Aktuelles Sony Alpha 1 im Vergleich zu A9 II, A7R IV und A7S III - welche Kamera wofür?

Sony Alpha 1 im Vergleich zu A9 II, A7R IV und A7S III - welche Kamera wofür?

Nach der Vorstellung der neuen Sony Vollformat Flaggschiffkamera Alpha 1 wollen wir hier den Versuch einer ersten Einordnung wagen. Für eine Reihe von professionellen Sony Alpha-Usern dürfte sich mit der Sony A1 die Frage neu stellen: Welche Sony Alpha brauche ich wofür und reicht eine A7S III für meine Filmprojekte bzw. was bekomme ich bei bei einer Alpha 1 mehr?

// 12:10 Do, 28. Jan 2021von

Nach der Vorstellung der neuen Sony Vollformat Flaggschiffkamera Alpha 1 wollen wir hier den Versuch einer ersten Einordnung wagen: Für eine Reihe von professionellen Sony Alpha-Usern dürfte sich mit der Sony A1 die Frage neu stellen: Welche Sony Alpha brauche ich wofür und reicht eine A7S III für meine Filmprojekte bzw. was bekomme ich bei bei einer Alpha 1 mehr?


Sony Alpha 1
Sony Alpha 1

Um die neue Sony Alpha 1 im Sony Alpha Universum genauer zu verorten, wollen wir hier einmal kurz die Hauptanwendungsgebiete der bisherigen Sony-Alphas anschauen und die neuen Funktionen der Sony Alpha 1 dagegen setzen. So sollte dann auch im besten Fall klar werden, für wen sich die neue Sony Alpha 1 lohnen kann – und für wen nicht.





Sony Alpha 1 versus A9 II: Sport-/Actionfotografen

Die Sony A9 II wurde in erster Linie für Sportfotografen entwickelt. Und dies bedeutet maximale Geschwindigkeit - vor allem bei der Serienbildfunktion und beim Autofokus. Auflösung steht hier weniger im Vordergrund. Dafür zählen schnelle Fileupload-Optionen und entsprechende Konnektivität für professionelle Workflows.


 Sony A9 II
Sony A9 II

Die A9 II bietet maximal 20 Bilder pro Sekunde bei bis zu 60 AF/AE-Berechnungen pro Sekunde. Die neue Sony Alpha 1 toppt diese Werte deutlich: Sie bietet 30 Bilder pro Sekunde bei 120 AF/AE-Berechnungen pro Sekunde - und dies bei deutlich höherer Auflösung. Doch zu hohe Auflösung ist wie bereits erwähnt gar nicht von Vorteil für Sportfotografen. Entsprechend bietet die Sony Alpha 1 auch die Möglichkeit, diverse kleinere Auflösungen und Fotogrößen aufzunehmen.



Mit insgesamt 759 AF-Punkten (wie die Sony A7S III) verfügt die A1 zudem über mehr AF-Punkte als die A9 II (693) und hat auch bei der Sucher-Framerate mit 240 fps die Nase vor der A9 II (120 fps).



Auch bei den Anschlüssen kann sich die A1 von der A9 II absetzen: Zwar verfügen beide Kameras über 100/1000 Ethernet LAN, WIFI, USB-C, HDMI etc. Aber die Sony A1 bietet zum Teil die neueren Standards und damit auch höhere Geschwindigkeiten: So ist der Super Speed USB-Bus mit 10 Gbps bei der A1 spezifiziert (5 Gbps bei der A9 II) und der HDMI-Anschluss der A1 kommt in Standardgröße während der HDMI-Out der A9 II als Mikrostecker Typ D konzipiert wurde. Bluetooth ist bei der A1 als 5.0er Version verbaut (bei der A9 II als 4.1).



Einzig beim Akkuverbrauch scheint die A9 II mit 690 Aufnahmen versus 530 Aufnahmen bei der A1 besser aufgestellt zu sein.



Damit ist zumindest auf dem Papier für uns klar: Für Sport-/Actionfotografen stellt die neue Sony A1 rein technisch gesehen das potentere Model dar.







Sony Alpha 1 versus A7R IV: Landschafts- und Portraitfotografen

Landschaftsfotografen schätzen vor allem hohe Auflösungen bei hohem Dynamikumfang. Bei Studio- und Portraitfotografen kommen noch diverse Blitzsynchron-Optionen und Tethering-Workflows hinzu. Hohe Geschwindigkeiten/Bildraten sind hier weniger von Interesse.


 Sony A7R IV
Sony A7R IV

Die Landschafts- und Studiofotografie wird im Sony Alpha-Portfolio vor allem durch die Sony A7R IV mit ihrem 61 Megapixel-Sensor bedient. Hier übertrumpft die A7R IV die neue A1 mit ihrem 50,1MP-Sensor um ca. 10 MP.



Schaut man auf den Dynamikumfang wird dieser bei beiden Kameras von Sony auf ca. 15 Blendenstufen spezifiziert.



Wo sich die Alpha 1 hingegen deutlich absetzen kann, sind die neuen Blitzsynchronzeiten, die für Portrait- und Studiofotografen von Bedeutung sein dürften: Die Sony A1 bietet hier 1/400sec während die A7R IV „nur“ 1/250sec bedient. Hinzu kommt bei der A1 erstmalig die Möglichkeit, mit elektronischem Verschluß bis zu 1/200 Sekunde zu blitzen.



Beim Tethering-Support sehen wir die Sony Alpha 7R IV und die A1 auf gleichem Niveau. Für Portraitfotografen würden wir jedoch die umfangreicheren Blitzfunktionen der Sony Alpha 1 als wichtiger werten als die 10 Mp höhere Auflösung der Sony A7R IV.



Damit gewinnt die Sony Alpha 1 für uns auch (knapp) beim Blick auf das Thema Portrait-/ Studiofotografie.





Sony Alpha 1 versus A7S III: Videofilmer

Beim Thema Video wird es für uns am spannendsten. Hier hat die Sony Alpha 7S III die Meßlatte bereits recht hoch gehängt: Neben höherwertigeren 10 Bit 4:2:2 4K Log-Formaten in XAVC S-I mit mind. 60 fps und entsprechend hohem Dynamikumfang punktet die Sony A7S III mit einem vergleichsweise hochwertig aufgelösten 4K Bild, sehr guten AF-Funktionen, zusätzlichen XLR-Optionen sowie hochwertigen externen Aufnahmeoptionen (16 Bit RAW).


 Sony A7S III
Sony A7S III

Die neue Sony Alpha 1 bietet jedoch genau die gleichen Videoformate wie die Sony A7S III. Hierzu zählen sowohl das mit maximaler Datenrate von 600 Mbit/s aufzeichnende XAVC S-I 4K (10 Bit 4:2:2) wie auch die 120 Bilder pro Sekunde in 4K 10 Bit 4:2:2 sowie die maximalen 240 fps bei reduzierter Auflösung. Und auch alle LOG-Formate (S-Log 2 ,3) der Sony A7S III finden sich bei der Sony A1 wieder.



Allerdings unterscheiden sich die internen Verarbeitungswege um zu dem hier genannten 4K-Material zu gelangen bei beiden Kameras deutlich. Sony macht derzeit keine Angaben zum Fullsensor-Readout / Downsampling für das 4K-Material der Alpha 1. Wir vermuten jedoch, dass hier eine Art von Pixel-Binning stattfindet, um die enorme 50MP-Auflösung zu bändigen.



Explizit kein Pixel-Binning findet beim S35 4K Modus der Sony Alpha 1 statt, bei dem von einer 5.8K Auflösung downgesampelt wird. Dieses 5.8K-zu-4K Material dürfte unserer Einschätzung nach das sauberste 4K-Signal der Sony A1 generieren.



Die Sony A7S III nutzt für ihr 4K-Signal hingegen eine 4.2K Auflösung von der minimal herunterskaliert wird. Damit erreicht sie ein recht gutes 4K-Bild, das sich auflösungstechnisch jedoch unterhalb des S35 4K Materials der Sony A1 einordnen könnte. Hier sind wir sehr auf erste Labortests gespannt.



Zusätzlich zu den Videoformaten der Sony A7S III bietet die Sony A1 jedoch noch 8K 10 Bit 4:2:0 Aufnahmen bis max. 30 fps. Wer entsprechende Auflösungen benötigt, wird bei der A7S III nicht bedient. Darüber hinaus bringt die Sony A1 das S-Cinetone Farbprofil der Sony FX-Kameras mit, das für schnelle Turnovers bei verbesserten Hauttönen sowie für entsprechendes Kamera-Matching hilfreich sein könnte.



Bei der Audio-Unterstützung liegen A7S III und A1 gleich auf. Beide verfügen über Kopfhörerbuchsen und unterstützen via MI-Shoe den Sony XLR-Adapter K3M und bis zu 4 Audiokanäle.



Auch beim Thema externe Raw-Aufzeichnung bieten sowohl die A7S III als auch die A1 16 Bit RAW mit externen Rekordern.



Beim Filetransfer via USB-C dürfte hingegen die Alpha 1 mit ihrem max. 10 Gbps gegenüber der Sony A7S III mit ihren 5 Gbps deutlich flinker sein. Und auch bei der Akkulaufzeit soll die Sony Alpha 1 (laut CIPA-Zyklus) mit 90 Minuten ununterbrochenem Betrieb vor der Sony A7S III mit 80 Min liegen.



Im Lowlight sehen wir hingegen die Sony A7S III mit ihren großen Pixeln vor der Alpha 1, wobei es spannend werden dürfte, wie stark die Alpha 1 hier durch ihr Downscaling Boden gut machen kann.



Zum Schluß sei beim Vergleich zwischen der Sony A7S III und der A1 noch auf die Monitoring-Unterschiede verwiesen: Während beide den gleichen - mit 9 MP recht hoch auflösenden - OLED-Sucher verwenden, verfügt die Sony A7S III über ein für Videoaufnahmen ergonomisch besser nutzbares, seitlich aufklappendes Display während die A1 nur ein in der Bildachse befindliches Tilt-Display besitzt.





Damit ergibt sich beim Vergleich der Videofunktionen der Sony A1 und der A7S III für uns ein Patt. Tatsächlich gibt hier das jeweilige Anwendungsgebiet den Ausschlag: Kurz gefasst stehen sich hier maximale Auflösung versus Lowlightfähigkeit gegenüber.




Und der Preis?

Und schließlich gilt es natürlich auch den Preis der neuen Sony Alpha 1 gegenüber den anderen Sony Alphas im Auge zu behalten. Mit 7.299,- Euro (UVP.) liegt sie an der Spitze im Sony Alpha-Portfolio - gefolgt von der A9 II mit 5.399,- Euro, der A7S III mit 4.199,- Euro und der A7R IV mit 3.999,- Euro.



In der Regel sind Profi-Fotografen und Filmer eher spezialisiert auf bestimmte Arbeitsgebiete. Allerdings sind diese nicht mehr ganz so streng voneinander abgegrenzt wie noch vor ein paar Jahren. Zunehmend wird auch Bewegtbild von Fotografen (und umgekehrt) vom Kunden gefordert. Pros die mit unterschiedlichen Kamerabodys für unterschiedliche Aufgaben unterwegs sind, stellen keine Exoten mehr da.



Wir gehen zwar davon aus, dass sich im täglichen Handling der Wechsel zwischen zwei Kamerabodies (mit unterschiedlichen Objektiven?) für unterschiedliche Einsatzzwecke eher lohnt, als alles mit einem Kameragehäuse bestreiten zu wollen, aber wer auf eine einzige Kamera vor Ort setzen will oder muss, könnte als Sony-User in der Sony Alpha 1 genau jene „Eine“ Kamera finden, die alle anderen Sony Alphas ersetzen kann.



Blickt man zur Konkurrenz, fehlt hier derzeit eine entsprechende spiegellose Alternative. Zwar zieht die Canon EOS R5 mit interner 12 Bit 8K Raw Aufnahme und auch höherwertigerem 8K 10 Bit 4:2:2 beim Thema 8K-Aufnahmen an der Sony A1 vorbei. Dafür finden sich hier wärmebedingte Zeitlimits und auch wenn die R5 mit 20 B/s sehr gut im Sport/Action Segment unterwegs ist, fehlen hier die Profi-Anschlüsse wie Ethernet (und auch eine XLR-Option existiert derzeit bei den Canon Spiegellosen nicht). Ein passender Vergleich zur Sony Alpha 1 dürfte hier erst Sinn machen, sobald Canon die spiegellose Variante seiner EOS 1 DX Mark III präsentiert (das gleiche gilt für eine spiegellose Nikon D6-Variante).




Fazit: Sony Alpha 1 - die eine sie alle zu binden …?

Vergleicht man die neue Sony Alpha 1 mit den bisherigen Sony Alphas in ihren jeweiligen Spezialdisziplinen wird schnell klar: Die Sony A1 bewegt sich entweder auf gleichem oder gar höherem Niveau als die bisherigen Vollformat Sony Alphas. Am deutlichsten scheint uns die Überlegenheit der Sony A1 gegenüber der A9 II auszufallen – am wenigsten ausgeprägt im Vergleich zur A7S III.



Entsprechend sehen wir die Alpha 1 dann auch in erster Linie als aktuelles Angebot für Sport-/Action und Studiofotografen. Wer jedoch auf der Suche nach 8K Video im Sony Alpha-Universum ist oder eine sehr breite Anwendungspalette mit nur einer Kamera abdecken möchte, für den könnte die Sony Alpha 1 genau die „Eine“ Kamera werden und dann spielt auch der Preis von 7.299,- Euro (UVP.) keine so entscheidende Rolle mehr ...



Soweit unsere erste Einschätzung zur neuen Sony Alpha 1. Für eine ausführliche Beurteilung in der Praxis freuen wir uns schon auf unseren Test mit der A1 ...



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