Aktuelles Das Gefühl des Augenblicks. Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms

Das Gefühl des Augenblicks. Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms

Diese praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Beruf des Dokumentarfilmers hat uns dermaßen überzeugt, daß wir sie, anders als die meisten anderen hier vorgestellten Bücher, kaum aus der Hand legen wollten. Nicht schlecht für ein Sachbuch, aber weil eine uneingeschränkte Empfehlung zwar eindeutig ist, aber nur mäßig informativ, reichen wir zu unserem Fazit noch ein paar Argumente...

// 12:16 Di, 20. Mär 2012von

BildThomas Schadt

Das Gefühl des Augenblicks. Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms


Verlag: UVK Verlagsgesellschaft mbH


3., überarbeitete Auflage


Schriftreihe: Praxis Film, Band 60


brochiert - 276 Seiten


Sprache: Deutsch


Erschienen: Januar 2012


ISBN: 978-3-86764-216-3


Preis: 24,99 Euro; 4. Auflage: 34,99 Euro



Seit Januar 2017 in überarbeiteter, 4. Auflage verfügbar





Diese Besprechnung könnten wir im Grunde denkbar kurz halten, denn Thomas Schadts praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Beruf des Dokumentarfilmers hat uns dermaßen überzeugt, daß wir sie, anders als die meisten anderen hier vorgestellten Bücher, kaum aus der Hand legen wollten. Nicht schlecht für ein Sachbuch, aber weil eine uneingeschränkte Empfehlung zwar eindeutig ist, aber nur mäßig informativ, reichen wir zu unserem Fazit noch die üblichen Ausführungen.



Und beginnen mit einer ganz kleinen Einschränkung: Wer eine lückenlos übertragbare Anleitung sucht, wie man Schritt für Schritt eine "Doku-Reportage" erstellt, am besten noch mit einer Aufstellung über benötigte Einstellungen beim Dreh und schematischer Schnittliste, liegt mit diesem Buch falsch -- mit der Berufswahl dann wahrscheinlich aber auch. Denn hier geht es um mehr: um die richtige Haltung und Herangehensweise, und möglicherweise auch darum, ein guter Mensch zu sein: ehrlich, integer, fair, offen etc. Vielleicht ist das nur logisch: da Dokus subjektiv sind, können sie nur taugen, wenn der Mensch dahinter etwas taugt, so darf man folgern -- wir zumindest könnten dieser Argumentation durchaus etwas abgewinnen. Man hat als dokumentarischer Filmemacher genau zu beobachten, und sich differenziert und kritisch mit seinem Sujet (und sich selbst) auseinanderzusetzen, so etwa ließe sich der Ansatz zusammenfassen. Hinzu kommt als großer Posten Glaubwürdigkeit (sozusagen als freiwillige Selbstverpflichtung) sowie die Aufgabe, mit der Macht, die einem die Kamera verleiht, verantwortungsvoll umzugehen.



Doch das Buch ist nicht nur ein Plädoyer, den eigenen Kopf einzuschalten, um sich einen stimmigen Film zu erarbeiten, auch die Vermittlung des dokumentarischen Handwerks kommt nicht zu kurz. Zwar gibt es in diesem Metier keine unverrückbaren Regeln, lediglich Orientierungspunkte, doch welches diese sind beschreibt Schadt konkret und ausführlich, basierend auf eigenen Erfahrungen; der Autor hat ja nicht nur selbst jede Menge Dokumentarfilme gedreht, er ist auch seit über zehn Jahren Professor an der Filmakademie Baden-Württemberg im Studienfach Regie/Dokumentarfilm. Und man merkt schnell, hier schöpft jemand wirklich aus dem Vollen -- zu jedem Punkt finden sich ein-zwei Beispiele zur Illustration. Dabei geht es, wie der Buchtitel schon signalisiert, vor allem um weiche Faktoren: wie geht man mit Interviewpartnern um, wie bereitet man sich vor, wie paßt man sich an verschiedene Situationen an, wie merkt man, was funktioniert (und was nicht), wo und wann findet man authentische Momente, warum sollte man anders für die große Leinwand drehen als für TV, wie sucht man beim Schnitt im Material seine Dramaturgie etc. Über die bei der Produktion eingesetzte Technik dagegen wird kaum ein Wort verloren, bis auf folgende Feststellung: sie muß für das Projekt und die Situation passende sein, und man muß sie im Schlaf bedienen können.



Wollte man ein bißchen Mäkeln, könnte man noch anmerken, daß das Internet als Distributions- und Vermarktungsmedium praktisch überhaupt nicht vorkommt, während ständig vom TV als Auftraggeber die Rede ist. Das macht keinen sonderlich modernen Eindruck, aber da trotz aller Crowdsourcing-Tendenzen noch immer sehr viel mehr Geld für Dokumentarfilmproduktionen von Sendern uä. ausgebeben wird, ist das vollkommen legitim. Außerdem steht ja das gewissermaßen zeitlose dokumentarische Arbeiten an sich im Mittelpunkt.




Fazit: Jedem ans Herz gelegt, der auch nur einen Funken aufrichtiges Interesse am dokumentarischen Filmschaffen hat.


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