Frage von tehaix:Hallihallo und gute Nacht allerseits,
ich bin derzeit auf der Suche nach einem kompakten Mikrofonstativ für Interviews. Ich würde gern ein Shotgun-Mic reinhängen und so bei Bedarf auch allein mal den Ton "angeln" zu können. Das Stativ sollte also eine gewisse (ausziehbare) Höhe mitbringen, mindestens um die 2m, und dennoch nicht ZU sehr ins Gewicht fallen. Hat da jemand eine gute Empfehlung?
Feine Grüße und vielen Dank!
Antwort von TomStg:
Ein Stativ für Interviews ist sehr unpraktisch.
Als One-Man-Show benutzt Du für Interviews entweder ein Ansteckmikro oder gibst dem Protagonisten ein Mikro in die Hand.
Bist Du zu zweit beim Aufnehmen, hält Deine Begleitung das Mikro oder er/sie nimmt den Ton per Angel ab.
Das ganze entweder per Kabel oder per Funkstrecke. Funk bedeutet maximale Beweglichkeit und Schnelligkeit vor Ort, ist aber wegen möglicher Störungen auch unzuverlässiger als eine Kabelverbindung.
Antwort von Starshine Pictures:
So unterschiedlich können die Arbeitsweisen sein. Interviews mache ich auch grundsätzlich mit Richtmikro am Stativ. Ich nehme je nach Geschmack ein Lichtstativ mit Arm oder ein C-Stand mit Boom Pole.
Günstiges Lichtstativ mit Galgen:
JINBEI M-1 Profi Galgenstativ Rotierbares Aluminium-Lampenstativ 132cm bis 395cm
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Nur ein Galgen:
Walimex Pro Galgen (Gegengewicht 70-183 cm, Galgen, Auslegearm, Schwenkkopf, Boom aus Aluminium mit 3 Sektionen, Höhen und Längsverstellbar, 2 bis 5 kg Belastbarkeit)
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Boom Halterung für C-Stands:
Neewer® Schwarz Metall Mikrofon Boompole Stützhalter
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Grüsse, Stephan
Antwort von rush:
Wäre doch auch langweilig wenn es nur die "Eine" Arbeitsweise gäbe :-)
In gesetzten Settings - insbeosndere dann wenn man bspw. in einem seperaten Raum viele Leute nacheinander abfrühstücken muss kann ein Stativ mit Mic cleverer und effektiver sein da man sich das ständige ab und anstecken des Lavaliers spart... und je nach Klientel sind Lavs eben manchmal auch nicht ganz unproblematisch oder nicht im Bild gewünscht. Und dann unter der Kleidung herum zu fummeln... geht nicht mit allen Interviewpartnern und erhöht zusätzlich die Raschelgefahr je nach Kleidung.
Daher: situationsbahängig entscheiden...
Ich habe auch einen einfaches Thomann Stativ mit Galgen... unbedingt unten beschweren falls doch mal jemand gegenrempelt - die Kippgefahr ist immer vorhanden. Nutze zwar primär auch Lavs aber manchmlal ist der Galgen das bessere Tool.
Antwort von TomWI:
Nachdem ich vor ein paar Jahren mal einem wichtigen Dreh tonmäßig verpatzt habe, benutze ich seitdem bei Interviews oder Statements nach Möglichkeit immer Lav und zusätzlich Richtrohr von oben.
Eine einigermaßen tragbare Kombi dafür ist ein Manfrotto 1004BAC mit zusätzlichem Griphead. Darauf kommt die Tonangel mit dem von Starshine Pictures verlinkten Boomboy. Beschwerung des Stativs mit Sandsack oder Gegengewicht von einem Stativgalgen.
Antwort von tehaix:
TomStg hat geschrieben:
Als One-Man-Show benutzt Du für Interviews entweder ein Ansteckmikro oder gibst dem Protagonisten ein Mikro in die Hand.
Zu Befehl! Ab sofort nur noch Mikros in der Hand!
:D
Spaß beiseite. Wie aus den anderen Antworten schon hervorgeht, gibt es da sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Ich filme jetzt seit fast 10 Jahren mal mehr und mal weniger Interviews und habe festgestellt, dass die Lavalier-Lösung zum einen oft Kleiderrascheln mit sich bringt. Zum anderen wird immer öfter gefordert, im Bild überhaupt gar kein Mikro sehen zu können (also auch kein Ansteckmikro). Meist nehme ich ohnehin SOWOHL mit Lav, als auch mit Shotgun auf (als Backup, aber meist bisher eher schlecht positioniert). Letztere Variante wollte ich jetzt mal ausbauen. Habe für die letzten Drehs ein MKH416 gemietet und bin schon auf ziemlich gute Ergebnisse gekommen, aber meine Stativlösung war eher suboptimal.
Danke also für die hilfreichen Antworten! Bin gar nicht drauf gekommen, einfach ein Lichtstativ zu benutzen und einen Galgen dafür zu besorgen. Und an alle Mitlesenden: Bitte gebt den Protagonisten nicht generell ein Mikro in die Hand, welche Lösung man wählt ist natürlich völlig vom Dreh und vom Film abhängig.
Antwort von Pianist:
Wie lang sind denn die aufzunehmenden Abschnitte? Ich habe es ja in der Regel mit sehr kurzen Passagen zu tun, weil ich die Leute von Anfang an bitte, mir ein kurzes prägnantes Statement zu geben. Daher ist es für mich kein Problem, mit der kleinsten vdB-Angel zu arbeiten. Da habe ich vorne meistens ein Neumann KM 184 in einer Rycote-INV-Halterung dran, und wenn es eine lautere Umgebung ist, dann eben ein MKH 416 mit der Schwinghalterung MZS/MZG 415, die es neu nicht mehr gibt. Bei ganz lauter Umgebung angele ich dann eben von unten und lasse das Mikrofon wie bei einer Nachrichtensendung ins Bild hineinragen. In der Regel mache ich dann einen einfarbigen Windschutz rauf, der zur Farbwelt des Auftraggebers passt. Aber mein Ziel ist es ebenfalls, im Normalfall überhaupt kein Mikrofon im Bild zu haben.
Matthias
Antwort von TomStg:
Noch ein paar „Weisheiten“ für Mitlesende:
Wenn irgendmöglich sollte man Interviews nicht als One-Man-Show aufnehmen, sondern mindestens zu zweit. Denn die alleinige gleichzeitige Kontrolle von Bild, Ton, Licht und Inhalt des Gesagten mögen zwar einige Universalgenies hier drauf haben, ist aber - wenn überhaupt machbar - die absolute Ausnahme. In der Regel geht so ein Setting aber in die Hose - entweder beim Bild, beim Ton, beim Licht oder beim Gesagten. Beliebige Kombinationen von Fehlern gibt es dabei natürlich auch - vorausgesetzt man möchte sendereife Ergebnisse erzielen.
Vielleicht sollte man sich auch im Klaren sein, was der Unterschied zwischen einem Interview und einem Statement ist.
PS: Es gibt natürlich keine Regel, dass das Mikro nicht im Bild sein soll. Oft ist auch das Gegenteil gewünscht, um mittels des beflockten Windschutzes klarzumachen, wer das Interview produziert.
Antwort von tehaix:
TomStg hat geschrieben:
Wenn irgendmöglich sollte man Interviews nicht als One-Man-Show aufnehmen, sondern mindestens zu zweit.
Der bislang wirklich einzige allgemeingültige Tipp. Und ein guter Ratschlag, den ich nur unterschreiben kann. Aber leider sieht das manchmal eben anders aus, und auch für diese Fälle will ich gewappnet sein!
Antwort von Pianist:
TomStg hat geschrieben:
Wenn irgendmöglich sollte man Interviews nicht als One-Man-Show aufnehmen, sondern mindestens zu zweit. Denn die alleinige gleichzeitige Kontrolle von Bild, Ton, Licht und Inhalt des Gesagten mögen zwar einige Universalgenies hier drauf haben, ist aber - wenn überhaupt machbar - die absolute Ausnahme.
Dann bin ich so eine Ausnahme... :-)
Ich drehe auf diese Weise bestimmt mehrere hundert O-Töne pro Jahr, und hatte bisher null Ausfall. Allerdings geht das wirklich nur, wenn man wenigstens minimal Zeit hat, das entsprechend aufzubauen. Leute im Rollstuhl sind da übrigens besonders dankbare Gesprächspartner, die bleiben wenigstens an Ort und Stelle. Wenn man es natürlich mit fliegenden Situationen zu tun hat, wo man von der Schulter aus Leute für Statements greift, dann geht das nur zu zweit.
Matthias