Test Kleine Cine-Kamera (nicht nur) für Vlogger - Die Bildqualität der Sony Alpha ZV-E1

Kleine Cine-Kamera (nicht nur) für Vlogger - Die Bildqualität der Sony Alpha ZV-E1

Die Sony Alpha ZV-E1 besitzt ein ähnliches Innenleben wie die bewährte Alpha 7 S III - bei einem deutlich geringeren Preis. Doch gibt es dafür auch weniger Bildqualität?

// 17:39 Mo, 8. Mai 2023von

Wenn man die Sony ZV-E1 das erste Mal aus der Packung hievt, bekommt man vor allem aufgrund der Größe den Fortschritt zu spüren. Es gab zwar schon (beispielsweise mit der Sigma fp-Serie) ähnlich kompakte Vollformat-Kameras mit Wechseloptik, jedoch noch keine derart kleinen Fullframe-Modelle, die auch für anspruchsvolle Filmer einen geeigneten Funktionsumfang anbieten.



Die Hardware-Basis ist dabei zeitgemäß: Verbaut ist ein 12 Megapixel-BSI-Sensor mit nativer 4K-Auflösung, der bereits in der bewährten Sony Alpha 7 SIII zu finden ist und sich durch besonders große, "cinematische" Sensel (über 8 µm Kantenlänge) auszeichnet.



Mit diesem Sensor ist in der ZV-E1 eine Aufzeichnung mit bis zu 4K60p bei 10 Bit 4:2:2 in S-Log3 möglich. Zudem sollen 4Kp120 bei 10 Prozent Sensorbeschnitt in naher Zukunft mit einem Firmwareupdate freischaltbar sein. Gegenüber "traditionellen" Cinekameras gibt es sogar einen potenten Autofokus mit KI-basiertem Echtzeit-Tracking sowie eine Sensor-Stabilisierung.



Die Sony Alpha ZV-E1
Die Sony Alpha ZV-E1


Im Vergleich zu der äußerst bauähnlichen Alpha 7 S III wurde das Gehäuse stark geschrumpft - gerade mal 121,0 x 71,9 x 54,3 Millimeter bei einem Gewicht von 483 Gramm. Was allerdings auch dazu führt, dass man der Kamera an heißen Tagen bei langen Aufnahmen gelegentlich eine Hitzepause gönnen muss.



Dafür wurden gegenüber einer Alpha 7 SIII noch moderne Vlogging-Eigenschaften hinzugepackt, um die Kamera für den neuen Kundenkreis der Youtuber und Streamer noch attraktiver zu machen. So kann Sony ZV-E1 auch als Webcam fürs Live-Streaming agieren und dabei beispielsweise "auto-framen". Der Touchscreen ist klappbar und bietet tiefe Menüs sowie großflächige Touchbuttons für Standard-Parameter. Dazu gibt es auf dem Gehäuse einige frei belegbare Funktionstasten.



In diesem Artikel wollen wir allerdings vor allem klären, ob die Bildqualität den hohen Erwartungen standhalten kann. Und dafür wollen wir einmal näher unter die Haube blicken:





Aufnahmeformate auf einen Blick - Sony ZV-E1

Die Sony ZV-E1 zeichnet maximal 4K 10 Bit 4:2:2-Videos mit voller Pixel Auslesung ohne Pixel-Binning mit bis zu 600 Mbps (4:2:2 10 Bit, H.264, All-I) auf - allerdings nur in UHD mit 3840 Pixeln. 4K-DCI mit 4096 Pixeln bleibt wohl weiterhin den speziellen Cine-Modellen vorbehalten. Über Sonys Creators Cloud lässt sich die Kamera zusätzlich auf 120p "updaten", bei denen noch ca. 90% der Sensorfläche genutzt wird. Für den cinematischen Einsatz stehen die üblichen S-Cinetone sowie S-Log Einstellungen bereit.







Rolling Shutter - Sony Alpha ZV-E1

Die Rolling Shutter Zeiten der Kamera sind kaum zu bemängeln und liegen durchgängig unter 10 Millisekunden.


Bei voller Sensorauflösung haben wir 9,5ms von 24-60p gemessen. Schaltet man den digitalen Stabilisator hinzu, so verbessern sich die Zeiten auf 8,6 ms (aktiv) bzw. 6,7 ms (dynamisch aktiv). Für einen Fullframe Sensor sind dies Mitte 2023 sehr gute Werte.





4K-Debayering Sony Alpha ZV-E1


Da der Bildsensor sogar 4.240 Horizontal-Sensel besitzt, stünde technisch einer DCI 4K-Aufzeichnung nichts im Wege. Doch auch für eine 4K-UHD-Aufzeichnung erweisen sich diese zusätzlichen Sensel als äußerst hilfreich und können durch entsprechendes Oversampling die Debayering-Qualität noch etwas erhöhen:



 Sony Alpha ZV-E1 - Readout 4,2K, Record 4K UHD 24-60fps
Sony Alpha ZV-E1 - Readout 4,2K, Record 4K UHD 24-60fps


Das Debayering gelingt dabei nicht perfekt, jedoch werden die üblichen Bildfehler eines 1:1 Sensor-Readouts immer stark zurückgedrängt. Das geringe Overprovisioning von 4,2K-Auslesung für eine 3,8K Aufzeichnung sorgt hier bereits für eine deutliche Verbesserung.



Will man neben dem bewegten Sensor auch noch eine digitale Stabilisierung nutzen, so muss man ein paar Randpixel opfern, was das Debayering dann wieder verschlechtert. In der wahrscheinlich am häufigsten genutzten, "aktiven" Variante erzielt die ZV-E1 dann das folgende Ergebnis:



 Sony Alpha ZV-E1 - Readout ca. 3,8 K (?) mit IS, Record 4K UHD 24-60fps
Sony Alpha ZV-E1 - Readout ca. 3,8 K (?) mit IS, Record 4K UHD 24-60fps


Dies dürfte auch ungefähr der Bildqualität mit 120 fps ohne aktiven Stabilisator entsprechen, jedoch konnten wir mangels Firmware-Update die 120 fps noch nicht messen.





Dynamik - Sony Alpha ZV-E1

Um einen vergleichbaren Eindruck von der Dynamik zu bekommen, haben wir auch mit der Sony Alpha ZV-E1 unseren "Augen-Test" gemacht. Hierfür richten wir unsere Testkasten-Szene mit festem Weißabgleich auf 3200K ein. Dann tasten wir uns mit Blende und Belichtungszeit an eine Einstellung heran, in der die Haut unseres Puppenkopfes nicht mehr clippt und definieren diese Einstellung als ETTR-0. Von dieser Einstellung aus blenden wir sukzessive in Schritten von ganzen Blendenstufen ab (primär über die Belichtungszeit und dann - falls anschließend noch weiter notwendig - über ND-Filter oder Blendenring.)



Die hierbei entstehenden Aufnahmen bilden eine Blendenreihe mit jeweils einer zusätzlichen Blendenstufe "Unterbelichtung". Diese Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz und vergleichen diese Aufnahmen mit anderen Kameras.



In diesem Vergleich haben wir neben der Canon EOS R8 noch die "cinematische" Schwester EOS C70 sowie die Panasonic S5 II antreten lassen.











Erkenntnisse

* Trotz des kleineren S35-Sensors führt die Canon C70 weiterhin dieses Dynamiktestfeld an. Bei ETTR-8 zeigt die C70 noch das "brauchbarste" Auge, während die übrigen Vollformat-Modelle stärker abfallen. Die spezielle DGO-Technologie des C70 Sensors zeigt hier ein weiteres mal das hohe Dynamikpotential dieser speziellen Sensortechnik.



* Die Sony Alpha ZV-E1 besitzt trotz ihrer "Riesen-Sensel" kaum einen Dynamik-Vorteil gegenüber anderen typischen 6K-Vertretern in dieser Preisklasse. Bei interner 4:2:2 Aufzeichnung unterscheidet sie sich wenig von einer Canon R8 oder einer Panasonic S5 II. Allerdings beherrscht sie bis zu 4K60p bei voller Sensorauslesung und ihr H.265-Codec neigt nicht so schnell zur Blockbildung, wie der Codec der Panasonic S5 II.





Fazit Sensorverhalten - Sony Alpha ZV-E1

Aus messtechnischer Sicht darf man der Sony Alpha ZV-E1 ein sehr gutes Sensor-Verhalten attestieren. Mit relativ sauberem Debayering und Rolling Shutter Zeiten unter 10 ms bekommt man hier zeitgemäße Technik in einem extrem kompakten Gehäuse.


Bei der Dynamik erweisen sich allerdings die größeren Sensel überraschenderweise gegenüber aktuellen 6K-Modellen nicht mehr als besonderer Vorteil - bei einem 6K Sensor bekommt man darum meistens sogar noch ein etwas besseres Debayering geliefert. Dafür aber nicht immer 60p oder derart kurze Rolling Shutter Zeiten.



Gepaart mit der bewährten Autofokus-Technologie und der Sensorstabilisation ist die Sony Alpha ZV-E1 somit eine ernstzunehmende Cine-Kamera mit einem interessanten Preis-Leistungsverhältnis für den szenischen Einsatz. Sofern man mit den Hitze-Limitierungen leben kann, deren nähere Betrachtung nicht Teil dieses Artikels waren.



Wir haben für diesen Test eine Kioxia Exceria Pro 256 GB SD-Speicherkarte verwendet, die im Zusammenspiel mit der Sony Alpha ZV-E1 absolut unauffällig und problemlos funktionierte.



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