Meinung Mittelformat für Profi-Filmer? GFX Eterna - Für wen wird Fujifilms erste Cinema-Kamera interessant?

Mittelformat für Profi-Filmer? GFX Eterna - Für wen wird Fujifilms erste Cinema-Kamera interessant?

Fujifilm will künftig mit einem Mittelformat-Sensor im Markt der Large-Sensor-Cine-Kameras mitreden. Was kann da schon schiefgehen?

Grundsätzlich ist ein neuer Player im Cine-Kamera Markt natürlich immer zu begrüßen. Denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft zugunsten des Kunden. Und dass Fujifilm irgendwann auch dedizierte Kameras für Filmer anbieten wird, war ebenfalls schon länger erwartet worden. Doch mit der Ankündigung des ersten Modells "GFX Eterna" kommt nun alles doch etwas anders...



Angeblich drei Jahre brauchte die Planung der Eterna bereits - dennoch spielt der Name hoffentlich nicht auf die weitere Entwicklungszeit an. Und da sich in der Kamera bereits sehr viel Technik von der schon länger verfügbaren Mittelformatkamera GFX100 II befinden soll, sorgte dies zugleich für etwas Spott im Netz: Schließlich sollte "nur" ein neues Gehäuse doch in weitaus kürzerer Zeit zu entwickeln sein. Aber wer weiß schon, welche Überraschungen Fujifilm noch in Petto hat.




Ist Mittelformat schon Large Format?

Der GFX100 II Sensor gilt jedenfalls schon als gesetzt und er ist mit 43,8 x 32,9 mm fast so hoch, wie das Kleinbild-Vollformat breit ist. Also sogar höher als ARRIs Large Format Sensor in der Alexa 65 (54,12 mm × 25,59 mm) - aber eben bei weitem nicht so breit. Und letztlich ist es immer die Breite, welche maßgeblich die Cine-Ästhetik bestimmt. Von echtem IMAX Film (70mm x 48,5mm) bleiben beide Sensoren dennoch deutlich entfernt. Relevantester Gegenspieler dürfte die URSA Cine 17K werden, deren Sensorabmessungen mit 50,1 mm x 23,3 mm nur leicht unter der ARRI liegen.



Zugleich setzt die URSA Cine 17K auch schon eine preisliche Referenz für aktuelle Großformat-Kameras "unter ARRI": 30.000 Euro/Dollar werden hier von Blackmagic aufgerufen. Darüber dürfte es für eine unetablierte Konkurrenz wie Fujifilm fast unmöglich werden, nennenswerte Stückzahlen in den Large Format Cinema Markt zu verkaufen. Zumindest solange sich nicht noch weitere außergewöhnliche Vorteile oder einmalige Features der Eterna herauskristallisieren.





Problemkind Rolling Shutter


Diametral zu einer professionellen Cine-Preisgestaltung stehen jedoch bereits die ziemlich schlechten Rolling Shutter Werte der GFX100 II als Elefant im Verkaufsraum. Über 30 Millisekunden bei vollem Sensor Readout wären für jede Cine-Kamera im Jahre 2025 definitiv ein Deal-Breaker. Auf der InterBEE 2024 hat Fujifilm jedoch bereits verlauten lassen, dass bei der Eterna wohl mit ähnlichen Werten zu rechnen sein wird.



Die Fujifilm GFX Eterna soll eine GFX100 II im Cine-Gehäuse werden
Die Fujifilm GFX Eterna soll eine GFX100 II im Cine-Gehäuse werden


Wir gehen allerdings davon aus, dass die Eterna von ihrer Veröffentlichung noch weit entfernt ist und bis dahin noch viel Wasser den Shinano herunterfließen wird. Fujifilm selbst sagt offen, dass noch gar nicht alle Specs feststehen und auch die Tatsache, dass auf der Messe nicht einmal ein laufender Prototyp gezeigt wurde, spricht Bände. Wahrscheinlich wollten die Japaner nach drei Jahren Entwicklung jetzt einfach mal vorfühlen, welches Feedback ihnen bei diesem Kamera-Konzept entgegenkommt.






Warum nicht S35?

Und wie sich dabei nun gezeigt hat, wünschen sich zumindest viele Stimmen aus dem Internet noch viel dringlicher eine S35-Kamera auf Basis der X-H2s, welche nicht nur bei vielen Fuji-Anwendern als Geheimtipp für Filmer gehandelt wird. Dieser Wunsch sollte dem Fujifilm-Management jedoch schon länger bekannt sein - zumindest spiegelt er auch unseren subjektiven Eindruck der letzten Jahre wider.



Was uns wieder zu der Frage führt, warum Fujifilm nun unbedingt als erste Kamera eine Large-Format Mittelformat-Cine Kamera vorstellen will? Wahrscheinlich, weil sie es können, bzw. sogar müssen. Schließlich gibt es im eigenen Hause nur die Technologien für APS-C und Mittelformat. Und so wittert Fujifilm (nicht ganz zu unrecht) im Cine-Mittelformat wohl weitaus weniger direkte Konkurrenz von Canon, Sony und den anderen üblichen Cine-Verdächtigen.



Agiert das Fujifilm-Management hier also synchron zum Fotobereich, wo man ebenso konsequent das Kleinbild/Vollformat-Segment gar nicht bedient? Und räumt man dem APS-C Format vielleicht zugleich keine Wachstumsmöglichkeiten mehr ein? Dass die Zukunft im Cinebereich jedoch vielleicht ganz anders läuft und sich das Kleinbild/Vollformat im professionellen Cinebereich viel langsamer etabliert als bislang erwartet, scheint man bei Fujifilm jedenfalls nicht auf dem Schirm zu haben. Gleichzeitig ist es auch sehr verständlich, dass Fujifilm als Newcomer nicht im bereits ziemlich gesättigten S35-Segment mit vielen etablierten Herstellern um Marktanteil-Häppchen kämpfen will.





Vorteil: Kleiner Markt

Darum dürfte Fujifilm mit der GFX Eterna wahrscheinlich über einen relativ günstigen Preis in diesen viel kleineren, aber dafür noch unumkämpften Markt einsteigen. Und somit sehr deutlich unter den 30.000 Euro der URSA Cine 17K bleiben. So hofft man wohl, dass es trotzdem genügend potentielle, interessierte Mittelformat-Filmer gibt, die für weniger Geld auch eine Rolling Shutter Kröte schlucken. Allerdings dürfte das Mittelformat selbst mit Kampfpreisen keineswegs ein einfacher Markt werden.



Die Fujifilm GFX Eterna hat einen 4:3 Sensor
Die Fujifilm GFX Eterna hat einen 4:3 Sensor


Das untypische 4:3 Mittelformat der Eterna könnte zwar bei anamorphen Aufnahmen für eine besonders außergewöhnliche Bildästhetik sorgen. Allerdings ist wohl kaum zu erwarten, dass irgendein Hersteller zum Erscheinen der GFX Eterna einen passenden GFX-Anamorphoten für diese Sensorgröße auf den Markt bringen wird. Darum werden die meisten Anwender wohl immer nur einen Teil der Sensorfläche für ihre Aufnahmen nutzen. Was ihr Alleinstellungsmerkmal dann schnell wieder ad absurdum führen könnte.




Universelle Multiformat-Kamera?

Unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar wäre in unseren Augen auch, dass Fujifilm versucht, die Eterna als universelle Multi-Aspect-Sensor Kamera zu vermarkten. Also ein Sensor, der direkt in der Kamera diverse Formate für unterschiedliche Bildkreise aufzeichnen kann. Dies würde allerdings sehr viel Flexibilität mit einer universellen Wechsel-Mount bedeuten. Und das bedeutet zugleich Hassle mit direkten Konkurrenten, sowie eine Verwässerung des sicherlich angepeilten Geschäfts mit den eigenen GFX-Optiken.





Frage(zeichen) des Codecs

Auch bei den Codecs gibt es noch viele Fragezeichen. Da der Sensor wohl nur voll ausgelesen echte Cine-Qualitätsenthusiasten anlocken wird, bedeutet dies sehr hohe Datenraten, sobald man mit Intraframe-Codecs wie ProRes aufzeichnet (was für Cine-Anwendungen fast immer obligatorisch ist). Hier hat Fujifilm noch wenig Erfahrung und verlässt sich bislang auf externe Recorder. Am besten wäre natürlich auch noch mindestens ein RAW-Codec, jedoch wollen entsprechende Lizenzen ausgehandelt sein, was in der Vergangenheit schon so manchen Hersteller unfreiwillig gebremst hat. Doch unwichtig sind die angebotenen Formate keinesfalls, denn die Akzeptanz einer Kamera kann oft hiervon abhängen.





Alles noch im Fluss

Wir bleiben auf jeden Fall sehr gespannt, welche Antworten Fujifilm auf solche Fragen noch bis zum Erscheinen der Eterna finden wird. Vielleicht ist es am Ende jedoch auch alles ganz einfach und die Eterna hegt überhaupt keine professionellen Cine-Ambitionen, sondern will gar nicht mehr sein, als eine praktisch unveränderte GFX100 II in einem alternativen Gehäuse mit ND-Filter.



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