Handling AG-HPX301E
Das Gehäuse macht einen extrem robusten Eindruck und mit seinen knapp 5 Kg stellt der AG-HPX301E, das für viele als optimal empfundene Schultergewicht dar: Weder zu schwer noch zu leicht. Das Gehäuse ist flach gehalten und lädt geradezu zu schnellen Wechseln von Schulter auf Stativ und zurück ein. Auch für Über-Kopf-Aufnahmen im News-Bereich lässt sich mit ausgeklapptem Display optimal hantieren. Wir empfanden die Cam mit angeschlossenem Fujinon und kleinem Battery-Pack als minimal kopflastig – es lohnt sich also, Gewicht nach hinten zu verteilen in Form von großen Anton-Bauer-Packs oder auch eines Drahtlos-Empfängers. Bedient wird ergonomisch sinnvoll komplett von der linken Seite inklusive P2-Slots und SD-Cards, was das Gesamt-Handling nochmals stark vereinfacht.


Die Menue-Navigation ist Panasonic-typisch im Tipptasten-Kreuz angeordnet – glücklicher Weise „richtig herum“ (vergangen die Zeiten der umständlichen HVX200 Navigations-Anordnung). Die Schalter und Tasten orientieren sich an dem, was man von einem ausgewachsenen ENG-Camcorder erwarten darf, mit Kippschaltern für Shutter (geschützt) und Weissabgleich + ABB auf der Vorderseite und frei programmierbaren USER-Buttons links vorne über dem Gain-Schalter. Gerade für diejenigen, die von einem semiprofessionellen Henkel-Camcorder upgraden, wird sich mit den nach außen geführt Profi-Schaltern eine völlig neue Handling-Welt auftun, inkl. manueller Schärfeführung. Kameramänner, die mit Schultercamcordern bereits vertraut sind, finden ein vertrautes Lay-Out vor, (wenn man mal von dem fehlenden Peaking- und S/W-Schalter an der Vorderseite des Suchers absieht).

Wir hatten den Panasonic AG-HPX301 Camcorder mit Standard-Fujinon-Optik auf einem Stativ mit 75mm Schale von Sachtler (FSB 8) montiert und in Sachen Counter-Balance noch gut Reserven. In diesem Praxis-Review wird die 301 sogar mit einem DV6 problemlos gefahren. Dies entspricht unseren Erfahrungswerten von der sehr guten Gewichtsverteilung der Panasonic AG-HPX301.
Für persönliche Konfigurationen bietet die Panasonic AG-HPX301 einen USER MAIN Button und zwei weitere USER1 und USER2 Buttons - ergonomisch auf der linken vorderen Geräteseite platziert. In den Default-Settings finden sich folgende Belegungen wieder: USER MAIN: Y GET (Blendet Helligkeits-Level ein), USER1: BACK LIGHT (Auto-Blende On/Off für Gegenlicht-Korrekturen), USER2: TEXT MEMO (Fügt während der Aufnahme oder beim Abspielen des Clips eine Text-Notiz ein. Ein Clip kann bis zu 100 Text-Memos enthalten).

Wer andere Funktionen als das Default-Setup belegen möchte, kann folgende zusätzliche Fuktionen frei belegen: REC REVIEW (spielt die letzte Aufnahme ab), SPOTLIGHT (s.o.), ATW (Auto-Weissabgleich), ATW LOCK (Auto-Weissabgleich-Lock), GAIN:24dB (maximaler Gain von 24DB), DRS (Dynamic Range Stretch), SHOT MARK (platziert einen Shot-Marker), MAG A. LVL (Vergrößert den Audio-Level), PRE REC (schaltet Pre-Rec an oder aus / ca. 3Sek. für HD und max 7 Sek. für SD), PC MODE (USB-Host-Mode On/Off), WFM (blendet den sehr reaktiven Waveform-Monitor der AG-HPX301 ein oder aus). Was wir hier gerne noch gesehen hätten, wäre eine Option zur Belegung von Peaking auf die USER-Buttons, da für Peaking auch kein anderer dedizierter Button zur Verfügung steht. Dies ist unserer Meinung nach das einzige größere Manko im Handling-Layout der 301.

Positiv fiel der neue, hochauflösende LCD-Monitor auf, mit dem Panasonic (endlich) zu Konkurrenz mit knapp 1Mio Bildpunkten aufgeschlossen hat. Zusammen mit Focus-Assist, der den gesamten 16:9 Sucher vergrössert und weiteren Fokussierhilfen in Form des Fokus-Bars sowie entsprechendem Peaking (nicht farbig) gestaltet sich das Scharfstellen zur leichten Übung. Schade, dass Peaking und Schwarz-Weiss-Schaltung des Suchers nicht nach außen geführt sind, sondern über das Menue aktiviert werden müssen.
Die zuschaltbaren Waveform-und Vektorskop-Anzeigen verblüffen hingegen mit extrem kurzen Reaktionszeiten, vergleichbar denen der HPX171. Hier scheint Panasonic sehr gute Arbeit geleistet zu haben. Unser Kurz-Fazit für das Handling lautet: Derzeit das mit Abstand beste Handling in der Klasse bis 10.000 Euro.
Für einige auf den ersten Blick enttäuschend mag der verbaute 1/3-Zoll Chip sein und die Frage stellt sich, weshalb nicht ½ Zoll verbaut wurde. Hauptargument dürften hier preisliche Überlegungen spielen, um den Camcorder unterhalb der magischen 10.000 Euro Grenze platzieren zu können. Zu vermuten steht außerdem, dass ein ½ Zoll Camcorder mit AVC-Intra-Codec Panasonics HPX500 obsolet gemacht hätte. Das 1/3-Zoll Format dürfte trotzdem für eine Reihe von Anwendern von Interesse sein – mehr dazu im Fazit. Wir hatten abgesehen von schnellen Reiss-Schwenks keine Aufnahmesituationen, in denen sich Rolling-Shutter Bildfehler provozieren liess. Alle CMOS (und hier auch HDMOS) Chips sind anfällig für Rolling Shutter Artefakte und Skew. Die mit der neuen Panasonic Firmware augestattete AG HPX301 macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme, sondern reiht sich in die Gesamtheit aller Prosumer-Cmos-Cams ein: will heissen: weder im positiven noch im negativen Sinne besonders auffällig in Sachen Rolling Shutter.


Beim Postproduktions-Workflow liess sich die AG-HPX301 problemlos via USB 2.0 bzw. Firewire mounten und das Material auf den Rechner kopieren. Auch die Umwandlung von AVC-Intra 100 in ProRes 4:2:2 stellte in Final Cut Pro keine Probleme dar. Mit Hilfe des CallibratedQ MXF Plugins für QuickTime (Mac) konnten wir die AVC-Intra MXF-Files auch nativ in QuickTime auf dem Mac problemlos öffnen.

Mit dem neuen Final Cut Studio 3 mit Final Cut Pro 7 steht nun auch natives Decoding von AVC-Intra in einem QuickTime Wrapper zur Verfügung. Für mehr Infos hierzu s. den slashCAM Final Cut Studio 3 Test.