Den Produktstart der neuen Grafikkarten-Serie namens RX Vega von AMD vor einigen Wochen kann man selbst wohlwollend als ziemlich chaotisch bezeichnen. Nach viel zu langer Ankündigung kam zuerst die Vega 64 Version auf den Markt, die einer GTX1080 von Nvidia Konkurrenz machen soll. Doch fast 15 Monate nach Vorstellung der GTX1080 ist die neue Vega 64 GPU ab Werk stromfressender und in den üblichen Benchmarks keineswegs überlegen sondern höchstens gleichauf. Die unverbindliche Preisempfehlung der Karte liegt zwar bei 509 Euro, jedoch ist sie trotz guter Verfügbarkeit deutschlandweit nicht unter 639 Euro zu bekommen. Und damit weitaus teurer als viele GTX1080 Karten.
Vor einigen Tagen startete auch die etwas kleinere Vega 56 in den Verkauf und wie auch hier gab es die Karte nur für ca. 2 Stunden im Handel zum UVP von 399 Euro zu erstehen. Aktuell ist sie nicht unter 550 Euro in Deutschland zu haben (und jetzt bei Erscheinen dieses Artikels schon wieder nirgendwo verfügbar).

Ob nun AMD, gierige Händler oder doch mal wieder GPU-raffende Miner an den hohen Preisen schuld ist viel diskutiert, jedoch nicht eindeutig zu klären. Vor einem umfangreichen Test wollten wir euch auf jeden Fall schon einmalschnell wissen lassen, wie sich die Vega-Karten unter Resolve schlagen.
Benchmarks = schlechte Einschätzung
Die üblichen Benchmarks für Grafikkarten, die praktisch jedes IT-Magazin in ähnlicher Weise über neue Grafikkarten laufen lässt, sind für Videobearbeiter in der Regel nichtssagend. Denn in der GPU-unterstützten Videobearbeitung kommt es fast ausschließlich auf die Computing-Leistung an, während in Games viel mehr die Rendering Pipelines gemessen werden. Und hier war es in der Vergangenheit oft so, dass AMDs Grafikkarten gerade unter GPU-lastigen Videobearbeitungs-Applikationen wie DaVInci Resolve deutlich besser abschnitten als vergleichbare Nvidia Grafikkarten. Wir haben hierzu in der Vergangenheit ein Menge Erfahrungswerte zusammengetragen, die wir bald in einem größeren Artikel mit euch teilen wollen, nachdem Resolve die finale Version 14 erreicht hat.
Interessanterweise ist mit der letzten Beta unter Windows die GPU-Performance wieder leicht zurückgegangen. Unsere aktuelle GTX 1080Ti erreicht nicht mehr die Spitzenwerte, die sie unter der dritten Beta im Mai an den Tag legte. So gesehen dürften auch einmal wieder alle anderen Messwerte von früheren Karten (die wir nicht mehr in der Redaktion haben) damit ein weiteres mal entwertet sein.
Aber egal. Wir lassen uns nicht entmutigen und wollen euch schon einmal kurz die ersten Messwerte unter der aktuell neunten Beta nicht vorenthalten:
GPU | TFlops ca. | Preis ca. (September 2017) | Max Num Curved Nodes Full 24p Playback | Motion Blur Better,Large,30.0 | Spatial NR,small,50,50 | Spatial NR,small,100,100 | Temp NR 1 Faster Small 50 50 50 | Temp NR 2 better large 50 50 50 |
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GTX1080Ti | 11,5 | 700 Euro | 57 | 21 | 24 | 11,5 | 24 | 17 |
Vega 56 | 10,5 | 400-600 (??) Euro | 44 | 17 | 24 | 13,5 | 24 | 14,5 |
Alle Benchmarks mit Version 14 Beta 9 von DaVinci Resolve Studio
Alle Werte stellen die Wiedergabe in fps dar,bis auf "Max Num Curved Nodes" (=Anzahl der maximalen Nodes bei ruckelfreier 24p-Wiedergabe).
Je nach Erwartungshaltung und Marktbetrachtung kann man die ersten Ergebnisse als ernüchternd oder als bemerkenswert einzustufen. Will man die Ergebnisse positiv interpretieren, so würde sich dies so lesen:
Die kleinste Vega 56 liegt in den relevanten Ergebnissen (in denen die 24 fps nicht erreicht werden) durchschnittlich weniger als 20 Prozent hinter der GTX 1080 Ti. Im Falle der spatialen Rauschunterdrückung schlägt sie das Nvidia Topmodell sogar deutlich. Und das zu einem Preis von gerade einmal 399 Euro.
Enrüchternd würde es dagegen so klingen:
Trotz hoher Computing Leistung und dem schnellem HBM2-Speicher schafft es die Vega 56 unter Resolve nicht in der durchschnittlichen Leistung an eine GTX 1080Ti heranzukommen. Der aktuelle Marktpreis von mindestens 550 Euro liegt dabei nicht einmal 150 Euro unter günstigen Custom Modellen der GTX1080Ti, die nicht nur leiser sind sondern dazu noch mehr Speicher besitzen (11 statt 8 GB).
Noch kein Fazit
Wir sind mit unseren Betrachtungen der AMD Vega 56 gerade erst am Anfang und es gibt eine Menge spannender Sachen, die man hinsichtlich der Performance mit dieser Karte ausprobieren kann (und sollte). In nicht allzu ferner Zukunft (aber wahrscheinlich erst nach der IBC) kommt hierzu noch einmal deutlich mehr von uns. Als erstes Fazit würden wir sagen: Für 400 Euro kann die Karte überzeugen für 550 Euro würden wir zu anderen Lösungen greifen. Auch der Stromverbrauch ist gegenüber dem größten Konkurrenten unter Resolve (1080 Ti) keineswegs höher, sondern liegt bezogen auf die Rechenleistung in einem vergleichbaren Rahmen. Aber wie gesagt, die ist nur unser erster, sehr kurzer Eindruck mit einer unmodifizierten Karte, den wir euch schnell mitteilen wollten, falls ihr euch gerade für eine Vega Lösung für die Videobearbeitung interessiert. (Viel) mehr demnächst...