Nikon Z7 - die bessere RAW-Option?
Wer nun denkt, die Z7 könnte vielleicht noch die bessere RAW Option darstellen, sollte sich die gebotenen RAW-Formate des "großen" Z-Modells genauer ansehen. Denn dort sieht man, dass die Z7 aktuell nur 4K nur im S35-Fenster (DX) Modus aufzeichnen kann. Aufgrund der höheren 8K-Auflösung des vollen Sensors dürfte hier wiederum ein ähnliches 6K-4K-Downsampling stattfinden wie bei der Z6, nur eben auf der S35-Sensorfläche. Einzig in FullHD erlaubt die Z7 eine RAW-Ausgabe des gesamten Sensors, aber das kann die Z6 ja auch.
RAW Einstellungen
In einer Hinsicht verhält sich die Z6 doch ein bisschen wie eine echte RAW-Kamera. Der digitale Bildstabilisator lässt sich ebenso wenig aktivieren wie die meisten übrigen digitalen Bildeingriffe (u.a. Picture-Control-Konfigurationen, Active D-Lighting, Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Empfindlichkeiten, Vignettierungskorrektur und die Auto-Verzeichnungskorrektur). Der Autofokus bleibt jedoch nutzbar. Allerdings ist das Vergrößern im Kameradisplay während der RAW-Ausgabe nicht möglich.
Es ist jedoch sowieso ratsam, zum Fokussieren die Vorschau auf dem Ninja zu nutzen, der eine gute 2-4-fache Vergrößerung (sogar während einer laufenden Aufnahme) bietet.
Das Display der Z6 zeigt zudem nicht den vollen Bildausschnitt der Aufzeichnung, weshalb es schon deswegen ratsam ist, den Ninja V zur Vorschau zu nutzen. Dort stimmt der Bildausschnitt der Vorschau mit der externen Aufzeichnung exakt überein.
RAW Bearbeitung - doch womit?
Neben der Auflösung ist natürlich die erhöhte Dynamik meist der wichtigste Grund, der viele Anwender zu RAW greifen lässt. Doch die bereitgestellte Dynamik in einem echten Workflow zu nutzen, ist momentan gar nicht so leicht. Zwar lässt sich ProRES RAW in Final Cut Pro importieren. Dort stehen allerdings keine sehr ausgefeilten Farbkorrektur-/Grading-Möglichkeiten zur Verfügung. Und auch keine nennenswerten Möglichkeiten einer echten RAW-Entwicklung. Man kann gerade einmal in der Farbkorrektur Bereiche außerhalb der gewählten LUT wiederherstellen. Also z.B. Highlights, die nach dem REC709 Wandel scheinbar überbelichtet sind, nach unten ziehen. Aber dies geht mit ProRES Log-Material ja prinzipiell ebenso.
Unter EDIUS am PC sehen die RAW-Möglichkeiten ähnlich bescheiden aus. Auch hier beschränkt sich die Unterstützung letztlich darauf, die Clips für den Schnitt irgendwie mit einer passenden Gammakurve bereitzustellen. Ein ausgefalleneres Grading oder eine RAW-Entwicklung ist auch hier nicht "drin". Das einzige Programm, das wirklich von sich behaupten kann, ProRES RAW Grading zu beherrschen, ist aktuell (Februar 2020) Assimilate Scratch. Dieses gibt es sowohl für Windows als auch für den Mac.

Die meist genutzte Applikation zur RAW-Bearbeitung von Bewegtbildern dürfte heutzutage DaVinci Resolve sein. Doch dass dieses Programm überhaupt jemals ProRES RAW unterstützen wird, ist eher unwahrscheinlich. Denn Blackmagic will ja als Gegenentwurf zu ProRES RAW sein eigenes Format Blackmagic RAW durchsetzen.
Um also tatsächlich die Möglichkeiten von ProRES RAW an der Nikon Z6 ausloten zu können, mussten wir uns erst einmal in Assimilate Scratch reinfuchsen (worüber wir auch noch einen separaten Artikel bringen wollen). Da der Workflow sich schon recht deutlich von Resolve unterscheidet, sind die Ergebnisse unserer Belichtungsreihen nur eingeschränkt mit vorherigen Ergebnissen vergleichbar.
Aber was wir direkt vergleichen konnten, war Nikons ProRES RAW mit Nikons 10 Bit N-log in ProRES. Zumindest fast. Denn die Color Science von Nikons RAW ist ja gerade nicht durch N-Log spezifiziert, sondern nur lapidar als linear angegeben. Als Farbraum findet sich in den Metadaten zudem Rec709...