Test Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC)

Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC)

Mit dem seit kurzem frei verfügbaren Firmwareupdate 1.0.3.1 hebt Canon seine Cinema EOS S35 Entry-Kamera EOS C70 in die Riege der intern RAW-fähigen Kameras. Damit verfügt die Canon EOS C70 nun neben den bereits bekannten Pro-Funktionen wie interne ND-Filter, XLR-Audio und DGO (Dual Gain Output) Sensor jetzt auch über interne RAW-Aufzeichnung – und zwar auf SD-Karten. Wie sich das neue Canon RAW der EOS C70 in der Praxis schlägt haben wir uns hier genauer angeschaut.

// 11:40 Mi, 20. Apr 2022von

Mit dem seit kurzem frei verfügbaren Firmwareupdate 1.0.3.1 hebt Canon seine Cinema EOS S35 Entry-Kamera EOS C70 in die Riege der intern RAW-fähigen Kameras. Damit verfügt die Canon EOS C70 nun neben den bereits bekannten Pro-Funktionen wie interne ND-Filter, XLR-Audio und DGO (Dual Gain Output) Sensor jetzt auch über interne RAW-Aufzeichnung – und zwar auf SD-Karten. Wie sich das neue Canon RAW der EOS C70 in der Praxis schlägt haben wir uns hier genauer angeschaut.



Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC) : CanonEOSC70


Hier unser Praxisclip mit Caro an einem Regentag in Berlin bei dem neben der Canon EOS C70 mit aktuellem RAW-Update das Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM zum Einsatz kam.






Wie stets hatten wir kein weiteres Licht oder Modifier dabei – alle Shots sind handgehalten. Geschnitten und farbkorrigiert wurde in DaVinci Resolve 17 auf dem Redaktions MacBook Pro (M1 Max).





Canon EOS C70 RAW Hauttöne im Vergleich zu XF-AVC

Wir waren bereits bei unserem ersten Praxisdreh mit der Canon EOS C70 ziemlich begeistert gewesen von der guten ColorScience die Canon hier in die Signalverarbeitung der Canon EOS C70 gepackt hat - hier der dazugehörige Clip:








Schön zu sehen, dass Canon beim RAW-Update der Canon EOS C70 hier an die gelungene Colorscience nahtlos anknüpft. In der Praxis bedeutet dies, dass sich Farbkorrekturen von Canon Log2 Material zwischen RAW und XF-AVC Clips problemlos hin- und herkopieren lassen und man hier quasi per Knopfdruck zu einem einheitlichen Look kommt. Das RAW und das XF-AVC Log2 Material lassen sich demnach auch sehr gut in einer Timeline mischen.


Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC) : SkinC70RAW 1

Wer besonders schnell zu guten Hauttönen kommen möchte, dem empfehlen wir - wie auch schon bei der Canon EOS R5 - die Colormanaged Workflows von DaVinci Resolve, FCPX etc, zu nutzen.



Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, sollte unser Erfahrung nach selbst Hand an das Canon LOG2 Material anlegen, das sich in unserer Praxis vergleichsweise einfach mit sehr guten Ergebnissen farbkorrigieren lässt.



Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC) : SkinC70RAW 2


Im Gegensatz zum 8K Downsampling der EOS R5 oder R5C ist der 1:1 4K Readout der C70 etwas weniger „knackig“ man könnte auch sagen etwa „cinematischer“. Während also bei den kristallklaren 8K Downsamplings gerne etwas Diffusion genutzt wird, erhält diese hier Out-Of-The-Box - was uns gar nicht mal schlecht gefällt.





Canon RAW Performance in Resolve

Während bei unserem letzten großen Schnitt-Performance-Test das MacBook Pro mit M1 Max CPU noch Probleme mit der Darstellung von 8K Canon RAW Material (der Canon EOS R5) hatte – können wir für das hier genutzte 4K Cine RAW LT 50p Material Entwarnug geben.


Canon EOS C70: 12 Bit RAW in der Praxis (inkl. Vergleich zu XF-AVC) : DaVinci-Resolve-18-Color

Auf unserem (etwas leistungsschwächeren) Redaktions-Macbook Pro M1Max konnten wir unter DaVinci Resolve drei 4K Cine RAW LT Clips in voller Auflösung parallel wiedergeben.





Beim XF-AVC Material waren es fünf parallele 50p Clips in 4K-Auflösung in DaVinci Resolve 17.




Wann lohnt sich Canon RAW?: Unterschiede zu XF-AVC

Für den Vergleich zwischen Canon RAW und XF-AVC haben wir uns die in unseren Augen interessantesten Codecs der Canon EOS C70 ausgesucht: Canon RAW LT und XF-AVC in der LongGop-Variante. Zum Hintergrund: Zwischen Canon RAW ST und LT fallen uns kaum Unterschiede auf. Daher dürfte in der Praxis die Wahl meistens auf das weniger Speicherplatz benötigende Canon RAW LT fallen, das (im Gegensatz zur RAW ST) zusätzlich noch mit 4K Cine Auflösung mit max 50/60p glänzt. Ähnlich verhält es sich bei den XF-AVC Formaten der Canon EOS C70. Zwar unterstützt XF-AVC auch 50/60p in der ALL-I Variante, den Hauptunterschied zwischen ALL-I und Long-Gop sehen wir jedoch weniger in der Videoqualität als vielmehr in der Bearbeitungsfreundlichkeit auf älteren Systemen.


Canon Log2 mit XF-AVC
Canon Log2 mit XF-AVC

Bei guten Lichtverhältnissen und/oder Aufnahmen, bei denen vergleichsweise geringer Aufwand in der Postproduktion betrieben wird (keine komplexen Compositings, Effects etc.), fallen die Unterschiede zwischen XF-AVC Long Gop und RAW LT (beide jeweils mit Canon LOG 2) bei der reinen Bildqualität eher gering aus. Diese erstrecken sich bei unseren Tageslichtaufnahmen mit Caro vor allem auf die minimal feinere Kontrolle über die Nachschärfung bei RAW im Gegensatz zu den XF-AVC Aufnahmen – aber auch dies bewegt sich im kaum relevanten Rahmen. Entscheidender empfinden wir hier eher die fehlende elektronische Stabilisierung bei der RAW-Aufnahme im Gegensatz zur XF-AVC-Aufnahme.


 Canon Log2 mit RAW LT
Canon Log2 mit RAW LT

Da sich beide Codecs nahezu 1:1 farbtechnisch aneinander angleichen lassen, kann man hier tatsächlich rein situativ entscheiden.



Ein relativ starkes Argument für XF-AVC ist in diesem Szenario die deutlich geringere Datenrate. Auf eine 64 GB SD-XC Karte passen 32 Minuten 10 Bit XF-AVC 50p (Long Gop) aber nur 15 Minuten RAW LT 50p.



Anders verhält es sich zwischen RAW und XF-AVC jedoch, wenn wir in Grenzbereichen unterwegs sind. Wir haben hier eine genau gleich unterbelichtete Berliner Nachszene.


XF-AVC Lowlight
XF-AVC Lowlight

Beim XF-AVC Material fehlen Farbinformationen und auch Details in Schattenbereichen sind nicht mehr rekonstruierbar. Hier stellt die kamerainterne Signalverarbeitung (Denosising etc,) ein zwar vergleichsweise cleanes aber auch detailärmeres Bild zur Verfügung.



Bei RAW verhält es sich genau anders herum.




 RAW Lowlight (Denoised)
RAW Lowlight (Denoised)

Hier findet sich deutlich mehr Noise aber auch mehr Farbinformationen und Schattendetails.



Auch nach einem (eher schnellen) Denoising hält das RAW LT Material mehr Farb- und Detailinformationen im Bild als die XF-AVC-Alternative. Um diese herauszuarbeiten braucht es jedoch mehr Aufwand (Zeit) in der Postproduktion.





Fazit

Mit dem RAW-Update komplettiert Canon die Videofunktionen der Canon EOS C70. Damit stellt die EOS C70 die einzige Kamera im Canon Lineup im Sub-5.000,- Euro Segment dar, die über interne 4K 12Bit 50p RAW Aufnahmen verfügt und dies auch noch auf kostengünstige SD-Karten aufzeichnen kann.



In der Praxis punktet die RAW-Aufnahmefunktion der Canon EOS C70 mit (ebenfalls) sehr guter Hauttonwiedergabe und einer unkomplizierten Verarbeitung in DaVinci Resolve und Co. Auch das Mixen von XF-AVC und RAW Material in einer Timeline ist problemlos möglich. Hinzu kommen die Stabilitäts-Vorteile des RAW 12 Bit Materials im Grenzbereich wie bsp. extremer Unterbelichtung (auch wenn man diese vielleicht eher seltener betritt).



Wir sehen die Canon EOS C70 als Entry-Level Arbeitspferd für all diejenigen, die von einer DSLM upgraden wollen und den Wert von internen ND-Filtern und XLR-Inputs zu schätzen wissen. Dass man jetzt auch Aufträge annehmen kann, bei denen „RAW only“ gewünscht wird, dürfte das „Pro“ Einsatzgebiet der Canon EOS C70 weiter ausbauen.



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