Frage von sottofellini:Hallo liebe Filmfreunde,
Wir sind daran, einen Kurzfilm mit Schweizerdeutschen Schauspielern und mit deren Dialektsprache zu drehen. Die Idee war eigentlich, die wenigen Dialoge dann mit Untertiteln auf Hochdeutsch zu unterlegen. Später dann noch eine Version mit englischen UT.
Jetzt kommt plötzlich die Variante auf, die Protagonisten Hochdeutsch sprechen zu lassen, statt den UT. Klar- versierte Schauspieler aus CH sprechen oft ein nahezu akzentfreies Hochdeutsch (Bühnendeutsch), nicht aber unsere noch in Ausbildung stehenden.
Nur tönt das halt dann für deutsche Ohren ziemlich holprig, etwa so wie in den Tatort Folgen, welche in Luzern gedreht wurden. Es gab auch schon Sprüche, ja, ja die Schweizer, die sprechen doch alle wie Emil. (für die, welche diesen CH- Komiker noch kennen).
Nun möchte ich gerne Euere Meinung dazu hören.
Findet Ihr es frivol, munter auf Mundart los zu parlieren und die der Sprache nicht Mächtigen sollen gefälligst die UT lesen. Oder gibt es gar die Möglichkeit, dass etliche aus D den CH- Dialekt (Kanton Zürich) so gut verstehen, dass kaum ein Blick auf die UT geworfen werden muss?
Die Dialoge sind nicht hochwissenschaftlich, sondern Strassen Slang zwischen Alt und Jung.
Antwort von beiti:
Ich bin eigentlich kein Freund von Untertiteln. Wenn ich Filme in einer Sprache sehe, die ich nicht verstehe, schaue ich mir lieber die Synchronfassung an. Ich erkenne aber auch an, dass es Filme gibt, wo Synchronsation aus verschiedenen Gründen Unsinn ist, und dann akzeptiere ich auch Untertitel. Am liebsten sind mir DVDs, wo ich selber entscheiden kann, welche Fassung ich sehen will.
Dass die Schweizer in Eurem Film Hochdeutsch sprechen, obwohl es inhaltlich bzw. von der Situation her gar nicht passt, finde ich zum Beispiel blöd - besonders natürlich für die Schweizer, die den Film anschauen werden.
Also ich würde auf jeden Fall in Schweizerdeutsch drehen und dann entweder noch eine hochdeutsche Synchronfassung machen oder hochdeutsche Untertitel einbauen.
Ob Deutsche es verstehen, hängt ein bisschen davon ab, wie schnell gesprochen wird und wie "Hardcore" der Dialekt konkret ist. Als Allgäuer verstehe ich schon relativ viel Schweizerdeutsch, wenn ich mich reinhöre und mir ein wenig Mühe gebe. Aber manchmal komme ich doch an meine Grenzen, wenn zu viele Spezialausdrücke drin sind und die Geschwindigkeit zu hoch ist - so geschehen bei "Achtung, Fertig, Charlie". Da musste ich die DVD dann doch wieder auf Hochdeutsch umschalten, um überhaupt was zu kapieren.
Übrigens würde ich gern mal einen Tatort aus Luzern in der Originalfassung sehen, aber da kommt man kaum ran; die ARD strahlt das Original nicht mal als zweite Tonspur aus, über DVB-T kriegen wir SF1/2 hier im Allgäu nicht mehr rein, und über Satellit ist sowieso alles verschlüsselt.
Antwort von silverstone:
Auf Schweizerdeutsch drehen mit D Untertiteln!
Es gibt nichts schlimmeres als Schweizer die nicht perfekt Hochdeutsch können, es aber trotzdem versuchen. Ist übrigens umgekehrt genauso :-)
Also, macht das Ding in Mundart. Ausserdem gibt es einen doch recht hohen Anteil an Deutschen, welche Schweizerdeutsch recht gut verstehen.
Antwort von Adam:
Unbedingt in Mundart!
Ich finde es wichtig, dass in der echten, gelebten und gesprochenen Sprache gedreht wird. Das macht es echt und glaubwürdig.
Auch wenn es keine Schriftform des Schweizdeutschen gibt, es ist nunmal die Sprache in der Schweiz (neben den anderen dreien).
Das Fehrnsehen mit seinem Einheitsdeutsch bringt eh schon in alle Wohnzimmer die selbe Sprache.
Dabei ist Regionalität doch etwas schönes!
Mir persönlich gefallen nicht alle Ausprägungen des Deutschen gut, aber ich finde es wichtig, das ein Bayern 'Mia' statt 'Wir' sagt, ein Berliner 'Icke' oder 'Wa', die Ruhrpöttler 'Omma' (statt Oma), die Österreicher 'Stiegenhaus' anstatt 'Treppenhaus' oder 'Sackerl' anstatt Tüte, der Hamburger 'Moin' und der Münchner 'Grüß Gott'.
Das erzeugt doch das 'Echte'!?
Und: Wer sich zuhause fühlt, weiß wo er ist und was seine Region (eben auch sprachlich) kennzeichnet, der kann sich viel leichter auf die große komplizierte Welt einlassen.
Also bitte in Schweizdeutsch!
(Und Untertitel, wenn es Euch wirklich notwendig erscheint)
Antwort von beiti:
Übrigens ist mir aufgefallen, dass viele Leute (zumindest in der Nordosthälfte Deutschlands) gar nicht wissen, wie Schweizerdeutsch klingt; die meinen dann, so ein bemühtes Hochdeutsch mit Akzent, wie es Schweizer in Deutschland meist sprechen, sei schon der ganze Dialekt. Und wenn sie dann doch mal in die Schweiz kommen, folgt der große Schock. ;)
Antwort von sottofellini:
Oh, besten Dank für Euere guten und einleuchtenden Gedanken!
Nun ist glaube ich der Weg klar.