Frage von Fuxsberger:Hallo liebe Leute,
ich beschäftige mich im Moment mit der Audiobearbeitung von Filmen und zwar speziell mit der Einbindung von Off-Sprechern.
Leider ist das ein sehr grosser und unübersichtlicher Bereich bei dem man schwierig weiss ob man richtig liegt oder komplett über den Tisch gezogen wird... deshalb gleich zu meiner ersten Frage:
Mein Kunde gibt einen Imagefilm in Auftrag der ungefähr 2min lang sein soll und über den ein professioneller Sprecher seine Off-Stimme drüber legen soll.
Was darf... oder wird denn so ein Auftrag für den Sprecher kosten? (Ich suche nicht den teuersten Sprecher weil er die deutsche Synchronstimme von Bruce Willis ist... aber schon einen Sprecher der weiss was er tut. Trotzdem hat natürlich niemand Geld zu verschenken!)
Und habt ihr eventuell gute Tipps wo man die entsprechenden Sprecher gut finden kann? Also eventuell so ein "Sprecherforum" oder so?? (Hab leider keins gefunden)
Dann geht es weiter... nehmen wir an ich habe mich mit einem Sprecher geeinigt... wie ist das weitere vorgehen?
Wird zuerst der Film gedreht und geschnitten und dann hinterher geschaut was der Sprecher über den Film spricht?
Oder wird der Text den der Sprecher spricht als aller erstes entwickelt... und dann quasi das gesprochene mit Bildern gefüllt?
(Also stellt man erst das Huhn oder das Ei her?? :-) )
Ihr seht das ich zu dem Thema noch viele Fragen offen habe... und ich würde mich deshalb über eure Hilfe wirklich freuen...
Also haut ordentlich in die Tasten...
Lg
Antwort von Pianist:
Der Sprecher kommt ganz zum Schluss. Du schreibst den Text und liest ihn bei der Abnahme vor. Bedenke, dass Sprecher langsamer sprechen als Du, also lass genug Zeit und lese auch ein wenig langsamer vor, als Du es üblicherweise machen würdest.
Wenn Du die Abnahme hast und den Sprecher ausgewählt hast, dann kommt die Sprachaufnahme. Gehe dazu am besten in ein darauf spezialisiertes Studio. Die haben meist auch die Kontakte zu den Sprechern. Lass den Auftraggeber vorher aus mehreren Sprechproben auswählen. Die Agentur Stimmgerecht in Berlin wäre da einer von mehreren möglichen Ansprechpartnern.
Ein Film kann durch Einsatz des richtigen Sprechers sehr gewinnen, man kann ihn aber dadurch auch total kaputtmachen. Es bringt nichts, eine bekannte Synchronstimme zu nehmen, wenn es eigentlich wie eine journalistische Reportage klingen soll.
Den Aufwand, einen eigenen Sprecherraum einzurichten, würde ich übrigens nur treiben, wenn man sehr oft Sprachaufnahmen zu machen hat.
Es gibt auch einige Sprecher, die im "eigenen Studio" aufnehmen wollen. Ich lehne das generell ab, weil ich meine, dass es unerlässlich ist, den Sprecher vor Ort zu haben, um ihn entsprechend zu lenken.
Matthias
Antwort von beiti:
Wird zuerst der Film gedreht und geschnitten und dann hinterher geschaut was der Sprecher über den Film spricht?
Oder wird der Text den der Sprecher spricht als aller erstes entwickelt... und dann quasi das gesprochene mit Bildern gefüllt?
(Also stellt man erst das Huhn oder das Ei her?? :-) ) Kommt ein wenig auf den konkreten Film an, und darauf, wo die Prioritäten liegen.
Wenn es ein "textbetonter" Film ist, finde ich schwierig, sinnvoll zu schneiden, wenn man den Text noch gar nicht aufgenommen hat; umgekehrt wird aber auch ein Kommentar, der schon vor dem Schnitt aufgenommen wurde, selten zu 100 % mit den Bildern zusammenpassen.
Zur Zeit des Filmschnitts und linearen Videoschnitts hat man den Text zuerst geschrieben, abschnittsweise ausgestoppt, entsprechend dieser Liste das Bild geschnitten, eventuell den Text mehrmals korrigiert, während des Schnitts immer wieder synchron vorgelesen usw., bis es gepasst hat. Am Ende konnte man dann den endgültigen Text am Stück aufnehmen und drunterlegen.
Heute würde ich die Voiceover-Funktion des Schnittprogrammes nutzen und den provisorischen Text erst mal selbst draufsprechen, quasi als Timer für den Schnitt. Dann kann man bei Bedarf Passagen löschen und in korrigierter Form neu aufnehmen. Es muss ja nicht toll klingen; es geht nur ums Timing. Am Ende lässt man den fertigen Text dann nochmal vom Profi als Ganzes einsprechen.
Wenn eine Abnahme durch den Aufraggeber stattfindet, würde ich es allerdings so machen, wie von Pianist erklärt: Also den nackten Film ohne die provisorische Kommentarspur vorführen und lieber den geplanten Kommentar dazu live vorlesen. Denn mit der provisorischen Aufnahme klingt es immer etwas amateurhaft - und nicht jeder Auftraggeber ist in der Lage, eine provisorische Mischung richtig zu deuten.
Ich lehne das generell ab, weil ich meine, dass es unerlässlich ist, den Sprecher vor Ort zu haben, um ihn entsprechend zu lenken. Das ist auch eine Kostenfrage; eine Aufnahme, die der Sprecher zuhause in seinem eigenen Studio macht, ist bei gerade mal zwei Minuten Gesamtdauer natürlich viel billiger als eine persönliche Anreise des Sprechers mit entsprechendem Mehraufwand an Zeit und Reiseauslagen.
Andererseits kann sich die fehlende Lenkung des Sprechers auch rächen - nicht nur in Details. Hier im Kino laufen z. B. Werbespots für eine örtliche Firma, in der ein hiesiger Ortsname falsch ausgesprochen wird. Das dürfte so ein typischer Fall sein, wo dem Sprecher nur der Text gemailt und dieser eine WAV-Datei zurückgemailt hat. ;)
Antwort von Fuxsberger:
Super... Vielen dank!
Das sind doch schon einmal sehr nützliche Informationen...
Also macht man sich quasi während der Entwicklung des Drehbuches schon Gedanken zu dem Text und schreibt ihn so zu sagen ersteinmal grob vor. Beim Dreh und beim Schnitt korrigiert man den Text dann und schaut das Bild und Text gut zusammen passen und sich gegenseitig ergänzen...
Gut das habe ich soweit verstanden!
Gibt es dabei noch Tipps oder Tricks die ich beachten muss??
Könnt ihr mir jetzt eventuell noch ein paar Tipps zu der Kostenfrage geben?
Wie schon gesagt brauche ich keine bekannten Stimmen will aber auch keine Amateure... Dann könnt ich s auch selbst machen... Also was darf oder wird so eine Aufnahme kosten im Durchschnitt??
Und wo finde ich so Jemanden am Besten im Raum Düsseldorf?
Oder kennt ihr vielleicht sogar Jemanden der in Frage kommen würde?
Antwort von dustdancer:
kommt immer drauf an, wie die stimme klingen soll.
z.b.
http://www.bodalgo.com/de/voices/rainer-baerensprung/
ist sehr wandlungsfähig, wenn es ne ältere stimme sein soll
Antwort von motor-tv:
Also mit ein bisserl googlen findet man schon Profi Sprecher. Was die Preise betrifft, so ist das so unterschiedlich wie die Filmproduktion an sich. Von 500 Euro pro 60 Minuten Film bis 3.000 Euro, Studiokosten u.U. nicht inklusive. Wir haben mal 600 Euro für 3 gesprochene Sätze bezahlt, allerdings war das von DER Stimme Österreichs.
Antwort von Pianist:
Also macht man sich quasi während der Entwicklung des Drehbuches schon Gedanken zu dem Text und schreibt ihn so zu sagen ersteinmal grob vor.
Also bei so einem kurzen Film ist der Text eigentlich das Drehbuch... Mach das einfach tabellarisch: Zum Beispiel links der Text und rechts grobe Angaben, was man sehen wird. Es gibt wirklich sehr unterschiedliche Herangehensweisen, und es hängt auch davon ab, wie routiniert der Auftraggeber ist. Du selbst scheinst ja noch eher am Anfang zu stehen, aber mit zunehmender Erfahrung wirst Du sehen, dass das alles recht simpel ist.
Dann könnt ich s auch selbst machen...
Das wäre an sich die beste Lösung, wenn Du Dich in diese Lage versetzen würdest. Zumindest, wenn Du immer viel zu machen hast, was schnell gehen muss und wo immer mal wieder kleine Änderungswünsche sind. Da müsste man ja jedesmal den Sprecher neu kommen lassen und zahlen. Meine Auftraggeber möchten überwiegend ausdrücklich, dass ich selbst spreche, weil das zu meinen Themen meist sehr gut passt.
Also was darf oder wird so eine Aufnahme kosten im Durchschnitt??
Und wo finde ich so Jemanden am Besten im Raum Düsseldorf?
Für einen Zwei-Minuten-Film würde ich mal sagen: So ganz ungefähr zwischen 250 und 500 EUR (für den Sprecher, also ohne Aufnahme). Die Sprecher richten sich da auch sehr nach dem Verbreitungsgrad, obwohl der Aufwand immer derselbe ist, egal ob das nun einmal auf einer geschlossenen Veranstaltung läuft oder ob 50.000 DVDs davon gemacht werden oder ob es jahrelang im Internet steht.
Matthias
Antwort von schaukelpirat:
Im News-Bereich machen wir"s so, dass zuerst der Off-Text aufgenommen wird, dann allfällige OT"s hineingeschnitten werden und dann erst der "Rest" mit Bildern und Atmo aufgefüllt wird. (Das ist im Idealfall der schnellste Weg, zudem kann man Schnittrhythmus und Textrhythmus leichter aufeinander abstimmen. Wenn"s aber zuwenig Bilder gibt, muss man tricksen oder ins Archiv greifen...)
Für dich hätte es den Kostenvorteil, dass der Sprecher nicht physisch anwesend sein muss, sondern du einfach mit dem Soundfile seiner Aufnahme arbeitest. Überdies kann er dazu auch noch sein ideales, persönliches Sprechtempo wählen (nur dann klingt"s natürlich) - du musst ihm nur im Vorhinein sagen, ob er"s mit Druck lesen soll oder eher laid back...
ALLERDINGS: News sind idR. Text-basiert. Wenn du jedoch vor allem Bilder wirken lassen willst, wäre der umgekehrte Wg wohl sinnvoller. Überleg" Dir, worauf du zuerst die Aufmerksamkeit des Betrachters lenken willst. Sind es opulente Bilder, oder ist es der Inhalt, den die Bilder unterstützen sollen?
PS: ich bin Sprecher, darf aber leider nicht kommerziell.. (öff.rechtl.)
Antwort von Pianist:
Im News-Bereich machen wir"s so, dass zuerst der Off-Text aufgenommen wird, dann allfällige OT"s hineingeschnitten werden und dann erst der "Rest" mit Bildern und Atmo aufgefüllt wird.
So mache ich das auch oft, weil meine Filme ja meist so ähnlich wie journalistische Nachrichtenbeiträge aussehen. Daher sage ich ja: Es gibt ganz viele verschiedene Herangehensweisen, und es ist gut, wenn man sich mehrere davon aneignet, um sie dann je nach Bedarf einsetzen zu können.
Aber noch mal zum Führen des Sprechers: Solche Leute haben eine große Bandbreite an Stilen parat, und man muss die jeweils in die gewünschte Richtung bringen. Wenn der Sprecher also nicht körperlich anwesend ist, sollte man während der Aufnahme zumindest telefonisch oder per Musiktaxi mit ihm verbunden sein, um ihn entsprechend leiten zu können und Fehler oder falsche Aussprachen und Betonungen zu eliminieren.
(zum Glück habe ich in Berlin die Leute immer vor Ort, wenn ich mal welche brauche, das ist immer noch am besten)
Und noch ein Hinweis: Wer als Filmproduzent regelmäßig Sprecher einsetzt, ist ein "typischer Verwerter" im Sinne des Künstlersozialversicherungsgesetzes und ist verpflichtet, von sich aus die auf die Honorare entfallende Künstlersozialabgabe zu zahlen (wenn auch mit stillem gedanklichen Protest).
Matthias