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discreet Combustion 3 vs. Adobe After Effects 6.5

Während bereits viele Schnittprogramme einfache Composting-Aufgaben lösen können, werden spezielle Composting Systeme immer leistungsfähiger und dabei günstiger. Wir haben zwei aktuelle Vertreter dieser Kategorie getestet.

// 21:43 Mi, 13. Okt 2004von

discreet Combustion 3 vs. Adobe After Effects 6.5 : header


Während bereits viele Schnittprogramme einfache Composting-Aufgaben lösen können, werden spezielle Composting-Systeme immer leistungsfähiger und dabei günstiger. Wir haben zwei aktuelle Vertreter dieser Kategorie getestet.



Bis vor einigen Jahren waren brauchbare Compositing-Programme sehr teuer und daher nur wenigen Produktionsstudios vorbehalten. Doch seit kurzem geht ein regelrechter Preisrutsch durch die Branche, der erst kürzlich durch die Ankündigung von Apples „Motion“ erneut angeheizt wurde. Denn mittlerweile sind handelsübliche Heimrechner leistungsstark genug, um fernsehtaugliche PAL-Effekte bequem abarbeiten zu können. Mit Einschränkungen könnten sogar Kino-Produktionen mit hoher Auflösung in akzeptabler Geschwindigkeit im Wohnzimmer entstehen.



Die Stärke der Compositing-Applikationen liegt in der komfortablen Bearbeitung kurzer, aber komplexer Sequenzen. Sie werden daher vornehmlich zur Produktion von kurzen Special-Effect-Clips eingesetzt, die später beim Videoschnitt (Editing) zusammengefügt werden. Daher ersetzt ein Compositing System kein Schnittsystem, sondern ergänzt es in der Regel. Im Gegensatz zu einem Editing-Programm tritt beim Compositing die Timeline in den Hintergrund. Die Arbeit mit solchen Systemen muss man sich eher wie „Photoshop für Bewegtbilder“ vorstellen.







Adobe After Effects 6.5

Dieses Programm existiert bereits seit über 10 Jahren und hat sich mittlerweile einen Stammplatz in vielen Video-Studios erobert. Und obwohl es früher als Spielzeug verschrien wurde, dürfte After Effects nun das am meisten eingesetzte Compositing-Programm der Welt sein. Mit der neuen Version 6.5 liegt die Messlatte für Adobe daher recht hoch. Zumal mit Combustion 3 seit kurzem eine preisgünstige Alternative erhältlich ist, die sich genauso bedienen lässt, wie Inferno oder Flame. Und eben diese Systeme finden sich in vielen Fernsehanstalten und Produktionshäusern.



Die neue Konkurrenz hat sich deutlich auf die Preisgestaltung ausgewirkt: After Effects wird (seit je her) in zwei Versionen angeboten: Die Standard-Ausführung kostet nun „nur“ noch ca. 925 Euro und enthält alle grundsätzlichen Tools, die auch für viele Multimedia-Designer interessant sind, während erst das Production Bundle für ca. 1500 Euro den kompletten Umfang eines echten Compositing-Pakets bietet. So sind Motion Tracker, Partikelsystem und bessere Keyer erst in dieser Version zu finden und stehen im einfachen Paket nicht zur Verfügung.



Lobenswert ist das Handbuch ausgefallen. Auf ca. 500 Seiten wird auf jede Funktion des Softwarepakets ausführlich eingegangen. Wer bereits Compositing-Erfahrungen hat dürfte keinerlei Sekundärliteratur benötigen, da sich das Buch dank dem üppigen Index als hervorragendes Nachschlagewerk eignet. Dabei macht sich Adobe auch nach wie vor die Mühe, eine komplett lokalisierte (sprich deutsche) Version des Programms zu vertreiben. Allerdings hat diese Lokalisation auch ihren spürbaren Aufpreis, denn die amerikanische Pro-Version kostet laut Liste „nur“ 999 US$.



 Lässt sich wie jedes übliche Windows-Programm bedienen: Die Oberfläche von After-Effects
Lässt sich wie jedes übliche Windows-Programm bedienen: Die Oberfläche von After-Effects




Nach dem Programmstart erwartet den Benutzer eine aufgeräumte und wohldurchdachte Oberfläche. Zentrale Elemente sind das Composting-Fenster, welches gleichzeitig der Programmvorschau dient und die Timeline, in der sich Clips, Effekte und deren Keyframes verwalten und arrangieren lassen. Wer weitaus teurere Composting Systeme gewöhnt ist, kann sein auch eine hierarchische Projektansicht wählen. In einer solchen Ansicht lassen sich die aufeinander gestapelten Ebenen wie in einem Flussdiagramm betrachten, was bei großen Projekten die Übersicht erhöht.



Die Bearbeitung von Projekten erfolgt dabei ziemlich intuitiv und ähnelt in vielen belangen Photoshop. Clips werden auf der Timeline platziert und können dort mit Effekten versehen werden. Dabei können alle Parameter über Keyframes gesteuert werden. In der Timeline läßt sich sogar der grafische Funktionsverlauf der Keyframes bis ins kleinste Detail (Geschwindigkeit, Beschleunigung, Splines) bestimmen.






Universelle Filter

An Effekten steht schon in der Standard-Version fast alles zur Verfügung, um herkömmliche Compostings zu bewältigen: Jede Menge universelle Filter warten nur darauf kombiniert zu werden. Mit dem Versionsprung sind diesmal auch wirklich brauchbare neue Filter hinzugekommen: Darunter befinden sich neuerdings die ehemaligen Final Effects. Mit diesen lassen sich beispielsweise Licht-Kegel in einem Bild erzeugen. Bisher musste man hierfür noch externe Plugins hinzukaufen. Doch damit nicht genug: Im Lieferumfang ist nun auch Color Finesse enthalten, ein Farbkorrektur-Tool allererster Güte. Auch dieses war bisher nur separat erhältlich.


Die Textanimation wurde ebenfalls verbessert: Pfade und andere Eigenschaften können nun direkt von Photoshop übernommen werden. Dazu helfen diverse Presets mit wenigen Mausklicks ausgefallene Textanimationen zu erzeugen.



 Color Finesse ist nun fest in After Effects integriert und erlaubt Farbkorrekturen auf höchstem Niveau
Color Finesse ist nun fest in After Effects integriert und erlaubt Farbkorrekturen auf höchstem Niveau


Überhaupt ist die perfekte Integration des Programms in die Arbeitsumgebung von Premiere Pro, Photoshop CS und Encore DVD großer Pluspunkt. Im Zusammenspiel mit diesen Programmen steht dem Anwender ein Funktionsumfang zur Verfügung, der praktisch jeden Aspekt der Videobearbeitung abdeckt.






Beschleunigter Workflow

Mittlerweile ist auch die OpenGL-Unterstützung des Programms recht ausgereift. Die Vorschau kann jetzt wahlweise mit oder ohne die Grafikbeschleunigung arbeiten. Ein neuer Disk-Caching-Mechanismus speichert auch Teile der Timeline auf der Festplatte. Bei Clips mit vielen Effekten wird dadurch tatsächlich ein Geschwindigkeitsvorteil spürbar. Gegenüber Combustion 3 fühlt sich After Effects deutlich flüssiger an.



Schon in der Standardversion kommt After Effects mit einer eigenen Scriptsprache, mit welcher der Anwender mathematische Zusammenhänge von Effekten definieren kann. Diese Expressions können direkt in JavaScript programmiert werden und Beziehungen zwischen den Parametern von Objekten beschreiben. In der Professional Version (s.u.) lässt sich nun auch die Oberfläche des Programms „fernsteuern“.



Die integrierten Vektor-Zeichenwerkzeuge, die früher nur in der teureren Version enthalten waren sind nun auch schon in der Standard Version enthalten. Diese ermöglichen das direkte Malen in Ebenen und deren Alpha-Kanal. Alle Funktionen können dabei über Keyframes gesteuert werden, wodurch sich Zeicheneffekte auch dynamisch gestalten lassen.








Professional Version

Leider eröffnet sich der volle Funktionsumfang der After Effects Welt erst mit dem Erwerb der sogenannten Pro-Version. Diese bringt viele zusätzliche Funktionen mit, die Profis beim täglichen Einsatz zu schätzen wissen:



So liegt der Motion Tracker leider erst in der großen Version bei. Während dieser in früheren Versionen noch gelegentlich Anlass zur Kritk gab, hat Adobe hier nun deutlich nachgebessert. Im Vergleich zu Combustion spielt After Effects hier nun in der selben Liga. Echtes 3D-Tracking beherrscht allerdings keiner der Kandidaten.


Um genügend Kontrastreserven für Kinofilme bereit zu halten unterstützt das Production Bundle auch einen erweiterten 16 Bit Farbraum. Doch nicht nur für Kinoproduzenten ist dieses Feature interessant. Auch bei komplexen Farbkorrekturen mit 8 Bit-Videomaterial kann der erweiterte Farbraum grobe Farbsprünge verhindern. Auch mit dieser Version wurden wieder mehr Effekte durchgängig auf 16-Bit ausgelegt, weshalb diese Funktionalität langsam auch sinnvoll für Kinoproduktionen eingesetzt werden kann.



Das Partikelsystem wird ebenfalls erst mit dem Production Bundle ausgeliefert. Da allerdings keine große Auswahl an Beispieleinstellungen mitgeliefert werden, gelingen annähernd realistische Feuer und Explosionen kaum. Auch die Trägheit des Partikelsystems ist zu bemängeln. Combustion bietet in dieser Hinsicht deutlich mehr.






Combustion 3

Combustion hat eine ganz andere Firmengeschichte hinter sich. Es ist sozusagen ein Ableger der großen Compositingsysteme Inferno oder Flame die seit Jahren in den meisten Fernsehanstalten und Produktionshäusern eingesetzt werden. Allerdings kosten solche Komplettsysteme schnell mehr als 100.000 Euro. Combustion läuft dagegen auf beinahe jedem handelsüblichen PC oder Mac. Und während die erste Version von Combustion noch 5000 Euro kostete, beträgt der Listenpreis für Version 3 gerade einmal 1350 Euro.




Leider hat sich Discreet in der neuen Version den Druck eines deutschsprachigen Handbuchs gespart, ausgeliefert wird nur die englische Variante. Immerhin gibt es eine deutsche Version im Internet als Download. Leider ist auch das frühere 400 Seiten schwere Tutorial Book komplett aus dem Lieferumfang herausgefallen. Als Ersatz finden sich recht gute Tutorials im Netz. Und gerade diese sind für Quereinsteiger auch wirklich nötig, denn die Benutzeroberfläche orientiert sich hauptsächlich an den professionellen Studiosystemen von Discreet und hat mit einer klassischen Bedienung eines Windows Programms wenig gemein. Nicht zuletzt, weil Combustion gar keine Fenster benutzt.






Professionelle Bedienung

 Professionell wie in den großen Studios: Die Oberfläche von Combustion
Professionell wie in den großen Studios: Die Oberfläche von Combustion


In Combustion finden sich für jede Funktion große Einstell-Flächen, die einem schlüssigen Gesamtkonzept folgen. Wer gewohnt ist, mit einem Grafiktablett zu arbeiten, wird sich über diese Art der Bedienung besonders freuen. Unter After Effects ist eine solche Bedienung schlichtweg unmöglich, weil viele Parameter unter winzigen Schiebereglern versteckt sind, die man ohne Übung nur schwer trifft. Doch auch mit der Maus lässt sich Combustion natürlich bequem und effektiv benutzen. Hat man sich in das Bedienkonzept eingearbeitet, so findet man in diesem Programm praktisch alles, was man von einem Composting-System erwarten kann. Bis auf einen Time-Remapper haben wir nichts elementares vermisst.



Denn mit dieser Version beherrscht Combustion nun endlich auch die lange vermisste Script-Sprache. Für diese liegen auch einzelne Presets vor, mit denen man einfach per Drag-and Drop schnell bestimmte Bewegungsverläufe erzeugen kann. Wie für After Effects gilt jedoch auch hier: Um (zumindest geringe) Programmierkenntnisse kommt man nicht herum, wenn man die gebotenen Möglichkeiten voll auskosten will.



Über eigene Presets kann man sich das Verhalten eines Scripts schnell zusammenklicken
Über eigene Presets kann man sich das Verhalten eines Scripts schnell zusammenklicken


Eine kleine Enttäuschung stellte sich nach einer kurzen Einarbeitungszeit ein. So reagiert das Programm im 2D-Modus deutlich träger als After Effects. Auch die intelligente RAM-Vorschau konnte diesen ersten Eindruck nicht entkräften. Sogar im 3D-Bereich wurde Combustion mitterweile von After Effects überholt, trotz eingeschalteter OpenGL-Hardware-Unterstützung.



Dafür hat Combustion jetzt eine kleines Editing System integriert. Wer also kurze Werbeclips oder ähnliches produziert, kann sich in vielen Fällen das Wechseln in ein separates Schnittprogramm sparen. Da man in den meisten Fällen jedoch sowieso noch nachvertonen muss, können wir darin allerdings keinen echten Featurevorsprung vor After Effects erkennen.








Glänzende Effekte

Beim Partikelsystem kann Combustion dagegen wirklich glänzen. Da Combustion zusätzlich mit einer Vielzahl vorgefertigter Effekte ausgeliefert wird, gelingen glaubwürdige Feuer, Rauch oder Explosionen sofort. Als Basis für einen Effekt kann man dabei einfach eine geeignete Vorlage auswählen und diese nach eigenen Wünschen manipulieren. Besonders hilfreich ist dabei eine loopende Echtzeitvorschau, mit der man die Veränderungen sofort prüfen kann.



Mit dem Partikelsystem gelingen schnell glaubwürdige Flammen oder Rauchwolken
Mit dem Partikelsystem gelingen schnell glaubwürdige Flammen oder Rauchwolken


An Effekten besitzt Combustion bei weitem nicht so viele Filter wie After Effects, jedoch haben wir nichts essentielles vermisst. Außerdem lassen sich viele Adobe-kompatible Plugins in dem Programm nutzen.






Fazit

Während sich in unserem letzten Test After Effects ob seines damals hohen Preises von knapp 3000 Euro Combustion noch deutlich geschlagen geben musste, geht der aktuelle Schlagabtausch diesmal anders aus. Combustion ist zwar etwas günstiger zu haben und bietet sogar eine kleine integrierte Schnittumgebung. Auch das Partikelsystem ist nach wie vor deutlich besser als beim Konkurrenten. Im Gegenzug ist After Effects spürbar schneller, bietet deutlich mehr Effekte und bettet sich perfekt in den Workflow anderer Adobe-Applikationen ein. Auch die Bedienung von After Effects fällt subjektiv leichter, da die Lernkurve bei weitem nicht so steil ist und die Bedienung des Programms sich an an typische Windows-Anwendungen anlehnt. Für Neueinsteiger geht unser Kauftipp diesmal klar an Adobe.







Adobe After Effects 6.5


Preis: Standard 925 Euro
Pro-Version 1500 Euro

+

Einfache Bedienung

+

kompletter Funktionsumfang (Pro)



-

-Partikelsystem




Discreet Combustion 3


Preis: 1334 Euro

+

Partikelsystem



-

Etwas träge



-

Steile Lernkurve


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