Mit dem Sony PXW Z100 macht Sony Professional ernst in Sachen 4K in seinem XDCAM Portfolio und präsentiert mit Blick auf die Aufnahmedaten einen echten Kraftprotz: Cine 4K (4.096 x 2.160 Pixel) mit 50 oder 60p in 4:2:2 und 10 Bit Intraframe Codec sind eine starke Ansage im derzeitigen 4K Segment. Hier unser Testbericht zum 4K Sony Pro Camcorder.
Handling / Technische Daten
Herzstück des Sony PXW Z100 Henkelmanns stellt sein 10 Bit und 4K-fähiger 1/2,33“-Exmor-R-CMOS-Sensor mit 16 MP dar. Die Sensorgröße bleibt damit etwas unterhalb der etablierten 2/3 Zoll XDCAM HD-Alternativen (In wiefern dies Auswirkungen in Sachen Lowlght- und Aliasing/Moiréverhalten hat, wollen wir im Testlaborkapitel klären).

Ein echte Ansage sind die zur Verfügung stehenden 4K Videoformate der Sony Z100, die neben UHD nicht nur echtes 4K mit 4.096 x 2.160 Pixel bietet, sondern darüber hinaus auch noch in 50 bzw. 60p Bildraten in 4:2:2, 10 Bit mit Intraframe-Encoding. Damit lässt Sonys neues H.264-basiertes XAVC Format richtig die Muskeln spielen und kommt auf Datenraten von maximalen 600 Mbit/s. Unsere 50P Testaufnahmen in Cine 4K hatten alle Datenraten um die 490 Mbit/s und liessen sich (Dank Intraframe Encoding) hervorragend auch auf älteren Videosystemen abspielen. Vor allem auch auf Mac-Systemen funktioniert somit XAVC um Welten besser als Sonys Konsumervariante XAVC-S (interframe-basiert).
Aufgezeichnet wird auf schnellen XQD-Karten, für die bei der Sony PXW Z100 zwei Slots zur Verfügung stehen. Darüber hinaus können SD/SDHC/SDXC Karten (für AVCHD-Recording) genutzt werden. Die XQDs funktionierten bei unseren Testaufnahmen ohne Probleme.

Bei der Ergonomie der PXW Z100 setzt Sony auf alte Tugenden und nutzt seine lange Erfahrung in diesem Bereich um mit das beste Henkelmann-Design für die Sony PXW Z100 zu nutzen, das der Markt derzeit zu bieten hat. Wer mit dem Schalterlayout bisheriger, kompakter Sony Pro Camcorder vertraut ist, findet sich auch beim PXW Z100 sehr schnell zurecht. Hierzu gehören die als Kippschalter ausgeführten Gain und Whitebalance Presets, der dreistufig (¼, 1/16, 1/64) schaltbare ND-Filter, sechs individuell belegbare Funktionsbuttons (Zenbra, Peaking und Thumbnail sind voreingestellt), sowie die hinter einer Klappe geschützten Audio-Level- und Kanaleinstellungen, die sich alle ergonomisch sinnvoll auf der linken Kameraseite befinden. Hinzu kommen hier noch Status, Menü und Iris Buttons sowie ein Klickrad für die Menünavigation.

Die fest verbaute Sony 20 x G-Zoom Optik kommt mit einem Zoombereich von (auf 35mm gerechneten) 30–600 mm daher. Damit bewegt sich die Optik der Sony PXW Z100 im Vergleich zu anderen HD-Handhelds eher im Standardbereich ohne Extravaganzen im Weitwinkel oder Telebereich, was sicherlich auch ein wenig der 4K-Auflösung geschuldet sein dürfte.
Erfreulich ist die in drei Ringen ausgeführte Objektivbedienung für Zoom, Schärfe und Blende. Zwar finden wir rein mechanisch arbeitende Stellringe an den Optiken angenehmer aber dafür wurde die Z100 nicht entworfen und die drei elektronisch gekoppelten Stellringe dürfen hier als guter Kompromiss durchgehen.

Die Bildkontrolle erfolgt entweder über die 0,45“ Suchereinheit oder das auf der Gehäuseoberseite angebrachte 3,5“ Klappdisplay. Beide Displays arbeiten mit der auch bei HD-Cams von Sony verbauten Auflösung von 852×480×3[RGB], womit der höheren 4K Auflösung und der damit einhergehenden problematischeren Schärfebeurteilung weniger Rechnung getragen wurde. Trotzdem hatten wir keine Probleme mit der Schärfefindung, sobald wir zusätzlich Peaking als auch die Suchervergrösserung genutzt haben.
Ähnlich wie bei den Sony F5/F55 können Bildparameter über das PAINT Menü verändert werden. Hierzu zählen White, Offset White, Black, Gamma, Knee, Detail, Skin Detail und Matrix, die alle wiederum über zig Unterpunkte verfügen, so dass man hier ganz den jeweiligen Erfordernissen entsprechend sein persönliches Bild einstellen kann.
Vorsicht ist in diesem Zusammenhang bei den im Gamma Menü befindlichen Cinematone 1 und 2 Einstellungen geboten. Hierbei handelt es sich nicht um Cine-Gamma Einstellungen, die den DR erweitern, sondern im Gegenteil um eine Kontrastverstärkung. Hiervon würden wir eher die Finger lassen. Hypergamma oder C-Log finden sich bei der Sony PXW Z100 nicht - aber sie wurde ja auch nicht als Cine-Kamera entwickelt.
Auch bei den Anschlüssen leistet sich die Sony Z100 kaum Schwächen. Neben 2-fach XLR, die sich wie gewohnt in Line, Mic und Mic+48V schalten lassen, stehen SDI (HD und SD umschaltbar), Composite, Cinch, Timecode In und Out, sowie Kopfhörer (Miniklinke), Fernbedienungsbuchse (2.5mm) und natürlich HDMI (Typ A) zur Verfügung.
Über die HDMI-Schnittstelle kann 4K bis zu 50p ausgegeben werden. Soweit wir es verstanden haben derzeit allerdings nur die 50p Variante im Zusammenspiel mit einem entsprechenden Bravia-TV. Die HDMI-Schnittstelle soll jedoch für einen zukünftiges Update auf HDMI 2.0 bereits vorbereitet sein.
Testlabor
Betrachtet man unser neues 4K-Chart, so sieht man, dass sich die Sony PXW-Z100 gegenüber der bauähnlichen FDR-AX1 kaum unterscheidet:

Die an sich schon sehr hohe Grundschärfe wird von einer für unseren Geschmack etwas zu starken Kantenanhebung der Werkseinstellung unnötig synthetisiert. Die Block-Muster in den Chroma-Sweep-Flächen lassen dazu die Annahme zu, dass Sony hier beim Debayering Luma über Chroma präferiert und das Bild hierbei eine 1:1 Sensel-Abbildung nutzt. Also kein Oversampling durch eine erhöhte Sensel-Anzahl wie bei der FDR-AX100 stattfindet.
Das auch hier deutlich sichtbare Rauschen ist auf die kleine Pixelgröße des Sensors zurückzuführen und ist in der Low-Light/12 Lux Ansicht noch deutlicher zu erkennen. Dieses Bild produziert die Sony PXW-Z100 im Automatik-Modus:

Auch bei 27dB mit 1/25s Belichtungszeit und manuellem Weißabgleich stößt die Kamera an das physikalische Limit ihrer Sensorgröße.

Hier muss sich die PXW-Z100 Lösungen mit größerem Sensor (auch aus dem eigenen Hause) geschlagen geben. Vorteil der kleinen Sensorgröße bleibt im Gegenzug das gutmütige Schärfeverhalten, das gerade bei 4K auch nicht unterschätzt werden sollte.
Die Farbgebung der PXW-Z100 gefällt uns übrigens ausgesprochen gut. Die Hauttöne wirken ebenso natürlich wie die in der Werkseinstellung nicht zu satt eingestellten Farben:

Praxis Test
Bei unseren Außenaufnahmen haben wir mit der Sony Z100 in maximaler Auflösung sowie höchstmöglicher Framerate gearbeitet. Das bedeutet, dass die nachfolgenden Clips neben HD auch in 4K/50p zu sehen sind.
Hier der Tageslichtschwenk mit Blende 8, ND 1 und 1/50s der viel Detail zur Verfügung stellt:
Hier der Zoombereich der bei der Sony Z100 verbauten Optik (30–600 mm auf KB gerechnet), die sich angenehm weich über die verbaute Zoomwippe steuern lässt.
Schließlich wollten wir wissen, wie sich am elektronisch ausgelegten Fokusring die Schärfe manuell verlagern lässt. Unter Zuhilfenahme von farbigem Peaking und Suchervergösserung empfanden wir den Schärfezug als unproblematisch.
Zum Schluss noch ein Paar Lowlightshots der Sony Z100, der Blackmagic Design 4k Production Camera und der Panasonic GH4, die einen ersten Praxiseindruck vom Lowlightverhalten dieser aktuellen 4K Cams bereitstellen. Alle mit maximal geöffneter Blende und maximalem Weitwinkel Die Sony Z100 hat es auf Grund ihres im Vergleich kleineren Sensors hier etwas schwerer als die 4K-Kollegen:
Fazit
Mit der PXW Z100 hat Sony ein Stück Kameratechnologie vorgestellt, dass zeigt, was derzeit technisch möglich ist: Für eine UVP von 6.175,- (netto) erhält man mit der PXW Z100: Hohe 4K Auflösung, die sowohl unter Labor- als auch unter Praxisbedingungen gute Werte abliefert, den Sony 10 Bit XAVC Codec sowie 50P selbst bei Cine-4K Auflösung. Das Ganze in einem ergonomisch sinnvoll gestalteten Gehäuse in bekannter Sony Henkelmann Qualität.
Wer heute bereits 4K Auflösungen benötigt, 4K als Zukunftsoption mit an Bord wissen möchte oder auf intern aufgenommenes 10 Bit Material angewiesen ist, für den dürfte die Sony PXW Z100 ein No-Brainer sein. Wer 10 Bit von einem größeren Sensor sehen möchte, landet zumindest im Sony Portfolio gleich mehrere Etagen höher bei der Sony F5 - wer hingegen mit 1080/50p 4:2:2 in 8 Bit als Aufnahmeformat noch auskommt, kann sich mit einem Upgrade entspannt Zeit lassen und den Markt rund um 4K weiter beobachten.
Echte Schwächen leistet sich die sehr komplett ausgestattete Sony PXW Z100 kaum - wenn man einmal von der eher durchschnittlichen Lowlightperformance absieht. Klar könnte man den kleinen Sensor gegenüber von Super 35mm Kameras kritisieren, aber das würde der PXW Z100 nicht gerecht werden, denn dieser Sony Henkelmann wurde nicht für Filmlook entworfen, sondern für spezialisierte ENG, Reportage sowie Messe/Industrie Anwendungen, bei denen es nicht in erster Linie um das kreative Spiel mit der Schärfe geht, sondern darum, möglichst detailreich und unkompliziert das Geschehen einzufangen.