Hier nun, wie angekündigt, der zweite Teil unseres Canon EOS 7D Tests: Diesmal mit Neuigkeiten aus dem Meßlabor, Analyse von Reallive-Footage und unserem abschließenden Fazit ...

Aus dem Messlabor
Was uns während der Messreihen besonders auffiel, wollen wir gleich am Anfang unserer Messergebnisse erwähnen: Die 7D ist bemerkenswert unscharf. Aber nur im Videomodus. Hier einmal zwei Bildvergleiche in 100 prozentiger Auflösung. Einmal fotografiert und einmal im Videomodus gefilmt:


Wie man gut sehen kann, scheint die Kamera im Videomodus das Bild besonders stark zu glätten. Im Fotomodus legt die Kamera dagegen eine gesunde, natürliche Schärfe an den Tag. Was hier genau passiert, darüber kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall können sowohl Optik als auch die Skalierung im Fotomodus deutlich mehr leisten, als im Videomodus letztendlich ankommt. Da Canon bei der EOS 5D deutlich schärfere Ergebnisse bei gleichem Signalprozessor hin bekommt, wäre es zumindest denkbar, dass hier die Kamera künstlich begrenzt wird, um den Abstand zu teureren Modellen weiterhin zu wahren. Dies alles schlug sich auch deutlich in unseren Messergebnissen nieder:
Bei der gemessenen Auflösung kommt die EOS 7D nicht an gute AVCHD-Camcorder heran. Auch gegenüber der EOS 5D ist die Schärfe noch einmal reduziert.

In den Ringen des ISO-Testbildes werden wohl aufgrund der Skalierung deutliche Moiré-Störungen sichtbar. Besonders auffällig ist die große Ähnlichkeit zu den Skalierungsartefakten der EOS 5D.

Die Farbauflösung der EOS 7D ist dagegen unauffällig gut. Sie liegt jedoch auch einen Tick unter der Farbauflösung der aktuellen AVCHD-Spitzenmodelle.

Das Kit-Objektiv der EOS 7D neigt im maximalen Weitwinkel zu einer sichtbaren Tonnenverzeichnung, was jedoch bei dem gebotenen Weitwinkel OK ist. In den Ecken kommt es zu sichtbaren Unschärfen und chromatischen Aberrationen.

Bei den Farben muss sich die EOS nicht verstecken und zeichnet ein sehr ausgeglichenes Bild mit großer Differenzierung ohne auszufransen. Auffallend ist jedoch -wie erwähnt- die merkliche Unschärfe.

Bei wenig Licht kommt die EOS 7D nicht an diese Spitzenleistung der EOS 5D heran. Gemessen an aktuellen AVCHD-Camcordern ist die Lichtempfindlichkeit selbst mit dem Kit-Objektiv bei Blende 5 (!!) dennoch ziemlich bemerkenswert.

Die EOS rauscht im noch brauchbaren Rahmen , wobei besonders die geringe Beschneidung der Höhen bemerkenswert ist.

Fazit Testlabor
Betrachtet man die reinen Messergebnisse, so wird man das Gefühl nicht los, dass Canon die EOS 7D künstlich etwas beschnitten hat. Dass das Low-Light Verhalten magerer als bei der EOS 5D ausfällt, war zu erwarten. Aber dass die Schärfe der Videoaufnahmen erbenfalls geringer ist, überraschte uns dann doch. Womit sich mal wieder die Frage stellt, wieviel Schärfe man wofür benötigt. Einem Filmlook kommt die reduzierte Schärfe eher entgegen. Hier tendiert man bei besonders scharfen Aufnahmen von Videokameras eher noch etwas "digitales Korn" hinzufügen. Ist man jedoch, weshalb auch immer, auf der Suche nach der ultimativen Videoschärfe, erhält man bei vielen AVCHD Konsumer-Kameras ab 600,- Euro bereits das schärfere Bild.
Videos mit der Canon EOS 7D
Bei den folgenden Videoaufnahmen haben wir Custom-Einstellungen der Canon EOS 7D benutzt, um einen Anhaltswert zu erhalten, wieviel Reserve für die Nachbearbeitung zur Verfügung steht. Alle Aufnahmen sind also mit leicht reduzierten Schärfe-, Kontrast-, und Farbsättigungswerten gemacht worden. Von Haus aus bringt die EOS 7D ein etwas „farbenfroheres“ Bild mit.
Als Optik stand uns, wie bei allen hier gezeigten Aufnahmen das Kit-Zoom EF-S, 18-135mm, 1:3,5-5,6 IS zur Verfügung.
Schauen wir uns zunächst die Lowlight-Fähigkeit der Canon EOS 7D bei ISO Werten zwischen 100-6400 an:
°VF=ISOsCanonEOS7D#600#337
Trotz des relativ lichtschwachen Kit-Objektivs beeindruckt die Canon EOS 7D mit sehr guten Low-Light-Eigenschaften. Bis einschl. 1600 ASA hält sich das Rauschen im Videobild sehr dezent zurück. Erst darüber hinaus wird es deutlicher sichtbar, bleibt jedoch insgesamt auf erfreulich niedrigem Niveau.
Um einen Eindruck zu erhalten, wie sich das Videobild der Canon EOS 7D im Vergleich zur Canon EOS 5D MKII schlägt, haben wir aus unserem Archiv den nahezu gleichen Schwenk mit der 5D herausgesucht. Blende 8 , 1/50, 25B/s bei der 7D, Blende 11 1/60 30 B/s bei der 5D. Beide mit niedrigstem ISO. Hier als Flash-Files – aber beide mit den gleichen Encoding-Einstellungen für einen relativen Vergleich:
Hier der Canon EOS 5D MKII Schwenk:
°VF=CanonEOS5DSchnwenk#600#337
Hier der Canon EOS 7D Schwenk:
°VF=CanonEOS7DSchnwekReichs#600#337
Die im Testlabor ermittelten geringeren Auflösungswerte der Canon EOS 7D sind zu sehen, wenn man mit 200% ins Bild hineinzoomt.


Obwohl die Kit-Optik der 5DMKII etwas weitwinkliger als die der EOS 7D ist, sind Details bei der 5D MKII besser strukturiert. Kein himmelweiter Unterschied, aber mit etwas Pixel-Peeping sichtbar.
Rolling Shutter ist wie bei der Canon EOS 5D MKII provozierbar. Wer jedoch seine Aufnahmen sorgfältig plant, und keine allzu schnellen Schwenks benötigt, kommt um die RS-Problematik weitestgehend herum.
Fazit
Die Canon EOS 7D kommt dem Ideal der perfekten Video-DSLR so nahe wie derzeit keine andere videofähige DSLR. Im Vergleich zur 5DMKII aus gleichem Hause bietet sie eine ganze Reihe von Vorteilen nicht zuletzt beim Handling. Dies jedoch um den Preis relativ weicher Bilder im Videobetrieb und eines APC-C Sensors. Für unser Empfinden unterstützen jedoch die sanften Bilder eher einen filmischen Look, als dass sie stören.
Betrachtet man die Canon EOS 7D in ihrer Gesamtheit mit dem Top-Handling, dem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und dem attraktiven Filmlook (24 B/s!) stellt die Canon EOS 7D unserer Meinung nach derzeit die beste verfügbare Video-DSLR am Markt dar. Zusätzlich erhält man einen hervorragenden Fotoapparat. Was will der Indie-Filmer mehr?
Hier gehts zum ersten Teil unseres Canon EOS 7D Tests