Die Canon 5D ist die zweite DSLR im Bunde der HD-Video-fähigen, digitalen Spiegelreflexkameras. Und vom Datenblatt her verspricht sie alles besser zu machen als die Nikon-D90-Konkurrenz: Full-Frame-Sensor, H264-Encoding, Stereo-Aufnahme, externer Mikroeingang u.v.m. - lohnt sich die Mehrausgabe für die Canon 5D MKII in Sachen Video-Produktion?

Handling Allgemein
Bereits beim ersten In-die-Hand-nehmen stellt sich ein wertiges, hoch solides Gefühl ein. Dies lässt sich auf jene Bauteile zurückführen, die in einer Magnesiumlegierung ausgeführt wurden – gebräuchlich bei DSLRs, die im professionellen Segment angesiedelt sind. Zwar könnte für große Hände der Handwulst noch etwas größer ausgeformt sein, doch vergleicht man die Bauweise der Canon 5D MKII mit der Nikon D90 wird schnell klar, wo die Trennlinie zwischen „engagierter Konsumer“ und „Einstieg Profi“-DSLR liegt. Die Canon liegt satt in der Hand – ein Blick auf die Abmessungen und Gewichte verdeutlicht den Unterschied: Nikon D90 103 × 132 × 77 mm (H x B x T) bei einem Gewicht von 620 g – Canon 5D MK II 113,5 x 152 x 75 (H x B x T) bei einem Gewicht von 810 g. Hinzu kommt, dass bei der Nikon D90 bereits ein Aufklappblitz integriert ist, wie bei Konsumer-DSLRs üblich, der bei der Canon 5D MKII fehlt. Würde man einen reinen Kamerasystemvergleich zwischen Canon und Nikon anstellen, sollte bereits jetzt klar sein, dass hier Äpfel mit Birnen vergleichen werden. Sensorgröße, verbaute Materialien und avisierte Zielgruppe klaffen bei beiden Modell stark auseinander. Ein Vergleich auf Augenhöhe im professionellen Segment müsste zwischen der Nikon D700 und der Canon 5D MKII stattfinden, Vollformat-Sensor und Preis wären hier vergleichbar gegeben – nur halt keine Videofunktion Seitens der Nikon D700. Pech. Somit bleibt es also für Videographen bei diesem etwas schiefen Vergleich. Aber sei es drum – schließlich stellt auch die Canon 5D MKII immer noch eine spottgünstige Alternative in Sachen Videokamera mit filmähnlichem DOF dar (selbst die RED One für wesentlich mehr Geld verfügt über eine kleinere Sensorfläche). Der UVP des Canon EOS 5D MKII Gehäuses liegt bei 2499,- Euro (Nikon D90 bei 969,- Euro).

Das Layout der Bedienelemente und Schalter dürfte sich Canon-erfahrenen Usern ohne Handbuch erklären. Zwei Drehräder steuern im manuellen Modus Blende und Verschlußzeit: Mit dem sog. Hauptwahlrad kurz hinter dem Auslöser auf der Oberseite stellt hierbei der Zeigefinger die Verschlußzeit ein, während am Daumenrad auf der Gehäuserückseite die Blende eingestellt wird.
Über das große Daumenrad bei Canon lässt sich vortrefflich streiten – aber wir wollen hier keinen Canon-Nikon-War neu anzetteln. Unserer Meinung nach hat das Daumenrad sowohl Vor- als auch Nachteile in Bezug auf Ergonomie und Bedienung. Als leicht nachteilig wurde die Platzierung für den oben beschriebenen manuellen Modus empfunden. Für das Einstellen der Blende muss der Daumen recht weit nach unten abgespreizt werden – daraus ergibt sich eine eher unnatürliche Gesamt-Kamera-Haltung - aber: andere Hände – anderer Griff – einfach selbst vor Ort ausprobieren. Dies gilt wie gesagt nur für den rein manuellen Modus. In der Blenden-, bzw. Zeitautomatik wird dann der jeweils regelbare Wert automatisch auf das Hauptwahlrad gelegt und das Daumenrad kommt hierbei gar nicht zum Einsatz – durchaus sinnvoll für möglichst schnelle Bedienung. Genial hingegen ist das schnelle Durchblättern von Bildern und Aufnahmen per Dreh des Daumenrads. Gerade um große Bildbestände „durchzublättern“ sind solche Räder viel besser als Kipp-Controller. Licht und Schatten liegen in Sachen Daumenrad also recht nah beieinander.
Als weniger gelungen empfinden wir die Platzierung des An/Aus-Schalters, dessen Aktivierung bei angesetzter Kamera sich als etwas hakelig gestaltet. Zudem befindet er sich auf der Gehäuse-Innenseite, was bei einem offenen Tragen der Kamera schnell zu versehentlicher Aktivierung führen kann.
Das 3“ TFT auf der Rückseite der Canon EOS 5D MKII gehört zum derzeitigen State of the Art mit seinen ca. 920.000 Bildpunkten. Besonders gut im Fotobetrieb hat uns die Einblendung des jeweils aktiven Schärfesensors auf dem Bild gefallen – eine gute Option, um auch auf einem kleinen Display den „Sitz“ der Schärfe schnell zu überprüfen. Ebenfalls gut gefallen hat uns der Shortcut in die wesentlichen Kameraeinstellungen über den Multicontroller an der Kamerarückseite. Aber Vorsicht – dieser ist nur aktiv, wenn man im Menue unter C.Fn III Autofokus/Transport / Wahlmethode f. AF-Messfeld „ Normal“ oder „Schnelleinstellrad“ aktiviert hat. Über diesen Schnellzugriff lassen sich Motivprogramme, ISO, Weissabgleich, Autofokus-Meßfelder, Mehrfeldmessung, Serienbildfunktion, Bildformat sowie Autofokus-Optionen schnell per Klick auf den Multi-Controller einstellen, ohne in die jeweiligen Menues abtauchen zu müssen.
Bemerkenswert an der Canon 5D MKII sind darüber hinaus die hohe Anzahl von Schnittstellen, von denen einige hochwillkommen in Sachen Videoaufnahme sind. Klappt man an der linken Kameraseite die Gummiabdeckungen nach oben, finden sich hier PC-Anschluss (Blitz), Fernbedienungsbuchse, Miniklinke für externes Mikro (Stereo), Mini-Klinke A/V-Out, Mini-USB sowie Mini-HDMI-Out. Insbesondere die externe Stereo-Mikro-Option sowie das Mini-HDMI-Out dürften für die Bewegt-Bild-Produktion von Interesse sein. Im Vergleich zur Nikon D90 hat Canon den HDMI-Out zumindest so gut hinbekommen, dass er auf Anhieb von diversen Monitoren erkannt wurde und ein stabiles Signal lieferte. Leider verfügt jedoch auch die Canon EOS 5D MKII nicht über einen Live-Video-Stream in voller Auflösung während der Aufnahme. Trotzdem waren wir mit dem HDMI-Signal der Canon um Einiges zufriedener als mit dem etwas wackeligen Signal der D90.
Handling Film
DSLRs sind nicht für das Videofilmen entworfen worden und liegen deshalb nicht wirklich gut in der Hand, wenn man über einen längeren Zeitraum mit ihnen Videoaufnahmen produzieren möchte. Dies hat mit der Anordnung des Displays und der Griffhaltung zu tun. Ein klapp- und schwenkbares Display würde hier schon helfen. Wir hatten das bereits beim Nikon D90 Review angesprochen. Und für die Canon EOS 5 D gilt dies ebenso. Will heissen: Die DSLR gehört auf ein Stativ, wenn möglich mit entsprechendem Rigg, um sie best-möglichst als Videokamera bedienen zu können. Heisst auch: Die DSLRs eignen sich vor allem für kontrolliert szenisches Arbeiten - es sei denn man ist auf der Suche nach einen sehr speziellen Hand-Held-Look (auch hierfür gibt es gute Beispiele).
Um den Videomodus zu aktivieren, muss die Kamera in den Live-View-Modus geschaltet werden. Die Taste für die Live-Bild-Aufnahme befindet sich bei der EOS 5D MKII links neben dem Okular. Die Aufnahme wird über das Drücken der SET-Taste am Daumenrad aktiviert. Allerdings ist auch eine Art Short-Cut-Funktion möglich, wenn man direkt aufnehmen möchte: Ohne vorherige Aktivierung des Live-View-Modus lässt sich auch direkt auf Live-View+Aufnahme schalten, indem man die SET-Taste drückt, (also ohne vorherige Aktivierung von Live-View).
Für das Leveln der Kamera über den Live-View-Monitor empfehlen wir das Einblenden von Gitternetzlinien. Zu aktivieren unter Einstellungen Livebild/Movie / Netzgitter.
Um die Schärfe im Video-Modus verlässlich beurteilen zu können, eignet sich der Live-View Monitor bei normaler Bildwiedergabe nur bedingt. Gut, dass Canon einen Extra-Button für die Ausschnittsvergrösserung rechts oben auf der Rückseite bereit stellt: Einmal aktiviert vergrössert sich der Live-View-Ausschnitt fünf-fach, nochmal gedrückt zehn-fach. Gerade die zehn-fache Vergrösserung lässt bei der manuellen Schärfe-Selektion verlässliche Einstellungen zu. Es lohnt sich, besondere Aufmerksamkeit der Schärfe der Canon EOS 5D MKII zukommen zu lassen – denn ihr Auflösungsvermögen im Videobetrieb liegt auf hohem Niveau und braucht nicht den Vergleich zu Musterschülern der Schärfe wie der Panasonic HDC-SD300 oder der Sony EX1 zu scheuen (solange man das recht stark ausgeprägte Moiree für einen Moment verdrängt) - doch dazu später mehr.
Sensorgrößen im Vergleich
Vergleicht man die Sensor/Filmgrößen aktueller Aufnahmeformate wird schnell klar, dass die Canon EOS 5D ein gigantisches Potential mitbringt. Sie ist derzeit die einzige videofähige DSLR die mit einem Full-Format-Sensor ausgestattet ist. Wir bewegen uns hiermit weit jenseits von Super35 und dürften damit für eine ganze Weile das Non-Plus-Ultra in Sachen größtmögliche Schärfentiefe erreicht haben.

Klar nutzt die Canon genauso wenig wie die Nikon die gesamte für die Photographie zur Verfügung stehende Auflösung sondern interpoliert das Videobild auf 1920x1080 herunter. Trotzdem dürfte die gesamte Sensorfläche zum Einsatz kommen und damit ein beeindruckendes Potential an Schärfentiefe. Fehlt nur noch die Regelbarkeit filmwichtiger Parameter wie Blende, Verschlußzeit und ISO – doch auch hierzu später mehr. Der Canon-Sensor beeindruckt jedoch nicht nur durch seine Größe – auch in Sachen Low-Light-Performance läutet die Canon EOS 5d ein völlig neues Kapitel in der Videographie ein ...
Bleiben wir erstmal bei der gestaffelten Schärfe im Raum und schauen uns ein Paar Testshots an. Da die Canon-Optiken ohne mechanischen Blendenring gefertigt werden, muss man sich für die kontrollierte Blendenwahl einen Adapterring besorgen, um manuelle Optiken nutzen zu können.
DOF
Also um es noch einmal ganz klar zu sagen: Foto-Objektive von Canon sind absolut NICHT empfehlenswert für denjenigen, der zumindest die Blende im Videobetrieb manuell regeln möchte. Es bleibt frustrierend genug, dass sich Verschlußzeit und ISO für die Videoaufnahme nicht wählen (sondern nur unbestimmt via AE-Speicher arretieren lassen). Um also ein Mindestmaß an nötiger manueller Kontrolle zu erhalten, müssen Optiken mit manuellem Blendenring angeschlossen werden. Deren Wahl hängt von den zur Verfügung stehenden Adaptern ab. Auf Grund der großen Verbreitung werden die meisten zu Nikkor-/Adaptern/Optiken greifen - doch es gibt auch andere Möglichkeiten. z.B. Leica-R-Optiken mit dem Novoflex EOS/LER Adapter (149,- Euro). Letzteren hatten wir samt Optik vom Fotofachgeschäft Wüstefeld (Berlin) dankenswerter Weise für diesen Test zur Verfügung gestellt bekommen. Als Optik diente ein hervorragendes, gebrauchtes Leica R-Objektiv Summicron 50mm 2.0, schätzungsweise aus den 70er/80er Jahren (Gebrauchtwert ca. 250,-), das im Fotobetrieb Detail feiner aufzulösen vermochte, als das mitgelieferte Canon Kit-Objektiv in 50mm Stellung: Alle Achtung – aber hier soll es ja um Video gehen ...

Schärfeverlagerung mit der Canon EOS 5D MKII 104 MB / QuickTime /
Mit entsprechend lichtstarken Optiken spielt die Canon EOS 5D MK II hier souverän ihr enormes Schärfentiefe-Potential aus - kaum eine andere derzeit zur Verfügung stehende HD-Video-Cam kann hier mithalten. Selbst zehnfach teurere Camcorder können der Canon in Sachen gestaffelter Schärfe im Raum nicht das Wasser reichen. Mehr „Filmlook“ geht derzeit nicht.
Auflösung
Auch in Sachen Auflösung schlägt sich die Canon EOS 5D MKII sehr gut. Ihr Schärfe-Vermögen mit dem Kit-Objektiv liegt auf gleichem Niveau wie das der sehr scharfen Sony EX1 (oder Panasonic SD300). Leider erkauft sie sich die Schärfe mit gehöriger Moirée-Bildung. Ein Absenken der kamerainternen digitalen Schärfung reduzierte zwar das Moirée, konnte es jedoch nicht völlig beseitigen. Also aufgepasst bei feinkarierten Hemden, Omas Gardinen, Nadelstreifen etc. Hier zum Vergleich die Auflösung an unserem Testchart – alle Cams in ihren Default-Bild-Einstellungen:



Im Vergleich zu Nikon D90 setzt sich die Canon EOS 5D mit ihrem Detailreichtum mehr als souverän ab. Das Auflösungsvermögen der Nikon D90 hatten wir bereits im vergangenen Test als unterdurchschnittlich im Vergleich zu aktuellen HD-Cams eingeordnet. Wer ein entsprechend scharfes und detailreiches Bild benötigt, ist bei der Canon EOS 5D deutlich besser aufgehoben. Hier noch einmal die alten Nikon D90-Schwenks im Vergleich zur Canon EOS 5D MKII – der Vergleich macht deutlich, worin die 1.530,- Euro Preisdifferenz liegen.

Hier der ältere Nikon D90 Schwenk 42 MB / QuickTime /

Hier der aktuelle Canon EOS 5D MKII Schwenk 183 MB / QuickTime /
Rolling Shutter ist leider auch der Canon EOS 5D MKII nicht fremd, allerdings weniger ausgeprägt als bei der Nikon D90.
Lowlight
Auch im Lowlight-Test schlägt sich die Canon EOS 5D MKII sehr gut. Selbst im Vergleich mit der sehr lichtstarken EX1 kann sich die 5D MKII relativ gut behaupten. Zwar übertreibt sie in den Default-Einstellungen mit den Kontrasten und der Farbsättigung extrem, generiert jedoch bei 12 LUX mehr Bilddetail als die EX1. Zur Illustration hier die Lowlight-Screen-Caps der EX1 im Vergleich zur Canon 5D MKII:


Hier nochmal im vergrösserten Ausschnitt des Federbüschels:


Das eigentlich Erstaunliche an diesen Lowlight-Shots ist die Tatsache, dass hier das mit maximaler Blende f4 relativ lichtschwache Kit-Objektiv der Canon EOS 5D MKII eingesetzt wurde (Wir testen Lowlight nur mit Kit-Optiken der Vergleichbarkeit halber). Schraubt man hingegen eine 1.4 Festbrennweite an die Canon, dürfte man bereits von einem „Video-Nachtsichtgerät“ sprechen – sehr beeindruckend.
Einstellungen für Video
So sehr die Canon EOS 5D in den Bereichen Schärfe, Schärfentiefe und Lowlight zu überzeugen weiss, so frustrierend ist die Tatsache, dass sich Blende, Verschlusszeit und ISO nicht im Videomodus manuell regeln lassen. Ganz gleich, was die Anzeige auf dem Info-Display einblendet, die Canon 5D MKII belichtet vollautomatisch. Damit krankt sie an genau der gleichen Beschränkung wie die Nikon D90.
Auf Grund der vielen Nachfragen zum Videomodus der Canon 5D MKII hat Canon ein Info-PDF herausgebracht, das sich an alle Videointeressierten richtet. Zitat hieraus in Bezug auf manuelle Einstellmöglichkeiten bei der Videoaufzeichnung:
„Die Belichtung erfolgt bei der Videoaufzeichnung automatisch;
Verschlusszeit, ISO-Empfindlichkeit und Blende können NICHT manuell gewählt werden.
Die ISO-Empfindlichkeit wird automatisch im Bereich von ISO 100 – 6.400 eingestellt.
Die Verschlusszeiten sind während der Videoaufzeichnung auf den Bereich zwis1/30 s und 1/125 s beschränkt, um natürlich wirkende Bilder zu gewährleisten.“
Zwar tummeln sich im Netz jede Menge Tüftler, die vom garantiegefährdenden Abkleben der Objektiv-Kontakte bis hin zum Lockern der Canon-Objektiv-Arretierung versuchen, die Canon 5D auszutricksen. Doch wir raten eindeutig zur Verwendung von Objektiv-Adaptern und manuellen Objektiven in Verbindung mit der AE-Speichertaste. An dieser Stelle die dringende Bitte an Canon (falls möglich via Firmware-Update) doch bitte für manuelle Einstellmöglichkeiten der wichtigsten Belichtungsparameter zu sorgen.
Solange dies nicht der Fall ist, muss man sich mit der AE-Speichertaste und entsprechenden Bild-Einstellungen so gut es geht begnügen.
Das Vorgehen dürfte sich den Meisten von selbst erschließen:
- Mit manuellem Objektiv das Moduswahlrad auf AV (Verschlusszeitautomatk) stellen
- Die gewünschte Blende am manuellen Blendenring des Objektivs wählen (nur mit manuellen Objektiv und Adapter möglich!)
- Die Kamera auf das belichtungstechnisch wichtigste Bild-Detail richten
- Die AE-Speichertaste drücken
- Ggf. über die Belichtungskorrektur korrigieren
- Aufnehmen
Durch die AE-Speichertaste erhält man zumindest keine Belichtungssprünge und kann bildwichtige Details akzentuieren – Bild-Kontrolle sieht jedoch anders aus - eine komplett manuelle Einstellung ist für brauchbares Videoarbeiten künftig zwingend notwendig.
Eine milde Korrektur des Moirées haben wir durch größtmögliche Reduktion der digitalen Schärfung erhalten. Da die EOS 5D MKII im Videomodus zu recht kräftiger Kontrast-Anhebung neigt, was auch dem Kompressionsverfahren zugeschrieben werden kann, empfehlen wir im gleichen Menue das größtmögliche Absenken der Kontraste. Das sog. Bildstil-Menue erreicht man am schnellsten über den Info-Screen und anschließender Auswahl Bildstil mit Aktivierung via SET-Taste. Hier jetzt einen der drei benutzerdefinierten Bildstile auswählen und nochmals die Info-Taste drücken. Schärfe, Kontrast, Farbsättigung und Farbton stehen nun zur Auswahl. Für größtmögliche nachträgliche Korrekturmöglichkeiten, weniger Moirée und eine bessere Durchzeichnung im Schattenbereich hier Schärfe, Kontrast und Farbsättigung nach unten korrigieren und bei der anschließenden Aufnahme dieses neu angelegte Benutzer-/Bildprofil wählen. Voilá.
Gespeichert werden die Canon EOS 5D MKII Videoclips bis zu einer Größe von 4GB auf der CF-Card in einem QuickTime Container (.mov). Codiert wird in h264 mit einer Datenrate von 42Mbit/s. Canon empfiehlt für die Videoaufnahme Compact Flash Cards die UDMA-fähig sind - wir hatten jedoch keine Aussetzer mit unserer SAN DISK Extreme III 4GB, die nicht über Ultra Direct Memory Access verfügt. Die Clips liessen sich problemlos in QuickTime öffnen und in Final Cut Pro 6.0.5 bearbeiten (wenn es sich auch empfiehlt, die Clips zuvor in einen schnittfreundlicheren Codec umzuwandeln). Zur Postproduktion der Canon-Clips wird es demnächst noch einen gesonderten Artikel geben ...
Videos mit der Canon EOS 5D MKII
The Road to Recovery: Eine ganz wunderbar gemachte Kurz-Doku von David Stephenson und Amy Wilson über die Folgen des bis Dato schwersten Eissturms in Western Kentucky. Gefilmt mit dem Kit-Objektiv und einem lichtstarken 300er Tele. Ton wurde mit dem kompakten Sennheiser MKE400 aufgenommen. Magic Bullet kam zum Einsatz für eine spezielle Farbgebung.
One Night in Beijing: Impressionen aus Peking bei Nacht von Guardian Fotograf Dan Chung der komplett ohne Canon-Glas gedreht hat. Zum Einsatz kamen Nikon 17-35 f2.8, Nikon 80-200 f.8, Nikon 85mm f2.8 shift lens, Nikon16mm f2.8 fisheye und Zeiss/Contax 85mm f1.4
Wedding Trailer1: Hochzeitsvideo von Bartons Way Media und Josephs Photography, bei dem sich Videosequenzen mit Fotos der Canon EOS 5D MKII abwechseln. Gutes Beispiel für eine der möglichen Zielgruppen der EOS 5D MKII neben den Fotojournalisten.
P.S.
Auf das Promotion-Video von Vincent LaForet wurde auf slashCAM bereits so häufig verwiesen, dass wir es hier einfach mal weggelassen haben.
Fazit
Die Canon EOS 5D MKII bietet herausragende Bildqualität in Sachen Video-Auflösung und Lowlight-Performance, die sich locker mit sehr viel teureren Prosumer-HD-Cams messen kann (relativ starkes Moirée inbegriffen). Keine andere HD-CAM bietet zu diesem Preis einen Vollformat-Sensor, mit dem sich die Schärfe im Raum so feinschichtig staffeln lässt. Die EOS 5D kann somit als neue Referenz bei den videofähigen Fotoapparaten begriffen werden. Großes Lob an Canon. Die gute Bildqualität macht es fast noch frustrierender, dass sich die wichtigsten Belichtungswerte (ISO, Verschlusszeiten und Blende) nicht manuell im Videomodus einstellen lassen und dass Canon keine Objektive mit manuellem Blendenring anbietet. So dürften die meisten zur Kombination Nikon-Adpater&Nikkor-Objektive greifen – eine recht absurde Situation für Canon, zumal mit der Panasonic GH1 bereits eine Hybrid-Cam in den Startlöchern steht, die manuelle Belichtungsfunktionen zulässt. Somit bleibt es bei der Wunschliste an Canon: Bitte sehr bald manuelle Belichtungseinstellungen für den Videobetrieb (und 24fps) nachreichen, damit die sehr gute Bildqualität auch kontrolliert eingesetzt werden kann.