Wir hatten Gelegenheit zu einem ersten Hands-On inklusive ersten 4K Videoaufnahmen mit der von vielen mit Spannung erwarteten Panasonic Vollformat S1. Hier unsere ersten Eindrücke zur 4K Videoqualität, 5-Achsen Dual I.S., dem hochauflösenden Sucher, neuen Bildprofilen uvm.

Vorab unser Videoclip von unserem ersten Hands-On mit der Panasonic Lumix S1 in 4K. Alle Aufnahme handgehalten mit aktivierter neuer 5-Achsen-Bildstabilisierung und neuem „Flat“ Bildprofil und dem 24-105mm f4 (mehr Hautton-Shots folgen noch):
Ergonomie und Handling
Beim ersten in die Hand nehmen der neuen Vollformat Panasonic S1 und S1R fällt auf: Die Panasonic S-Serie liegt extrem satt in der Hand.

Damit fällt die S1 im aktuellen spiegellosen Vollformatsegment vergleichsweise groß und mit spürbarem Gewicht ausgestattet aus und vermittelt dabei einen bemerkenswert soliden und hochwertigen Eindruck. Wer (wie wir) mit großen Händen unterwegs ist, freut sich endlich wieder eine „echte“ Kamera in der Hand zu halten – wer hingegen leicht und miniaturisiert sucht, wird erstmal innehalten ... zumindest so lange, bis man die ersten Vollformat-Zooms wie das neue 24-105mm f4 oder lichtstarken Festbrennweiten wie das neue 50mm F1.4 an der S-Serie montiert. Dann fällt nämlich auf, dass der Schwerpunkt des Kamera-/Objektivsystems genau auf Höhe der linken stützenden Hand liegt und das „Mehrgewicht“ sich in ein System in sehr guter Balance wandelt.

Zu Solidität tragen neben dem Gehäuse in Magnesiumlegierung vor allem die sowohl deutlich akzentuierten als auch hochwertig ausgeführten Schalter, Bedienelemente und Abdeckungen bei. Die Schalter lassen sich entsprechend auch gut im Blindflug finden und bedienen – hinzu kommt die optional bei Dunkelheit aktivierbare Schalterbeleuchtung.

Beispiele für die Güte der verbauten Qualität finden sich bei der äußerst soliden und aufwendig abgedichteten Dual Slot-Abdeckung (Duale Cardslot mit Relay Rec / Backup Rec / Allocation Rec und folgenden Datenraten: SD-Slot SDXC UHS-II U3: Lesen max. 300MB/s, Schreiben max. 260MB/s XQD-Slot: Lesen: 400MB/s Schreiben: 440MB/s), beim knackig rastenden, arretierbaren Programmwahlrad, beim gedämpft gelagerten Fokus-Joystick oder beim geschickt oben platzierten und ebenfalls ohne Spiel ausgelegten On/Off Schalter (der in der Platzierung oben auf dem Gehäuse auch gegen versehentliches Anschalten beim Transport gut geschützt ist).
Mit dem ebenfalls verbauten Lock-Schalter lassen sich Menürad & Menü/Set Taste, Joystick, Touchscreen, Vorderes/hinteres Rad sowie die DISP-Taste sperren – ebenfalls eine Funktion, mit der Panasonic vor allem Pros eine Freude machen dürfte.
An Stelle des mit 2.1 MP auflösenden, rückseitigen Triaxial Touch-Displays hätten wir allerdings lieber ein Klappdisplay – zumindest bei der videoafineren S1 gesehen. Panasonic hat bei der Kameraeinführung gestern nochmal darauf hingewiesen, dass das jetzt verbaute 3-Achsen-Display via Metalaufhängung robuster gelagert sei und damit eher professionellen Ansprüchen genüge.
Die Touch-Funktionen sind angenehm reaktiv – wir konnten bsp. bei der Touch-Auswahl der Gestalt-und Facetracking-Rahmen bei mehreren Personen im Bild keine Probleme mit Verzögerung oder nicht genügend reaktivem Verhalten beobachten. Das gleiche gilt auch für die Menüauswahl via Touch, bei der wir allerdings eher zur ebenfalls vorhanden Tastennavigation greifen. (Der einzige Schalter, bei dem wir uns ein etwas akzentuierteres Feedback bei der Serien-Version wünschen, ist das Menürad inkl. mittigem Menübutton.)
Für die Belichtungskontrolle finden sich 2x Zebra-Funktionen, Spitzlichterkennung und einblendbares Histogramm bei der S1 intergiert - ein Waveform-Monitor oder eine Falsecolor-Funktion scheinen zumindest in der von uns getesteten Vorserien-Version nicht an Board zu sein.
Das neu verbaute LCD-Schulterdisplay auf der Gehäuseoberseite hat uns sehr gut gefallen, weil hier neben Blende, Belichtungszeit, ISO, Belichtungsbalken und verbleibender Restlaufzeit in Minuten auf der aktiven Karte auch der Batteriestatus permanent außen ablesbar ist - auch im ausgeschalteten Zustand.

Apropos Akkuleistung: Mit den für die S-Serie neu entworfenen, großen Akkus hatten wir im forcierten 4K ON/Off Betrieb mit der beeindruckenden (optionalen) 120 fps Sucherschaltung und permanent aktiviertem 5-Achsen Dual IS etwas über 2 Stunden Laufzeit. Ein guter Wert für die gebotene Leistung. (Mehr zum Thema Sucher und 5-Achsen Dual IS in den folgenden Kapiteln unseres ersten Hands-On mit der Panasonic S1...) Wer mehr Akkuleistung benötigt, findet auch einen zusätzlichen Batteriegriff für die S-Serie von Panasonic (DMW-BGS1).
Abschließend noch ein paar Beobachtungen in Sachen Schnittstellen und Erweiterungen bei der Panasonic S1: Wie bei der aktuellen Panasonic GH5 und GH5s findet sich bei der Panasonic S-Serie ein HDMI Type A Interface verbaut, das wir für externes (bsp. 10 Bit/ 60p) Recording sowie Monitoring als deutlich robustere Schnittstelle gegenüber den kleinen HDMI-Versionen zu schätzen gelernt haben.
Für schnelle Filetransfers, Tethered Shooting sowie Akkuladung im laufenden Betrieb findet sich ebenfalls auf der linken Seite ein USB 3.1 Gen1 Type-C Anschluß verbaut. Für den Videozusammenhang dürfte hier vor allem die Stromversorgung via USB-C interessant sein.
Und besonders erfreulich für Filmer: Der Panasonic XLR Mikrofon Adapter (DMW-XLR1) der über den Blitzschuh an die Kamera angeschlossen wird und den wir für besonders kompakte XLR-Setups bei der GH5S schätzen, funktioniert ebenfalls an der Panasonic S-Serie.
4K Video, Rolling Shutter, optionales 10 Bit Update und Zeitlupe
Als erste Orientierung in Sachen Video hier die unterschiedlichen Videofunktionen der Panasonic S1 und S1R in der Übersicht:

Wie man hier bereits ablesen kann, bieten die beiden neuen. Vollformat-Panasonics auf Grund ihrer unterschiedlichen Sensorauflösung unterschiedliche Crop-Modi bei der Videoaufzeichnung. In der Praxis bedeutet dies, dass nur die S1 den vollen Sensor in 4K bis max. 30p ausliest und bei 60p einen 1.5 fach Crop ohne Binning oder Lineskipping anwendet. Im Sucher der S1 erscheint bei der 4K 60p Aufzeichnung dann entsprechend auch die Info „APS-C“.

Die kostenplichtige 10 Bit LOG-Funktion für die Panasonic S1 wird zum Auslieferungszeitpunkt der Panasonic S-Serie (vorauss. im März 2019) noch nicht zur Verfügung stehen. Wir rechnen mit einem Erscheinungsdatum im April/ Mai. Auch ein Preis scheint hier noch nicht fest zu stehen. Allzu hoch kann er unserer Einschätzung nach nicht ausfallen, weil sich der Markt seit Erscheinen des 10 Bit Updates für die Panasonic GH5 doch deutlich gewandelt hat und (kostenlose) höherwertigere interne und externe Videoformate sich zunehmender Verbreitung im spiegellosen Kamerasegment erfreuen.
In Sachen HFR und Zeitlupe bietet die S1 max. 60 fps in 4K und 180 fps in FHD. Hier die Panasonic S1 und S1R in der vergleichenden Übersicht:

Wir haben ebenfalls kurz mal die Rolling Shutter der Panasonic S1 im Vergleich zur GH5S verglichen – amtliches hierzu von uns sobald wir die Kamera im slashCAM Testlabor hatten – unserem ersten Eindruck nach hat Panasonic bei der S1 allerdings ein für Vollformat beeindruckend schnelles Signalprocessing verbaut. Ganz an die Spitzenwerte der Micro Four Thirds GH5S kommt die Panasonic S1 natürlich nicht heran, aber uns hat auf den ersten kurzen Blick gefallen was wir hier sehen.

Unterstützung in Sachen Rolling Shutter bei schnellen Kamerabewegungen erhält die Panasonic S1 Dank ihrer hervorragenden 5-Achsen Dual IS Stabilisierung – vor allem bei Objektiven die mit dem Panasonics Dual I.S. harmonieren:
5-Achsen Dual I.S.
Panasonic gibt die Leistung seiner 5-Achsen Dual I.S. Offiziell mit +6 EV Lichtwerten im Verbund mit entsprechenden Objektiven und mit +5.5 EV für die Sensorstabilisierung solo an. Damit dürfte die Panasonic S-Serie im aktuellen siegellosen Vollformat-Segment die leistungsstärkste Stabilisierung von allen Mitbewerbern haben und dies entspricht auch unserer Erfahrung beim Filmen aus der Hand.

Wir haben die 5-Achsen Dual I.S. vor allem mit dem neuen 24-105 f4 Zoom ausprobiert und können die sehr guten Stabilisierungswerte von Panasonic durchaus nachvollziehen. Siehe hierzu auch unsere Videoaufnahmen.
Der Dual IS arbeitet extrem effektiv und dürfte für Filmer in Situationen, in denen kein Gimbal oder Stativ extra genutzt werden können, eine echte Alternative sein. Zusätzlich kann der Dual IS auch noch speziell für horizontale und vertikale Schwenks optimiert werden. Für uns beim Hands-On mit eine der besten Funktionen der Panasonic S1. Gespannt sind wir in kommenden Tests auf dessen Leistung bei manuellen bzw. Fremdherstellerobjektiven.
Bildprofile für Video
Auch bei den Bildprofilen hat sich bei der Panasonic S-Serie etwas getan und hier insbesondere bei den für Video nutzbaren. Neben LIKE2100 (HLG) und V-Log (optional) ist nun auch ein neues „Flat“ Bildprofil hinzugekommen dass - zumindest unserem ersten kurzen Eindruck nach – gefälliger als das bisherige Cinelike D mit heruntergeregelten Kontrasten und Farbsättigung daherkommt und in Richtung eines sanften, gut angepassten 8 Bit Log mit angenehm warmer Hauttonwiedergabe geht.
§FlatPrfilMenue
Wir haben daher fast ausschließlich mit dem neuen Flat Profil bei unserem Hands-On gefilmt. Ebenfalls neu sind bei den Bildprofilen jetzt weitere individuelle Abstimmungsparameter. Neben den bisherigen lassen sich jetzt auch Highlight, Shadow sowie ISO und WB pro Profil feinabstimmen. Und dies alles auf einer neuen übersichtlichen Menüseite.
Autofokus und manueller Fokus
In Sachen Fokussierung gibt es viel Neues zu berichten - auch wenn die Performance auf Grund von teilweise noch etwas holperiger Beta-Firmware auf den Objektiven noch nicht final beurteilt werden kann (Panasonic reklamiert mit 0,08 S den schnellsten AF seiner Klasse (Kontrast AF mit DFD)).

Beeindruckt waren wir auf jeden Fall von der neuen Gestalts-und Gesichtserkennungsfunktion der Panasonic S-Serie: Hierbei „erkennt“ der AF mehrere Augen, Gesichter, Körper (auch Tiere) und versieht diese mit einem Rahmen im Bild, der farblich markiert ist, wenn dieser für das aktuelle Schärfetracking verantwortlich ist. Mit einem Klick auf den Fokus-Joystick lassen sich die im Motiv vorhanden einzelnen Augen, Gesichter, Körper etc. durchsteppen und damit automatisch die Schärfe auf unterschiedliche Objekte im Motiv verlagern. Das funktionierte bereits mit unseren Vorserien-Modellen ziemlich gut und auch in angenehm abgestimmter Geschwindigkeit und zeigt – wie wir auch vor kurzem hier geschrieben haben, wohin die Reise in Sachen KI-unterstütze Objekterkennung und AF geht. Ziemlich beeindruckend.

Doch auch für manuelles Fokussieren bieten die Panasonic S1 und S1R hochwillkommene neue Funktionen, die zusammen mit dem exzellenten, hoch auflösenden Sucher der S1/S1R viel Sinn machen. So lässt sich nun bei der Panasonic S-Serie nicht nur der Fokusring zwischen linear und nicht-linear schalten sondern auch der Drehwinkel (und die Drehrichtung) definieren. Damit erhält man also auch die Kontrolle über die Auflösung des Fokusrads.
Wir sind beim 24-105 mm f4 mit linearer manueller Fokussierung und Drehwinkeln zwischen 230 und 360 Grad am besten zurecht gekommen. Im Vergleich zum manuellen, nichtlinearen Fokussieren mit dem 12-35 M43 Zoom an der GH5S liegen hier Welten in Sachen Kontrolle, Reaktivität und Präzision.
OLED-Sucher, Peaking und Fokuscheck
Der mit 5.76 Bildpunkten auflösende Sucher im Kombination mit der großen Austrittspupille (21mm) stellt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Panasonic S-Serie dar und dürfte damit den besten aktuellen Viewfinder im spiegellosen Vollformat-Segment stellen.

Der S1 Sucher beeindruckt hierbei nicht allein durch seine hohe Auflösung und Größe sondern auch durch seine Individualisierbarkeit: So lässt sich der Viewfinder sowohl mit 120 als auch mit 60 fps betreiben, wobei der 120 fps Betrieb ein gestochen scharfes Bild liefert, das sehr nah an optische Suchersysteme heranreicht.
Zusätzlich kann die Suchervergrösserung im Okular dreifach verstellt werden (0.7x, 0.74x und 0.78x). Damit soll der OLED-Sucher der S-Serie auch für Brillenträger (neben der Dioptrin-Korrektur) optimal nutzbar sein.
Im Vergleich zur GH5/GH5S löst das Peaking der Panasonic S1/S1R etwas feiner auf. Manuelles Scharfstellen wird dadurch noch einmal erleichert. Zusätzlich bietet die S1 Serie eine bis zu 10x Bildvergrösserung für den Fokuscheck – allerdings wie von der GH5/GH5S bekannt – leider nicht während der Videoaufnahme.
Neben der 5-Achsen Bildstabilisierung stellt Panasonics neue 5.76 MP Sucher für uns ein weiteres Highlight bei der Panasonic S-Serie dar.
Menü
Auch bei den Menüfunktionen hat sich einiges getan. So verfügt die S-Serie über getrennte Menüs Foto/Video je nach Wahlschalterstellung. Hinzu kommt eine neue Gruppierung mit neuen Icons und jetzt mit 2 Registern für mehr Übersicht, die uns gut gefallen hat.

Wer mit Panasonics Menüpunkten bereits von der GH-Serie vertraut ist, wir sich hier schnell zurecht finden.
Vorläufiges Fazit
Die neue Panasonic Vollformat S-Serie richtet sich in bislang nich gekanntem Umfang an professionelle Anwender – vor allem im Foto- aber auch im Videobereich und stellt für einen Vollformat-Newcomer wie Panasonic ein beachtlich durchdachtes System dar.
Zu den Stärken der neuen S-Serie zählen die exzellente 5-Achsen Bildstabilisierung, der hochauflösende Sucher und die allgemeine Verarbeitung auf hohem Niveau. Die neuen AF-Funktionen zeigen viel Potential – vor allem die Augen-, Gesichts- und Gestalterkennung.
Für eine aussagekräftige Beurteilung müssen wir hier noch die finale Implementierung in der Serie abwarten – gleiches gilt für die 10 Bit Funktion, die zu einem späteren Zeitpunkt als kostenpflichtiges Update nachgereicht werden wird.
Hinweis: Alle hier getroffenen Aussagen und Filmaufnahmen beziehen sich auf Pre-Production Kameras und Objektive mit Beta-Firmware.