Test Sony Alpha 6300 - Teil 1: Licht und Schatten

Sony Alpha 6300 - Teil 1: Licht und Schatten

Auf die Sony Alpha 6300 haben viele Anwender lange sehnlichst gewartet. Mit APS-C Sensor und 4K-Fähigkeit ist sie eigentlich Sonys erste Kamera, die als direkte Konkurrenz zur GH4 gesehen werden kann. Und endlich auch bei uns im Testlabor eingetroffen…

// 16:47 Mo, 30. Mai 2016von

Unsere Betrachtungen zur Sony Alpha 6300 sind noch nicht abgeschossen, jedoch warten schon viele Leser auf unsere Meinung. Daher veröffentlichen wir schon einmal unsere ersten Ergebnisse und liefern die übrigen Erkenntnisse in einem zweiten Teil nach…



Nachdem Sony im Kleinbild-Vollformat-Kamerabereich mit der A7-Serie in den letzten Monaten und Jahren ein wahres 4K Produktfeuerwerk gezündet hat und auch bei den kompakten Fotoapparaten mit 1 Zoll-Sensor (RX10/100) bei vielen Filmern punkten konnte, blieb die Position einer 4K-fähigen APS-C Kamera mit 4K-Filmoption auffällig lange Zeit leer.





Warten auf 4K mit APS-C

Vielleicht ist dies schon ein Zeichen dafür, wie schwer sich Sony gerade bei diesem Format getan hat, sich von seinen professionellen Cine-Kameras weit genug zu distanzieren. Schließlich ist APS-C DAS Cinema-Format, welches dem klassischen, analogen Super35 Film am nähsten kommt.



Eigentlich sollte die typische 8 Bit Limitierung ja schon ausreichen, Filmprofis von der Alpha 6300 fern zu halten, jedoch fällt die Produktdistanzierung im APS-C-Segment noch einmal deutlich schwerer, weil sich aktuell in Sonys Profi-Portfolio bis 6.000 Euro ebenfalls noch reine 8 Bit-Lösungen wie die FS5 finden.



Auf der anderen Seite hält Panasonic mit der GH4 im Marktsegment der filmenden Systemkameras bis 1.500 Euro schon seit zwei Jahren kräftig die Stellung. Dazu brachte Samsung mit der NX1 in dieses Segment sehr viel Unruhe, indem sie durch echtes Sensor-Downsampling die Messlatte für 4K-Auflösungsqualität in diesem Preisbereich (und auch noch weit darüber) gehörig angehoben haben.



All dies könnte die verzögerte Nachfolgeregelung zur ansonsten ebenfalls sehr gut laufenden Alpha 6000 erklären. Doch nun ist die Alpha 6300 da und hat entsprechend viel zu bieten.



Die Sony A6300 ist noch etwas kompakter ausgefallen als die A7-Serie.
Die Sony A6300 ist noch etwas kompakter ausgefallen als die A7-Serie.


Mit 1250 Euro Gehäusepreis auf Augenhöhe der Panasonic GH4 und der Samsung NX1, kombiniert die neue Sony dabei ein paar mächtige Features mit einigen Spaßbremsen…




Preisverdoppelung für 4K?

Die Zeiten, in denen sich Sony im Systemkamera-Markt über günstige Preise behaupten musste, scheinen nun endgültig vorbei. Der Startpreis von 1250 Euro für den reinen APS-C Body ist (allerdings selbst für Sony-Verhältnisse) wieder relativ hoch angesetzt worden, spiegelt aber auch wieder, wie selbstbewusst Sony mittlerweile im Segment der spiegellosen Systemkameras agiert. Die Vorgängerin Alpha 6000 ist immer noch breit im Markt (teilweise schon unter 500 Euro) zu haben und dürfte sich gerade aufgrund des Preis-Unterschieds immer noch sehr gut verkaufen. Fotografen, die nicht unbedingt 4K benötigen, dürften daher in der Regel zum Vorgängermodell greifen.







Ähnlicher Feature-Umfang wie die A7-Serie

Wer jedoch in 4K filmen will, bekommt erst mit der A6300 ein paar einzigartige Features. Sowohl S-Log2 also auch S-Log3 wurden mit sämtlichen zugehörigen Farbprofilen implementiert. Dazu kann man auf dem Sucher und im Display sich die Log-Vorschau gleich REC709 (800%) korrigiert anzeigen lassen. Die ISO geht in beiden Log-Profilen bis auf 800 herunter und ein Mikrofonanschluss ist vorhanden (sowie eine XLR-Option über den Zubehörschuh möglich).



Negativ fällt auf, dass ein Kopfhörerausgang fehlt und dass der Sensor nicht beweglich gelagert wurde, was viele Anwender nach der späten Einführung der Kamera eigentlich erwartet hatten.





Es bleibt (vorerst) bei 8 Bit

Ebenfalls schade, aber nicht anders zu erwarten: Die interne 4K-Aufzeichnung erfolgt nach wie vor ausschließlich in 8 Bit, was Sony in Anbetracht des nun aufkeimenden HDR-Booms in der Consumer-Elektronik in Zukunft in den Rücken fallen könnte. Denn wie es aussieht, dürften in diesem Jahr nicht nur viele Fernseher und Monitore 10 Bit fähig werden, sondern auch Grafikkarten und Spielkonsolen werden diesen Trend im Wohnzimmer vorantreiben. Außerdem ist zu erwarten, dass ActionCams und günstige Kompaktkameras von No-Name-Herstellern in naher Zukunft mit dem 10 Bit Feature werben werden, weil die hierbei einsetzten Chips von Ambarella und Co. dieses Feature ebenfalls bereits in Hardware mitbringen. Gerüchten zufolge dürfte auch der in diesem Preisbereich erwartete direkte Konkurrent von Panasonic - die GH5 - ebenfalls mit interner 10 Bit Aufnahme aufwarten. Unklar bleibt in diesem Zusammenhang, inwiefern Sony diese Funktion schon unterstützen könnte, jedoch nicht freischaltet. Der interne BIONZ X Signalprozessor der Alpha 6300 verrichtet nach einigen Quellen aus dem Netz auch seinen Dienst in der professionellen PMW-FS7. Und diese beherrscht eine 10 Bit Aufzeichnung. Doch solche Spekulationen dürften wohl erst für einen Nachfolger der A6300 relevant werden.





4K-Vorschau nicht pixelgenau

Ein weiteres Problemfeld der A6300 ist die vergrößerte Vorschau auf dem Display und dem Sucher. Offensichtlich ist die Kamera nicht in der Lage, bei der vergrößerten Ansicht eine pixelnative Vorschau zu errechnen. Dies erschwerte nicht nur die Fokussierung an unserem Auflösungstestbild, sondern macht auch beim (semi)professionellen Einsatz ein zusätzliches Display praktisch zur Pflicht. Das externe Signal über HDMI liefert dagegen den kompletten Sensor-Readout. Allerdings muss man dann auch über einen externen Recorder aufzeichnen. Die A6300 stellt nämlich in 4K zwei verschiedene HDMI-Ausgabemöglichkeiten zur Wahl: Einmal voller Sensor-Readout ohne interne Aufzeichnung und einmal beschränkter HDMI-Output + interne 4K-Aufzeichnung. Schade, denn diese notwendige Option nimmt der Kamera schon wieder ihren Stealth-Vorteil. Das Fokus Peaking ist in diesem Fall auch nur begrenzt hilfreich, weil es sich über die Line-Skipping-Artefakte legt.





Rolling Shutter

Der noch größere Showstopper für den Run and Gun/Quick and Dirty Einsatz ist jedoch der Rolling Shutter. Leider müssen wir der A6300 attestieren, dass sie im 4K-Videomodus wirklich das schlechteste Ausleseverhalten hat, das wir je an einer 4K-Kamera gesehen haben. Geschätzte 40ms dauert ein Auslesevorgang von oben links bis unten rechts, was selbst bei schnellen Objektbewegungen ohne Schwenk schon zu sichtbaren Jello-Artfakten führen kann. Somit ist die A6300 eine Kamera für den primären Stativ-Einsatz. Dort kann sie allerdings tatsächlich visuell punkten und auch bequem mit einem 4K-Recorder kombiniert werden. Günstiger bekommt man aktuell nirgendwo einen herunterskalierten, fast artefaktfreien 4K-Sensorreadout mit genormten Log-Profilen. Allerdings fielen uns bei der A6300 im S-Log-Modus deutliche Sprungstellen in der Quantisierungstabelle auf, auf die wir in einem separaten Folgeartikel noch näher eingehen werden.





Bedienung und Funktionsumfang

Die übrigen Funktionen der Kamera sind extrem “üppig”, wie man es von schon von den 4K-fähigen A7-Modellen kennt und die Menüs ebenso verwirrend und tief. Persönlich finden wir die Kamera dennoch gut beherrschbar, wenn man sich etwas eingearbeitet hat und die Quick-Menü-Zugriffsfunktionen für den eigenen Einsatz sinnvoll konfiguriert hat.



Blende und Verschlusszeit lassen sich über separate Drehrädchen direkt verstellen und der Zugriff auf die ISO sowie den Weißabgleich ist einen Klick entfernt. Will man jedoch einen Weißabgleich über eine Graukarte oder Weißfläche einstellen, so muss man hierfür zwingend in den Fotomodus wechseln. Im Videomodus gibt es dagegen frei einstellbare Kelvin-Zahlen sowie diverse Presets und Verschiebungs-Optionen.





Aus dem Messlabor

Ein erster Blick auf unser 4K-Schärfechart scheint erst einmal anzudeuten, dass sich das Warten auf die A6300 für viele gelohnt haben könnte:



Die Sony Alpha 6300 im slashCAM 4K-Schärfetest
Die Sony Alpha 6300 im slashCAM 4K-Schärfetest


Kaum sichtbare Artefakte bei sehr feiner Detailwiedergabe sprechen dafür, dass Sony hier für das 4K-Bild tatsächlich den gesamten APS-C-Sensor komplett ausliest und in der Kamera sauber herunterskaliert. Dieses Bild haben wir in S-Log2 aufgezeichnet und bei näherem hinsehen fällt manchem Leser vielleicht auf, dass in den dunkelsten Bildbereichen etwas nicht ganz zu stimmen scheint. Es gibt anscheinend Sprungstellen in den dunklen Bildbereichen. Doch um diesen Artikel nicht weiter zu verzögern, werden wir dieser speziellen Problematik noch einen Nachfolgeartikel widmen.







Low Light 12 LUX

Bei wenig Licht zeigt die Kamera ohne Bildprofil schon eine bemerkenswerte Performance. Besonders was das Rauschen anbelangt, gibt es hier quasi "fast nichts" zu sehen:



Die Sony Alpha 6300 ohne Bildprofil bei 12 Lux im Lowlight Test.
Die Sony Alpha 6300 ohne Bildprofil bei 12 Lux im Lowlight Test.


Wir haben “spaßeshalber” einmal dieses Bild genommen und in Resolve die Farbtemperatur korrigiert. Ohne weitere Einstellungen gelangten wir dabei zu diesem Bild:



Sony Alpha 6300 - Teil 1: Licht und Schatten : 12LUXnach DaVinci


Erstaunlich ist dabei, wie klar das Bild trotz komplett hochgedrehtem Blaukanal bleibt.



Hier noch einmal die gleiche 12 LUX Aufnahme in S-Log2:



Die Sony Alpha 6300 mit S-Log 2 bei 12 Lux im Lowlight Test.
Die Sony Alpha 6300 mit S-Log 2 bei 12 Lux im Lowlight Test.


sowie 12LUX in S-Log 3:



Die Sony Alpha 6300 mit S-Log 3 bei 12 Lux im Lowlight Test.
Die Sony Alpha 6300 mit S-Log 3 bei 12 Lux im Lowlight Test.


Alle Log-Aufnahmen erfolgten übrigens bei ISO800, 1/25s und F1,4.







1200LUX und Farben

Die Farbwiedergabe der A6300 ist mal wieder -wie bei Sony typisch- fast schon übertrieben. Hier einmal unser Testkasten bei 1200 LUX ohne Bildprofil abgefilmt:



Die Sony Alpha 6300 ohne Bildprofil bei 1200 Lux.
Die Sony Alpha 6300 ohne Bildprofil bei 1200 Lux.


Hier dürften viele Filmer gerne zum Entsättigungsregler greifen. Wahrscheinlich dürften jedoch die meisten szenischen Filmer sowie in S-Log2 oder 3 filmen. Hier einmal das Bild als S-Log2-Variante:



 Die Sony Alpha 6300 mit S-Log2 bei 1200 Lux.
Die Sony Alpha 6300 mit S-Log2 bei 1200 Lux.


Und hier noch einmal in S-Log3



 Die Sony Alpha 6300 mit S-Log3 bei 1200 Lux.
Die Sony Alpha 6300 mit S-Log3 bei 1200 Lux.


Hier kann man in unserem Testbild die hohe Dynamik der Bildprofile durchaus erkennen. Einmal in der Zeichnung im weißen Puschel oben rechts und einmal in der Schallplatte und den Schattenbereichen.



Im zweiten Teil dieses Artikels (und vor unserem Fazit) werden wir noch näher auf die Sprungstellen in der LUT sowie auf die möglichen Überhitzungsprobleme der Kamera eingehen.



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