Audio und Video gehören irgendwie zusammen. Weil die digitale Revolution in der Audio-Technik jedoch der Videotechnik um ca. 6 Jahre voraus ist, sei zuerst ein kurzer Abstecher in die Geschichte erlaubt.
Historisches
Ich habe die ersten Sequenzer-Erfahrungen am Commodore 64 mit CLAB-Produkten gemacht (ca. 1988). Später kam dann der obligatorische Atari ST, auf dem Steinbergs Cubase lief. Der Computer steuerte dabei über Midi einen oder mehrere Hardware-Synthesizer und fungierte somit als Dirigent der eigenen Komposition. Aufgenommen wurde das ganz dann mit einem analogen Vierspur-Recorder. Zu dieser Zeit war es praktisch unvorstellbar, dass man Audiodateien digital verarbeiten könnte. In den frühen 90er Jahren kam dann mit dem Atari Falcon 030 die Revolution: Mit diesem System konnte man gleich 8 Spuren in CD-Qualität aufnehmen. Damit war erstmals ein digitales Heimstudio unter 5000 DM möglich. Eine Revolution, die jedoch mit viel Frickelei und Abstürzen verbunden war.
Atari starb als Computer-Firma aus und Cubase (sowie sein größter Konkurrent Emagic Logic) wurden auf PC und Apple portiert. Mit der steigenden Leistungsfähigkeit dieser Rechner, wurden in den letzten Jahren auch noch die externen Synthesizer, Sampler und Effektgeräte obsolet. Der Rechner simuliert diese einfach mit. Damit entstand ein neuer Markt für Software-Effekte und Software-Instrumente. Doch mit der Zeit wurden immer mehr Effekte und Software-Instrumente mit den „Hauptprogrammen“ mitgeliefert, wodurch man heute wirklich ein komplettes Audio-Studio in einem einzigen Software-Paket erwerben kann. Bei den beiden Magix Produkten handelt es sich um genau solche Komplettpakete. Man kann mit beiden Paketen sofort los musizieren (oder eben auch Soundtracks für die eigenen Videos gestalten).
Installation
Die Installation der beiden Programm-Pakete läuft dabei problemlos ab. Man bekommt (wie immer) noch zahlreiche Zusatzprogramme auf die Festplatte geknallt, ansonsten keine Auffälligkeiten. Besonders gut gefällt uns dabei, dass Magix nicht den Registrierungs- und Akivierungswahnsinn der anderen Hersteller mitgeht. Nicht einmal die Eingabe einer Seriennummer ist notwendig. Immer wieder wohltuend...
Der Einstieg
Nach der Installation bieten beide Programme die Möglichkeit erst einmal ein Einsteiger-Video-Tutorial anzusehen, welches bei den ersten Schritten mit dem Programm hilft. Diese Videos sind gut gemacht, decken aber natürlich nicht die Programme in der vollen Tiefe ab. Hierfür muss man die Online-Hilfe zu Rate ziehen, da die gedruckten Dokumentationen ebenfalls nicht zu umfangreich ausgefallen sind.
Magix Music Maker Deluxe 2007
Der Magix Music Maker Deluxe 2007 ist offensichtlich eher für den (un)musikalischen Anfänger gedacht. Hiermit lassen sich auch von Laien aus den mitgelieferten Soundschnipseln Gema-freie Video-Untermalungen zaubern. Man muss nicht einmal wissen, was eine Tonleiter ist. Ein einfaches Nummern-System gibt an, welches Gitarrenriff mit welchem Basslauf kann. Der musikalische Schwerpunkt liegt dabei auf elektronischer Musik und Rock/Pop, jedoch finden sich in den mitgelieferten Sounddateien auch jede Menge andere Musikstile, die nicht unbedingt unprofessionell klingen. Wem das noch nicht reicht, der kann weitere Klangdateien direkt online kaufen (eine Online-Suche auf dem Magix-Server mit Warenkorb ist direkt in den Filebrwoser integriert). Da es jedoch im Netz auch jede Menge Gratisloops sowie sehr günstige Sampler-CDs gibt, muss man hier nicht unbedingt zugreifen. Außerdem wollen die mitgelieferten 3000 Loops auch erst mal erkundet sein.

Video-Support
Besonders praktisch ist der direkt Video-Import. Selbst das Capturing über eine Videokarte oder den Video-Input der Grafikarte ist mit diesem Programm möglich. M2t-Dateteien wollte das Programm allerdings bei uns nicht verdauen. Die Bearbeitung erfolgt wie in einem Videoschnittschnitt-Programm: Einfach den Videoclip auf die Timeline legen und in der Vorschau Video einstellen. Es werden sogar einzelne Videoeffekte aus Video Deluxe mitgeliefert, wodurch sich das Programm durchaus auch für kleinere Schnittjobs missbrauchen lässt.
Auditiv
Doch einen echten Vorteil gegenüber (günstigen) Schnittprogrammen spielt das Programm natürlich im Audio-Bereich aus. Hier glänzt es mit professionellen Effekten, die jedoch leicht von Anfängern bedient werden können, weil für alle möglichen Fälle entsprechende Presets zur Verfügung stehen. Dabei finden sich nicht nur Hall oder Kompressor im Lieferumfang, sondern wirklich viele Effekte, die man aus dem professionellen Studio-Umfeld kennt. Einfach den gewünschten Effekt auf den Clip ziehen und schon wird er hörbar. Das Programm wird auch mit einer Menge virtueller Instrumente ausgeliefert, jedoch müssen einige davon erst gegen Gebühr aktiviert werden. Das ist jedoch nicht so tragisch, denn wer sich tatsächlich darauf einlässt mit einer Gitarre oder einem Midi-Keyboard einzelnen Tracks einzuspielen, wird wahrscheinlich eher zur Konkurrenz aus dem eigenen Hause greifen, bei der die Vital-Instruments uneingeschränkt nach der Installation funktionieren...
Magix Music Studio Deluxe 2007
Music Studio 2007 Deluxe dürfte vor allem Anwender begeistern, die bereits erste Kontakte mit computerbasierten Tonstudios geknüpft haben und über ein gewisses musikalisches „Grundtalent“ verfügen. Denn dieses Programm arbeitet nicht pattern- sondern spurbasiert und verfolgt somit die klassische Sequenzer-Idee der frühen Jahre. Genauer gesagt bildet es praktisch ein komplettes Mehrspur-Tonstudio mit allen Facetten ab. Gegenüber den Vorgänger-Versionen sind nun endlich Midi-Sequenzer und HD-Recording-Programm zusammengewachsen, was unter einer Einheitlichen Oberfläche richtig Laune macht. Magix versteckt auch nicht mehr den Ursprung des Programms vor seinem Anwender: Das gesamte Softwarepaket basiert auf der professionellen Samplitude-Technologie aus dem gleichem Haus. Zusammen mit den vielen mitgelieferten virtuellen Instrumenten ergibt das ein wahres Feuerwerk an Möglichkeiten, an die man sich erst einmal herantasten muss.

Die Bedienung dürfte vielleicht blutige Anfänger überfordern, dafür sollten sich Profis sofort zurecht finden. Mix-Sends, Objekt-Automation und Mastering-Effekte lassen wirklich kaum Wünsche offen. Dazu klingen die virtuellen „Vital-Instruments“ richtig gut. Wem das nicht der reicht, der kann über den mitgelieferten Sample-Player auf tausende kostenlose Instrumente aus dem Netz zurückgreifen. Für das Einspielen von E-Gitarren gibt es einen virtuellen Gitarrenverstärker, der ebenfalls nicht schlecht klingt. Oder Kurz gesagt: Alles, womit man bisher noch ein Programm wie Cubase oder Logic aufmotzen musste, ist hier im Paket schon mit drin. Und das für gerade mal 70 Euro. Gegenüber früheren Versionen gelang es uns auch mit einer Terratec Phase 26 timingstabil sowohl Midi- als auch Audio Spuren mit ziemlich niedriger Latenz (<10ms) einzuspielen, ohne dass es zu Problemen kam. Wer also den Sprung in eine professionellere Musiker-Liga plant, kann mit diesem Paket nicht viel falsch machen.
Allerdings bietet der Musik Maker leider keine direkte Videounterstüzung. Aber immerhin kann er die Tonspur von AVI-Dateien neu schreiben, was in manchen Fällen zur Nachvertonung ausreichen kann. Denn durch diese Funktion kann er prinzipiell auch von externen Programmen als Audio-Editor eingebunden werden.
Fazit
Dieser Kurz-Test kann keinem der beiden Programme wirklich gerecht werden. Schon die Möglichkeiten des Music Maker 2007 sind so zahlreich, dass sie sich nicht mal schnell in einem Testbericht abhandeln lassen. Wer sich zum Vollblut-Musiker berufen fühlt findet dagegen noch mehr Optionen im neuen Musik Studio 2007, das sich gegenüber der Vergängerversion richtig rund anfühlt. Unter Linux kann man sich eine ähnliche Funktionsvielfalt mit vielen Einzelprogrammen zwar kostenlos zusammenstellen, findet dann aber nichts unter einer Oberfläche vor. Auf dem Mac ist am ehesten Garage Band mit Music Maker zu Vergleichen, als Konkurrent zu Music Studio könnte man vielleicht Logic Express sehen, dass jedoch spürbar teuerer (ca. 300 Euro) und mit weniger Funktionen ausgestattet ist. Und unter Windows kann Music Maker 2007 auch mit deutlich teureren Programmpaketen von Cubase und Konsorten anstinken, weil sich viele sinnvolle (!!) Extras im Lieferumfang befinden. So viel Musiksoftware unter einem Hut gab es jedenfalls bisher unter Windows noch nie für so wenig Geld. Daher Hut ab...