Handling
Bereits in unserem Vorab-Vergleich mit der Nikon D7000 konnte die Canon EOS 60D mit sehr guten Handlingeigenschaften überzeugen. Vor allem in Sachen Ergonomie scheint Canon derzeit alles richtig zu machen. Sehr gut, ausgeformte Handaufnahmen, Schalter und Knöpfe perfekt platziert und auch für diejenigen, die Daumen und Zeigefinger-Radbedienung wie bei Nikon gewohnt sind, erschließt sich das Bedienkonzept intuitiv innerhalb weniger Stunden – eingefleischten Canon-Usern sowieso. Es fällt tatsächlich schwer, Fehler in der Ergonomie der Canon EOS 60D zu finden: Sie passt einfach perfekt in die Hand.

Einzig das für unseren Geschmack etwas zu tief angebrachte Daumenrad mag bei der schnellen Auswahl eines Autofokus-Meßfeldes minimal hinderlich sein. Meßfelder lassen sich jedoch auch über den Druck auf die Meßfeldtaste und dann mit dem Zeigefingerrad auswählen – wenn auch nicht ganz so direkt (Quernavigation über das gesamte Meßfeld) wie beim Drucksensor des Daumenrads. (Doch dies sind Kleinigkeiten und wessen Fotografie tatsächlich existentiell von der besonders schnellen AF-Meßfeldwahl abhängig sein sollte, bewegt sich eh im Profisegment …)
Auf mittlerweile gewohnt hohem Niveau bewegt sich die Menübedienung bei Canon. Hierzu zählt auch der uns sehr lieb gewonnene Shortcut via INFO-Taste + Q-Taste in die wichtigsten Kamerafunktionen direkt über das Display des großen LCD-Screen, der sich mit einer Auflösung von knapp 1 Mio Pixeln bei 3“ Größe ebenfalls auf Top-Niveau befindet.
Was uns bei der Bedienphilosophie der Canon EOS 60D bereits beim Nikon D7000 Vergleich gestört hat und immer noch stört ist das unserer Meinung nach mit zu vielen Programmen überfrachtete Programmkontrollrad der Canon EOS 60D.

15 Programme braucht kein Mensch. Dann lieber ein Paar individuell belegbare Programmpositionen anbieten, wovon sich bei der Canon EOS 60D leider nur eine auf dem Programmwahlrad befindet.
Andererseits ist der Programmvielfalt zumindest auch ein Programm zu verdanken, über welches sich die Videographen vor allem freuen dürften: Ein dezidiertes Videoprogramm, welches die Kamera automatisch in den Liveviewmodus und bereit zur Videoaufnahme schaltet. Dadurch kann ein extra Aufnahme-Button entfallen: Der Schalter für die Aktivierung der Liveview fungiert jetzt als Record-Knopf.
Womit wir bei der Video-Bedienung angekommen wären. Hier weiss Canon eine Menge Trümpfe auszuspielen. Der größte dürfte in der Einführung des Klappdisplays liegen nach dem sich bereits unzählige Video-DSLR Nutzer gesehnt haben. Endlich ist mit der Canon EOS 60D eine Kamera mit Klappdisplay auf dem Markt, welches die Videoaufnahme ergonomisch tatsächlich grundlegend verbessert: Das nach links auszuklappende Display lässt sich zudem um die eigene Achse drehen und ist somit auch für Überkopf- oder Froschperspektive-Aufnahmen bestens geeignet.

Besonders clever: Für den Transport lässt sich das Display mit der Rückseite nach außen am Kamerabody einklappen, so dass ihm Stöße und Kratzer nichts anhaben können. So verkehrt sich der häufig geäußerte Kritikpunkt von Klappdisplays - Anfälligkeit für mechanische Belastung - in einen Vorteil gegenüber fixen Displays: Optimal geschützte Display-Oberfläche beim Transport.
Das ausklappbare Display stellt eine gewaltige Verbesserung in der Bedienung der DSLR im Videomodus dar. Wir empfehlen allen Video-DSLR-Interessierten einmal den Unterschied zwischen fixem und klappbarem Display auszuprobieren. Frei nach Armstrong: Ein kleiner Schritt für den Kamerabau aber ein großer Schritt für alle DSLR-Video-Filmer.
Auch bei den angebotenen Videoformaten gibt Canon im Vergleich zur Konkurrenz den Ton an – selbst wenn sich die mit der Canon EOS 60D angebotenen Videoformate nicht von denen der EOS 7D oder 550D großartig unterscheiden, beschreiben sie in ihrer Vielfalt nichtsdestotrotz das derzeitige Maß der Dinge bei den VideoDSLRs: 1920x1080 25p und 24p, 1280x720 50p sowie 640x480 50p. Hier darf sich die Konkurrenz gerne noch eine Scheibe abschneiden – interlaced Material wird nachwievor nicht angeboten.
Die maximale Dateigröße der Videos liegt bei 4GB welches ca. 12Min Movieaufnahme in 1920x1080 entspricht. Allerdings weist Canon ausdrücklich darauf hin, dass diese maximale Aufnahmelänge auch früher reduziert werden kann. Und dies genau dann, wenn die Kamera auf Grund von zu hohen Temperaturen aus der LiveView in die normale Kamerafunktion zurückgeschaltet werden muss. Dies ist uns bei unseren Tests zwar nicht passiert, doch wer sich die Kamera anschafft, um mehrere Stunden am Stück aufzunehmen, sollte dies im Hinterkopf behalten.
In Sachen Ton hat auch die Canon EOS 60D Canons letzte Updates diesbezüglich bereits verarbeitet. Das bedeutet, dass der Ton manuell mit über 60 Rasterpositionen ausgesteuert werden kann. Leider existiert keine Tonbalken-Anzeige während der Videoaufnahme, was die fein justierbare Tonaussteuerung wiederum etwas entwertet. Da jedoch der Ton bei DSLRs sowieso stets extern aufgezeichnet wie auch ausgesteuert werden sollte, dürfte dies für ambitionierte Videographen kein wirkliches Problem darstellen. Insofern verbuchen wir die gute Tonjustage als nice to have. Der Ton wird, wie bei Canon üblich, in 16 Bit / 48 kHz aufgenommen. Ein externes Stereo-Mikro kann via 3,5mm Miniklinke angeschlossen werden.