Test Osee LCM156-E - 10-Bit-Field-Monitor mit Rec.2020

Osee LCM156-E - 10-Bit-Field-Monitor mit Rec.2020

Ein 15,4-Zoll IPS-Fieldmonitor mit FullHD-Auflösung, SDI sowie 10 Bit Rec2020-Unterstützung für rund 1.700 Euro? Da wollten wir mal genauer hinsehen...

// 14:10 Mi, 8. Feb 2017von

Der LCM156-E von Osee ist ein 15,6 Zoll großer externer Kameramonitor, der sich per V-Mount direkt am Akku-Pack einer Kamera anbringen und somit in die meisten Filmproduktions-Workflows einbinden oder mit einem zusätzlichen Fuß am Schnittplatz als Vorschaumonitor nutzen lässt. Er beherbergt ein sehr blickwinkelstabiles 10 Bit fähiges IPS-Panel, das quasi alle filmrelevanten Farbräume abbilden will, also neben Rec.709 und DCI-P3 auch Rec.2020 - allerdings nur in Full HD.



Der Osee LCM156-E
Der Osee LCM156-E


Darüber hinaus sind zahlreiche Video-LUTs verschiedener Hersteller vorinstalliert, um die entsprechenden De-Log-Profile bereits am Set am Osee LCM156-E entwickelt zu sehen. Der Filmer selbst kann vier LUTs selbständig hinzufügen. Mit einem Straßenpreis von 1399 Euro (netto, bei Teltec) dürfte der LCM156-E zu den günstigsten 10-Bit-Field-Monitoren mit SDI seiner Klasse gehören.



Externe Kameramonitore sind bei vielen Drehs mittlerweile ein Muss geworden, vor allem beim Einsatz von DSLR-Kameras. Sie sind oft die einzige Möglichkeit, das Bild am Set hinreichend gut zu beurteilen, etwa ob die Schärfe korrekt eingestellt ist. Hilfreich sind außerdem die zahlreich integrierten Mess- und Testfunktionen. Und nicht zuletzt kann der Osee LCM156-E das Bild sogar anamorph entzerren.





Ausstattung

Im Osee LCM156-E arbeitet ein 15,6 (39,6 cm) Zoll großes IPS-Panel mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel im Format 16:9. Das Display ist dank des IPS-Panels sehr blickwinkelstabil (178° H/V) und wirkt durch seinen mächtigen Rahmen gleichermaßen bullig wie stabil. Mit einem Gewicht von etwa 3,5 kg (4,5 kg mit Standfuß) ist es dennoch kein Dickerchen. Das Display kommuniziert über 2x SDI In/Out (3G-SDI, 1080p50), HDMI und FBAS.



Osee LCM156-E - 10-Bit-Field-Monitor mit Rec.2020 : ruckseite


Besonders feine Farbabstufungen sind dank der 10-Bit-Farbverarbeitung möglich. Als Prunkstück der Ausstattungsliste dürfen die 10 vorinstallierten LUTs für Kameras von ARRI, Blackmagic, Canon, Panasonic und Sony gelten. Sie simulieren den ganz speziellen Filmlook und machen so eine exakte Vorschau möglich. Über fünf Funktionstasten können verschiedene Messfunktionen schnell aufgerufen werden. Dazu zählen unter anderem Wellenformmonitore und Vektorbereich, ein Fokussierassistent, Zebra, Falschfarbendarstellung, Timecode sowie eine Bild-in-Bild-Darstellung.







Test

Der Monitor ist für uns aus zwei Gründen besonders interessant. Zum einen soll er neben Rec.709 (Standard-Farbraum, 72% NTSC) und DCI-P3 (erweiterter Farbraum, 100+% NTSC)) auch den für UHD/4K relevanten Farbraum der Rec.2020 (130+% NTSC) darstellen können. Bislang können dies nur 4K-Displays mit OED-Backlights im fünfstelligen Bereich. Zum anderen dürfte er mit einem Preis von 1400 Euro netto zu den günstigsten 10-Bit-Field-Monitoren mit erweitertem Farbraum und HD-SDI gehören. Wir testen daher die Bildqualität und das Farbverhalten bei Full HD und der Zuspielung von UHD-Material. Daher vermessen wir die drei Farb-Presets und schauen dem Osee LCM156-E bei der Praxis am Schnitttisch und beim Außendreh über die Schulter.


Zunächst erstellen wir von jedem Farbraum-Preset ein Profil und vergleichen es mit dem jeweiligen Norm-Profil.



Osee LCM156-E - 10-Bit-Field-Monitor mit Rec.2020 : Farbraumabdeckung


Es ist schön zu sehen, dass sich die Presets sehr gut an der Norm orientieren. Jedoch sind diese mangels individueller Kalibration nicht hundertprozentig deckungsgleich. Bei Rec.709 (98%ige Abdeckung) kann man von einer kompletten Abdeckung sprechen:



Rot:Rec 709 soll, Grün: LCM156-E - gemessen
Rot:Rec 709 soll, Grün: LCM156-E - gemessen


Auch bei DCI-P3 (95%ige Abdeckung) darf man von einer kompletten Abdeckung sprechen:



Rot:DCI-P3 soll, Grün: LCM156-E – gemessen
Rot:DCI-P3 soll, Grün: LCM156-E – gemessen


Bei der Rec.2020 (88%ige Abdeckung) fehlt dem Osee LCM156-E(@Bild 03) jedoch noch ein gewisses Quäntchen Abdeckung:



Rot:Rec2020 soll, Grün: LCM156-E – gemessen
Rot:Rec2020 soll, Grün: LCM156-E – gemessen


Allerdings sollte man berücksichtigen, dass derzeitige Highend-4K-Cinekameras, wie die CineAlta-Kameras PMW-F65 und F55 gerade einmal 85 Prozent des Farbumfangs der Rec.2020 bei der Aufzeichnung ausnutzen können.



Beim Vermessen der Grundparameter wie Helligkeit, Kontrastumfang, Graustufen und Homogenität treten kaum Überraschungen auf. Der Weißpunkt liegt etwas unter 6000 Kelvin und somit 500 K unter dem eigentlichen Zielwert von 6500K, was für geübte Augen durchaus sichtbar ist. Die Helligkeit liegt mit etwa 180 Candela pro Quadratmeter auf gutem Niveau, während der Kontrast mit etwas über 600:1 gerade so das vom Hersteller formulierte Ziel von 700:1 verpasst. Die Helligkeitsschwankungen liegen im Durchschnitt bei 9 Prozent und können als hinreichend gut bezeichnet werden. Der Graustufenverlauf zeigt eine Farbdrift von durchschnittlich etwa 1 DeltaC, was absolut ok ist.





Osee LCM156-E - 10-Bit-Field-Monitor mit Rec.2020 : Testergebnisse




Zuspielung von 4K-Material

Die Wiedergabe von Inhalten beschränkt sich auf YUV-Signale. RGB-Signale, wie sie von der Grafikkarte eines PCs generiert werden, werden mit einem schwarzen Bildschirm quittiert. Trotz der max. Auflösung von 1920 x 1080 wird das Bild einer UHD-Kamera wiedergegeben, in 10 Bit mit dem erweiterten Farbumfang der Rec.2020 aber eben nur in Full HD; es erfolgt also keine 1:1-Darstellung der Pixel. Selbst eine UHD-Blu-ray gibt er wieder, trotz fehlendem HDCP 2.2.





Praxis

Die Größe von 15,6 Zoll ist für den Filmer-Alltag ideal, da es zur Schärfekontrolle hinreichend groß ist, aber eben auch nicht zu groß. Das Gewicht von 3,5 kg ist am Rig hingegen schon spürbar und bedarf über den Tag hinweg letztlich doch recht durchtrainierter Oberarme. Als sehr praktisch erweisen sich die zahlreichen Mess- und Testfunktionen, die sich bequem auf eine der fünf Funktionstasten legen lassen und so schnell im Zugriff sind.





Sonstiges

Die Reaktionszeit der Flüssigkristalle beim Ändern der Lichtdurchlässigkeit von Schwarz auf Weiß und zurück ist bei einem IPS-Panel technologisch bedingt wenig rekordverdächtig. Aber mit 28,8 ms (12,8 ms rise, 16,0 ms fall) liegt sie beim Osee LCM156-E selbst für ein IPS-Panel auf recht niedrigem Niveau. Da dieser Parameter aber für Filmer kaum relevant ist, messen wir dem keine große Bedeutung bei.



Anders sieht es beim Stromverbrauch aus. Er ist in dieser Geräteklasse prinzipiell wichtig, da die Leistungsfähigkeit der Akkus zu den Achillesfersen gehören - zumindest im Outback. Auch wenn er scheinbar nur 34,7 Watt verbraucht, ist es für ein Gerät dieser Größe doch recht erheblich. Zahlreiche 4K-Displays mit doppelt so großer Display-Diagonale verbrauchen gerade einmal 50 Watt bei dieser Helligkeit. Dank eines Ein-Ausschalters auf der Rückseite kann das Display direkt vom Netz getrennt werden und verbraucht im Standby nicht weiter Strom. Wer den Osee LCM156-E am Schnittplatz über das mitgelieferte externe Netzteil betreibt, muss sich auf ein recht nerviges Netzbrummen einstellen, das selbst geduldige Gemüter im Laufe des Tages stören wird.





Fazit

Der Osee LCM156-E ist ein ausgesprochen gut ausgestatteter und dennoch preiswerter Full HD Field-Monitor. Er kann echte 10 Bit und neben Rec.709 auch DCI-P3 vollumfänglich darstellen. Auch wenn er UHD-Inhalte auf seinem Full HD-Display darstellen und den Farbraum der Rec.2020 zu 88 Prozent abbilden kann, gibt es jedoch keine pixelgenaue Vorschau. Zieht man jedoch in Betracht, dass ein echter 4K-Vorschaumonitor mit den genannten Eigenschaften schnell in fünfstelligen Euroregionen beheimatet ist, der Osee LCM156-E jedoch für 1400 Euro (netto) den Besitzer wechselt, lassen sich diese Nachteile möglicherweise verschmerzen. Positiv hinzu kommt, dass er zahlreiche Mess- und Hilfsmittel an Bord und bereits 10 De-Log-Profile vorinstalliert hat.


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