Vorab wie stets unser Testclip mit Janina, den wir an einem sonnigen Tag in Berlin aufgenommen haben.
Wir schauen uns hier 8K 12 Bit RAW 50p, das neue S-Raw, 4K 10 Bit Fine sowie 4K 10 Bit Standard, die Stabilisierungsleistung freihand sowie unterschiedliche Farbprofile an.
Canon Log 2 und Hauttöne
Canon Log zählt unserer Erfahrung nach (neben Arri Log) zu den am einfachsten manuell zu gradenden Log-Formaten und die Canon EOS R5 Mark 2 bildet hier keine Ausnahme.

Ganz gleich ob man komplett manuell, mit Filmkonversionen oder mit offiziellen Canon Luts arbeitet – das Canon Log Material produziert bemerkenswert schnell gute Hauttöne und dies über einen recht großen Bereich unterschiedlicher Lichtverhältnisse sowie Hauttontypen. Für uns einer DER großen Pluspunkte von Canons Colorscience. Mit anderen hochwertigen Log-Formaten kommt man zwar ebenfalls zu sehr guten Ergebnissen – doch unserer Erfahrung nach ist der Weg dahin bislang noch etwas länger.

Bei unserer Eingangsequenz mit Janina lässt sich recht gut absehen, auf welch hohem Niveau die Hauttonwiedergabe der Canon EOS R5 Mark II arbeitet.
Bereits mit den offiziellen 709 Luts von Canon gelangt man ohne weitere Korrektur zu sehr guten Hauttönen:

Doch auch manuelle Farbkorrekturen gehen sehr schnell von der Hand unter Beibehaltung nuancierter Hauttonabstufungen:

Mit Canon Log 2 hält jetzt (endlich) auch das professionelle Log-Format aus der Cinema EOS Linie in Canons DLSM Portfolio Einzug, was in unseren Augen mehrere Vorteile mich sich bringt: Zum einen ermöglicht Canon Log 2 gerade auch in den Nicht-Raw Formaten die Abbildung eines höheren Dynamikumfangs und zum anderen lässt sich die EOS R5 Mark II so leichter in Cinema-EOS Workflows mot Canon Log 2 integrieren.
Wer also beispielsweise bereits mit einer C70/C80, C300/C400 etc. unterwegs ist und eine stabilisierte Hand- (oder Fotokamera) für Aufnahmen „zwischendurch“ noch zusätzlich benötigt, erhält hier eine entsprechende Option. Gespannt sind wir in diesem Zusammenhang auf erste Erfahrungswerte, wie gut sich die Canon EOS R5 Mark II als B-Cam zu Cinema EOS Kameras von Canon schlägt – insbesondere welche Formate hier am besten miteinander harmonieren.

Beim Thema Hauttonwiedergabe bleibt sich Canon auch bei der Canon EOS R5 Mark II treu und liefert hervorragende und vor allem leicht abrufbare Qualität ab.
8K 50/60p RAW und S-RAW
Canon war der erste DSLM-Hersteller, der internes 8K RAW mit der Canon EOS R5 angeboten hat – allerdings war die 8K RAW Aufnahme auf maximal 30p begrenzt (bei der EOS R5C 8K 50/60p nur mit externer Stromzufuhr für den AF-Betrieb).
Die neue R5 Mark II geht hier nun einen Schritt weiter und stellt interne 12 Bit 8K RAW 50/60p (RAW Light) Aufzeichnung ohne Einschränkung zur Verfügung. Auf unserem Redaktions MacBook Pro liessen sich die 8K RAW 25p (Standard Raw) Aufnahmen ohne dropped Frames in unserem 4K Projekt bearbeiten. In 8K Projekten lässt sich 8K Raw 25p knapp in Echtzeit abspielen.
Hier schlägt dann die Stunde des neuen SRAW, dass sich erstmalig als Videoformat in der Canon EOS R5 Mark II findet und das in maximal 4K 50/60p aufgezeichnet werden kann.

Hierbei wird ebenfalls der Sensor in Vollformat ausgelesen – allerdings mit weniger Zeilen, die dann interpoliert werden. An Stelle der stattlichen 2600 Mbps von 8K Raw Light 50p tritt hier nun 4K 50p SRAW mit ca. 700 Mbps.
Im slashCam Meßlabor haben wir auf unseren Charts zwar deutlich den Unterschied zwischen RAW und SRAW sehen können – in der Praxis halten sich die Unterschiede jedoch in Grenzen. Um die Unterschiede zwischen RAW und SRAW auszumachen, musste wir bei unseren Testshots mit Janina in den Pixelpeeping Modus bei rund 600% Vergrösserung wechseln, wo wir dann stärkeres Moirée bei SRAW wahrnehmen konnten.
Vermutlich ist es zwar keine schlechte Idee - je nach Motiv - vorab Testaufnahmen zu machen, ob ggf. eine stärkere Moirée-Gefahr besteht – aber zumindest bei unseren Aufnahmen hat sich das neue SRAW durchaus bewährt. Zusätzlich haben wir uns das SRAW Material auf der 4K-Timeline auch im direkten Mix mit dem 8K Standard Raw Material angeschaut. Hierbei liessen sich RAW und SRAW ohne Probleme oder sichtbaren Qualitätsunterschied mischen.

Wie bei Raw Light stehen für SRAW alle RAW Entwicklungswerkzeuge in DaVinci Resolve zur Verfügung. Hierzu zählen also die unterschiedlichen Decode-Optionen, Weißabgleich, Farbraum und Gamma, ISO, Sharpness und vieles mehr. Wer also keine 8K Auslösung benötigt, viel Datenrate sparen möchte und trotzdem maximale Flexibilität in der Postprodutkion zu schätzen weiss, findet im neuen SRAW Format eine mögliche Option.
Dual Pixel AF und manueller Fokus
Wir haben unsere Testshots mit Janina in Bewegung vor allem mit aktiviertem Dual Pixel AF mit Face und Eyetracking aufgenommen. Canons Dual Pixel AF gehört nach wie vor zu den besten AF-Systemen am Markt und auch bei der neuen Canon EOS R5 Mark II überzeugt die AF-Implementierung.
§canonR5IIAF3: Dual Pixel AF mit hoher Zuverlässigkeit
Wir hatten während unserer Testaufnahmen nicht eine Fehlfokussierung was für die hohe Zuverlässigkeit des R5 Mark II AF-Systems spricht.
Bei der manuellen Fokussierung stehen sowohl Peaking als auch Canons bekannte und von uns auch sehr geschätzte Fokus Assist Funktion zur Verfügung.
Für bestmögliche manuelle Kontrolle empfehlen wir den Fokusdrehring auf linearen Betrieb zu stellen, was im Canon Menü „mit Drehwinkel verknüpft“ heisst.
Sehr gut gefällt uns im manuellen Fokusbetrieb, dass sich die Gesichts-/bzw. Augenerkennung dazuschalten lässt und so auch beim manuellen Fokussieren einfach auf das Auge der Person vor der Kamera fokussiert werden kann.
Den Cinema EOS Systemen ist allerdings die zuschaltbare Suchervergrösserung während der Aufnahme vorbehalten – wer also noch mehr Kontrolle (im AF wie im MF Betrieb benötigt, muss hier zur EOS R5C oder C70/C80 oder zu einem externen Monitor greifen),
False Color, Waveform und Weißabgleich
Erstmalig in der R5 Serie findet sich bei der Canon EOS R5 Mark II jetzt auch eine False Color Funktion sowie ein einblendbarer Waveformmonitor integriert – was wir beides sehr begrüßen. Zusammen mit Canon Log 2 integriert sich die R5 II bei den Videofunktionen damit ein Stück besser in Cinema EOS Workflows.

Allerdings zeigt sich die Implementierung von False Color in der Praxis – ähnlich wie der hier schon häufiger abgesprochene Weißabgleich – recht umständlich. So lässt sich False Color weder aktivieren wenn eine Monitor-Lut eingeschaltet wurde, noch wenn Peaking aktiviert wurde - was unserer Meinung nach wenig Sinn macht. Viele dürften ihr Log-Material mit einer 709 Monitor-Lut begutachten und diese zunächst zu deaktivieren, um dann False Color nutzen zu können, scheint uns unnötig kompliziert, zumal wir keinen Weg gefunden haben, die Monitor-Lut-Funktion als One-Button-Push Shortcut auf einen Userbutton zu legen.
Schade, denn so raubt die False Color Funktion bei Log-Aufnahmen + Monitor Lut unnötig Zeit. Wird hingegen nicht in Log + Monitor Lut aufgenommen, lässt sich False Color per Button Shortcut relativ problemlos dazuschalten (sofern man Peaking ebenfalls auf einen User Button gelegt hat und dieses zuvor deaktiviert).
Hier – wie auch beim Weißabgleich oder der nicht während der Aufnahme zuschaltbaren Suchervergrösserung - zeigt sich bei der Bedienung der Canon EOS R5, dass sie nach wie vor in erster Linie für Fotografen entworfen wurde. Bei der Canon EOS R5C gibt es alle hier genannten Einschränkungen nicht.
Akku- und Hitzemanagement
Bei unserem knapp 1-stündigem Dreh mit Janina hatten wir im On-/Off Betrieb der EOS R5 Mark II keine Hitzewarnungen. Um sowohl das Hitze- als auch das Akkumanagement genauer betrachten zu können, haben wir in der Redaktion bei Raumtemperatur dann nochmal Nonstop Aufnahmetests durchgeführt.

Zunächst haben wir die Automatische Abschalttemperatur in der Standardeinstellung belassen. Bei der Nonstop 10 Bit 4K (Fine) 25p Aufnahme hatten wir dann nach 30 Minuten einen Warnhinweise und nach weiteren 10 Minuten hat sich die Kamera selbst abgeschaltet.
Danach haben wir den gleichen Test nochmal mit hoher automatischer Abschalttemperatur durchgeführt und hatten nach 40 Minuten die erste Warnung. Nach insgesamt 1 Stunde und 18 Minuten war der frisch geladene Akku aufgebraucht, ohne dass es zu einer Hitzeabschaltung gekommen wäre.
Für die Praxis würden wir bei der EOS R5 Mark II mit ca. 1 Stunde Aufnahmezeit inkl. etwas Reserve am Stück planen. Für längere Nonstop Videoaufnahmen raten wir zu externen Aufnahmen via Monitorrekorder.
Die Akkuleistung geht für den relativ hohen Pixelaccount der R5 II in Ordnung. Wer längere Laufzeiten am Stück benötigt, findet unterhalb der EOS R5 Mark II im Canon Porfolio die mit sehr guter Akkuleistung aufwartende Canon EOS R6 Mark II (2,5 Stunden von uns gemessen) oder oberhalb die R3, bzw. die R1 oder C70/C80 die alle über deutlich mehr Nonstop Aufnahmezeiten verfügen sollten.
Für uns ein weiterer Fingerzeig in Richtung primärer Anwendung der Canon EOS R5 Mark II, die wir bei Bewegtbild vor allem im hochqualitativen Kurzform-Segment (Musikvideo, Promo-Clips, Werbung) und ansonsten natürlich auch stark in der Fotografie sehen und weniger bei Longform (Reportage, Doku, etc.)
Stabilisierung
Bei der Stabilisierung haben wir im Eifer des Gefechts diesmal etwas enger geframt, als sonst - aber vielleicht auch mal ganz interessant zu sehen, wie die Stabilisierung bei etwas closeren Shots funktioniert.

Bei unserem Stabilisierungsshot haben wir in 10 Bit 4 K Fine mit 25p aufgenommen und hatten sowohl die optische Stabilisierung des RF 24-70MM F2.8L IS USM als auch die elektronische Stabilisierung (IS) aktiviert, die mit einem leichten Crop arbeitet. Letztere in der Standardeinstellung, was unserer Meinung nach die beste Kombination aus bester Stabilisierungsleistung bei guter Bildqualität ermöglicht.
Die optische Bildstabilisierung im Objektiv arbeitet bei Canon (falls vorhanden) stets mit der Sensorstabilisierung zusammen. Canon verfügt über ein bemerkenswert häufig mit optischer Bildstabilisierung versehenes Objektivportfolio – das von uns hier genutzte RF 24-70MM F2.8L IS USM ist da ein gutes Beispiel. Die Stabilisierung frei Hand gehaltener Aufnahmen im Laufen bewegt sich entsprechend auch auf hohem Niveau – allerdings sieht man an den Bildrändern gelegentlich etwas wabernde Ecken.
Diese typischen Stabilisierungsartefakte waren beim Vorgänger - der Canon EOS R5 - deutlich stärker ausgeprägt. Siehe hierzu auch unseren Artikel + Clip IBIS vs EIS: Warum Sensorstabilisierung (IBIS nicht immer die bessere (Kamera)Wahl ist).
Letztlich hängt es recht stark vom jeweiligen Usecase ab, wie man die Stabilisierung einsetzen möchte. Ambitionierte Filmemacher sind unseren Tests nach bei der EOS R5 II bei Aufnahmen im Gehen nach wie vor am besten mit einem Gimbal bedient oder mit der EOS R5C im Kombination mit einem stabilisierten Objektiv und individuell in der Post angepassten Stabilisierung.
Soll hingegen nicht mit der Kamera gelaufen werden oder sie nur für kurze „Moves“ bewegt/geführt werden, leistet die Sensorstabilisierung im Kombination mit der optischen Stabilisierung sehr gute Dienste. Auch wenn mit längeren Brennweiten aus der Hand gefilmt werden soll, würden wir eher zur Sensorstabilisierung greifen – sind hingegen eher weitwinkelige Ausschnitte gefragt, tendieren wir zu rein optisch stabilisierten Systemen (und mehr Kameragewicht).
Eye Control AF
Zugegeben – Canons Eye Control AF ist ausschließlich für fotografische Anwendungen gedacht. Doch er stellt unserer Meinung nach ein echtes Alleinstellungsmerkmal bei Canon DSLMs dar – weshalb wir ihn hier zumindest kurz erwähnen wollen.

Die Meinungen im Netz zu Canon Eye Control AF sind sehr unterschiedlich und rangieren von kompletter Ablehnung bis hin zur gefeierten Innovation. Unserer Erfahrung nach hat die Eye Control AF Funktion das Potential für beides: Sie kann stören aber auch ein echter Timesaver sein.
Bemerkenswert performant empfanden wir den Eye Control AF in Verbindung mit der Gesichtserkennung und dem halbgedrückten Auslöser als „Lock-On“ oder Tracking Funktion. Bewegt man sich in einer Gruppe von Menschen und will einzelne Gesichter gezielt selektieren und mit dem AF tracken, kennen wir aktuell keine schnellere Methode als den Eye Control AF von Canon. Hierbei schaut man einfach aus das Gesicht, das man tracken möchte und sobald die Gesichterkennung das Gesicht erkannt hat, trackt man es mit halbgedrückten Auslöser und fotografiert mit vollem Durchdrücken. Hierbei lässt sich enorm schnell von Gesicht zu Gesicht wechseln – viel schneller als man das mit einem Joystick oder einer Touchfläche könnte – beeindruckend. Aber wie gesagt ausschließlich für Fotografie nutzbar.
Und hiermit endet dann auch unser kleiner Foto-Exkurs.
Fazit
Mit der EOS R5 Mark II integriert Canon seinen professionellen Vollformat-Allrounder besser in Cinema EOS Video Workflows. Entscheidende Neuerungen sind hier Canon Log 2, 8K 50/60p Raw ohne externe Stromversorgung, das neue, platzsparende SRAW sowie Waveform und False Color Funktionen. Beeindruckt sind wir (erneut) von der hohen Qualität der 8K RAW Aufnahmen und der gelungenen Colorscience Implementierung der R5 Mark II, die sich durch besonders einfach abzurufende, hochwertige Hauttonwiedergabe auszeichnet.
Im Bewegtbildeinsatz sehen wir die Canon EOS R5 Mark II vor allem prädestiniert für hochwertige Kurzformprojekte wie Promotion-Clips, Werbung, Musikvideo, Social Media, Fashion-Clips etc. sowie als B-Cam für Cinema-EOS Setups, wo Canon Log 2 zum Einsatz kommt und zusätzlich B-Role oder handgehaltene Aufnahmen anstehen. Und auch wer seinen Schwerpunkt bei der Fotografie hat und nur gelegentlich hochwertiges Videomaterial benötigt, wird mit der Canon EOS R5 Mark II sehr gut bedient.
Dass Canon die EOS R5 Mark II letztlich dann doch etwas näher an der Fotografie als am Bewegtbild positioniert, macht sich – neben der Beibehaltung der EOS R5C im Canon Portfolio - dann vor allem bei der Bedienung bemerkbar: Weißabgleich und False Color (bei aktivierter LUT oder Peaking) bleiben etwas umständlich zu aktivieren, keine Fokusvergrösserung während der Aufnahme und auch wer ein hochwertig downgesampeltes 4K 60P benötigt, dürfte bei der EOS R5C oder der C70/C80 besser aufgehoben sein.
Preis und Verfügbarkeit
Die Canon EOS R5 Mark II ist ab sofort zu folgenden Preisen verfügbar.
EOS R5 Mark II Body = 4.799,00€ UVP
EOS R5 Mark II Body & RF 24-105 F4 L IS USM = 6.099,00€ UVP