In unserem Praxistest haben wir uns die GoPro HERO 6 in diversen Action-Setups angeschaut und auch nochmal kurz mit der Hero5 verglichen. Wie schlägt sich die GoPro Hero6 und wo positioniert sie sich im aktuellen Actioncam-Markt?

Vorab unsere kurzer Praxis-Clip mit der GoPro Hero6 Black. Wir waren hier vor allem daran interessiert, wie die neue Stabilisierung bei unterschiedlichen „Vibrationssetups“ (Motorrad, Fahrrad, Board, etc... ) arbeitet. Entsprechend haben wir die maximal noch stabilisierte Auflösung bei der GoPro HERO6 gewählt: 4K UHD in 30p. Die ISOs sowie den Weißabgleich haben wir stets gelockt und auch mit festem Shutter - meistens um die 1/60 – aufgenommen. Nachträglich stabilisiert wurde nicht:
Bildstabilisierung
Die wohl für die meisten GoPro User wichtigste Neuerung dürfte in der elektronischen Bildstabilisierung der GoPro Hero6 (jetzt auch in 4K) gegenüber dem Vorgänger Hero5 (sowie mit Blick auf die aktuelle Action-Cam Konkurrenz) liegen. Und hier hat GoPro mit der Hero6 tatsächlich einen großen Schritt gemacht, der gerade im „Action-Umfeld“ enorm wichtig ist.
Wir sind mit unserem Rad über die gleiche Terrain-Strecke bei gleicher Montage mit der GoPro Hero5 und der Hero6 getobt. Der Vergleich GoPro Hero5 vs Hero6 offenbart hier in 4K 30p tatsächlich „Welten“ in Bezug auf die Videostabilisierung, (weil die Hero5 in 4K schlichtweg keine Stabi bietet) Hier unser kurzer Vergleichsclip Hero5 vs Hero6 bei 4K 30p:
GoPro hat bei der Videostabilisierung bei der Hero6 hervorragende Arbeit geleistet. Besonders beeindruckt waren wir von der Stabilisierungsleistung auf dem Fahrrad und zwar ganz gleich ob wir die GoPro Hero6 via Klemmschelle direkt am Rad montiert hatten oder auf dem Helm. Die Stabilisierungsleistung war trotz schwierigem Waldterrain und vergleichsweise hoher Geschwindigkeit ausgezeichnet.
Dies gilt ebenfalls für hochfrequente Vibrationen wie bei unseren Motorrad-Shots weiter oben zu sehen. Weder auf dem Helm mit starkem Winddruck noch direkt am Motorrad selbst kam die elektronische Bildstabilisierung der GoPro Hero 6 ins Straucheln – großes Lob an dieser Stelle an GoPro.
Im Hinterkopf sollte man hierbei behalten, dass bei entsprechenden elektronischen Stabilisierungsverfahren der Sensor etwas gecroppt wird.
Montage und Perspektiven
Das GoPro System hat seit seinen Anfängen 2004 einen langen Weg zurückgelegt und dürfte in Sachen Zubehör die reichhaltigsten Montage-Optionen aller am Markt befindlichen Action-Cams bieten. Ganz gleich, ob an Fahrrad-/Motorrad Rundrohren, auf zig Helmformen, Glasscheiben, auf Surf-, Snow-, Skate- oder Wakeboards, Hunderücken, Motorhauben, Mundhalterung (!) etc.

Und auch bei unserem kurzen Praxistest haben die von uns genutzten Montagen fehlerfrei funktioniert: Am Fahrrad an der Kettenstrebe, am Sattelrohr und am Lenker via Fahrradhalterung, am Motorrad mit einer Roll Bar Mount, an Fahrrad und Motorradhelmen mit den GoPro Klebeadaptern die selbst am Longboard auf dem rauen Griptape problemlos gehalten haben.

Diese Vielfalt in der Montagemöglichkeit stellt eine der ganz großen Stärken von GoPro dar – und dies auf unterschiedlichen Ebenen:
Für die meisten Montage-Wünsche findet sich im Zubehörbereich eine passende Lösung. Vor allem Profis dürften dieses System, was sich unseres Wissens nach über die einzelnen GoPro-Generationen hinweg nicht wesentlich verändert hat und seine Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt hat, zu schätzen wissen. (Dass GoPro für sein Zubehör teilweise Preise aufruft, bei denen uns der Atem stockt, steht nochmal auf einem anderen Blatt (auch der Markt an Drittherstellern ist gewaltig und wer nicht Original kaufen will, dürfte hier häufig auch fündig werden)).

Zum anderen fordern die vielen Montage-Optionen geradezu dazu auf, sich auf die Suche nach besonderen, verrückten oder spektakulären Perspektiven zu machen. Beste Voraussetzungen dem kreativen Spieltrieb und der Inszenierung des Ichs freien Lauf zu lassen: Zwei Treibkräfte die sicherlich auch mit zur großen Verbreitung der GoPros beigetragen haben.
GoPros sind somit extrem schnell montiert und einsatzbereit – mit dem neuen, bis zu 10m wasserdichten Gehäuse nochmals einfacher und bieten „spektakuläre“ POV-Aufnahmen bei vergleichsweise geringem Montage-Aufwand. Entsprechend findet sich eine GoPro bei vielen Kameramänner/frauen neben der A-Kamera mit in der Kameratasche.
Touchscreenbedienung
Die Touchscreenbedienung der Hero6 black dürfte vielen GoPro Usern von der Hero5 black bereits vertraut sein. Für uns eine insgesamt sehr gelungene Implementierung zumal der Hero6 Touchscreen nochmals reaktiver zu Werke geht als der Vorgänger.

Die für die Belichtung zentralen Funktionen finden sich bei den aktuellen GoPros im „Protune“ genannten Menü, in das man per Swipe nach links auf dem Touchscreen gelangt. Hier lassen sich dann feste Kelvins für den Weißabgleich, ISOs (min. und max), Verschlußzeiten etc. eingeben.

Auch wenn wir bei großen Kameras starke Verfechter von möglichst vielen externen externen Schaltern sind, verhält sich dies bei Action-Cams anders. Die Vorteile eines bis 10 m wasserdichten Gehäuses ohne Extra-Casing überwiegen in diesem Fall für uns klar. Umso effektiver, wenn zentrale Menüfunktionen so schnell und unkompliziert aufzurufen sind, wie bei den Gopro Hero5 und Hero6 Tochscreens.
Sprachsteuerung
Mit der GoPro Hero5 wurde erstmalig bei GoPro auch eine Sprachsteuerung eingeführt. Bei der Hero6 ist nun auch das Ein- und Ausschalten der Kamera hinzugekommen. Bei der Hero5 musste man noch per Hand auf den On/Off Schalter drücken (was man bei der Hero6 auch noch kann).
Wer sich mal einen Überblick der via Sprachsteuerung zu bedienenden Kamerafunktionen machen möchte, findet hier mal die deutschen Sprachbefehle in der Übersicht:
- GoPro Videoaufnahme starten
- GoPro HiLight*
- GoPro Videoaufnahme stoppen
- GoPro Foto machen
-GoPro Serienaufnahme machen
-GoPro Zeitraffer starten
-GoPro Zeitraffer stoppen
-GoPro Video-Modus
-GoPro Foto-Modus
-GoPro Zeitraffer-Modus
-GoPro Serienbild-Modus
-GoPro Ausschalten
-GoPro einschalten (nur mit HERO6 Black und Remo + HERO5 Black)
-Das war cool!*
(*Fügt während der Videoaufnahme ein HiLight Tag hinzu)
Die Sprachsteuerung funktionierte bei unseren Tests erstaunlich gut. Allerdings sollte man bei schwierigeren Umgebungsbedingungen hier keine Wunder erwarten. Vor allem bei starken Außen/Windgeräuschen oder beim Einsatz von Integralhelmen kommt die Sprachsteuerung an ihre Grenzen.
Zuverlässigkeit
In Sachen Zuverlässigkeit muss GoPro allerdings bei der Hero6 noch etwas nachlegen. Wir hatten im ersten Teil unseres Hero6 Tests ja bereits von einer „Montags-Hero6“ berichtet, die vorbildlich schnell von GoPro ausgetauscht wurde. Leider war auch die neue Hero6 nicht frei von Problemen bei unserem Praxis-Test. Zweimal hat sie mit stärkeren Bildfehlern aufgezeichnet und sich danach aufgehängt und war nur via Akku-Auszug neu zu starten. Wir vermuten dass hierfür die für GoPro wichtige Umstellung vom Ambarella auf den erstmalig selbst entwickelten Signalprozessor (GP1) verantwortlich ist.

Wer professionell mit der HERO6 unterwegs ist, dem raten wir derzeit eine Reserve-Aufzeichnung mitlaufen zu lassen. Das bedeutet zwar mehr Kameras im Einsatz aber auch mehrAusfall-Sicherheit – zumindest bis GoPro hier nachgebessert hat und die Hero6 vergleichbar stabil läuft wie die aktuelle Hero5, die bei uns ohne einen Absturz oder Fehlfunktion gearbeitet hat.
Akkus
Wir sind bei der Hero6 auf ca. 1,5 Stunden Akkulaufzeit bei überwiegend 4K 30p bei aktivierter Bildstabilisierung gekommen. Diese dürfte allerdings stark vom Einsatzbereich, dem gewählten Videoformat etc, abhängig sein. Um ganze Drehtage mit der Hero6 zu bestreiten sollte man entsprechend Akkus einplanen. Der Hero5 Akku ist mit dem Hero6 Akku kompatibel.
Das Laden der Akkus war über den USB-C Stecker unkompliziert. Wir haben ca. 2 Stunden für eine Akkuladung benötigt – ein recht guter Wert.
Fazit
GoPro hat mit der Hero6 black seine bislang kompletteste Actioncam präsentiert. Mit ihrer hervorragenden Stabilisierungsleistung bei max 4K 30p dürfte der Stabilizer der GoPro Hero6 die neue Meßlatte bei Actioncams stellen und mit 4K60p in H.265/HEVC setzt sich die Hero6 ebenfalls deutlich von der aktuellen Konkurrenz ab.
Hinzu kommen die gute und nochmals reaktivere Touchscreen und Sprach-Bedienung, die verbesserte Bildqualität und das umfangreiche Zubehörprogramm mit dem die Hero6 erfolgreich an beste GoPro Traditionen anknüpft. Wenn alles wie geplant funktioniert geht der von GoPro aufgerufenen Preis von 569,99 Euro in Ordnung – mehr Actioncam dürfte derzeit schwer für das Geld zu finden sein.
Wer allerdings nicht sofort eine Hero6 benötigt, darf auch noch getrost abwarten, bis GoPro die Hero6 stabiler zum Laufen bekommen hat. Bei uns haben 2 Hero6 Cams mal mehr mal weniger starke Macken gehabt. Wir vertrauen darauf, dass GoPro mit den nächsten Firmware-Updates hier für mehr Stabilität sorgt …
Unterm Strich hat die Hero6 das Zeug erneut die Referenz Action-Cam zu werden – Chapeau, GoPro.
Hier unser Testlaborvergleich zur Hero6 vs Hero5