichnen kann (für 6k-Formate muss hierfür das Thermal Management auf „high“ gesetzt werden). Passend zu den langen Aufnahmezeiten verfügt die S5 II über zwei SD-Cardslots mit denen entsprechend lange Aufnahmen am Stück via Hotswap kein Problem darstellen.
In diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig: Dank jetzt PD-fähigem USB-C Anschluß kann (die bereits sehr gute Akkulaufzeit s.u.) via Powerbank einfach und im laufenden Aufnahmebetrieb verlängert werden.
Und apropos neue Lüftung: Wir hatten die Panasonic S5 II sowohl bei strömendem Regen als auch bei Dauernieselregen im Einsatz und hatten keine Funktionsbeeinträchtigungen. Beim Starkregen haben wir das Gehäuse in regelmäßigen Abständen mit einen Tuch abgewischt. Die Kamera funktionierte die gesamte Zeit tadellos.
Der Vollformat-Sensor der Panasonic S5 II löst wie der Vorgänger mit 24.2 MP auf, verfügt jedoch erstmalig über 779 (!) Phasen AF-Sensoren und dürfte damit zu den Vollformat-Sensoren mit der höchsten Phasen-AF-Dichte am Markt zählen (was sich tatsächlich auch in einem hervorragenden Autofokus niederschlägt – s. hierzu die eigenen AF-Kapitel).
Dass Panasonic gut auf User-Feedback gehört hat, zeigt sich bei der vielleicht wichtigsten Neuerung des Gehäuses der Panasonic S5 Mark II, das jetzt über einen Fullsize HDMI Port verfügt.

Für professionelle Kamerasetups mit zusätzlichem, externem HDMI-Monitoring in unseren Augen ein recht wichtiger Punkt, mit dem sich die S5 II auch von einigen Konkurrenten absetzen kann.
Und passend zum Thema Fullsize HDMI-Output: Mit entsprechendem Firmware-Update soll dann auch externe RAW-Aufzeichnung mit der Panasonic S5 II möglich sein.
Auch bei den internen Videoformaten hat sich einiges im Vergleich zum Vorgänger getan. So zeichnet die Panasonic S5 II jetzt im Fullsensorreadout maximal in 6K Auflösung 10 Bit 4:2:0 bis max. 30p auf. 10 Bit 4:2:2 sind jetzt in 4K bis max 60p möglich, wobei oberhalb von 30p in den APS-C Crop gewechselt wird. Uns persönlich gefällt der APS-C Crop Modus der S5 II auf den ersten Blick recht gut – bei unseren Testaufnahmen matcht das 6K 25p Vollformat-Material mit dem 4K S-35/APS-C 50p Material bemerkenswert gut – was in unseren Augen den S35/APS-C Modus zu einer qualitativ angenehm hochwertigen 50p Alternative – gerade auch im Verbund mit S35 Objektiven wie bsp. dem Sigma 18-35 f1.8 ART (s. unseren AF-Test hierzu) macht.
Hier ein Überblick der wichtigsten Videoformate der Panasonic S5 II und S5 II X inklusive der Updates gegenüber der Panasonic S5:

Die neu hinzugekommene 4-Kanal Audiofähigkeit gilt – wie bei der aktuellen GH6 – bei Verwendung des Panasonic XLR-Adapters (DWM-XLR1).
Eines der wesentlichen Argumente pro Panasonic S5 stellt seit geraumer Zeit der sehr gute Dynamikumfang des 24 MP-Sensors im Verbund mit Panasonic V-Log dar. Bei unserem Vergleichstest konnten die 24 MP Lumix-Kameras hier mehrfach punkten. Panasonic gibt den Dynamikumfang der Panasonic S5 mit 14+ Stops im V-Log Betrieb an. Und genau diese 14+ Stops finden sich auch in den offiziellen Specs der neuen Panasonic S5 II wieder. Die 779 Phasen-Sensoren auf dem Sensor der S5 II scheinen also keinen negativen Einfluß auf den Dynamikumfang zu haben.
Wir haben bislang noch keine Labormessungen mit der Panasonic S5 II machen können, doch der üppige Dynamikumfang in V-Log lässt sich bei einigen Gegenlichtaufnahmen mit Caro bereits erahnen. Wir gehen aktuell davon aus, dass die Panasonic S5 II über den gleichen, hohen Dynamikumfang wie der Vorgänger verfügt.
An Monitoring-Tools für die Belichtung stehen bei der Panasonic S5 II drei Funktionen zur Verfügung: Waveform-Monitor, 2 x Zebra sowie ein klassischer Belichtungsmesser der die Blendenwerte in 1/3 Stufen plus und minus anzeigt. Wir haben uns den Waveform-Monitor auf die Funktionstaste vorne am Gehäuse gelegt und sind dann mit der Kombination Waveform-Monitor und Belichtungsmesser sehr gut zurecht gekommen. Im Gegensatz zu anderen Kamerasystemen liefert der Belichtungsmesser auch während der Aufnahme konstant Belichtungswerte, so dass man ihn sehr gut für eine grobe, schnelle Beurteilung nutzen kann. Komplettiert werden die Monitoring-Tools – wie bereits bei Vorgänger – mit 10 individuell bestückbaren LUT-Speicherplätzen.

An dieser Stelle sei auch nochmal darauf hingewiesen, dass Panasonic bei der S5 II ein sehr gutes Monitor- und Viewfinder-Setup ermöglicht, bei dem alle Zusatzinfos außerhalb des Sucherbildes – wie man es von hochwertigen Cine-Kameras kennt - platziert werden können: Ein Sucher-Setup, das wir persönlich sehr schätzen. Und ebenfalls zum Thema Monitoring/Sucher gehörig: Die Panasonic S5 II bietet jetzt auch eine Suchervergrösserung während der Aufnahme im manuellen Fokusbetrieb an.
Darüber hinaus verfügt die Panasonic S5 II über das informative Status-Display, das wir bereits bei anderen Panasonic Kameras schätzen gelernt haben und das gleichzeitig auch als Shortcut (via Touch) in die einzelnen Einstellungen dient.

Auch der Wechsel zwischen manuellem und Auto-Fokus gelingt der S5 II sehr gut. Hierfür drückt man im AF-C Betrieb während der Aufnahme einfach den AF-Button. Damit wird der AF in der jeweiligen Position gelockt, das Fokuspeaking erscheint und man kann per Dreh am Fokusring den Fokus individuell verlagern. Dieser Übergang zwischen AF und manuellen Fokus ist während der Aufnahme fließend und beeinträchtigt das Bild nicht. Für uns zusammen mit dem Nikon manuellem Fokus-Override aktuell eine der besten AF-Override Implementierungen im DSLM-Bereich.
Zum Schluß sei beim Thema Specs noch auf den etwas höher auflösenden OLED-EVF der Panasonic S5 II verwiesen, der jetzt mit 3.680 K (zuvor 2.360 K) auflöst.
Phasen-Hybrid Autofokus mit 779 Phasen-AF Sensoren
Mit der Integration eines Phasen-Hybrid-Systems setzt Panasonic erstmalig auf einen Phasendetektions-Autofokus und hat hierfür ganze 779 Phasen-AF-Sensoren auf dem Sensor versammelt. Damit macht die Panasonic S5 II einen gewaltigen Sprung bei der Zuverlässigkeit des AF-Systems bei allen für das L-Mount System verfügbaren AF-Optiken.

Bevor wir auf die Performance des neuen Phasen-Hybrid AF bei der Panasonic S5 II in Kombination mit unterschiedlichen Objektivtypen eingehen, wollen wir kurz nochmal die Steuerung der Autofokusmodi beim Panasonic S-System in Erinnerung rufen, das über eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten verfügt – aber keine Angst: Man muss das neue AF-System nicht zwangsweise auf die jeweilige Situation einstellen, um verläßliche Ergebnisse zu erhalten – aber es es kann grundsätzlich nicht schaden, sich mit den unterschiedlichen Betriebsmodi vertraut zu machen.
Für den Videobetrieb ist vor allem der AF-C (Continuous) Modus von Interesse, über den wir hier auch sprechen wollen. Den jeweiligen Fokus-Modus schaltet man mit dem Daumen am gut platzierten Fokusmodi-Schalter zwischen S, MF oder C. Hat man den kontinuierlichen Modus „C“ aktiviert, lassen sich per Klick auf den AF-Modus-Schalter die einzelnen AF-Modi aufrufen und per weiteren Klick auch einzeln durchsteppen. Hierzu zählen: Tracking, Full Area AF, Zone, 1-Area+ und 1-Area. Per obere Klick auf das Multifunktionsrad lassen sich alle diese Modi auch als Face/Eye Detect Modi schalten.
Wer also eine einfache Gesichtserkennung benötigt, dürfte am besten mit dem Full Area Face Detect Modus unterwegs sein. Unsere Test-Aufnahmen mit Caro sind fast alle mit diesem „Full Area Face/Eye Detection“ AF-Modus entstanden, der dem auch von anderen Kameras bekanntem AF mit Augen/Gesichts-Tracking entsprechen dürfte.
Auch wer bestimmte Gesichter in einer Gruppe von Menschen tracken möchte, fahrt mit dem Full Area Face/Eye Detect gut und kann via Joystick von Gesicht zu Gesicht wechseln. Insgesamt können unseres Wissens nach bis zu 9 Gesichter gleichzeitig erkannt und zwischen ihnen gewechselt werden. Beim aktivierten Face/Eye Tracking wird jeweils das der Kamera näher gelegene Auge getrackt (was in unsrem Test sehr gut beim Panasonic S Pro 50mm f1.4 @ 1.4 zu sehen ist).
Wer hingegen bestimmte andere Bildinhalte tracken möchte, arbeitet am besten mit dem „Tracking-Mode“.

Diesen haben wir erfolgreich bei Gimbalshots genutzt, um einen Tracking-Punkt auf bestimmte Details an Caros Kleidung zu legen.
Mit den „Zone“ und „Area“ AF-Modi lässt sich vor allem der Bereich, in dem der AF aktiv sein soll via Display Touch oder Joystick-Navigation auswählen, begrenzen und manuell steuern. Wir sehen diese Zone-AF-Modi vor allem als ziemlich gelungenen Kompromiss zwischen einem komplett automatischen AF-Tracking und manuellem Fokus. Wer sich darauf einlässt, erhält vergleichsweise kontrolliere Fokus-Verlagerungen, die wie manuell gezogen erscheinen. Für uns vereinen sich hier recht überzeugend die Vorteile aus automatischem und manuellem Fokus. Wer mehr Kontrolle über seinen AF benötigt, sollte sich diese Modi auf jeden Fall einmal genauer anschauen (auch bei dem Vorgänger-Modell der Panasonic S5 II!). Hinzu kommt hier auch noch die individuelle Feinabstimmung der AF-Performance die sich im Menü „AF Custom Setting“ in Sachen Fokus- Geschwindigkeit und Sensitivität) noch finetunen lässt.
Bei unseren Tests mit dem neuen Hybrid-Phasen AF System der Panasonic S5 II haben wir alle Aufnahmen in den Standard-AF-Einstellungen (also ohne AF Custom-Settings) vorgenommen.
Uns hat beim AF-Test der Panasonic S5 II vor allem interessiert, wie sowohl native Panasonic-Objektive als auch Fremdhersteller-Objektive (Sigma) mit dem neuen Phasen-AF System zurechtkommen. Bei den Fremdhersteller-Objektiven von Sigma hatten wir mit dem populären Sigma 18-35mm F1,8 DC HSM Art in der Canon EF-Version inklusive Sigma MC-21 Mount Konverter für Canon EF nach L-Mount auch eine spannende Kombination inkl. elektronischem Mount-Konverter dabei.
Doch nun Vorhang auf zu unseren Autofokus-Tests der Panasonic S5 Mark II:
AF mit Panasonic S Pro 50mm @ f1.4
Wer das lichtstarke Panasonic Lumix S Pro f/1.4 kennt, weiss, dass es bislang im nativen Panasonic Objektiv-Portfolio als das am schwersten via AF zu fokussierende Objektiv galt. Entsprechend neugierig waren wir auf die Performance dieser Pro-Optik mit dem neuen Phasen-AF System der S5 II.

Normalerweise testen wir bei slashCAM performante AF-Systeme (bsp. von Sony oder Canon) im Face/EyeTracking-Modus mit einer Blende f2.8 (für gewöhnlich mit einem 24-70mm f2.8 Zoom). Da wir jedoch auch die (mit viel großem Glas versehene) lichtstarke Standard Pro-Brennweite von Panasonic zur Verfügung hatten, haben wir gleich zu Beginn einen Extrem-Test mit offener f1.4 und aktiviertem Face-Eye Tracking in Standard-AF-Einstellungen (in V-Log) gefahren ... Tja, was sollen wir sagen?
Tatsächlich standen wir zunächst etwas ungläubig vor den Ergebnissen: Der Hybrid-Phasen AF der Panasonic S5 II legte eine komplett fehlerfreie Performance gleich beim ersten Take mit komplett offener f1.4 hin – wow – das hatten wir so nicht erwartet.

Doch es kommt tatsächlich noch besser: Auch mit schwierigen Kontrast-Situationen mit hellem Hintergrund (Caro am Wasser) kommt der neue Hybrid-AF der S5 II souverän klar.
Das I-Tüpfelchen in Sachen AF-Performance war dann das stets korrekt fokussierte, der Kamera näher stehende Auge von Caro. Bei einer F1.4 war die Schärfeebene bei unseren Aufnahmen kürzer als der Abstand vom einen zum anderen Auge bei Caro.

Man sieht das recht gut, wenn Caro den Kopf zur Seite dreht. Nichtsdestotrotz haftete der AF stets sicher auf dem der Kamera näheren Auge: Eine exzellente AF-Leistung, mit der Panasonic direkt zu Sony und Canon aufschließt. Kaum zu glauben aber wahr.
Und diese Leistung galt bei unseren Test-Aufnahmen in gleichem Maße im 10 Bit 6K 25p-Betrieb mit Fullsensorreadout wie auch im 50p-Modus mit 4K 10 Bit S-35 Sensor-Auslesung.
Chapeau an Panasonic für diese AF-Leistung.
Dass der neue Phasen-AF besonders gut mit Panasonic-Objektiven funktioniert, durfte erwartet werden – auch wenn wir von hohen Qualität in der Praxis dann doch etwas überrascht waren.
Die nächste spannende Frage lautete dann: Funktioniert der Hybrid-AF auch gut mit Fremdhersteller-Objektiven?
AF mit APS-C Sigma EF 18-35 F1.8 (und Adapter)
Für den Test mit Fremdhersteller-Objektiven hatten wir eine recht kniffelige Aufgabe in petto.

Nicht nur musste die Panasonic S5 II mit dem Sigma 18-35mm F1,8 DC HSM Art Objektiv zeigen, wie es mit Fremdhersteller-DNA in Bezug auf Autofokus umgehen kann. Hinzu kam mit dem APS-C Objektiv auch noch eine andere Bildkreisauslesung und – vielleicht als schwierigste Aufgabe – mit der EF-Version ein Fremd-Mount hinzu, der via Sigma EF-nach L-Mount-Adapter MC 21 auch noch die Autofokusbefehle von Panasonic via Sigma nach Canon wandeln musste.
Auch hier haben wir mit einer komplett offenen Blende F1.8 mit maximaler Teleeinstellung in 10 Bit V-Log – diesmal in 50p – aufgenommen. Gut im Video zu sehen: Hierbei reicht der Schärfebereich von Caros Augen nicht einmal bis zum Ohr.
Und auch hier sind wir von der Performance des neuen Panasonic Phasen-AF positiv überrascht. Es gab bei unsrem Test mit dieser kräftig adaptierten Kombination keine Fehlfokussierung oder Fokus-Pumpen: Eine hervorragende Leistung – wohlgemerkt bei einer komplett offenen F1.8. im maximalen Tele-Bereich.

Schaut man sehr genau hin, meinen wir eine minimal langsamere Reaktion bei Richtungswechseln von Caro als bei nativen Panasonic Objektiven zu erkennen. In unseren Augen jedoch eher vernachlässigbar bei der gebotenen Gesamt-AF-Performance – zumal man hier vermutlich via individueller AF-Einstellungen noch etwas finetunen kann. (Im Hinterkopf sollte man beim 18-35 EF Sigma behalten, dass es bei der Fokussierung etwas lauter zu Werke geht, als die meisten anderen uns bekannten Panasonic und Sigma Optiken.
Wir haben mit der Panasonic S5 II und dem Sigma 18-35 EF inkl. Adapter bereits In-Door Veranstaltungen mit fast ausschließlich aktiviertem AF dokumentiert und können daher diese Kombination allen Sigma 18-35 EF Besitzern ausdrücklich empfehlen – sowie allen, die mit der Panasonic S5 II vor allem in 50p mit der S35 Sensorauslesung drehen wollen und ein lichtstarkes Weitwinkel-Zoom benötigen. Für uns aktuell der heisseste Anwärter für das beste 50p-Objektiv an der Panasonic S5 II.
(Da wir große Freunde von Weitwinkel-Zooms sind, werden wir uns demnächst u.a. auch noch die anderen Optionen hierfür anschauen – insbesondere die nativen L-Mount Objektive LUMIX S PRO 16-35mm F4 sowie das Sigma 16-28mm F2,8 DG DN Contemporary).
AF mit Sigma 24-70mm f2.8
Gespannt waren wir auch auf die Kombination natives L-Mount Objektiv und Fremdhersteller und hierfür haben wir auch eine Sequenz mit dem sehr interessanten Sigma 24–70mm F2,8 DG DN Art Zoom mit nativem L-Mount mit dem Phasen-Autofokus der Panasonic S5 II gefilmt.

Im Vergleich zum adaptierten Sigma 18-35mm F1,8 DC HSM Art fällt gleich bei der ersten Aufnahme auf, wie lautlos es arbeitet. Auch hier haben wir erneut mit komplett offener F2.8 in 70mm gefilmt. Auch hier hatten wir bei der AF-Performance kaum etwas zu beanstanden – zwar mag es minimal unsicherer bei einem Richtungswechsel von Caro als das native Panasonic Objektiv gewesen sein – doch das kann auch unter Zufall fallen.
Im Gegensatz zum LUMIX S PRO 24-70 mm / F2.8 (das wir demnächst in einem großen Objektiv-Vergleich für die Panasonic S5 II nochmal ausführlicher testen wollen) baut das Sigma 24–70mm F2,8 kompakter, verfügt jedoch nicht über den hochwertigen Focus-Clutch Menchanismus des Panasonic Objektivs, das (u.a.) alle Panasonic S Pro Objektive auszeichnet. Wer viel auch manuell fokussiert erhält mehr Fokus-Throw-Einstellmöglichkeiten und das mechanisch-besser gedampfte Fokusrad beim Panasonic Zoom – allerdings auch zu einem deutlich höheren Preis.
Damit sind wir erstmal am Ende unserer Objektiv-spezifischen AF-Tests mit der Panasonic S5 II angelangt. Für uns steht nach der ebenfalls sehr guten AF-Performance des Sigma 24-70 f2.8 fest: Mit dem neuen Hybrid-Phasen AF ist Panasonic ein großer Wurf gelungen, der die einzig, echte Achillesverse bei einem bereits zuvor sehr gutem, videoafinen Kamerasystem beseitigt.
Die Zuverlässigkeit des neuen Panasonic Hybrid-Phasen AF liegt gleichauf mit den besten AF-Systemen Markt. Bei unseren Tests hatte Sony und Canon die Nase im AF Bereich nur noch etwas bei der maximalen Distanz und bei Lowlight vorne. Kleinere Mankos, die Panasonic mit nächsten Firmware-Updates vermutlich beseitigen wird.
Zusammen mit den Sigma L-Mount, den Leica SL sowie den Lumix Vollformat-Objektiven kann Panasonic auf hochspannende Objektive zurückgreifen, die im Falle von Sigma auch noch recht preisgünstig daher kommen. Mit dem neuen Panasonic AF dürfte die L-Mount Alliance einen deutlichen Schub nach vorne erhalten.
Stabilisierungsleistung
Die Stabilisierungsleistung der Panasonic S5 arbeitet auf exzellentem Niveau. Vor allem der IBIS dürfte zur besten derzeit am Markt erhältlichen Sensorstabilisierung zählen. Bei unseren Stabilisierungstests lassen sich entsprechen auch interessante Unterschiede je nach Anwendung und Objektiv (mit oder ohne OIS) festmachen.
Die beste Stabilisierungsleistung beim Laufen mit bewegter Kamera hatten wir im IBIS-only Betrieb, bzw. mit Objektiven, die über keine eigene Stabilisierung (OIS) verfügen.
Die Sensorstabilisierung der Panasonic S5 II arbeitet hierbei auf hohem Niveau, so dass man für eine sehr gute Stabilisierungsleistung keine stabilisierten Objektive bis Brennweiten von ca. 50mm benötigt. Entsprechend hatten wir hier die beste Performance mit Objektiven wie dem Sigma 24-70 f2.8. bei von uns getesteten 24 und 35mm Brennweiten. Das von uns ebenfalls in 35mm getestete Lumix 24-105mm f4 war im Zusammenspiel mit IBIS und OIS bei bewegter Handkamera zwar recht nah am IBIS-only Ergebnis dran – aber knapp darunter.

Wenn wir jedoch aus der Hand stehend (nicht laufend) bzw, mit fixem Kamerastandpunkt mit möglichst hohen Brennweiten gefilmt haben, hatten wir die besten Ergebnisse mit stabilisierten Objektiven. Hier kommt dann auch die bei der Panasonic S5 II verfügbare Boost I.S. Stabilisierung für Video zum Tragen, die quasi einen Stativ-Shot simuliert.
Vergleicht man die Stabilisierungsleistung der Panasonic S5 II aktuell mit anderen Systemen, würden sich unserer aktuellen Einschätzung nach Canon und Panasonic die Stabilisierungskrone teilen - und zwar wie folgt: Canon scheint aktuell die beste Gesamt-Stabilisierung im Vollformat-DSLM-Bereich zu haben – benötigt hierfür jedoch native Canon RF-/EF-Objektive (andere wird es auf absehbare Zeit auch nicht geben) inklusive OIS. Panasonic hingegen verfügt unserem aktuellen Eindruck nach über das beste IBIS-only Stabilisierungssystem und benötigt für eine sehr gute Stabilisierungsleistung bei bewegter Kamera bis ca. 50mm Brennweite keine OIS-Objektive. Wir sind schon gespannt darauf, ob sich diese Einschätzung demnächst bei weiteren Tests verifizieren lässt.
Für die Panasonic S5 II bedeutet dies, dass man beim Thema Stabilisierung je nach Anwendung seine Objektiv-Wahl anpassen sollte. Wir empfehlen aktuell wie folgt bei der Objektivwahl vorzugehen:
Für Natur-, Tier und Sportfilmer würden wir zu stabilisierten Objektiven raten. Überall wo man im hohen Brennweiten-Bereich mit fixer Kameraposition vom Stativ arbeitet, dürfte man bei der Panasonic S5 II vom Zusammenspiel zwischen IBIS und OIS profitieren.
Ist man hingegen Run&Gun-mäßg unterwegs – bsp. auf Veranstaltungen, Hochzeiten, Dokus, Reportagen etc. und möchte mit bewegter Hand-Kamera eher unterhalb von 50mm filmen, kann man problemlos zu nicht stabilisierten Objektiven greifen und erhält mit dem IBIS der S5 II eine bemerkenswert gute Stabilisierungsleistung.
V-Log und Hauttöne
Panasonic V-Log gehört zusammen mit Sony S-Log 3 und Canon Log 2 zu den hochwertigsten und am breitesten implementierten DSLM-Log Formaten am Markt. Wir schätzen an Panasonic V-Log seit Jahren die robuste Implementierung bei hoher Farbkonstanz auch im Grenzbereich und dazugehörigem hohem Dynamikumfang. Nicht zuletzt wegen V-Log liegen Panasonic Vollformatkameras seit Jahren bei unseren Dynamikvergleichen auf den vordersten Plätzen.

Dieser Tradition scheint auch die Panasonic S5 II mit ihrer V-Log Implementierung zu folgen. Bemerkenswert ist für uns hierbei immer wieder, wie robust Panasonic V-Log trotz relativ schmaler Bandbreite agiert. Schaut man sich die Videoformate der S5 II an, fällt auf, dass kein Format mehr Bandbreite als 200 Mbit/s benötigt, was in erster Linie an den der S5 II X vorbehaltenen All-Intra Formaten liegen dürfte.
Panasonic V-Log lässt sich vergleichsweise einfach farbkorrigieren und generiert Out-of-the-Box meistens recht neutrale Hauttöne. Dank der weit verbreiteten Implementierung stehen in den meisten uns bekannten NLEs und Farbkorrekturprogrammen auch schnelle Color-Managed Workflows zur Verfügung, mit denen mal schnell zu brauchbaren Ergebnissen kommt.

Wir haben bei unseren Aufnahmen ein rein manuelle, schlanke V-Log Farbkorrektur genutzt, die ohne großen Aufwand zu guten Ergebnissen führt.
Wenn wir in den Pixelpeeper-Modus schalten, empfinden wir vor allem das von 6K auf 4K herunterkonvertierte V-Log Material der Panasonic S5 II als etwas zu scharf. Hier würden wir das V-Log Material mit Promist-Filtern, Filmkorn und entsprechenden LUTs in Richtung mehr Organik pushen – aber dies ist wie stets subjektiv. Da sich selbst das 200 Mbit/s V-Log Material sehr flexibel in der Postproduktion verhält, stehen hier der individuellen Look-Kreation alle Wege offen.
Unser Tip: Wer Out-Of-the Box etwas weniger Auflösung zu schätzen weiss, sollte sich den S35 Modus sowie die HFR HD Funktionen (die bis max 180 fps reichen) einmal diesbezüglich anschauen. Ansonsten sind wir beim Thema „Organik“ auch schon auf die Intra-Frame Codecs der S5 Mark II X (ProRes) gespannt.

Wer hingegen für seine Projekte möglichst viel Speicherplatz bzw. lange Aufnahmezeiten benötigt, beispielsweise für dokumentarische Arbeiten oder für entsprechende Veranstaltungen (Theater, Event etc.) dürfte sich über das schlanke 10 Bit V-Log der Panasonic S5 II freuen, dass Dank dualen SD-Cardslots sowohl günstig als auch speicherplatzschonend aufgezeichnet werden kann.
Zusammen mit dem von uns sehr geschätzten, kompakten Panasonic XLR-Adapter lässt sich mit der S5 Mark II ein ziemlich günstiges und zugleich recht hochwertiges DOK-und Reportage-Setup zusammenstellen ...
Wer keinen LOG/LUT Workflow anwenden möchte findet in den Panasonic Bildprofilen („Photo Style“) eine ganze Reihe von vorgegebenen Looks, die wir in unserem Testclip auch durchsteppen.
Unser Favorit stellt hier nach wie vor das Cinelike D2 Profil dar aber auch die „Like709“ Implementierung von Panasonic gefällt uns mit ihrem weniger starken „Pop“ recht gut.
Unser Tip:
Im Photo Styles Auswahlmenü lässt sich auch die „REAL TIME LUT“ aktivieren – also aus den bereits genannten 10 User-LUT Speicherplätzen eine individuelle LUT auswählen, die man zuvor auf die Kamera geladen hat.
Akkulaufzeiten und Hitzewarnung
Die Panasonic S5 II nutzt den gleichen 2.200 mAh Akku (DMW-BLK22E / 7.2V) wie die Panasonic S5. Bei unserem Dreh mit Caro hatten wir im On/Off Betrieb nach 1 Stunden 45 Minuten noch 2 von 5 Strichen auf der Akkuanzeige im Sucher.

Wir haben die Kamera dann auch noch im 4K 10 Bit Betrieb am Stück laufen lassen und sind hierbei auf 2 Stunden und 15 Minuten gekommen. Ein sehr guter Wert im Vollformat-Bereich, der die S5 II auf Augenhöhe zur Konkurrenz bringt. .
Bei unserem Nonstop-Recording Test hatten wir das "Thermal Management" auf "High" stehen und keine Hitezwarnug in den über 2 Stunden zu Gesicht bekommen. Der Lüfter war kaum zu hören - man musste sein Ihr direkt an den Lütferschlitz pressen, um den Lüfter wahrzunehmen. Von unserer Seite klare Entwarnung in Sachen Überhitzung.
HFR 180 fps
Auch die HFR Funktion der Panasonic S5 II lässt sich mit unterschiedlichen Sensorauslesungen nutzen. Maximal stehen 180 fps in entweder Fullsensor oder APS-C Readouts in HD-Auflösung zur Verfügung. Wir haben uns die 180 fps im Fullsensor-Readout mit zwei unterschiedlichen Motiven angeschaut. Einmal ein Weitwinkel-Shot mit größerer Raumabdeckung bei dem Caro mit ihrem Fahrrad fährt und einmal ein Close-up Shot.

Beide Shots funktionieren in unseren Augen ziemlich gut. Während der Closeup-Shot Out-of-the Box bestens funktioniert, haben wir beim Weitwinkel-Shot eine milde Noisereduktion aus DaVinci Resolve über das Material laufen lassen.
Fazit
Manchmal bedarf es nur eines Bausteins, um aus einem guten ein hervorragendes System zu machen. Genau das ist Panasonic mit dem Umstieg auf den Hybrid-Phasen Autofokus bei der Panasonic S5 Mark Ii gelungen:
Neben einem jetzt sehr guten AF-System hakt die Panasonic eine beachtliche Liste an wünschenswerten Funktionen für Vollformat Video-DSLMs ab: Duale SD Cardslots, 6K und 4K 10 Bit Aufnahme, Waveform-Monitor, Standard HDMI-Output, XLR-Option, sehr gute Sensorstabilisierung und damit einhergehend eine sehr gute Stabilisierung auch mit nicht stabilisierten Objektiven, eine starke Objektivauswahl, die Dank performantem EF nach L-Mount Adapter von Sigma gute Adaptionsmöglichkeiten inkl. AF bietet, mit V-Log eine performante Log-Implementierung, umfassende Individualisierungsoptionen bei der Buttonbelegung, sehr gutes Video-Ergonomie Layout, sehr gute Akkuleistung inkl. USB-PD Aufnahmebetrieb, 10 User-LUT-Speicherplätze …
Tatsächlich haben wir wenig an der Panasonic S5 Mark II auszusetzen gefunden. Gerne hätten wie eine Klappdisplay-Aufhängung wie bei der S1H / GH6 gesehen. Auch darf die AF noch über etwas weitere Distanzen Gesichter erkennen. Doch dies sind Kleinigkeiten – vor allem wenn man den Preis von gerade mal 2.199,- Euro (UVP.) bedenkt.
Mit der S5 II meldet sich Panasonic mit Wucht in der Vollformat-Klasse zurück und schafft tatsächlich den Video-Überflieger im 2.000,- Euro Vollformat-Segment.