DJI hat heute seine neue Mavic Air 2 Drohne vorgestellt und wir hatten vorab Gelegenheit zu einem ersten Praxistest. Mit der DJI Mavic Air 2 bietet erstmalig eine Drohne der Mavic-Familie Bildraten von max 50/60p bei 4K Auflösung. Hinzu kommt das D-Cinelike Farbprofile, mehr manuelle Einstellmöglichkeiten, ein neuer Controller und vieles mehr. Damit hat die Mavic Air 2 das Potential die beste aktuelle Mavic zu sein - hier unsere ersten Eindrücke der DJI Mavic Air 2:
Unser DJI Mavic Air 2 Praxistest startet wie gewohnt mit dem dazugehörigen Video (in 4K):
Geflogen sind wir bei recht windigen Verhältnissen. Alle gezeigten Aufnahmen wurden mit dem flacheren D-Cinelike Profil mit 4K/50p in H.265 aufgenommen (Ausnahme Quickshot). Schnitt und Farbkorrektur erfolgten in DaVinci Resolve 16 (das mit dem aktuellen Update deutlich besser mit H.265 Material klar kommt).
Zum Einsatz bei unserem Praxistest kam die Mavic Air 2 im Standard-Paket (849,- Euro), das keine ND-Filter mitbringt.

ND Filter finden sich hingegen beim Fly More Paket (1.049,- Euro) sowie ein Charging-Hub und 2 Extra-Akkus. Für bestmögliche Kontrolle empfehlen wir vor allem ND-Filter und damit auch das Fly More Paket.
Zum Vergleich hier auch nochmal unsere 2.7K Aufnahmen mit der Mavic Mini:
Videoqualität, 4K 50/60p, D-Cinelike
Im Vergleich zum Vorgänger „Mavic Air“ hat sich bei der neuen Mavic Air 2 einiges bei den Kamerafunktionen getan.

Verantwortlich hierfür dürfte vor allem die bessere Signalverarbeitung inklusive leicht gewachsenem CMOS-Sensor sein, der erstmalig in einer 1/2“ Größe daher kommt (zuvor 1/2.3“). Damit platziert sich die Mavic Air 2 von der Kamera-Sensorgröße her im aktuellen DJI Mavic-Lineup zwischen Mavic Mini (1/2.3“) und Mavic 2 Pro (1“).
Im Verbund mit dem 1/2“ CMOS Kamerasystem stehen bei der Mavic Air 2 erstmalig 4K-Videoaufnahmen mit max. 50/60p bei der DJI Mavic Familie zur Verfügung. Bisher musste man für 4K 60p zu den deutlich voluminöseren (und teureren) Phantoms im DJI-Regal greifen.

Beim Vergleich unseres Videomaterials zwischen der ultraleichten Mavic Mini, die bekanntlich max. 2.7K bei 30fps zur Verfügung stellt, und der neuen Mavic Air 2 mach sich die höhere 4K Auflösung der Air 2 deutlich bemerkbar. Vor allem bei Motiven mit feinen Details wie bei 90° Shots beim Überfliegen von Wald/Blattwerk löst das 4K/50p H.265 Material der Mavic Air 2 klar besser auf. Auch feine Aststrukturen lassen sich bei den Bildern der Mavic Air 2 deutlicher ausmachen. Wer also bei einer Entscheidung für eine neue kompakte Drohne zwischen der Mavic Mini und der Air 2 steht, erhält bei der neuen Air 2 spürbar mehr Auflösung (allerdings auch mit deutlich mehr Gewicht: Mavic Air 2 = 570g / Mavic Mini = 249g).
Bei unserem Test der Mavic Mini hatten wir u.a. flachere Bildprofile vermisst. Diese scheinen jedoch erst ab Mavic Air Niveau bei DJI verfügbar zu sein und die neue Mavic Air 2 macht hier keine Ausnahme. Wie beim Vorgänger steht jetzt auch bei der Air 2 das Farbprofil „D-Cinelike“ als moderat flaches Bildprofil zur Verfügung.

Wir haben unsere Testaufnahmen fast ausschließlich mit dem D-Cinelike Farbprofil aufgenommen und empfehlen es auch für all diejenigen, die etwas mehr Optionen in der Postproduktion zu schätzen wissen. Im Vergleich zur Mavic Mini ein klarer Fortschritt - im Vergleich zur Mavic 2 Pro allerdings nicht auf dem Niveau des D-Log Gamma-Profils. Letzteres scheint den 1“ Sensoren von Mavic 2 Pro und Phantom vorbehalten zu sein.
Ebenfalls verbessert hat DJI den Videocodec der Mavic Air 2 im Vergleich zum Vorgänger. Während die Mavic Air 1 noch ausschließlich H.264 verarbeitete, nutzt die Mavic Air 2 deutlich effektiveres H.265 (HEVC), das sich entweder als .Mov oder .MP4 File aufzeichnen lässt – und dies zusätzlich mit deutlich höherer Datenrate als bei der Mavic Air 1.

Die von uns aufgezeichneten Datenraten der neuen Mavic Air 2 stellen sich wie folgt dar: 4K 50p in H.265 wird mit 122 Mbit/s, 4K 25p in H.265 mit 101 Mbit/s. Für 4K 25p steht optional auch H.264 zur Verfügung, das ebenfalls mit ca.102 Mbit/s aufgenommen wird.
Damit lautet unsere Empfehlung klar: Wenn möglich H.265 nutzen, sofern der jeweilige Rechner H.265 halbwegs flüssig verarbeiten kann.
Im Gegensatz zur Mavic Mini verfügt die Mavic Air Klasse beim Thema Belichtungskontrolle über mehr manuelle Optionen. So lassen sich bei der Air 2 wie beim Vorgänger neben manuellen Weißabgleich (später auch bei Mavic Mini hinzugefügt) auch Verschlußzeiten manuell einstellen.

Für die manuelle Belichtungssteuerung stehen damit bei der Mavic Air 2 folgende Optionen zur Verfügung, die wir auch in unserem Testvideo ausgiebig genutzt haben: Für die Belichtung selbst vor allem ISO und Verschlußzeit (bei fixer Blende f2.8) und einer 24mm Brennweite (auf KB gerechnet). Für die Belichtungskontrolle lassen sich Zebra und Histogramm einblenden. Damit gruppiert sich die Mavic Air 2 auch von den manuellen Belichtungsfunktionen zwischen der Mavic Mini und Mavic 2 Pro. Bei letzterer stehen noch Blendenwerte für eine umfassende Belichtungssteuerung zur Verfügung.
Da die Mavic Air 2 wie die Mavic Mini über eine fixe Blende verfügt, empfehlen wir bei der Mavic Air 2 immer auch ND-Filter mit einzuplanen, um bei der Belichtungssteuerung mehr Optionen an der Hand zu haben.
Flugkontrolle, Quickshots und mehr
Wie der Vorgänger verfügt auch die Mavic Air 2 über diverse Anti-Kollisions-Sensoren vorne, hinten und auf der Unterseite. Im Gegensatz zur Mavic Mini, die keine entsprechende Sensoren bietet, kann man sich bei der Air 2 auch an schwierigeren Flugmanövern nahe am Motiv versuchen. Trotzdem sollte man sich auf keinen Fall blind auf das Anti-Kollisionssytem verlassen.

Bei unserem Test haben wir bei einem Landeanflug auf einer Lichtung einen Ast gestreift, den das Anti-Kollisions-System nicht erkannt hatte. Die Mavic Air 2 stürzte daraufhin einige Meter ab, fing sich jedoch knapp über dem Boden wieder – ein ziemlich beeindruckender Stunt, der uns auch gezeigt hat, wie robust das Navigationssystem der Mavic Air 2 mit Stresssituationen umgehen kann. Also Achtung - feingliedrige Hindernisse können auch mal übersehen werden.
Unsere Erfahrung nach funktionieren die Anti-Kollisions-Systeme besonders gut an großflächigeren Hindernissen. Vor allem bei Flugszenarios, bei denen man den Abstand vom Boden aus oder von der Videoübertragung nicht mehr sicher genug bestimmen kann, machen entsprechende Anti-Kollisions-Systeme Sinn. Wer z.B, Detailaufnahmen in großer Höhe benötigt oder als Solo-Operator Active-Track Aufnahmen anfertigen muss, ist sicherlich gut mit einem entsprechenden Anti-Kollisions-System beraten. Man sollte aber auf jeden Fall auch dessen Grenzen kennen und sich nie blind darauf verlassen.

Die Flugeigenschaften und die Gimbal-Funktionen der Mavic Air 2 sind – wie gewohnt von DJI - über jeden Zweifel erhaben. Selbst bei unseren Testaufnahmen mit recht kräftigem Seitenwind hatten wir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, über zu wenig Kontrolle zu verfügen.
Im Sportmodus erreicht die Mavic Air 2 bis zu 19 m/s was recht flotten ca. 70 km/h entspricht.
Beim neu entwickelten Flightcontroler der Mavic Air 2 hat DJI gute Arbeit geleistet. Auf den ersten Blick fällt der große Schieberegler für die drei Flugmodi „Tripod“, „Normal“ und „Sport“ auf (bei der Mavic Mini musste man hierfür in die Menüs der Fly-App tauchen).

Darüber hinaus bietet die neue Fernsteuerung der Mavic Air 2 eine komplett neu entwickelte Handy-Aufnahme die wesentlich besser funktioniert, als die bisherigen seitlichen Klemmbacken: Ähnlich wie bei vielen Handy-Stativ-Halterungen wird das Smartphone hier von der Seite an den Controller gepresst. Damit bleiben die Schnittstellen am Handy frei und das Verbindungskabel muss nicht mehr durch die Klemmbacken geführt werden.

Bei unserem Samsung Galaxy S9 Plus resultiert dies in einen deutlich besseren Sitz des Smartphones am Controller und auch das Verbindungskabel sitzt trotz voluminöser Handy-Schutzhülle viel besser am USB-C Port. Ziemlich Klasse gemacht.
Zu den weiteren Controller-Funktionen zählen: Fn-Button für das Einschalten des zusätzlichen LED-Lichts an der Mavic Air 2, Auto-Return-Button, Foto-/Video Auslöser sowie ein Drehrad für die Kameraneigung. Wie bei anderen DJI-Controllern lassen sich die Sticks für die Steuerung im Gehäuse transportieren.
Da wir mit Beta-Software bei der Mavic Air 2 unterwegs waren, standen einige Funktionen noch nicht vollumfänglich zur Verfügung. Probleme hatten wir bei der Aktivierung diverser QuickShot-Funktionen, weshalb es in unserem Video auch nur den einen QuickShot am Ende zu sehen gibt.
Grundsätzlich empfehlen wir jedoch eher an der eigenen Flug-Kompetenz zu arbeiten, als sich zu sehr auf die Automatik-Modi zu verlassen. Für Fluganfänger sind die QuickShot-Funktionen hingegen ein bequemer Weg, schnell zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen.
Akku
Neu entwickelt wurde ebenfalls der Akku der Mavic Air 2, der jetzt über 3.500 mAh (40 Wh) verfügt und damit lt. DJI mit bis zu 34 Minuten der Air 2 die längste Flugzeit aller Mavics beschert.

Wir haben knapp 30 Minuten im On/Off Betrieb gestoppt - ein hervorragender Wert für die Mavic Air 2.
Vergleichsweise schnell ist der Akku auch wieder geladen (ca. 120 min.). Wer länger als eine halbe Stunde fliegen möchte, sollte jedoch an Ersatzakkus denken.
Fazit
Mit der Mavic Air 2 bringt DJI einen Nachfolger für die Mavic Air 1, dessen Funktionsumfang spannende Neuerungen mitbringt. Highlights für uns stellen vor allem die neue 4K/60p Funktion dar, die sich damit erstmalig in einer kompakten Mavic findet, der komplett neu designte Controller mit verbesserter Handy-Aufnahme sowie das moderat flache D-Cinelike Profil zusammen mit der guten 4K-Auflösung.
Mit dem gebotenen Funktionsumfang und ihrem Preis von 849,- Euro in der Standard-Version (1.049,- Euro für Fly-More-Paket) positioniert sich die Mavic Air 2 ziemlich perfekt zwischen Mavic Mini und Mavic 2 Pro/Phantom.
Wer von der Mavic Mini her kommt und upgraden möchte, sollte sich jedoch überlegen, ob er nicht gleich zur Mavic 2 Pro mit deutlich mehr Funktionsumfang und qualitativ noch hochwertigerem 1“ Sensor inkl. D-Log und Blendensteuerung greift.
Wer hingegen in den Drohnenflug einsteigen möchte, hat nun zwei qualitativ gute Optionen im DJI-Portfolio zur Auswahl: Die ultraleichte Mavic Mini, die mit weniger Flugbeschränkungen punktet oder die Mavic Air 2, die nochmal spürbar mehr Bildqualität für 4K Projekte mitbringt.