Frage von haenjuin:Hallo,
ich komme eigentlich aus der Fotografie und habe eine Frage bzgl. Blende und Shutter in Standardszenen:
In der Fotografie ist es ja so, dass ich bei Sonnenschein entsprechend viel Licht habe, dass ich Blende 8 und als Verschlusszeit 1/250 benutzen kann (bei ISO 100) - oder halt andere Werte, die dem EV-Wert von 8 und 1/250 entsprechen, also z.B. Blende 4 und 1/1000.
Wie sieht es hier nun beim Filmen aus, was würde dem entsprechen, also z.B. bei Sonnenschein, welche Werte müsste man nehmen, um einen richtig belichteten Film zu bekommen (bzw. was würde die Kamera einstellen, wenn sie auf Automatik stehen würde).
Ist bestimmt schon öfter gestellt worden die Frage, aber ich habe nichts dazu gefunden ... vielleicht suche ich auch mit den falschen Suchwörtern ...
Kann es auch gerade nicht ausprobieren ... bei dem Wetter ... :-(
Danke und Gruß
Marc
Antwort von tommyb:
In der Regel dreht man immer mit einem Shutter von 1/50 und die Belichtung wird über die Blende geregelt.
Wenn man mit professionellen Objektiven arbeitet, dann sollte die Blende immer um die 5.6 sein - hier arbeitet ein Objektiv am besten.
Und wenn es nun zu hell wird, nimmt man normalerweise ND-Filter (entweder in der Kamera selbst oder aber im Kompendium vor dem Objektiv).
Wenn man keine ND-Filter zur Verfügung hat, dann nimmt man eben den Shutter. Der jedoch hat Auswirkungen auf das Bewegtbild! Ein kürzerer Shutter (1/250) führt zu höherer Bewegnungsschärfe - ist in der Fotografie ja nicht anders.
Was die Belichtung und die Werte betrifft:
So lange schrauben bis das Bild gut aussieht, bzw. das 70% Zebra auf der Haut liegt.
Antwort von haenjuin:
Hallo,
vielen Dank für Deine Antwort ... vieles davon weiß ich schon aus der Fotografie ... worum es mir aber eigentlich ging:
Es scheint beim Film eben nicht so zu sein, dass hier bei Sonnenschein Blende 8 und Shutter 1/250 benutzt wird ... oder doch? Ich wollte also eigentlich nur wissen, ob sich der Film genau so verhält wie das Bild es tut ... oder eben was genau für Werte eingestellt werden müssen, um bei Sonnenschein eine korrekte Belichtung zu bekommen (konkrete Werte, also Blende und Shutter). ;-)
Danke und Gruß
Marc
Antwort von Bernd E.:
...Es scheint beim Film eben nicht so zu sein, dass hier bei Sonnenschein Blende 8 und Shutter 1/250 benutzt wird...was genau für Werte eingestellt werden müssen, um bei Sonnenschein eine korrekte Belichtung zu bekommen (konkrete Werte, also Blende und Shutter)...
Da es standardisierten Sonnenschein mit genormten Werten auch beim Videofilmen nicht gibt, kann dir niemand die immer richtige Kombination verraten. Du wirst deine Fotos ja sicher auch nicht alle mit 1/250 und Blende 8 aufnehmen!?
Vergiss fürs erste die Belichtungszeit beim Filmen: Sie ist - anders als in der Fotografie - nicht so frei variierbar, ohne dass unschöne Bildeffekte auftreten. Die von tommyb beschriebene Methode ist der sinnvollste Weg, richtig belichtete Videos zu bekommen.
Gruß Bernd E.
Antwort von Schleichmichel:
Du gehst wohl von
diesen vereinfachten Tabellen aus, aus denen man die Belichtung gewissermaßen schätzen kann.
Das kannst Du bei Video knicken, denn diese Richtlinien gelten für Foto-Negative, die ja bekanntlich genug Spielraum nach oben wie unten haben. Nach diesen Richtwerten wird man von seinen Negativen ganz gute Abzüge bekommen.
Bei Video musst Du voll auf die 12 belichten, wie bei Dia (nur am besten noch präziser). Korrekturen sind nicht in dem Maße möglich, wie bei Negativmaterial. Dafür hat man bei Video ja schliesslich den Vorteil des "unmittelbaren".
Antwort von haenjuin:
Hallo Bernd,
nein, natürlich nehme ich nicht alle Bilder mit Blende 8 und 1/250 auf .... aber: Ich weiß, dass ich bei Sonnenschein die Kamera immer so einstellen muss, dass Blende und Verschlusszeit 14EV ergeben, also wie gesagt z.B. Blende 4 bei 1/1000 oder Blende 2 bei 1/4000. Ich denke das ist Physik und daran führt kein Weg vorbei.
Ich möchte einfach nur wissen (unabhängig von den verschiedenen Effekten, die bei kleiner/großer Blende oder langem/kurzem Shutter auftreten): Auch bei Videokameras (auch hier unabhängig vom Modell!) muss es doch Werte geben, nach denen ich mich richten kann ... denn blauer Himmel und Sonne ist blauer Himmel und Sonne und es kann ja meiner Meinung nach nicht sein, dass ich bei Filmkameras einmal Blende 4 bei 1/100 und einmal Blende 8 bei 1/100 benutzen muss - wie gesagt, immer vorausgesetzt, die Menge an Licht bleibt gleich ...
Oder ist es wirklich so, dass auch bei Videokameras diese Regel gilt - also Blende 8 und Shutter 1/250 ... könnte ja auch sein?
Gruß
Marc
Antwort von Axel:
Ein kürzerer Shutter (1/250) führt zu höherer Bewegnungsschärfe - ist in der Fotografie ja nicht anders.Längerer Shutter meinst du. 1/250 produziert nur noch bei Formel 1 Bewegungsunschärfe.
Antwort von Schleichmichel:
Er meinte "Bewegungsschärfe". Wäre auch fast gestolpert.
Antwort von Bernd E.:
...Ich weiß, dass ich bei Sonnenschein die Kamera immer so einstellen muss, dass Blende und Verschlusszeit 14EV ergeben...Ich denke das ist Physik und daran führt kein Weg vorbei...
Vielleicht reden wir etwas aneinander vorbei, denn was ich meine, ist folgendes: Sonnenschein als eine natürliche Erscheinung ist nicht gleich Sonnenschein, sondern von durchaus wechselnder Intensität - abhängig von Tageszeit oder geografischer Position zum Beispiel. So kann bei einer Belichtungszeit von 1/250s (was bei Video nicht als Standard zu empfehlen ist) einmal Blende 5,6 richtig sein, dann mal 8 oder auch 11, womit sich der Belichtungswert EV ebenfalls entsprechend ändert.
......denn blauer Himmel und Sonne ist blauer Himmel und Sonne und es kann ja meiner Meinung nach nicht sein, dass ich bei Filmkameras einmal Blende 4 bei 1/100 und einmal Blende 8 bei 1/100 benutzen muss - wie gesagt, immer vorausgesetzt, die Menge an Licht bleibt gleich...
Bei gleicher Lichtmenge bleibt natürlich auch die Belichtung für die gleiche Kamera gleich, nur ist die Lichtmenge bei blauem Himmel und Sonne leider nicht immer identisch - siehe oben. Überdies kommt ein weiterer Punkt hinzu: Genauso wie es bei Fotokameras unterschiedliche Film- bzw. Sensorempfindlichkeiten gibt, ist es auch bei Camcordern. Manche sind lichtempfindlicher und manche lichtschwächer, was unterschiedliche Blendeneinstellungen erfordert. All das steht deinem Wunsch nach einem universell verwendbaren Belichtungswert entgegen.
...Oder ist es wirklich so, dass auch bei Videokameras diese Regel gilt - also Blende 8 und Shutter 1/250...
Diese Regel gilt aus den oben genannten Gründen schon nicht in der Fotografie, aber noch viel weniger im Videobereich. Da ich selbst 30 Jahre Fotoerfahrung auf dem Buckel hatte, bevor ich das erste Mal mit einer Videokamera gearbeitet habe, habe ich auch etwas gebraucht, um mir die andere Arbeitsweise anzueignen, aber du wirst sehen: In der Praxis ist es dann doch viel einfacher als es hier klingen mag. Wie gesagt: Orientiere dich an dem von tommyb geschilderten Vorgehen, dann klappt das schon.
Gruß Bernd E.
Antwort von haenjuin:
Hallo Bernd,
nochmal Danke für die Antworten, ich glaube jetzt wird mir so langsam klar, was Du und die anderen meinen.
Ich denke ich werde noch einige Zeit benötigen, um Umzudenken. Aber nach mehr als zehn Jahren Fotografie müssen die alten "Regeln" (oder wie immer man das nennen will) dann wohl erst mal ad acta gelegt werden (naja, nicht ganz, denn fotografieren werde ich auch weiterhin ;-) ).
Danke (auch an alle anderen Poster) und Gruß
Marc
Antwort von Jan:
"Wenn die Sonne lacht - nimm Blende 8" - war auch damals für Anfänger und Einsteiger gedacht. Vor langer Zeit war es halt nicht immer möglich mit dem Belichtungsmesser rumzurennen, einige Modelle hatten damals nämlich noch keinen eingebaut oder einen dem man nicht vertrauen konnte.
Dort bringt dich nur Erfahrung weiter, bei welcher Zeit & Blende mit welchem Objektiv es welche Bilder gibt.
Nehmen wir mal an, du hast ein 50 mm Objektiv ( Vollformat) und verwendest die Blende 8. Du möchtest aber die Person freistellen, also ein Portrait. Bei 5 m Entfernung zur Person liegt die Tiefenschärfe von 2,8 m bis 23 m - für ein Portrait - Mist. Bei gleicher Entfernung, Optik bei Blende 2,8 ist der Bereich 3,9 m- 6,5 m - klingt schon besser.
Bei Video mache ich es genauso wie oben beschrieben, 1/50 fest (1/25 reicht nicht für flüssige Bewegungsdarstellung aus, viel schneller als 1/200 sek ergibt eine abgehackte Bewegung.
Keine offene Blende (also oft f1,2 & f1,6 oder f 1,8 je nach Kamera im Weitwinkel), da dort selten ein Objektiv seine Höchstleistung hat (Vignettierung & Schärfeverluste), aber auch nicht zu hoch, da durch die Beugung viele Consumergeräte ab f 8 komplett zusammenbrechen. Ein Mittelwert ist gut, bei Lowlight musst du aber oft eh zur Offenblende zurückgreifen, ausser du kannst gut beleuchten.
Zum Belichtungsausgleich dann halt Graufilter verwenden, schön wenn man ein Semi Gerät mit 2 eingebauten Filtern hat. ND 2 braucht man oft bei sehr gutem Wetter mit Sonnenschein.
Foto kann man damit nur bedingt mit Video vergleichen.
VG
Jan
Antwort von WoWu:
@ Marc
Wenn Du aus der Fotographie kommst, bringst Du doch alle Voraussetzungen mit zu wissen, was Beugung, ein Airy-Scheibe, die Wellenlänge von Licht, die Größe von Bildsensoren, Pixel-Pitch und ein ND Filter ist.
Aus der Kombination kann man sich die optimale Belichtung ausrechnen.
Für die, denen das zu mühsam ist, habe ich in meinem Buch eine Diagrammdarstellung, aus der man ersehen kann, dass in Abhängigkeit des Pixel-Pitches bei den meisten gegenwärtig im Videomarkt befindlichen Kameras ausser einer Blende überhaupt keine andere Wahl bleibt, wenn man scharfe Bilder erzeugen möchte. Hersteller lassen es aus diesem Grund oft schon gar nicht mehr zu, manuell die Blende zu wählen, weil sie schon automatisch ND Filter einschwenken oder den Shutter nach regeln, um zu vermeiden, bei den Bonsai-Sensoren nicht unmittelbar in die Beugung zu kommen.
Tommyb hat es schon sehr schön beschrieben .... vergiss die Blende bei den Consumer-geräten und sieh zu, dass Du dich irgendwie mit ND"s im Bereich der förderlichen Blende hälst ... und wenn Du sehr viel Licht hast, sieh zu, dass Du nicht in die IR/UV-fallt tappst.
Vergiss auch das "Freistellen" durch die Tiefenschärfe .... bei einem 5mm Objektiv hast Du quasi keine Tiefenschärfe.
Wenn Du das alles sehr genau wissen willst ... siehe unten.
Dennoch viel Spass beim Umstieg auf Video .... nichts wird damit leichter und es wird wahrscheinlich der Zeitpunkt kommen, wo Du der Fotographie nachtrauerst.
Antwort von haenjuin:
Hallo,
nochmal danke an alle für die Antworten.
Natürlich habe ich im Bereich der Fotografie schon sehr viel Wissen angesammelt ... auch das mit der Beugung ist ja in der Fotografie nicht anders, ab Blende 11 oder 13 kommt bei meiner Kamera Beugungsunschärfe hinzu, noch weiter abgeblendet wird es immer schlimmer.
Ich bin es aber eben aus der Fotografie gewohnt, alles manuell einzustellen (außer den Focus), deshalb wollte ich wissen, welche Faktoren bei Video zusätzlich hineinspielen.
Ebenso kenne ich natürlich ND-Filter etc., aber das brauche ich in der Fotografie eher selten, denn um die 1/8000 meiner Kamera auszureizen bräuchte es da schon sehr viel Licht (selbst bei Blende 1.2 reicht das immer) ... ;-)
Ich habe übrigens die Canon HV20, wenn ich das richtig verstanden habe hat die ja auch schon ND-Filter eingebaut, die je nach Lichtmenge automatisch zum Einsatz kommen ... dieses automatische störte mich eben und ich wollte sehen, wie das arbeitet bzw. wie ich es evtl. beeinflussen kann. Leider kann ich ja mit der HV20 auch nicht komplett manuell belichten, wie ich es in der Fotografie gewohnt bin ... an all das muss ich mich erst gewöhnen ... oder eben eine bessere Kamera kaufen, wo ich komplett manuelle Eingriffsmöglichkeiten habe.
Leider ist aber schon die Fotografie ein (sehr) teures Hobby und ich muss erst mal mit der HV20 vorlieb nehmen - aber ich denke, dass das auch schon eine gute Kamera ist (die ich übrigens auf Grund des vielen Lobes hier im Forum gekauft habe!).
Gruß
Marc
Antwort von WoWu:
@ Marc
Damit hast Du sicher keine schlechte kamera gekauft, aber der große Unterschied besteht eben darin, dass die Videohersteller durch ihre ständigen Bemühungen, Produktionskosten zu verringern, zu immer kleineres Chips bei gleichzeitig immer höherer Auflösung greifen.
daraus entstehen Probleme, die Du aus der Fotografie nicht kennen dürftest.
Zwangsläufig können Hersteller also nicht mehr den manuellen Eingriff zulassen, weil sie schon alle Möglichkeiten selbst ausnutzen müssen, um die Bilder einigermassen erträglich zu halten.
Solche Einstellerfahrungen wirst Du also im Videobereich gar nicht machen können, es sei denn, Du wechselst eines Tages in den Pro-Sumer-Bereich, in dem einige Kameras das wieder zulassen.
Trotzdem viel Spass mit der Kamera ... und willkommen im Forum.
Antwort von Jan:
Ich hatte von Vollformat und Foto gesprochen, bei den kleinen Videosensoren ist die Sache nochmals schwerer. Die Tiefenschärfe oder auch Schärfentiefewerte für ein 5 cm Objektiv im Vollformat müssten stimmen.
Ich wollte nur mitteilen, dass die Blende 8 Sache den erfahrenen Fotografen gar nichts bringt.
VG
Jan
Antwort von WoWu:
Ich kann das gut verstehen, aber der Übergang von Foto zu Video wird Fotoleuten doch so manches mal übel aufstossen, weil sie bei Foto in jeder Hinsicht ziemlich aus dem Vollen schöpfen konnten und es in der Consumer-Videotechnik mit verhältnismässig "mickrigem" Angebot zu tun haben, das an allen Ecken und Kanten mit Kompromissen behaftet ist.
Umso überraschender finde ich es wirklich immer wieder, dass einige wirklich versuchen, bei den 5mm Objektiven (und es sind wirklich nur 5 mm Brennweite), mit Tiefenschärfe zu arbeiten.
Bei Pixel-Pitches um die 2μ herum kommst Du erst gar nicht mehr in den -nicht gebeugten- Bereich, selbst wenn deine Blend völlig offen ist.
Wenn das keine Kompromisse sind ...