
Nokia hat mit dem PureView 808 ein Handy mit einer außergewöhnlichen Kamereinheit vorgestellt. Satte 41 MP haben die Ingenieure von Carl Zeiss und Nokia in das Handy-Kameramodul gepackt und versprechen bislang nicht gekannte Fotoqualität in einem Handy. Ob die Videoqualität des Nokia 808 ebenfalls von einem anderen Stern ist und wie es sich zu unserer derzeitgen Handy-Referenz iPhone 4S in Sachen Video verhält, klären wir im Folgenden …
Technische Daten
Das Nokia PureView 808 wird von einem Single Core 1,3 GHz ARM Prozessor mit 512 MB Arbeitsspeicher betrieben. An internem Speicher werden 16 GB mitgeliefert die sich via MicroSD Card auf bis zu 48 GB erweitern lassen. Als Display steht ein 4" AMOLED mit 640x360 Pixel Auflösung zur Verfügung. Nokia gibt eine Stand-by-Zeit von 525 Stunden und eine Sprechzeit von 6,5 Stunden an. Als Betriebssystem findet sich Symbian installiert.
Mit 60,2 x 123,9 mm hat es in etwa die Iphone 4S Fläche, ist jedoch durch die voluminöse Kameraeinheit mit 13,9mm deutlich dicker. Der Akku verfügt über 1400 mAh bei 3,8 V Spannung.
An Funkstandards werden alle wichtigen 2G und 3G Versionen (Quadband) unterstützt (kein LTE) und auch in Sachen Schnittstellen weiss das PureView mit recht kompletter Ausstatung zu glänzen: Unterstützung für USB-OTG, 3,5-mm-Audioanschluss mit Zusatzfunktionen, HDMI-D-Anschluss, Micro-USB-Anschluss Typ AB sowie folgende kabellose Verbidungstypen: Unterstützung für DLNA, Bluetooth 3.0, WLAN IEEE 802.11 b/g/n sowie die videl diskutierte NFC-Technik (Near Field Communication).
Das 41 MP Kameramodul
Highlight des Nokia PureView 808 stellt der 41 MP Sensor dar, der eine ganze Reihe an Auslesetricks beherrscht. Zum einen handelt es sich bei diesem Sensor um einen sog. Multiformat-Sensor, der sowohl 4:3 als auch 16:9 Formate durch optimales Auslesen des maximalen Bildkreises ermöglicht. Somit werden nicht, wie ansonsten üblich, beim Umschalten von 4:3 auf 16:9 einfach die 4:3 Pixel abgeschnitten, was in deutlich weniger Auflösung für das 16:9 Format (Video) resultiert. Vielmehr wird die gesamte Breite des Sensors für das 16:9 Format genutzt, was in eine nur geringe Reduzierung der verfügbaren Pixel resultiert (34 MP bei 16:9 versus 38 MP bei 4:3). Kommt das bekannt vor? Ja, genau, der Sensor der Panasonic GH2 arbeitet, wenn auch mit deutlich weniger Pixeln, mit dem gleichen Multi-Format-Verfahren.

Darüber hinaus nutzt der Nokia Sensor seine enorme Pixelzahl für Zooms, die ohne Upscalings auskommen und damit auch nicht verlustbehaftet sind. Das Nokia PureView 808 erreicht somit ein im klassischen Sinne „verlustfreies“ 4-fach Zoom bei Videos in voller HD-Auflösung. Nokia erkärt das Verfahren mit dem Begriff „Pixel Oversampling“. Bei einem Bildausschnitt ohne Zoom – also mit maximal verfügbaren Bildwinkel – wird die gesamte je nach Format (4:3 oder 16:9) verfügbare Sensorfläche genutzt mehrere Pixel werden zu einem Superpixel zusammengerechnet. Wird nun eine Ausschnittsvergösserung vorgenommen (sprich: gezoomt) werden immer kleinere Sensorflächen (weniger Pixel) in die Berechnung miteinbezogen bis man auf der nativen Auflösung (je nach Einstellung) z.B. bei 5 MP (3072x1728 Pixel) oder bei Video HD (1920 x1080 Pixel) angekommen ist. Anstatt also wie bei digitalen Zooms einfach die ursprüngliche Auflösung zu skalieren, wir die via -Super-Pixel ausgelesene Sensorfläche verkleinert, bis keine Superpixel mehr nötig sind. Durch intelligentes Bildprocessing bei der Berechnung der Superpixel sollen sowohl Artefakte heruasgerechnet wie auch die Lowlightfähigkeit trotz der hohen Pixeldichte auf gutem Niveau gehalten werden. Wie gut dies gelingt, klären wir im Testlaborkapitel. Weiter geht es hier mit dem Handling im Videobetrieb des Nokia PureView 808.
Das Nokia PureView 808 glänzt mit einer Fülle an Einstellmöglichkeiten im Videobetrieb.

Grudsätzlich werden drei Aufnahmemodi unterschieden, die man in ähnlicher Weise auch von anderen Foto- und Videokameras kennt: 1. Automatik (hier „Automatisch“ genannt), 2. Szenen und 3. Kreativ. Während 1. und 2. vom Funktionsumfang her klar sein sollten, ist für uns vor allem der „Kreativ“ Modus interessant, denn hier lassen sich für ein Handy beeindruckend viele Video-Bildparameter manuell wählen.

Zu diesen zählen: Bildfrequenz (30, 25, 24 und 15 B/s), Farbtöne, Sättigung, Kontrast und Schärfe. Zusätzlich lassen sich 3 Custom-Bildprofile (C1-C3) abspeichern, so dass man auf unterschiedlich Lichtsituationen schnell reagieren kann. Für die Erleichterung der exakten Ausschnittsbestimmung lassen sich diverse Rahmen / Grids einblenden.

Die HD-Video des Nokia PureView 808 werden in einen MP4-Container mit H.264 Kodierung (High@L4.0) mit ca. 20 Mbit/s eingeschrieben. Audio wird über das interne Mikro als Stereoton in AAC mit 16 Bit, 48 KHz bei ca. 128 Kbit/s aufgezeichnet.
Als maximale Blende wird eine f/2.4 angegeben, der minimale Fokussierabstand beträgt 15 cm.
Das Videohandling und die gebotenen VIdeofunktionen des Nokia PureView 808 sind besser als bei allen uns bekannten Handys. Das Nokia PureView 808 kann also tatsächlich als echtes Videohandy beziehcnet werden – bleibt die Frage nach der Bildqualität, die wir sowohl im Labor als auch in der Praxis getestet haben ...
Testlabor
Die Luminanzauflösung reicht bis in hohe Frequenzen und deutet auf nur moderate künstliche Nachschärfung hin.

Besser als viele DSLRs: Das ISO-Testbild zeigt bei nahezu sehr guter Schärfe praktisch keine Aliasing-Artefakte.

Die Farbdifferenzierung ist ebenfalls als gut einzustufen, die Farb-Sättigung für Handy-Verhältnisse sogar noch eher moderat.

Die Verzeichnung ist kaum der Rede wert, was aufgrund der kleinen Handy-Optiken und -Sensoren jedoch auch andere Hersteller kaum vor Probleme stellt.

Bei gutem Licht zeigt das Nokia 808 ein sehr ausgewogenes und scharfes Bild, das einzig durch die Rolling-Shutter Problematik getrübt wird.

Bei 12 Lux bricht das Nokia 808 jedoch stark ein. Hier kommt der Handysensor aufgrund seiner hohen Pixeldichte schnell an seine Grenzen

Mit manueller Belichtungskorrektur (+2.0) kommt man immerhin zu etwas besseren, weil helleren Ergebnissen:

Das wahre Leben
Auch bei unseren Außenaufnahmen leistete sich das Nokia 808 PureView keine größeren Patzer. Gute Auflösung gepaart mit einem für eine Handyoptik ungewöhnlich großem Weitwinkel um die 26-28mm (gerechnet auf KB). Hier unser Tageslichtschwenk mit dem Nokia 808 PureView:
Vergleicht man es jedoch mit der aktuellen slashCAM Videoreferenz in Sachen Smartphone, dem iPhone 4S dann sehen wir bei der Videoqualität eher eine Patt-Situation mit minimalen Vorteilen bei der reinen Videoqualität bei dem Apple Handy. Beim Weitwinkel, der Zoomfunktion, und den einstellbaren Videoparametern liegt hingegen das Nokia 808 PureView klar vorne.
Hier unser paralleler Vergleichsschwenk sowohl mit dem Nokia 808 PureView als auch mit dem iPhone 4S:
Wieviel Zoom-Potential in dem hochauflösenden Sensor steckt, verdeutlicht dieser Zoom. Auch wenn er etwas hackelig ausgeführt wurde beeindruckt die schiere Vergrösserungsleistung ohne Qualitätsverlust bei einem Smartphone:
Fazit
Das Nokia 808 PureView beeindruckt durch das enorme Auflösungsvermögen des 41 MP Sensors und dessen clevere Verarbeitung. Die Fähigkeiten des Sensors kommen jedoch vor allem beim Fotografieren und weniger bei der Videoaufnahme zum Tragen.
Der Videomodus des Nokia 808 PureView bietet trotzdem ein Paar Spezialitäten – hierzu zählen vor allem die verlustfreie Zoomfunktion und die frei einstellbaren Videoparameter. Im direkten Vergleich mit dem iPhone 4S ist die Videoqualität in etwa auf Augenhöhe. Wegen der Videoqualität allein lohnt sich somit ein Umstieg von einem modernen Smartphone nicht, zumal die Menüführung und der Funktionsumfang via Symbian unserer Meinung nach deutlich weniger Komfort als die modernen iOS und Android Varianten bietet.
Die UVP des Nokia 808 PureView liegt bei 629 € - Straßenpreise bewegen sich deutlich darunter.