Als so genannte EVIL-Systemkamera (Electronic Viewfinder Interchangeable Lens) besitzt die Sony NEX keinen Bildspiegel für einen analogen Sucher. Beim Filmen kann man diesen Spiegel jedoch sowieso nicht einsetzen, weshalb er bei DSLRs für Videoaufnahmen nur ungenutzt in hochgeklappter Stellung verweilt. Der Verzicht auf die Spiegelmechanik lässt im Gegenzug viel kompaktere Bauformen zu, was Sony gerade mit den NEX-Modellen auf die Spitze treibt. So wirkt das Gehäuse teilweise hinter großen Objektiven verloren, was in der Folge oft zu einer eher schlechte Ergonomie führt.

Wählt man jedoch ein kleines Festbrennweiten-Objektiv wirkt die Kamera dagegen fast wie eine übliche Kompakt-Knipse.

Gerade mit besonders flachen Pancake-Objektiven kommt man so zu einer sehr portablen Lösung, jedoch führt dies gleich zum ersten großen Nachteil der Sony NEX-Serie: Die Objektiv-Auswahl ist doch noch sehr überschaubar. Wir hatten für diesen Test eines der wenigen verfügbaren, relativ lichtstarken Modelle angefordert: Das SEL24S18Z, bietet bei 24mm Brennweite immerhin eine Blenden-Öffnung von F1,8. Tatsächlich kann man hiermit bei sehr wenig Licht noch extrem rauschfreie Aufnahmen hinbekommen.
Formate
Gegenüber der Vorgängerin bietet die NEX-5N nun FullHD-Aufzeichnung (1920 x 1080 Pixel) im AVCHD-Format mit bis zu 28 Mbit/s bei 50 Vollbildern. Alternativ lässt sich auch mit kleineren Datenraten in einem einfachen MP4-Dialekt aufzeichnen. Die Live-Ausgabe während des Filmens via HDMI ist nicht für professionellen Einsatz nutzbar, da der Display-Inhalt 1:1 via HDMI übertragen wird. Das bedeutet, dass man niemals eine FullHD-Wiedergabe zu Gesicht bekommt, sondern immer auch die eingestellten Menüoptionen an den schwarzen Rändern eingeblendet sieht.
Bedienung
Die Bedienung erfolgt über Drehrädchen kombiniert mit Touchscreen, was uns gut gefiel: Es lassen sich beim Filmen dank Custom-Buttons nun Blende, Shutter und ISO schnell und separat einstellen. Gegenüber der ersten NEX 5 gibt es diese volle manuelle Kontrolle nun auch im Videomodus. In in den Bildeinstellungen lässt sich dazu die Bildcharakteristik in Grenzen beeinflussen.
Nachdem wir erfahren haben, dass man so aus einer NEX-5N mit dem Porträt Modus eine gehörige Portion Dynamik beim Filmen erreichen kann, haben wir es einmal kurz ausprobiert: Und um es kurz zu machen, ja, die Dynamik wird bemerkenswert groß, wenn man im Portrait-Modus die Schärfe und den Kontrast auf -3 stellt, dazu die Sättigung mit -1 etwas herunterfährt und den Dynamik-Extender auf 1 stellt, wie similaar es in seinen Flaat11-Einstellungen empfiehlt.
Doch leider können wir bei den Aliasing-Artefakten keine signifikanten Verbesserungen zu den anderen NEXen feststellen. Selbst bei komplett heruntergeregelter Schärfe gibt es noch immer deutliche Falschmuster in unserem Schärfe-Chart, dazu fallen auch die chromatischen Aberrationen ins Auge:

Bei normalen Einstellungen potenzieren sich die Skalierungseffekte sogar noch deutlich, wodurch die Sony zu einem echten "Pattern Inventor" mutiert, sprich Muster dazu erfindet, wo gar keine sind:

Fazit
Mit dem NEX 5-Update, das den unscheinbaren Namen N trägt, erweitert Sony mit der NEX 5N für HD-Filmer die kreative Kontrolle enorm. Endlich lassen sich Verschlusszeit, Blende und ISO frei Regeln und durch den Portrait-Modus bekommt man einen hohen Dynamik-Modus obendrauf, den man bei der Panasonic GH2 immer noch schmerzlich vermisst. Die Schärfe bleibt dabei systemtypisches Mittelmaß, die Lichtstärke gegenüber AVCHD-Camcordern bemerkenswert. Leider ist jedoch auch die NEX-5N in unseren Augen nicht der erhoffte Geheimtipp für Videofilmer geworden, da sie sich im Bereich der Artefakte kaum unkritischer Verhält, als eine Canon EOS 550D, die für einen ähnlichen Preis noch einen Tick mehr Dynamik ermöglicht und dazu bei der Objektiv-Auswahl deutlich mehr Optionen bietet. Die Panasonic GH-2 bleibt gleichzeitig -was fehlerfreie Bildschärfe angeht- nach wie vor eine andere Liga in diesem Preisbereich. Dennoch ist die NEX 5N ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wobei man bei Sony niemals weiß, ob so etwas wie der extrem dynamikreiche Portrait-Modus nicht nur ein unabsichtliches Versehen ist.